Mittwoch, 14. Mai 2025

Lochlea 6y 2018/2024

 


Whiskybase

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Nach dem Besuch der Holyrood Brennerei in Edinburgh und dem nachträglichen Verkosten ihrer Ambir Abfüllung habe ich richtig Lust auf die Lowlands und deren jungen Whisky Erzeuger bekommen. Und so besorgte ich mir ein Sample vom neuen Lochlea 6y, der letzten Sonderabfüllung der familiengeführten Farm Brennerei, als diese in unserer Whisky Gruppe verteilt wurde.

Bislang hatte es noch kein Whisky dieser jungen durchaus sympathischen Destillerie in mein Glas geschafft. Da kam die bislang älteste Ausprägung, nach dem letztes Jahr hausgekommenen Fünfjährigen zum richtigen Augenblick.

Für diese zweite Abfüllung der Brennerei mit Altersangabe wählten die seit Ende des letzten Jahres als neue Master Blenderin fungierende Jilian Boyd und der Distillery Manager Darren McCormick die drei 1st Fill Bourbon Barrels #132, #135, #138 sowie die drei Oloroso Sherry Butts #250, #251 und #252 aus dem Jahr 2018 aus. Die Fässer stammen somit aus der Zeit des Produktionsstarts der Farm-Brennerei.

2.500 Flaschen kamen aus den sechs Fässern heraus und wurden ohne Kältefiltration und nachträglicher Färbung mit 50% Volumenstärke abgefüllt. 

Die Flasche ist schon eine Augenweide.
Fotocredit: Lochlea Distillery

Aussehen
Helles Mahagoni


Nase
Die erste Assoziation, die mir durch den Kopf schießt, ist der Duft von rosa blühenden Fliederbüschen, die in voller Pracht stehen. Sehr blumig und luftig. Von den typisch mit Sherryfässern in Verbindung bringenden Aromen habe ich erstmals noch nicht viel. Im Hintergrund liegen frisch gezupfte Minzblätter. Eine leichte Schärfe belebt die Nase und spiegelt etwas seine Jugend wieder. Aber dies stört jetzt nicht den Genuss, von jugendlichen Fehlnoten ist hier nichts zu merken.

Nach ein wenig Standzeit öffnet er sich merklich. Ein Obstsalat aus Erdbeeren, Himbeeren, Orangen, roten Äpfel und dem einen und anderen Stück Honigmelone sorgt für einen schön fruchtig und säuerlichen Touch. Ok. Nun erscheinen auch immer mehr klassischere Noten von den Oloroso Sherryfässern. Dazu gehören neben den Beeren vor allem Milchschokolade, geröstete Haselnüsse, ein wenig Schuhcreme und Anklänge von altem Leder sowie etwas Tabak. Ein paar Tropfen Vanilleextrakt sind nun auch mit von der Partie.

Der Junge benötigt wahrlich Zeit im Glas um sein Potential zu entfalten. Dann kommen die Gerüche nach und nach zum Vorschein und wissen durchaus zu Gefallen. Besonders interessant ist eine harzige Note, wie bei einem griechischen Retsinawein, die zusammen mit einer leicht muffigen Attitüde für eine angenehme Tiefe sorgt.


Geschmack
Es ist nicht dünn, aber richtig cremig ist das Mundgefühl auch nicht. Es beginnt im Mund sogleich mit einer überraschend, weil so gar nicht in der Nase vorhanden, intensiven süßen Note. Weniger wie Honig, mehr wie geschmolzener Zucker oder Zuckersirup. Begleitet wird die Süße von deutlichen, etwas künstlich wirkenden, Aromen roter Gummibärchen die sich im Mund bereits aufzulösen beginnen. Aber diese Fruchtigkeit verfliegt ziemlich flott und macht einer nicht so erfreulichen Schärfe von weißem Pfeffer und geriebenem Ingwer Platz. Es brennt richtig heiß im Mundraum. Das gefällt mir nicht so sehr. Dahinter verbergen sich noch ein paar Krümmel der Milchschokolade und einige geröstete Nüsse sowie auch ein paar Minzblätter. Auch die Harznoten aus der Nase lassen sich wieder finden. Aber mehr kommt durch die heiße, brennende Schärfe nicht durch. Im Geschmack ist er mir deutlich zu jung, unausgewogen und mit zu geringer Aromentiefe ausgestattet.

Drei 1st Fill Bourbon- und drei Oloroso Sherryfässer stecken in diesem 6jährigen.
Fotocredit: Lochlea Distillery


Abgang
Das Finish ist ziemlich kurzlebig. Etwas Beerenobst, Vanille, leichte Süße und Sherryansätze. Danach ein paar bittere Anklänge vom Holz der Fässer und weg ist er.


Fazit
Frische seasoned Sherrycasks, die wohl hier in Verwendung waren und den jungen Burschen aufpimpen sollten. In der Nase mag dies zwar noch einiger Maßen gut funktionieren, da gefällt er mir auch am Besten. Jedoch beim Geschmack fällt er sehr schnell sehr stark in sich zusammen. Da merkt man von den sechs Jahren im Fass leider nicht viel. Vor allem die unangenehme Schärfe passt nicht. Und beim Abgang fühlt man sich an einer Klippe stehen, bei der die Aromen von einer Sekunde auf die andere abstürzen und verschwinden.

Wenn ich diesen jungen Lowlander mit seinem, sicherlich ähnlich alten, Landsmann Ambir von Holyrood vergleiche, verliert der Lochlea 6y leider deutlich. Schade. Aber die Abfüllung und ich sind nicht kompatibel.

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