Mittwoch, 4. Juni 2025

Laphroaig Càirdeas 2025 Lore Cask Strength

 

Whiskybase

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Eigentlich gibt es bei mir nur zwei feste Größen, wenn es um Whisky geht. Der eine Fixstern sind neue Abfüllungen aus der Cask Exploration Series von Port Charlotte. Ich liebe einfach diese faszinierende Kombination aus spannenden Fassreifungen und der intensiven, eigenwilligen Rauchigkeit, für die die rauchigen Bruichladdichs bekannt sind. Jedes Jahr aufs Neue ein Highlight.

Der zweite Pflichttermin ist das Fèis Ìle Festival auf Islay – genauer gesagt: der Moment, in dem Laphroaig seine jährliche Càirdeas-Abfüllung präsentiert. Die Frage nach dem eingesetzten Fasstyp ist jedes Mal spannend – und bisher wurde ich noch nie enttäuscht.


Der Càirdeas 2025 ist da
Kaum war der diesjährige Càirdeas im Online-Shop für die „Friends of Laphroaig“ verfügbar, hatte ich ihn auch schon bestellt. Und weil – wie schon im letzten Jahr bei der „Cask Favourites“-Abfüllung – die Flasche mit Freunden geteilt wird, war sie natürlich schnell geöffnet und einer ersten Verkostung unterzogen.

Die diesjährige Festivalflasche trägt den Namen Lore Cask Strength – und damit ist im Grunde schon viel gesagt: Es handelt sich um eine fassstarke Version der beliebten Lore-Abfüllung. Und „fassstark“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn mit satten 59,6 % Vol. Alkohol ist dies die bisher stärkste Càirdeas-Abfüllung überhaupt.


Was macht den Lore aus?
Der Lore lebt von der Kombination verschiedener Altersstufen und – noch entscheidender – von der Auswahl und Komposition fünf unterschiedlicher Fasstypen. Zum Einsatz kommen neben Virgin European Oak, First Fill Bourbon Casks auch Refill Bourbon Casks, Quarter Casks und Oloroso Sherryfässer. Die exakte Fassverteilung bleibt wie immer Laphroaigs Geheimnis.


Aussehen
Dunkles Bernstein, sattes Kupfer.


Nase
Ich beginne mit dem unverdünnten Dram. Noch bevor meine Nase das Glas erreicht, weht mir eine massive Rauchwand entgegen – kraftvoll, phenolisch und mit einem Aroma, das an schmutziges Getriebeöl erinnert. Roh, kompromisslos, geradezu brachial: ein echter „in your face“-Start. Und was für einer! Der Rauch ist intensiv und charakterstark – neben dem markanten Phenol zeigen sich maritime Noten, Jod, eine mineralische Kante und eine unterschwellige Süße, die an Karamell erinnert.

Hat man sich erst einmal durch die erste Rauchattacke geschnuppert, treten weitere Facetten zutage: angekohlte Holzreste wie aus einem abgebrannten Lagerfeuer und eine Karamellnote, die sich zunehmend mit fruchtigen Sherryeinflüssen verbindet – rote Beeren, getrocknete Aprikosen, aber auch leicht säuerliche Nuancen von Ribiseln oder unreifen Heidelbeeren. Dazu kommen dezente Kräuteranklänge und eine angenehme Holzwürze, die das Aromenspiel abrunden. Eine tiefgründige, typische „Laphi“-Nase, die sich an den Wurzeln der Marke orientiert.

Mit ein paar Tropfen Wasser bleibt der Rauch angenehm präsent. Zusätzlich tritt eine Vanillenote in den Vordergrund – vorher nur im Abgang wahrnehmbar – und die beerige Fruchtigkeit wird spürbar intensiver.


Geschmack
Ein fulminanter Einstieg: kraftvoll, ölig, den gesamten Mundraum auskleidend. Der phenolische Rauch legt sich dominant auf den Gaumen, begleitet von einem Hauch kalter Steinkohleasche. Eine aromatische Pfeffernote folgt, nicht bloß scharf, sondern vielschichtig und ausgewogen. Würzige Akzente, die an geräuchertes Paprikapulver erinnern, sorgen für Spannung.

Dann der Umschwung: Die Süße übernimmt mit Noten von weichem Karamell, eingekochtem Beerenkompott, Pflaumen und Aprikosenmarmelade. Fruchtig, cremig, komplex – und überraschend vielschichtig. Trotz der hohen Alkoholstärke lässt sich der Whisky hervorragend pur genießen. Besonders gefällt mir das harmonische Wechselspiel aus Rauch, Würze und Fruchtigkeit – letzteres hätte ich so intensiv aus der Nase nicht erwartet.

Mit Wasser wird der Dram äußerst süffig. Die cremige Textur bleibt erhalten, der Rauch dominiert weiterhin den Auftakt, doch Süße und Frucht treten stärker hervor. Die Würze bleibt präsent und verankert den Geschmack im kräftigen Grundcharakter.


Abgang
Wärmend und lang anhaltend gleitet der Whisky den Rachen hinunter. Der phenolische Rauch und die Asche verweilen eindrucksvoll lange am Gaumen. Zugleich hält sich eine milde Süße, nun verstärkt durch feine Vanillenoten, bis weit in den Nachhall hinein.


Fazit
Beim letztjährigen Cask Favourites gingen die Meinungen unter den Fans auseinander: Für die einen war er zu wenig medizinisch-rauchig und zu sherry-lastig, für die anderen war gerade die dominante Sherry-Note genau richtig. Ich persönlich mochte ihn durchaus – allerdings wurde mir gegen Ende der Flasche die kräftige Verbindung von Sherry und Rauch fast ein wenig zu viel.

Ganz anders präsentiert sich die aktuelle Abfüllung. Hier lautet das Motto klar: „Back to the roots“. Markanter, medizinisch-phenolischer Rauch, kräftig, robust, beinahe rau – genau das, was man sich als Liebhaber klassischer Laphroaigs wünscht. Und dennoch: Die Sherrynoten fehlen nicht. Sie sind da, klar erkennbar, aber subtiler eingebunden – sowohl in der Nase als auch im Geschmack.

Unterm Strich eine rundum gelungene Festivalabfüllung. Ich bin froh, dass ich mir ein Exemplar sichern konnte – auch wenn ich sicher bin: Bis zum nächsten Fèis Ìle wird diese Flasche wohl nicht überleben. Dafür ist sie einfach zu süffig – und zu gut.

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