Whiskybase
English Text-Version
Die Whiskey-Marke Michter's hat eine bewegte Geschichte. Joe Magliocco, Gründer und Präsident von Chatham Imports aus New York City, erwarb 1997 die Markenrechte für Michter's für einen wortwörtlichen Pappenstiel. Der Name Michter's basiert auf der Verschmelzung der beiden Vornamen Michael und Peter des einstigen Markeneigners Lou Forman.
Und hier wird es interessant, wirbt doch Chatham Imports, respektive Michter's damit, dass ihr Erbe auf die 1753 erste amerikanische Brennerei zurückreicht. Fakt ist, dass die aus der Schweiz eingewanderten Brüder Shenk ab diesem Jahr in Schaefferstown in Pennsylvania auf ihrer Farm auch Getreidebrand herstellten. Zwischen 1861 und 1920 firmierte die Produktionsstätte unter der Bezeichnung Bomberger, dem Namen eines direkten Nachfahren der Shenks.
Nach der Prohibition wechselte die Brennerei mehrmals die Eigentümer um in den 1970igern bei Lou Forman und seinen Partnern zu landen. In den 1990igern wurde die Anlage jedoch komplett still gelegt und die Marke Michter's geriet in Vergessenheit. Bis Joe Magliocco sie erwarb und ihr neues Leben einhauchte.
Michter's ist jedoch nicht mehr nur noch eine Whiskey-Marke. 2012 wurde eine eigene Produktionsstätte in Shively in der Nähe von Louisville in Kentucky eröffnet, seit 2015 wird dort fleißig der eigene Bourbon und Rye gebrannt.
Bis dahin gab es zwei Phasen, wie Michter's zu seinem Stoff kam. Anfangs griff man auf Fässer zurück, die entweder noch aus dem Stock der alten Brennerei stammte oder von anderen Unternehmen aus Kentucky zugekauft wurden. Ab 2003 wurden Produktionszeiten in anderen Brennereien gemietet um ihr Destillat nach ihren Produktionsspezifikationen herzustellen.
Zu diesen Spezifikationen gehörte neben der Wahl des Fassauskohlungsgrads auch reduzierte Alkoholstärken bei der Destillation und der Fassabfüllung. Vor allem die geringen Alkoholstärken bei der Produktion sind durchaus branchenunüblich.
Mein US*1 Small Batch Bourbon ist von einem Batch aus 2022. Auf meine Frage, ob es sich hier noch um eine Abfüllung aus Phase 2 handelt, antwortete mir Sandra Winters, Brand Ambassador auf Instagram, dass der Inhalt meiner Flasche bereits aus der hauseigenen Produktion stamme.
Leider ist die verwendete Mashbill ein Betriebsgeheimnis. Jedoch verriet mir Frau Winters, dass die im Internet kolportierten Mischungen teilweise auf alte Mashbills basieren, die nicht mehr in Verwendung sind, oder schlicht falsch sind.
Aussehen
Dunkler oranges Kupfer
Nase
Süßes Popcorn mit Butter und viel weichem flüssigen Milchkaramell! Dies ist die allererste sinnbildliche Assoziation, die mir beim ersten Schnuppern in die Nase springt. Man will sich förmlich in diesen Duft legen, so weich, cremig und voll ist er. Sehr schön! Die bei vielen Bourbons so bekannte und oft bei Kennern so beliebte intensive Würzigkeit vom Eichenholz (die Eichenkeule), die mir persönlich manchmal fast zu viel des Guten ist, drängt sich hier absolut nicht in den Vordergrund. Die Aromen vom Holz sind dennoch vorhanden, aber sie prägen den Geschmack nicht so sehr mit diesen markanten, oft bitteren, tanninhaltigen Noten. Es dominiert vor allem dieses tolle Karamell und die Vanille - wie in einem alten Süßwarenladen. Die Frucht ist ein wenig diffizil bei der Beurteilung. Die typische, klassische Kirsche, die sich oft bei Bourbons finden lässt, ist zwar zugegen, jedoch nicht in der Intensität, wie bei anderen Bourbons, die ich hatte. Unterstützung kommt durch - für mich bei Bourbons ungewohnten - süßen Rosinen und einer leicht säuerlichen Orangenmarmelade. Die Fruchtseite ist insgesamt etwas heller mit säuerlichen Einflüssen. Der Alkohol ist kaum zu spüren, die 45,7% merkt man nicht.
Geschmack
Genauso rund und cremig er im Geruch ist, so weich beginnt er auch im Geschmack. Leicht fließt der Bourbon in den Mundraum. Sofort übernimmt eine leckere Karamell-Honig-Süße das Kommando, die von einer ordentlichen Portion Crème Brûlée mit Vanille und weichem Fudge Unterstützung bekommt. Danach zeigen sich Muskatnuss und eine Prise Zimt und läuten den würzigen Teil des Geschmacks ein. Die Eiche ist weiterhin sehr aromatisch, weit weg von den oft vorzufindenden bitter würzigen Eichenkeulen. Kirsche und etwas Minze kombinieren zu einem erfrischenden Kirschbonbon gegen Ende hin im Mund.
Abgang
Das Finish gestaltet sich doch mittellange. Vorwiegend Minze, Muskatnuss, Zimt und gebranntes Karamell sind länger im Mund präsent. Es wird, vor allem vorne beim Zahnfleisch, etwas trockener durch das Holz. Eine leichte Bitterkeit schwingt bis zum Schluss mit.
Fazit
Man will sich förmlich in diese Nase legen - was für ein Karamell-Vanille-Monster! So voll und gleichzeitig weich und harmonisch ist dieser Geruch. Klar! Man kann kritisch anmerken, dass die Ecken und Kanten fehlen. Stimmt. Auch im Geschmack ist es eine sehr runde Sache. Aber es muss ja nicht immer knackig, zackig sein. Und obwohl er nur nicht ganz 46% hat, ist er nicht flach. Er hat einen eigenen Charakter und das gefällt mir. Der Small Batch Bourbon von Michter's ist ein idealer Begleiter für entspannte Stunden, sehr süffig - die Flasche wird nicht lange überdauern. Ich werde mir sicher auch die anderen Abfüllungen der Standard-Range zulegen und mich durchkosten.
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English Text-Version
The Michter's whiskey brand has a colourful history. Joe Magliocco, founder and president of Chatham Imports in New York City, acquired the trademark rights to Michter's in 1997 for literally pennies on the dollar. The name Michter's is based on the combination of the first names Michael and Peter of former brand owner Lou Forman.
Chatham Imports and Michter's advertise their heritage as going back to the first American distillery in 1753. In fact, the Shenk brothers, who had emigrated from Switzerland, had been producing grain spirit on their farm in Schaefferstown, Pennsylvania, since that year. Between 1861 and 1920, the distillery operated under the name Bomberger, the name of a direct descendant of the Shenks.
After Prohibition, the distillery changed hands several times before ending up with Lou Forman and his partners in the 1970s. In the 1990s, however, the distillery shut down completely and the Michter's brand was forgotten. Until Joe Magliocco bought it and breathed new life into it.
But Michter's is no longer just a whiskey brand. In 2012, the company opened its own production facility in Shively, near Louisville, Kentucky, where it has been actively distilling its own bourbon and rye since 2015. Up until then,
Michter's had gone through two stages. First, they used barrels that were either from the old distillery's stock or bought from other Kentucky companies. From 2003, Michter's began renting production time from other distilleries to produce their distillate to their specifications. In addition to the choice of cask carbonisation level, these specifications also included reduced alcoholic strengths during distillation and cask filling. In particular, the low proofs during production are quite unusual in the industry.
My bottle of US*1 Small Batch Bourbon is from a batch made in 2022. When I asked if this was still a Phase 2 bottling, Sandra Winters, Brand Ambassador, replied on Instagram that the contents of my bottle were already made in-house.
Unfortunately, the mash bill that is used is a company secret. However, Ms Winters told me that some of the mashbill recipes circulating on the internet are based on old mashbills that are no longer in use, or are simply wrong.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Dark orange copper colour
Nose
Sweet popcorn with butter and lots of smooth liquid milk caramel! This is the very first association that comes to mind when I take my first sniff. You literally want to lie down in this scent, it is so soft, creamy and full. Very beautiful! The intense spiciness of the oak, so well known in many bourbons and often loved by connoisseurs, and sometimes almost too much for me personally, does not come to the fore here. The aromas of the wood are still there, but they do not dominate the taste to such an extent, with those distinctive, often bitter, tannic notes. It is this great caramel and vanilla flavour that dominates, like in an old sweet shop. The fruit is a little difficult to judge. The typical, classic cherry often found in bourbons is present, but not with the same intensity as in other bourbons I've had. It is supported by sweet sultanas and a slightly tart orange marmalade, which I am not used to in bourbons. The fruit flavour is slightly lighter overall, with tart influences. The alcohol is barely perceptible. You don't notice the 45.7%.
Palate
In the same way that it is round and creamy on the nose, it also starts off softly on the palate. The bourbon flows smoothly and lightly into the mouth. A delicious caramel-honey sweetness takes over immediately, supported by a good portion of crème brûlée with vanilla and soft fudge. The spicy part of the palate arrives with nutmeg and a pinch of cinnamon. The oak is still very aromatic, a far cry from the bitter and spicy oak flavours that can often be found in the nose. Cherry and a touch of mint combine to create a refreshing cherry sweetness in the mouth towards the end of the palate.
Finish
The finish is medium length. Mainly mint, nutmeg, cinnamon and burnt caramel linger in the mouth. The wood makes it a little drier, especially on the front of the mouth. A slight bitterness lingers until the end.
Finish
You literally want to lie down in this nose - what a caramel-vanilla monster! The taste is so full, yet so smooth and harmonious. Of course, you could criticise the lack of edginess. But it's true. The flavour is also very well balanced. But it doesn't always have to be crisp and spicy And even though it's not quite 46%, it's not flat. It has its own character and I like that. The Small Batch Bourbon from Michter's is an ideal companion for relaxed hours, very drinkable - the bottle won't last long. I will definitely buy and enjoy the other bottlings in the standard range.
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