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Loch Lomond ist eine dieser Brennereien, die die wenigsten von uns am Schirm haben oder viel Beachtung schenken. Jedoch sind sie sehr spannend. Genau an der Grenze zwischen den Lowlands und Highlands gelegen, bietet die erst 1966 eröffnete Destillerie einige Besonderheiten. So ist sie die einzige Brennerei in Schottland, die auf ihrem Gelände sowohl mit klassischen Pot Stills Single Malts als auch mit einer Column Still Grain Whisky produziert und somit einen Single Blended Scotch Whisky herstellen kann.
Besondere Brennblase
Zusätzlich zu den Pot Stills und der Kolonnen-Brennanlage verfügt Loch Lomond über einige Straight Neck Pot Stills oder auch Lomond Stills genannt. Diese besonderen Brennblasen, die in den 1950igern entwickelt wurden, bestehen aus einem kugelförmigen Rumpf und einem zylindrischen Aufsatz. In diesem Aufsatz befinden sich versetzbare durchlöcherte Kupferplatten sowie eine verstellbare Überleitung zum Kühler. Damit wird der Rückfluss des Destillats gesteuert und somit auch das Aromenspektrum des daraus entstehenden New Makes.
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Die Vielzahl der unterschiedlichen Brennblasen, inklusive der Lomond Stills (rechts im Bild), bei Loch Lomond auf einem Blick. Fotocredit: Loch Lomond |
Mit Hilfe dieser ungewöhnlichen Brennblasen-Sammlung stellt die Brennerei eine Vielzahl an unterschiedlichen Rohbränden und Kombinationen her, die sowohl nicht rauchig, mittel rauchig oder sehr rauchig sind. Die Whiskys werden unter verschiedenen Marken vertrieben, neben Loch Lomond gibt es weiters Inchmurrin (nicht rauchig), Inchmoan (rauchig) und Single Grain (sowohl nicht rauchig als auch rauchig). Zusätzlich dazu findet man, meist bei unabhängigen Abfüllern, Bezeichnungen wie Croftengea, Graiglodge, Glen Douglas, Inchfad oder Old Rhosdhu für Loch Lomonds Whiskys wieder.
Loch Lomond 14y
Der 14jährige Loch Lomond ist nicht rauchig und erhielt nach einer Reifung in Ex-Bourbon-Fässern ein bis zu 12 Monate langes Finish in Fässern aus leicht getoastete französischer Limousin Eiche. Abgefüllt wird er mit 46%. Mein Sample stammt noch von einer Abfüllung aus 2020. In der Zwischenzeit gab es bei Loch Lomond eine Änderung bei Flaschenform und Label-Design. Es soll sich auch minimal die Zusammensetzung der Fassbelegungen bei der Core-Range geändert haben. Offizielle Angaben dazu konnte ich keine finden.
Aussehen
Bernstein.
Nase
Sofort viel süßer Honig, dem der Duft reifer gelber Birnen nahtlos folgt. Überhaupt ist der Ersteindruck ein sehr fruchtiger. Es gesellen sich neben den Birnen auch saftige, etwas mehlige, gelbe Äpfel genauso zum aromatischen Duftkorb hinzu wie Zuckermelonen und Aprikosen. Etwas Zimt mischt sich zusammen mit den mit Fortdauer stärker in den Vordergrund rückenden Einflüssen vom Holz. Eine leichte Schmutznote schwebt über dem Ganzen, sie ist nicht genau zu greifen, ist aber durchaus interessant. Die Kombination aus der Würzigkeit vom Holz, wahrscheinlich macht sich hier vor allem das Finish im französischen Eichenholz bemerkbar, und den Früchten wirkt harmonisch und durchaus elegant.
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Fotocredit: whiskybase.com |
Geschmack
Im Mund findet sich ein weicher aber durchaus voller Geschmack mit einem guten kräftigen Mundgefühl. Der Honig bekommt durch süßes Toffee Unterstützung. Fast schon cremig gestaltet sich der Anfang. Dann erscheint eine leichte Pfeffernote und eröffnet die Würzigkeit des Holzes. Muskatnuss, Zimt aber auch Noten von Roibuschtee untermalen diese holzige Dominanz. Es folgen aufgeschnittene Vanilleschoten sowie Kompott aus Zuckermelonen, Birnen und Aprikosen sowie Milchschokolade mit Kokosraspeln.
Abgang
Dem flüssigen Bounty Schokoriegel folgt wieder die, bereits aus der Nase bekannte, leicht schmutzige Note sowie noch mehr trockenes Holz mit einer leicht muffigen Attitüde. Insgesamt kommt ein mittellanges Ende zum Tragen.
Fazit
Ich bin sehr positiv überrascht. Der Whisky wirkt mit seiner ausgeprägten Holzaromatik und dem gleichzeitigen fruchtigen Auftritt fast älter, als seine 14 Jährchen, es annehmen ließen. Da hat man schon etwas im Glas mit dem man sich auch länger beschäftigen kann. Für die aktuellen rund € 50,- durchaus eine Kaufoption.
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