Die französische Whisky Veredlungsschmiede Michel Crouvreur ist, seit ich die beiden Overaged Varianten kosten konnte, ein Garant für einen Whisky-Stil, den ich sehr schätze. Whiskys, die eindeutig nicht jung wirken mit einer ordentlichen Portion Sherryfass-Reifung - jedoch nicht zu überbordend, wie aktuell leider sehr oft vorhanden - mit einer großen Portion Old School Flavor mit Leder, Tabak, Rosinen, roten dunklen getrockneten Früchten. Malts, mit denen man sich zum Entspannen gemütlich aufs Sofa setzt und den Tag ausklingen lässt.
Neben der extrem guten Fassauswahl gelingt dies Couvreur vor allem mit dem Lagerort, einem 150 Meter langen Felsenkeller im Burgund. Und genau von dort kommt nun auch der neue Verkostungskandidat, der Special Vatting Peaty Malt. Ein Blend aus drei verschiedenen schottischen Malts mit unterschiedlichem Alter - der jüngste ist mindestens 12 Jahre alt. Vor der Vermählung reiften die drei Whiskys in zwei Amontillado sowie einem Oloroso Sherry Fass. Wie bei Michel Couvreur üblich wird auf Färbung und Kühlfiltration verzichtet. Mit 45% Alkoholstärke wird der Special Vatting in die Flasche gefüllt.
Aussehen
Rötliches Nussbraun
Nase
Die Raucharomen sind anfänglich nicht aufdringlich. Es sind keine, wie zum Beispiel von Islay Malts gewohnten phenolischen, mineralischen Rauchschwaden. Eher von länger schon verkohlten Holzstücken und auch etwas speckiges, wie ein zu viel angebruzeltes Kotelett mit einem schönen Fettrand der zu stark angegrillt wurde und dann langsam auskühlt. Das Fleisch war mit einer schönen fruchtig, säuerlichen Marinade gebeizt gewesen. Denn der Rauch bekommt mit etwas Luft eine tolle fruchtige Komponente. Überhaupt wird es hinter dem Rauch sehr fruchtig. Getrocknete rote Früchte aber auch gleich sehr reife weiche süße Pflaumen, eine Mischung aus Erdbeer- und Orangenmarmelade sind sofort präsent in der Nase. Und dann kommen diese mir bereits vom Overaged 52% so geliebten Old-School-Aromen. Zu der Fruchtkomposition gesellt sich diese typische Mixtur aus altem, gediegenem Altherren-Salon. Dieser im positiven Sinne leicht leicht muffige Geruch nach alten Ledermöbeln, Tabakaromen die an den Wänden, Möbeln und Teppichen und Vorhängen haften und Möbelpoliturenreste. Ein Geruch, der einen einfach einlullt und zum Verweilen einlädt.
Geschmack
Der Malt startet etwas dünnflüssig aber gleichzeitig samtweich auf der Zunge. Im Gegensatz zum Geruch ist der Rauch hier im Mund nun mehr präsent. Er mutet kaltaschiger an, hat aber weiterhin auch noch diese leichte fruchtbetonte Andeutung. Zugleich ist eine unaufdringliche Süße auszumachen, weniger Honig oder Karamell. Mehr eine Fruchtsüße von getrockneten Früchten, wie Feigen, Datteln oder Aprikosen. Das Leder und die Holzpolitur sind da. Eine leichte pfeffrige Note zeigt sich in der Mitte des Geschmacks und wechselt dann wieder hin in Richtung einer angenehmen Bitterkeit, die sich aus Walnüssen und einer dunklen Schokolade mit mindestens 60% Kakaoanteil ergibt. Getrocknete Küchenkräuter blitzen immer wieder aus dem Geschmacksensemble hervor.
Abgang
Weiterhin haftet der alte Zigarrenrauch dicht am Gaumen. Man sitzt im alten Lederfauteuil und genießt ein paar Teile von einem Anisgebäck mit etwas Ingwer. Dazu getrocknete Früchte und Nüsse mit einem Schluck Espresso. Das Finish ist sehr lange.
Fazit
Der leichte Rauch lässt die Nase vielleicht um eine Nuance komplexer wirken, als beim von mir so hoch geschätzten Overaged 52%. Wobei der Malt jetzt kein filigranes Komplexitätsmonster an sich ist. Aber er verleitet einen immerzu am Glas zu riechen und den Geruch schlicht zu genießen. Ähnlich verhält es sich auch beim Geschmack und Finish. Er wirkt sehr alt und gediegen ohne je langweilig zu werden. Im Mund vielleicht nicht mehr so fruchtbetont, wie noch in der Nase. Jedoch gefällt mir der Wechsel zu den Kräutern und dem kurzen Aufflammen einer Pfeffernote sehr gut. Kurzum, toller Malt für die kältere und beschaulichere Zeit im Jahr. Da könnte sich eine Großflasche neben dem Overaged bei mir im Regal einfinden.
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English Version
The French whisky refiner Michel Crouvreur has been a guarantor for a whisky style that I appreciate very much since I was able to taste the two Overaged variants. Whiskies that clearly don't seem young with a good portion of sherry cask maturation - but not too exuberant, as is unfortunately very often the case nowadays - with a large portion of old school flavour with leather, tobacco, sultanas, red dark dried fruits. Malts with which you can sit comfortably on the sofa to relax and end the day.
In addition to the extremely good selection of casks, Couvreur succeeds above all with the storage location, a 150-metre-long rock cellar in Burgundy. And this is exactly where the new tasting candidate, the Special Vatting Peaty Malt, comes from. A blend of three different Scottish malts with different ages - the youngest is at least 12 years old. Before the blend, the three whiskies matured in two Amontillado and one Oloroso Sherry cask. As usual with Michel Couvreur, no colouring or chill filtration is used. The Special Vatting is bottled at 45% alcohol strength.
Appearance
Reddish nut brown
Nose
The smoke aromas are not initially obtrusive. There are no phenolic, mineral smoke clouds, as usual from Islay malts, for example. Rather of longer already charred pieces of wood and also something bacony, like a too much roasted cutlet with a nice fat edge that was grilled too much and then slowly cooled down. The meat had been marinated with a nice fruity, acidic marinade. Because the smoke gets a great fruity component with a little air. In general, it is very fruity behind the smoke. Dried red fruits but also very ripe soft sweet plums, a mixture of strawberry and orange marmalade are immediately present in the nose. And then come those old-school flavours I already loved so much from the Overaged 52%. The fruit composition is joined by this typical mixture of old, dignified old-man salon. In a positive sense, this slightly musty smell of old leather furniture, tobacco aromas that cling to the walls, furniture, carpets and curtains, and furniture polish residue. A smell that simply lulls you and invites you to linger.
Taste
The malt starts a little thin but at the same time velvety on the tongue. In contrast to the smell, the smoke is now more present in the mouth. It seems more cold-ashy, but still has this slight fruity hint. At the same time, there is an unobtrusive sweetness, less honey or caramel. More a fruit sweetness of dried fruits, like figs, dates or apricots. The leather and wood polish are there. A slight peppery note appears in the middle of the flavour and then shifts back towards a pleasant bitterness that comes from walnuts and a dark chocolate with at least 60% cocoa content. Dried kitchen herbs keep flashing out of the flavour ensemble.
Finish
The old cigar smoke continues to cling tightly to the palate. You sit in the old leather fauteuil and enjoy a few pieces of an aniseed biscuit with a little ginger. Along with dried fruits and nuts with a sip of espresso. The finish is very long.
Conclusion
The light smoke makes the nose seem perhaps a shade more complex than with the Overaged 52%, which I hold in such high esteem. The malt is not a filigree complexity monster as such. But it tempts you to keep smelling the glass and simply enjoy the smell. The taste and finish are similar. It seems very old and solid without ever becoming boring. Perhaps not as fruity in the mouth as it was on the nose. However, I like the change to herbs and the brief flare-up of a pepper note very much. In short, a great malt for the colder and more contemplative times of the year. A large bottle could find its way onto my shelf next to the Overaged.
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