Donnerstag, 12. Juni 2025

Glengoyne 16y (ADoS)

 

Whiskybase

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Glengoyne ist in den Flaschen-Serien vom Brühler Whiskyhaus ein eher seltener Gast – was allein schon Grund genug war, mir schnell ein Sample dieser Abfüllung zu sichern. Der andere Grund: pure Neugier. Glengoyne harmoniert bekanntlich hervorragend mit Sherryfassreifung; in der Brennerei kommen sowohl Oloroso- als auch PX-Fässer zum Einsatz.

In letzter Zeit hat sich mein Geschmack allerdings gewandelt – reine Bourbonreifungen reizen mich zunehmend mehr. Bei Sherry- oder Weinfass-Einflüssen achte ich inzwischen besonders darauf, dass das Fass den Whisky nicht überlagert.

Genau das ist jedoch bei Abfüllungen vom Brühler Whiskyhaus eher die Ausnahme. Marco Bonn bevorzugt intensive Fassprägung – süß, kräftig und aromatisch. Oft gerät dabei der Whisky selbst etwas in den Hintergrund.

Der Glengoyne reifte vollständig in einem PX Sherry Hogshead und wurde mit 52,6 % vol. in 271 Flaschen abgefüllt. Ich war gespannt, was mich hier erwartet.

Fotocredit: whiskybase.com


Aussehen
Dunkles Mahagoni.


Nase
Unverdünnt zieht der Alkohol beim ersten Schnuppern ordentlich in die Nase. Mit etwas Zeit im Glas legt sich dieser erste Eindruck, und eine klassische Sherry-Nase entfaltet sich – klassisch im besten Sinne des Wortes. Neben einem fein eingekochten Zwetschkenröster zeigen sich getrocknete Datteln, Feigen und Aprikosen. Die Früchte ruhen in einer cremigen, karamellisierten Milchschokoladenmasse mit gerösteten Haselnussstücken. Überraschend: Die erwartete PX-Süße bleibt dezent im Hintergrund – von einem Zuckerschock keine Spur.

Dazu kommen würzige Noten wie getrocknete Tabakblätter, Zimt, Gewürznelken und Eichenholz. Nach dem ersten alkoholischen Schub präsentiert sich eine klassische, angenehm ausgewogene Sherryreifung.

Geschmack
Hier zeigt sich der Alkohol noch präsenter als anfangs in der Nase. Sehr pikant, fast schon mit Chilischärfe vergleichbar, überrollt der Whisky den Gaumen und wärmt kräftig den Rachen. Die eigentlichen Aromen haben es schwer – herbe Holztöne und ein leicht seifiger Eindruck (Veilchenseife?) drängen sich in den Vordergrund. Da hilft nur Wasser.

Und tatsächlich: Mit ein paar Tropfen Wasser wird die Schärfe gezähmt und der Whisky deutlich zugänglicher. Nun kommen endlich auch die vermissten Sherrynoten zum Vorschein – Marillenmarmelade, Pflaumenmus mit Zimt, geröstete Nüsse. Die herben Holzaromen bleiben jedoch weiterhin präsent, ebenso diese störende Seifigkeit. Kann die vom Fass kommen?


Abgang
Der Nachklang ist eher kurz. Bittere, herbe Eichennoten bleiben erhalten, begleitet von einem Hauch Apfelschale und etwas Pflaumenmus. Leichte Tabakreste verweilen auf der Zunge.


Fazit
Der Alkohol ist hier das Hauptproblem – nicht gut eingebunden und zu dominant. Die Vollreifung im PX-Fass über 16 Jahre bringt zwar eine schöne Nase hervor, lässt aber im Geschmack zu viele bittere Holztöne zu. Mit Wasser wird es besser, doch der Whisky bleibt für mich unausgewogen.

Während die Nase Lust auf mehr macht, bleibt der Geschmack deutlich dahinter zurück. Der seifige Eindruck stört, und auch Wasser bringt hier keine klare Rettung. Für mich leider keine rund gelungene Abfüllung – wir werden wohl keine Freunde.

1 Kommentar

  1. Schade, dass die Flasche Whisky nicht das war, was die Sinne vorher erträumt hatten. Eine kleine Enttäuschung. Und doch ist es vielleicht gerade diese Unvollkommenheit, die ihn menschlich macht.

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