Whiskybase
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Ich mag es, neben den ausgetretenen Pfaden im Whisky-Hobby, auch Neues zu erkunden. So verkoste ich neben den schottischen, irischen und amerikanischen Vertretern immer wieder Malts aus anderen Ländern, die nicht so im Fokus der Whiskygemeinde stehen. Auf diese Weise habe ich bereits einige sehr interessante Tropfen im Glas gehabt, die meinen Horizont erfreulich erweitert haben und mir immer wieder beweisen, dass nicht nur in Schottland, Irland und Amerika sehr guter Whisky produziert wird.
Die Tradition des Whiskymachens gibt es auf der britischen Insel nicht ausschließlich nur in Schottland. Auch in England wurde früher viel Whisky produziert. Jedoch, als 1903 die Lea Valley Distillery als letzte Brennerei ihre Tore schloss, standen für über 100 Jahre die Stills in England still. So war bis jetzt Whisky aus England ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Whiskylandkarte.
Seit 2006 gibt es wieder eine prosperierende Whiskyszene in England die sehr spannende Produkte herausbringt. Eine dieser jungen Brennereien ist die Spirit of Yorkshire Distillery, eine in Familienhand befindliche Brennerei die 2016 gegründet wurde. Sie besitzt neben der Whiskyproduktion auch eine eigene Bierbrauerei. Die Gerste, die bei der Herstellung ihrer Whiskys verwendet wird, kommt aus der eigenen Landwirtschaft. Damit ist sie weltweit eine der wenigen Brennereien die zu 100% auf eigene Gerste zurückgreifen können.
Filey Bay Sherry Cask Reserve #4
Die Whiskys aus dieser Craft Destille kommen unter dem Markennamen Filey Bay auf den Markt. Ich konnte mir bei einem Whisky-Kollegen ein Sample der vierten Ausgabe des Filey Bay Sherry Cask Reserve aus 2023 sichern. Bei dieser jährlich im Herbst/Winter vorgestellten Abfüllung wurden drei Süßweinfässer miteinander vermählt. Neben einem Ex-Moscatel Fass wurden auch die beiden Sherry-Varianten Oloroso und PX verwendet. Nur 2.000 Flaschen wurden mit 46% abgefüllt.
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| Fotocredit: whiskybase.com |
Aussehen
Dunkles Mahagoni mit rötlichem Schimmer.
Nase
Der allererste Eindruck ist eine ölige, intensive Assoziation nach Klebstoff - leicht chemisch mit einer gewissen Schärfe. Dies kommt von der Essenz, der puren Konzentration der Aromen aus den verwendeten Fässern. Nach ein paar Minuten Ruhe und Sauerstoffzufuhr verfliegt diese Klebernote jedoch rasch und lässt den eigentlichen Düften deutlich mehr Raum um sich zu entfalten. So finden sich in Honig eingelegte Rosinen, getrocknete Aprikosen, Datteln und Feigen, Marzipan, Milchschokolade mit gerösteten Mandeln und Haselnüssen.
Die Nase bleibt den gesamten Zeitraum extrem intensiv und voll, aber auch sehr cremig und ölig, richtig dickflüssig - was im Bezug auf Geruch sich komisch anhört. Aber die Nase ist sehr dicht, die Gerüche stark miteinander verwoben. Die 46% sind gut eingebunden und absolut ausreichend um die schwere Aromenfracht zur Nase zu transportieren.
Geschmack
Sehr interessanter Kontrast zur Nase! Ein volles intensives Mundgefühl. Der Whisky fließt cremig leicht auf die Zunge. Zuerst eine Konzentration an eingelegten Rosinen, wirklich lecker (wenn man sie mag), danach nimmt der Holzeinfluss der Fässer ordentich Fahrt auf. Es wird deutlich herber, trockener und mehr Bitterstoffe zeigen sich. Von der unglaublich süßen, sirupartigen Konsistenz aus der Nase ist hier beim Geschmack nun weniger zu merken. Getrocknete Früchte, Leder und Tabakblätter zeugen von starken Sherryaromen. Auch eine leichte Schärfe von Pfefferschoten und Zimt sind nun präsent und sorgt für würzige Aspekte. Wie im Geruch ist auch am Gaumen die Alkoholstärke von 46% genau richtig.
Abgang
Gegen Ende hin übernehmen die bitteren Aromen wie dunkle Schokolade mit hohem Kakaogehalt und schwarzer Kaffee die Oberhand. Begleitet werden sie noch von ein paar Rosinen und getrockneten Datteln. Vor allem die Eichennoten mit ihrer Herbe sind noch länger am Gaumen zu schmecken. Also das Finish im Allgemeinen ist schon mehr was für die bittere Fraktion unter den Genießern, dies könnte für den einen oder anderen etwas zu Viel des Guten sein.
Fazit
Auf der Webseite der Brennerei steht bei der Beschreibung dieses Single Malts er wäre ideal für den Herbst und Winter. Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Es ist eine interessante Abfüllung mit drei sehr aktiven Fasstypen, welche die vermeintlich kurze Reifedauern sehr gut kaschieren - und zwar positiv gemeint.
Die Nase mit ihrer intensiven Frucht- und Honigsüße ist gewaltig. Hingegen im Geschmack kommt dann deutlich mehr Holzeinfluss in Begleitung von bitteren und würzigen Aromen. Dies ist schon auf der Kippe, funktioniert aber noch recht gut. Auf jeden Fall ein sehr interessanter Start in die englische Whiskywelt. Da kann man durchaus weiter stöbern.











