Whiskybase
English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.
Bruichladdich ist unter Whiskyfans bekannt und geschätzt für seine Experimentierfreude und den Blick über den Tellerrand. Besonders unter Mark Reynier hat die Islay-Brennerei das Konzept des „Terroirs“ stark geprägt. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die Transparenz darüber, von welchen Bauern und welchen Feldern die Gerste stammt – diese Informationen sind bei Bruichladdich offen zugänglich. Ebenso Teil dieses Konzepts: Single Malts, die ausschließlich aus einer einzigen Gerstensorte bestehen. Die Idee dahinter: Auch die Sorte der Gerste beeinflusst den Geschmack.
Für den Classic Laddie kommt ausschließlich schottische Gerste zum Einsatz, beim Islay Barley stammt die Gerste – wie der Name schon verrät – direkt von der Insel, und für den Organic Barley wird ausschließlich biologisch angebaute Gerste verwendet.
Und dann gibt es noch die besonderen Bere Barley-Abfüllungen. Diese Gerste ist eine uralte, sechszeilige Sorte, die bereits vor rund 5.000 Jahren auf den Orkneys kultiviert wurde und als eine der ältesten Getreidesorten Europas gilt. Sie ist deutlich robuster gegenüber dem rauen Klima der schottischen Inseln als moderne Züchtungen.
Bruichladdich verwendet Bere-Gerste sowohl von den Orkneys als auch von Islay. Erstmals wurde diese Sorte dort 2006 destilliert, die erste Abfüllung erschien sechs Jahre später. Seither erscheinen in unregelmäßigen Abständen neue Jahrgänge, deren Reifezeit sich mittlerweile auf bis zu zehn Jahre gesteigert hat.
Ich habe die 2010er-Version im Glas, die im Jahr 2019 nach acht Jahren Reifung abgefüllt wurde – wie immer mit 50 % Vol., ohne Färbung oder Kühlfiltration.
Aussehen
Gelbgold.
Nase
Sehr klar und geradlinig. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden – nicht zu kräftig, nicht zu flach. Zu Beginn dominieren Vanille, Honig und reife, zerdrückte Bananen.
Dahinter kommen Noten von frisch gemälztem Getreide sowie Weizen- und Roggenbrot hinzu. Mit etwas Zeit im Glas entwickelt sich die Nase weiter: Tropische Früchte wie Ananas, Mango und Kiwi ergänzen das Bild mit ihrer Fruchtsäure. Das Brot entwickelt sich in Richtung gerösteter Brösel und bringt nussige, würzige Nuancen mit ein. Die Klarheit bleibt dabei stets erhalten, unterstützt von einer schönen mineralischen Note.
Für eine vergleichsweise junge Abfüllung wirkt die Nase sehr harmonisch – klar, aber nicht banal.
![]() |
| Fotocredit: whiskybase.com |
Geschmack
Der Geschmack spiegelt das Bild der Nase hervorragend wider: Tropische Früchte dominieren zunächst, begleitet von Vanille und Blütenhonig. Das Mundgefühl ist cremig, die Frucht dominiert.
Was ich bei nicht-rauchigen Laddies oft finde – eine leicht buttrig-käsige Note –, ist hier nur sanft angedeutet, fast wie ein Hauch Frischkäse. Aber keine Sorge. Das fügt sich gut ein und stört das Gesamtbild keineswegs. Vielmehr ergänzt es die Frucht und die Vanillesüße.
Eine leichte, würzige Schärfe von weißem Pfeffer sorgt für einen spannenden Kontrast. Ob diese vom jungen Alter oder von den Fässern stammt – schwer zu sagen. Aber sie passt hervorragend ins Gesamtbild.
Abgang
Ein mittellanger Abgang mit pfeffriger Würze, vielleicht auch etwas Ingwer. Dazu kommt eine leichte Bitterkeit vom Holz. Die fruchtigen Töne verblassen langsam.
Fazit
Der Bere Barley 2010 hat mich absolut positiv überrascht. Ein sehr aromatischer, ehrlicher Whisky – besonders in den wärmeren Monaten funktioniert er sicher hervorragend. Keine Experimente, keine überladenen Finishes – einfach ein sauber gemachter Single Malt, der im amerikanischem Eichenfass reifte und durchaus Charakter hat. Bin gespannt wann die nächste Abfüllung herauskommt; die letzte war 2023.


Keine Kommentare
Kommentar veröffentlichen