Whiskybase
English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.
Meine bisherige Begegnung mit dieser sympathischen kleinen Farmbrennerei aus den Lowlands war ein Sample des fassstarken 15-jährigen aus dem Jahr 2006. Dieses wusste mich vollends zu überzeugen. Ein wirklich toller, in Ex-Bourbonfässern gereifter Lowland Whisky. Aufgrund der aufgerufenen Preise war der Kauf einer Flasche für mich eigentlich nie ein Thema.
Eigentlich.
Vor ein paar Wochen gab es in meinem Stammladen eine Rabattaktion mit 20 Prozent auf zwölf Jahre alte Single Malts. Beim Stöbern vor Ort entdeckte ich dann den Daftmill 12y 2011 aus der Winter Release. Durch die Aktion kam die Abfüllung auf 116 Euro und ich griff sofort zu – günstiger werde ich wohl nie mehr eine Flasche bekommen. Ein Haufen Geld für einen zwölfjährigen Single Malt, ohne Frage. Doch aufgrund der geringen Produktionsmengen und der höheren Kosten im Vergleich zu industriellen Brennereien mit deutlich größerem Ausstoß ist der Preis leider nachvollziehbar.
Vom Rücketikett erfährt man, dass die Brennerei nur in den ruhigeren Zeiten des Hofes, also Mitte des Sommers und während des Winters, in Betrieb ist. Zum Einsatz kommt ausschließlich hofeigene Gerste der Sorte Publican, die auf einem 43 Hektar großen Feld angebaut und am 28. und 29. August geerntet wurde. Der Whisky ist eine Vermählung von 27 First-Fill-Ex-Bourbonfässern und reifte im oberen Stockwerk des hofeigenen Lagerhauses. Die Fässer wurden im Dezember 2011 befüllt und 2024 in Flaschen abgefüllt. Alles ist vorbildlich transparent und für Whisky-Nerds ein wahres Informationseldorado. Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet die Angaben zu Färbung und Kühlfiltration fehlen. Meiner Meinung nach sollten diese Details unbedingt auf dem Etikett stehen. Wir können beruhigt davon ausgehen, dass weder gefärbt noch filtriert wurde, aber was am Label steht, gilt.
Aussehen
Weißwein
Nase
Unmittelbar nach dem Einschenken zeigt sich ein flüchtiger Hauch von frisch gemähter, leicht gedüngter Wiese – nicht unangenehm. Zurück bleiben frische Noten von Gras, Wiese und Heu, begleitet vom Duft zarter Blütenblätter, Vanille und einem Korb voller frischem, hellem Obst. Neben einer dezenten Bananennote und etwas Kokosnuss sind vor allem reife gelbe und grüne Äpfel, Birnen, Mirabellen, Ringlotten, Honigmelonen und Ananas präsent. Ein wahres Feuerwerk an fruchtigen Düften. Eine ausgeprägte Süße wie von Honig, Zucker oder Karamell ist nicht vorhanden, aber die Früchte bringen eine natürliche Süße mit, die harmonisch eingebunden ist. Der Alkohol ist kaum wahrnehmbar, vor allem nach rund zehn Minuten, wenn sich die Aromen gesetzt haben. Eine wunderbare Nase, die durch ihren reduzierten, klaren Stil überzeugt.
![]() |
| Fotocredit: whiskybase.com |
Geschmack
Der Malt startet mit einer feinen, weichen und cremigen Textur und einem eher zarten Körper. Zunächst wirkt er etwas leicht, fast schon wässrig, bevor er mit einer feinen Pfefferschärfe an Fahrt gewinnt und die Aromen nach vorne schiebt. Vielleicht würden ein paar Prozentpunkte mehr Alkohol dafür sorgen, dass er im Mund von Beginn an noch mehr Ausdruck zeigt, aber das Understatement passt zu seinem ruhigen, auf das Wesentliche reduzierten Charakter.
Die erwähnte leichte Pfeffernote ist nur kurz wahrnehmbar und keineswegs störend – im Gegenteil, sie erinnert an den Moment, wenn man auf eine dünne Ingwerscheibe beim Sushi beißt. Davor und danach zeigen sich die fruchtigen Aromen zusammen mit Vanille und Kokosraspeln, wie schon in der Nase. Die süße Seite wird von einem Löffel cremigen, hellen Blütenhonigs getragen.
Abgang
Etwas Eichenholz in Form einer dezenten Bitterkeit, die letzten Krümel der Kokosraspeln, Vanille und Apfel- sowie Birnenschalen sorgen für ein Finish, das ruhig länger ausfallen dürfte. Der Whisky verabschiedet sich relativ rasch, was aber den Vorteil hat, dass man gleich Lust auf den nächsten Schluck bekommt.
Fazit
Der puristische, elegante Stil von Daftmill gefällt mir ausgesprochen gut. Wie bei der Arbeit auf einer Farm wurde auch bei diesem Malt auf unnötige, künstlich wirkende Aromen verzichtet. Ein sehr guter Rohbrand in Kombination mit hervorragenden First-Fill-Bourbonfässern ergibt einen geradlinigen, authentischen Ex-Bourbon-Whisky – genau mein aktueller Geschmack.
Ob ich ihm die vollen zwölf Jahre Reifung blind geben würde, weiß ich nicht. Etwas mehr Volumen und Nachhall würden ihm guttun. Vor allem in Anbetracht des Preises stellt sich die Frage, ob der deutliche Aufpreis gegenüber vergleichbaren Malts gerechtfertigt ist. Ich persönlich freue mich, dass ich ihn mit Rabatt erwerben und probieren konnte. Doch eine weitere Flasche Daftmill über 100 Euro wird wohl so schnell nicht folgen. Da bleibe ich dann doch bei gleichaltrigen Abfüllungen von Ben Nevis aus Ex-Bourbon-Fässern, die man auch für unter € 100,- bekommt und mir mindestens genauso viel Freude bereiten.


Keine Kommentare
Kommentar veröffentlichen