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Der Jack Daniel’s Single Barrel Rye mit seinen 45 % Vol. gehört für mich ganz klar zu den Top 3 Ryes, die ich bisher verkostet habe. Umso größer war die Freude, als die Brennerei Ende 2023 den neuen Bonded Rye mit 50 % Vol. auf den Markt gebracht hat – und das zu einem wirklich fairen Preis.
Was bedeutet eigentlich „Bonded“?
„Bonded“ ist kein bloßes Marketing-Wort. Dahinter steckt das Bottled-in-Bond Act von 1897, eines der ersten Verbraucherschutzgesetze in den USA. Es sollte damals für mehr Klarheit und Qualität bei der Whiskeyherstellung sorgen. Damit ein Whiskey als „Bonded“ durchgeht, muss er:
- - aus einer einzigen Brennerei stammen,
- - innerhalb einer Saison (Januar–Juni oder Juli–Dezember) destilliert worden sein,
- - mindestens vier Jahre in einem staatlich überwachten Lagerhaus gereift sein,
- - und mit exakt 50 % Vol. (100 Proof) abgefüllt werden.
Reifung & Herstellung
Wie Chris Fletcher, der Master Distiller von Jack Daniel’s, verraten hat, durfte der Bonded Rye rund sieben Jahre in klassischen amerikanischen Weißeichenfässern reifen. Die Mashbill ist typisch für Jack Daniel’s Rye: 70 % Roggen, 18 % Mais und 12 % gemälzte Gerste.
Auch hier wurde der berühmte Lincoln County Process angewendet – das Markenzeichen von Tennessee Whiskey. Dabei durchläuft das Destillat vor der Fassreifung eine Holzkohlefilterung, genauer gesagt eine Schicht aus Ahornholzkohle, die mit 70-prozentigem Jack Daniel’s Whisky getränkt wurde.
Beim Rye allerdings hat man festgestellt: Weniger ist mehr. Statt wie beim regulären Tennessee Whiskey durch 10 Fuß Holzkohle zu laufen, passiert das Destillat hier nur eine 3 Fuß dicke Schicht.
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| Fotocredit: whiskybase.com |
Aussehen
Schöner Kupferton mit leicht rötlichem Einschlag
Nase
Süße Kirschmarmelade trifft auf Schalenstücke von Grapefruit. Dazu gesellen sich klassische, würzige Rye-Aromen – geröstetes, dunkles Roggenbrot und frischer Eukalyptus. Die sonst oft dominante Pfefferminznote hält sich dezent im Hintergrund und bildet eine angenehme Basis. Bourbon-Vanille und frisches Karamell verleihen der Nase einen süßlich-cremigen Touch, der für Jack Daniel’s typisch ist. Eine feine, aromatische Holznote rundet das Profil ab. Die 50 % Vol. machen sich anfangs durch eine gewisse alkoholische Schärfe bemerkbar, die jedoch rasch verfliegt. Zurück bleiben die fein abgestimmten Aromen, die mich stark an die 45%ige Single Barrel Variante erinnern – hier allerdings mit deutlich mehr Wucht.
Geschmack
Im Mund legt der Bonded Rye richtig los – kräftig und mit vollem Mundgefühl. Er belegt den gesamten Gaumen mit intensiven Zimt- und Muskatnoten, begleitet von einer angenehm würzigen, auf der Zunge prickelnden Pfeffernote. Ob diese Schärfe eher vom Alkohol oder der Eichenwürze stammt, lässt sich schwer sagen. Zu den orientalischen Gewürzen gesellt sich der Geschmack von Kirschbonbons mit einem deutlichen Anteil Pfefferminze. Dominant ist aber vor allem der Holzeinfluss, der besonders im Abgang nochmal ordentlich nachlegt. An Zungenspitze, Gaumen und Wangeninnenseiten zeigt sich eine adstringierende Trockenheit.
Abgang
Die herb-bitteren Tannine des Eichenholzes prägen das Finish. Hinzu kommen nochmals kirschige Noten mit Pfefferminze sowie ein Hauch Karamell. Das Finale ist lang anhaltend und intensiv.
Fazit
Schon ein paar Tropfen Wasser wirken wahre Wunder! Der Alkoholeinfluss in der Nase sowie die intensive Würze und Schärfe im Geschmack werden spürbar abgemildert. Der Rye öffnet sich merklich: Vanille, Karamell und Kirschmarmelade treten stärker hervor. Das Beste daran: Seine Kraft und Vollmundigkeit bleiben trotz Wasserzugabe erhalten.
Ohne Wasser wirkt er auf mich fast ein wenig unausgewogen und ruppig. Mit Wasser ist er hingegen eine absolut gelungene, höherprozentige Alternative zu meinem geliebten Single Barrel Rye.


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