Donnerstag, 29. Oktober 2020

Glenfarclas No. 23 Jakob I. 1989-2019



Whiskybase

Obwohl der Glenfarclas 25y vor meiner Whisky-Hobbyzeit der mit Abstand teuerste und mir am meisten im Gedächtnis gebliebene Malt für lange Zeit war, habe ich bis dato wenige Whiskies aus dieser Brennerei gekostet. Dieser Zustand muss geändert werden. Den Beginn meiner „spirit“uellen Reise starte ich mit der No. 23 Jakob I. aus der Persönlichkeiten Edition. Der 29jährige von 1989 bis 2019 hat 46% Alkohol, selbstverständlich ungefärbt und nicht kühlgefiltert.

Nase & Aussehen
Die Farbe im Glas ist ein dunkles Kupfer. Schöne Schlieren rinnen langsam am Rand des Snifters entlang. Gleich beim Eingießen ins Glas weht eine Wolke von Sherryaromen in die Nase. Jedoch eher die hellfruchtigen, anstatt der vollen schweren. Schöne süße Orangensaftigkeit sticht hervor. Nach ein paar Minuten Ruhe im Glas fügt sich dem Geruch süßer Honigduft hinzu. Auch reife, saftige rote Weinbergpfirsiche sind präsent. Die Eiche meldet sich mit gerösteten Haselnüssen. 

Nach den ersten beiden Schlücken addieren sich noch dunkle Beeren zu den bereits vorhanden Aromen. Insgesamt eine sehr feine, schöne und elegante Nase.


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl. Karamellsüß und sehr fruchtig mit deutlicher Orange und Pfirsich. Überraschend frisch und leicht für seine lange Lagerzeit im Geschmack. Nach dem ersten Schluck melden sich, wie in der Nase auch im Geschmack, die Beeren. Die Eiche macht sich nur durch eine leicht, prickelnde Würzigkeit bemerkbar, die langsam in Zimt und Muskatgewürze übergeht.

Abgang
Sehr dezente Eiche für 29 Jahre. Kaum bis keine Bitterkeit. Schokolade mit einem Hauch von Rauchassoziation. Lange bleibt der Eichengeschmack im Mund haften. Aber auch die Orange, nun eher die Zesten, sind weiterhin vorhanden. Auch so etwas wie Tabaknoten sind zu bemerken.

Fazit
Irgendwie habe ich von der Nase bis zum Ende das Gefühl, den großen Bruder vom 25jährigen aus der Core Range vor mir zu haben. Die Aromen sind alle um eine Spur gesetzter und ausbalancierter. Sehr lecker und süffig. Die lange Reifezeit von fast 30 Jahren hätte ich zwar jetzt blind nicht herausgeschmeckt, die Qualität jedoch schon. Auf jeden Fall ein sehr schöner Einstieg in die Welt von Glenfarclas, außerhalb der Core Range.

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Edradour Special Cuvée 9y Oloroso + Sautern Cask

 


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Nase & Aussehen
Oloroso Sherry und Sautern Süßwein, eine interessante Mischung. Und dies dann noch mit fassstarken 55,9 % Alkohol. Da bin ich mal gespannt, was mich da erwartet.

Mit einem bräunlich, rötlichen Farbton, der stark an Bronze erinnert, liegt der Edradour im Glas. Wie ein dünner Ölfilm schmiegt sich der Malt am Glasrand an. 

Wow, das ist mal eine komplexe Nase. Da tut sich gleich mal sehr viel in der Nase. Sofort habe ich markante dunkle Sherrynoten. Rote Früchte, aber eher eine Mischung aus den klassischen dunklen, wie Zwetschke, Kirschen aber auch hellfruchtigere Beeren sind zu riechen. Dann gesellen sich Tabak und Leder dazu. 

Der Geruch wechselt dann zu vergorenen Weintrauben, ein Anflug von Balsamico. Generell umweht eine intensive Süße die Nase. Jedoch mehr Fruchtsüße als Honig oder Karamell - eher getrocknete und in Zucker eingelegte Früchte wie Mango oder roter Apfel. Nach einiger Zeit im Glas wird es deutlich würziger. 

Geschmack
Voll und zugleich cremig ist der Malt im Mund. Eine Kombination aus Süße und Gewürzen mit schönen Tabaknoten sind sofort präsent. Die Eiche ist sehr würzig, man könnte fast an etwas Rauch denken. Beim zweiten Schluck addieren sich noch dunkle Trauben und Zwetschken zu den anderen Geschmacksnuancen. Mit etwas Wasser wird es harmonischer und ausgewogener. 

Abgang
Die Eiche wird gegen Ende hin aromatischer. Die Gewürze wie Muskat und Küchenkräuter sind länger im Mund vorhanden. Der Tabak und auch etwas Süßes schwebt weiterhin dezent im Finish mit. Der Alkohol wärmt schön nach. Der Malt bleibt schön lange im Mund aktiv.

Fazit
Ich mag ja den Edradour 12y Caledonia sehr gerne. Und vor allem im Geschmack und im Abgang merke ich die Verwandschaft. Die Oloroso-Einflüsse mit der europäischen Eiche sind bei beiden für mich stark präsent. Generell ist dies ein Malt, den man nicht so nebenher trinkt. Der will Aufmerksamkeit, von Beginn an. Und die verdient er auch. Der Alkohol kommt immer wieder deutlich durch. Aber mit etwas Wasser wird es runder und fruchtiger. Er ist ein wenig wild und schroff, aber das gefällt mir. Nicht für jeden Tag. Würde ich ihn mir zulegen, wenn es ihn noch gäbe? Ja.

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Blair Athol 10y WhB Red Wine Barrique



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Nase & Aussehen
Die Farbe vom Blair Athol ist, dem Rotweinfass wohl geschuldet, ein schönes Gold mit einem leichten Rotstich. Ohne Wasser ist der Alkoholanteil von 56,6% in der Nase durch leichtes Stechen bemerkbar. Ansonsten zeigt er sich zu Beginn eher von der verhaltenen Seite. Man benötigt etwas Geduld, damit sich die Aromen entfalten. Dann kommen rote und dunkle Beeren wie Brombeeren und Heidelbeeren zum Vorschein. Tabakblätter beginnen die fruchtigen Beeren-Noten zu umschmeicheln. Diese ganzen Aromen werden von einer schönen Karamellsüße getragen. Mit mehr Zeit im Glas nimmt der Tabak zu und wird mit Nüssen kombiniert. Der Karamell wandelt sich zum Nougat. 

Geschmack
Weiches und cremiges Mundgefühl. Sehr süßer, fruchtiger Antritt. Die tollen Tabaknoten sind ebenfalls sofort präsent. Der Alkohol ist im Mund kaum spürbar, sehr gut eingebunden. Zusammen mit den Tabakaromen kommen auch Gewürze wie Muskat und Zimt zum Vorschein. Leicht spritzig in Richtung Abgang - könnte die Eiche etwas hervorschielen. Mit Wasser wird der Malt deutlich süßer.

Abgang
Hier sind zuerst weiterhin die Tabakblätter zu schmecken. Die Eiche wird erst gegen Ende hin durch eine angenehme bittere Nuance bemerkbar. Ganz zum Schluss wird es leicht adstringierend und es meldet sich nochmals die süße Fruchtigkeit durch Beerengeschmack zurück.

Fazit
Der Malt benötigt wirklich Geduld. Aber dann weiß er mit einer tollen Tabak- und süßen Nougatnote in der Nase zu gefallen. Auch der Geschmack zeigt sich fruchtig und weiterhin tabakorientiert. Sehr lecker. Mit Wasser verringern sich sowohl im Geruch als auch im Geschmack die Tabakaromen, dafür wird es süßer und ausgewogener. Alles in allem ein sehr schönes Beispiel eines gelungenen Rotweinfass gereiften Malts.

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Kavalan Solist Port Cask 2016



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Nase & Aussehen
Wie dunkles Mahagoni schimmert der Kavalan im Glas. Der Geruch ist so dicht! Es dauert ein wenig, die einzelnen Komponenten auseinander zu dividieren. Sofort eine intensive süße Nase mit wuchtigen dunklen Sherry Aromen wie Zwetschken, Datteln und Beeren. Eine tolle Rosinenfracht enthüllt sich gleichzeitig. Orangenschalen mit Muskat und Zimt. Der Alkohol macht sich im Hintergrund mit einer minzigen und zugleich auch schokoladigen After Eight Note bemerkbar, aber für 58,6% ist er sehr gut eingebunden. Mit ein paar wenigen Tropfen Wasser erheben sich noch mehr die Früchte im Rumtopf in den Vordergrund. 

Geschmack
Am Anfang noch prickelnd durch den Alkohol und die Eiche, wird es schnell wieder süßfruchtiger. Im Mund setzt sich dieses dichte Ensemble an fruchtigen und würzigen Geschmäckern fort. Zu den Sherryfrüchten gesellen sich Leder und Tabak hinzu. 

Mit Wasser verstärkt sich das pfeffrig/prickelnde Gefühl sogar anfänglich mehr als ohne Wasser. Dafür wird es mit Wasser fruchtiger und süßer. 

Abgang
Die Eiche blitzt kurz auf. Der Abgang ist insgesamt eher mittellang. Die Frucht- und Gewürzaromen sind kurz vorhanden. Dann dominieren die Tabaknoten. Am Ende ein wenig adstringierend am Gaumen. 

Fazit
Der ist vom Anfang bis zum Ende ein Genuss. Die Dichte im Geruch ist sehr schön. Ebenfalls toll ist, dass der Malt im Geschmack überhaupt nicht abfällt. Mit Wasser wird der Gesamteindruck süßer und runder. Vor allem im Mund. Wenn man einen Minuspunkt vergeben will, dann beim etwas kurzen Abgang. Hier merkt man am ehesten seine wahrscheinlich eher kurze Lagerzeit im Fass. Ein wirklich toller Malt, der seinen Preis, auch für die Jugend, mehr als wert ist. 

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