Donnerstag, 19. Juni 2025

6 Spey Malts im Glas - Online Tasting

 

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Am 11. Juni abends fand die 7. Ausgabe der Youtube Online Tasting Reihe "Simple Sample meets The Spirits Alchemist" statt. Steffen und Oli von Simple Sample führten gemeinsam mit Sebastian Büssing, Gründer von The Spirits Alchemist, durch den Abend. Inhalt des Tastings waren sechs ausgesuchte Abfüllungen der Speyside Distillery. Die Brennerei vertreibt ihre Single Malts unter der Marke Spey. Seit Anfang Mai diesen Jahres ist die bisherige Brennerei zu einer Ghost Distillery geworden. Glasgow Whisky, aktueller Eigentümer der Brennerei, legte die Anlage still und hat bereits mit dem Umbau und Modernisierung der Brennerei begonnen. Der Schwerpunkt liegt bei diesem Projekt vor allem auf eine umweltfreundliche und energiesparende Produktion. 


Für mich war dies eine hervorragende Gelegenheit mich mit den Malts dieser vormals kleinen urigen Brennerei erstmals so richtig auseinander zu setzen. Folgende Single Malts waren im Line-up:

1. Spey 10y

2. Spey Tenné

3. Spey Trutina

4. Beinn Dubh The Black

5. Spey Trutina Cask Strength Batch 4

6. Spey Fumare Cask Strength Batch 4



01. Spey 10y, 46%

Whiskybase

Der einzige Malt in diesem Tasting mit Altersangabe lag seine gesamte Reifezeit in Ex-Bourbonfässern. Nur 3.000 Flaschen kamen bei dieser limitierten Abfüllung im Herbst 2022 auf den Markt. Es kam keine Kühlfiltration noch künstlicher Farbstoff zum Einsatz. 


Farbe
Strohgelb.


Nase
Leichte alkoholische Spitzen, prickelnd und frisch – erinnert an Schaumwein mit Birne, Apfel und einem Hauch Zitrus. Mineralisch und knackig, wie ein trockener Grüner Veltliner. Ein klassischer Speysider mit Bourbonfass-Reifung: grüne, grasige Noten, frische Kräuter, insgesamt aber fruchtbetont und recht ausgewogen. Der Alkohol bleibt auch mit mehr Luft und Zeit im Glas spürbar, ohne jedoch zu stören.


Geschmack
Kräftiger Auftakt, der sich in zwei Richtungen entfaltet: auf der einen Seite eine feine, puderzuckrige Süße, auf der anderen eine prägnante Würze, die an geriebenen Ingwer und Chiliflocken erinnert. Die Frucht aus der Nase tritt in den Hintergrund – eher die herben Schalen als das Fruchtfleisch sind präsent. Die Kräuter wirken nun getrocknet. Ein Schuss Wasser rundet den Geschmack ab und reduziert den Einfluss vom Alkohol, bringt die Süße stärker hervor und lässt die Birne wieder deutlicher hervortreten.


Abgang
Im Finish übernehmen herbe, bittere Noten die Kontrolle. Die Eichenfass-Einflüsse dominieren – als würde man auf Birnenschale und Kerngehäuse kauen.


Fazit
Ein klassischer Sommerwhisky aus der Speyside – hellfruchtig mit zarter Mineralität. Die zehn Jahre Reifung wirken nicht ganz überzeugend, er erscheint vor allem im Geschmack jünger. Bei einem Preis von über € 70,- ist das Gebotene leider etwas dünn.



02. Spey Tenné, 46%

Whiskybase

Diese NAS-Abfüllung lag für seine Basisreifung mindestens acht Jahre in Ex-Bourbonfässern und erhielt danach ein sechs Monate langes Finish in Tawny Port Fässern. Insgesamt wurden 18.000 Flaschen davon mit 46% ohne Kältefiltration und Farbstoff abgefüllt.


Farbe
Dunkles Kupfer.


Nase
Alkohol ist sehr gut eingebunden. Cremige Süße mit fruchtiger Opulenz: Erdbeerkonfitüre mit Fruchtstücken, dazu Heidel- und Himbeeren. Ergänzt durch Milchschokolade, geröstete Haselnüsse, Vanillecreme und Nougat. Eine sehr einladende, süße und vielschichtige Nase.


Geschmack
Vollmundig, cremig, sehr süß. Die Früchte wirken nun dunkler – neben Erdbeeren auch intensiv eingekochtes Pflaumenmus. Die Schokolade ist dunkler, der Kakaoanteil höher, die Nüsse stärker geröstet. Rosinen und Toffee runden das Bild ab. Der Holzeinfluss vom Fass ist spürbar – Bitterstoffe setzen einen guten Kontrapunkt zur Süße.


Abgang
Mittellang bis lang. Pflaumenmus, Rosinen, etwas Holz und feine Tabaknoten prägen das Finale.


Fazit
Eine gelungene Tawny-Port-Abfüllung, die mit 46% Vol. wunderbar harmoniert. Die intensive Erdbeer-Note in der Nase ist dabei die Überraschung. Geschmacklich dunkler und fassbetonter, aber durchaus stimmig. Für etwa € 40,- eine klare Preis-Leistungs-Empfehlung für Freunde intensiver Port-Finishes.



03. Spey Trutiná, 46%

Whiskybase

Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "die Balance". Der NAS Whisky reifte unbestimmte Zeit in Ex-Bourbonfässern und wurde ohne Kühlfiltration und künstlichem Farbstoff in 18.000 Flaschen abgefüllt.


Aussehen
Helles Goldgelb.


Nase
Sehr weich und cremig mit floralen, beinahe parfümierten Noten. Vanillesauce trifft auf exotische Früchte wie Mango und Litschi. Dazu grüne Äpfel, gelbe Birnen und im Hintergrund sommerliche Wiesenblumen. Der Alkohol ist sanft integriert. Für einen NAS-Whisky wirkt die Nase bemerkenswert stimmig – angenehmer als beim 10-Jährigen.


Geschmack
Kräftiger Einstieg, der in ein weiches, volles Mundgefühl übergeht. Honigsüße, intensive Vanille und tropische Früchte (Ananas, Mango, Passionsfrucht) dominieren. Ein feines Spiel aus Süße, Säure und Frucht. Weißer Pfeffer sorgt für einen würzigen Ausklang.


Abgang
Zart, eher kurz, aber geschmacklich voll. Weiße Schokolade mit Zitronenzeste, dezente Würze.


Fazit
Im direkten Vergleich zur 10-jährigen Variante deutlich überzeugender. Trotz fehlender Altersangabe zeigt sich hier eine intensive, harmonische Bourbonfass-Reifung mit tollem Fruchtprofil. Für ca. € 35,- eine hervorragende Wahl – ein echter Geheimtipp für Liebhaber von puren Ex-Bourbon-Reifungen in Trinkstärke.



04. Beinn Dubh The Black, 43%

Whiskybase

Das Kuriosum des Abends. Beinn Dubh kommt aus dem Gälischen und bedeutet Schwarzer Berg. Präsentiert wurde dieses fast schwarze Destillat 2015 im Rahmen Europas größten Harley Davidson Ralley. Der Whisky lag seine nicht näher bekannte Reifezeit in Portfässern die extra stark getoastet wurden. Trotz dieser Behandlung wird der Malts nachträglich gefärbt und wahrscheinlich auch kühlgefiltert. 


Aussehen
Dunkles Nussbraun – fast wie Cola. Starker Einsatz von Zuckerkulör.


Nase
Massive Rosinennote, dazu Minze, Pflaumenmus, getrocknete Tabakblätter und balsamische Noten. Schwer, fast sirupartig. Mit mehr Zeit zeigen sich säuerlich-fruchtige Beerennoten und leicht verbranntes Karamell. Alkohol ist kaum wahrnehmbar.


Geschmack
Anfangs etwas dünn, dann weiches sanftes Mundgefühl. Weniger süß als erwartet. Tabak, Rosinen, Melasse und erneut das bittere Karamell prägen das Bild. Würzig mit einer Prise schwarzem Pfeffer. Die Frucht ist fast verschwunden, bittere Noten dominieren.


Abgang
Kurz. Röstaromen, dunkle Schokolade und bitteres Karamell – nicht viel mehr.


Fazit
Ein intensiver, eigenwilliger Whisky mit sehr speziellem Charakter. Die Nase ist spannend, aber der Geschmack enttäuscht: zu bitter, zu unausgewogen. Der Portwein-Einfluss ist kaum präsent. Die Whisky-Typizität fehlt fast völlig. Könnte auch ein gespriteter Portwein sein.



05. Spey Trutina Cask Strength Batch #4, 59,4%

Whiskybase

Aussehen
Helles Goldgelb.


Nase
Zunächst sticht der Alkohol spürbar in der Nase. Dann erscheinen Getreide- und Müsliaromen, junger Weißwein mit prickelnder Säure, Hefe – fast wie Sake. Hellfruchtige Noten: Ringlotten, grüner Apfel, Kriecherl. Mit mehr Zeit zieht sich der Alkohol angenehm zurück und gibt die Bühne frei für ein interessantes Aromenspiel.


Geschmack
Trotz der Stärke sehr gut eingebundener Alkohol. Seidiges, cremiges Mundgefühl. Startet mit Honigsüße, danach folgen helle Früchte und Vanillecreme. Sehr klare Bourbonfass-Aromen. Zum Ende hin leichte Bitterstoffe vom Holz.


Abgang
Nicht übermäßig lang, aber sehr aromatisch. Honig, Apfel, Birne und ein Hauch Pfeffer begleiten den angenehmen Ausklang.


Fazit
Wie schon die 46%-Variante sehr überzeugend – aber hier nochmals mit mehr Tiefe und Präsenz. Klassische Bourbonfass-Reifung, schön umgesetzt. Für ca. € 60,- bis € 65,- ein klarer Tipp – Preis-Leistung top.



06. Spey Fumare Cask Strength Batch #4, 58%

Whiskybase

Die Brennerei produzierte 2 Wochen im Jahr mit 20 ppm getorfter Gerste rauchigen New Make. Das Ergebnis war mit dem Fumare die einzige rauchige Abfüllung der Brennerei. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet sinngebend "Rauch". Der NAS-Whisky reifte ausschließlich in Ex-Bourbonfässern. Für das Batch 4 dieser Einzelfass-Reihe wurden 1.500 Flaschen ohne Färbung und Kühlfiltration herausgebracht.


Aussehen
Reifer Weißwein, fast schon in Richtung Süßwein.


Nase
Feiner Rauch von Stein- und Holzkohle, leicht medizinisch-phenolisch. Dahinter Zitronen, gegrillte Ananas, Honigmelone. Getrocknete Kräuter sorgen für Würze. Alkohol gut eingebunden. Erinnerungen an klassische Islay-Raucher mit Bourbonfassreifung.


Geschmack
Kräftig, aber ausgewogen. Rauchig, torfig, aschig – aber auch süß mit Honig, Vanille und Zitrone. Die gegrillten Früchte und Kräuter kommen gut zur Geltung. Der Rauch verliert mit der Zeit an Dominanz, die Frucht tritt dadurch stärker hervor.


Abgang
Der Rauch bleibt präsent, begleitet von Ananas und aschigen Kräutern. Langanhaltend und würzig.


Fazit
Eine sehr gelungene Variante eines rauchigen Speysiders mit schöner Balance zwischen Frucht, Süße und Rauch. Für € 60,- bis € 65,- ist sie eine echte Alternative zu fassstarken Islay-Vertretern.


Die drei Jungs hatten immer wieder während des Tastings ihren Spaß.


Gesamtfazit des Abends

Die Chemie zwischen den drei Jungs stimmt perfekt – lockere Sprüche und spontane Gags sorgen für eine angenehm entspannte Atmosphäre. Man hat ausreichend Zeit die Malts ausgiebig zu verkosten. Die Auswahl der Abfüllungen war absolut passend - auch der Beinn Dubh (wo ich das Glas nicht leeren konnte :-)) war eine interessante Erfahrung. Einzig - wenn verfügbar gewesen - wäre die Cask Strength Version vom Tenné noch spannend gewesen. Insgesamt ein kurzweiliger, sympathisch moderierter Abend, der Lust auf mehr solcher Veranstaltungen macht.

Was die Single Malts der nun alten Speyside Distillery angehen, waren der Tenné und der Trutina (sowohl in Trinkstärke als auch in Fassstärke) die positive Überraschung des Abends. Ich finde die Whiskys haben ein tolles Preis/Leistungsverhältnis und bieten in ihren Fassreifungssegmenten gute bis sehr gute Qualität.

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