Whiskybase
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Die Nordwestküste von Islay, allgemein als Bolsa oder Bholsa bezeichnet, ist ein abgelegenes Netz von Höhlen, natürlichen Felsbögen und Sandstränden. Und nach diesem Küstenabschnitt hat Ardnahoe seine letzte Veröffentlichung getauft.
Auf dem Verpackungskarton steht auf goldenem Feld mit bordeauxroter Schrift "Matured predominantly in Oloroso Sherry Casks". Was für eine herrliche Umschreibung - ich liebe dieses Understatement! Was könnte dies alles bedeuten, 50,1% oder gar 99%?
Auf der Webseite der Brennerei findet man dazu zwar keine Information, jedoch im Internet kann man bei Seiten von Whiskyhändlern lesen, dass wohl 45% Ex-Bourbon- und 55% Oloroso-Fässer verwendet wurden - somit ist die Aussage, dass der Whisky überwiegend in Sherryfässern lag korrekt.
Auch wenn man nach der Farbe geht, die deutlich dunkler ist als bei der Vorgängerversion, dem Infinite Loch, wo zwar auch Sherryfässer zur Reifung beitrugen, jedoch vorwiegend Ex-Bourbon-Fässer Anwendung fanden, muss hier deutlich mehr Sherry in der Mischung dabei sein.
Wie bei den anderen Versionen - mit Ausnahme der Society 2024 Flasche, die in Fassstärke abgefüllt wurde - kommt auch Bholsa mit einer Alkoholstärke von 50%. Alter ist, wie beim Infinite Loch, keines am Etikett zu finden. Jedoch kann der Single Malt nicht viel älter als fünf bis sechs Jahre alt sein.
Aussehen
Rötliches Kupfer.
Nase
Sehr angenehme Rauchentwicklung. Eine Mischung aus mineralischer Steinkohle mit dem einen und anderen Holzscheit, schön sauber und klar in seiner Ausprägung. Schmutzig, phenolisch oder auch eine Assoziation nach Mullbinde, Heftpflaster oder allgemein Krankenhaus sucht man vergeblich. Der Rauch ist anfänglich durchaus präsent, aber er ist nicht total dominant, er lässt den dahinter liegenden Aromen ihren Platz zur Entfaltung. Und dies ist auch gut so! Denn da verbergen sich fruchtig säuerliche rote Beeren, wie Himbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren wo ein paar Ribiseln untergemischt sind. Auch ausgepresstes Mark einer Vanilleschote und getrocknete italienische Küchenkräuter finden sich. Haselnüsse und Walnüsse zusammen mit einer leicht herben dunklen Schokolade und ein paar Krümmel Lakritze sorgen als Rückgrat gegen Ende des Geruchs für eine gute Basis. Was ein wenig überrascht ist das Fehlen einer irgendwie gearteten Süße, außer der, die man eventuell bei den roten Früchten mit schmeckt. Aber Noten von Honig, Karamell oder ähnliches, Fehlanzeige. Muss sagen, dies gefällt mir.
Geschmack
Ok. Hier im Mund zeigt der Rauch aber von Beginn weg, was er kann. Auch eine leichte Süßigkeit ist jetzt ebenfalls wahrnehmbar, immer noch sehr dezent, aber doch vorhanden. Und dann kommen die Fruchtaromen wieder zum Vorschein. Es sind abermals diese fruchtig sauren roten Beeren, wie geräucherte rote Haribo Gummibären, als wären sie zu lange über einem Lagerfeuerrauch gelegen. Etwas Kirschsaft ist auch mit von der Partie. Die für Oloroso Sherryfässern oft so typischen getrockneten Früchte, wie Datteln, Feigen und Konsorten finde ich hier weniger. Dafür aber geröstete Nüsse mit dunkler Schokolade und wieder die getrockneten Kräuter, die gen Richtung Finish die aromatische Oberhand gewinnen.
Abgang
Der Rauch bekommt nun Unterstützung von kalter Asche und nimmt nochmals zu. Ein paar Bröseln von getrockneter Tabakblätter finden sich nun auch im Geschmacksreigen. Die Beeren werden gegen Ende hin dunkler, jetzt könnten auch die Datteln da sein, die ich noch vorher im Geschmack vermisst habe (ok, vermisst habe ich sie nicht wirklich!).
Fazit
Die nächste Abfüllung dieser noch jungen Islay-Brennerei, die mir sehr gut gefällt. Zeigte der Infinte Loch noch mehr Ex-Bourbonfass Charakter mit seiner Vanille oder der Zitrus-Note hat der Bholsa eine krasse Rauch-Berrenfrucht Kombination am Start. Die bei Ardnahoe nun schon gewohnte Alkoholstärke von 50% sind perfekt integriert. Eine vermeintliche Jugendlichkeit ist nicht zu schmecken. Hier müssen wirklich gute Fässer am Wirken sein. Ich hoffe Ardnahoe macht so weiter, dann werden wir noch viel Freude mit dieser Brennerei haben.
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