Donnerstag, 25. Juni 2020

Glenfarclas 25y

Glenfarclas 25y

Es wird Zeit, dass ich mich diesem Klassiker zuwende. Der 25jährige Glenfarclas aus der Standardrange war mein erster „teure“ Whisky (damals um die € 75,-), den ich mir nach einer Whiskyverkostung im Potstill in Wien Ende der 90iger gegönnt hatte. Schon damals gefiel er mir sehr gut, obwohl ich zu dieser Zeit noch lange keine Ahnung und Erfahrung hatte. 

Nase & Aussehen
Sehr ölig rinnen die Legs in einen hellen Kupfer am Glas hinab. Der Sherryeinfluss ist klar erkennbar, aber weniger die tief dunklen Aromen wie Dörrobst und Leder oder Tabak, sondern eher auf der elegant dezenten Seite ist hier der Sherry vorhanden. Dafür mehr Orange, Pfirsich oder reife Nektarinen, sehr fruchtig für einen 25jährigen. Auch ordentlich Honig ist dabei. Und auch eine schöne Eichenwürze schwingt mit. Kein Alkohol, kein Stechen. Sehr rund und ausgewogen in der Nase.

Glenfarclas 25y

Geschmack
Sehr schönes cremiges Mundgefühl. Deutliches Karamell gleich zu Beginn im Mund. Zur Süße gesellt sich auch eine schöne Fruchtnote. Dann geht es in eine Gewürzmischung mit Zimt und Muskat sowie auch einem markanten Nusseinschlag weiter. Zusätzlich meldet sich die Eiche mit einer deutlichen Spritzigkeit, fast schon Pfeffernote.

Abgang
Die pfeffrige Eichenwürze reicht in den Abgang hinein. Sehr dezente Bitterkeit, eher in Richtung dunkle Schokolade. Die Eiche bleibt deutlich länger im Mund spürbar. Sehr angenehm.

Fazit
Ich habe hier ein Originalsample von Glenfarclas verkostet. Ich bin froh, dass ich zusätzlich mir eine Großflasche von diesem Klassiker besorgt habe. Dies ist ein rundum eleganter, angenehmer Begleiter durch den Abend. Eine sehr gelungene Standardabfüllung. Von der Nase bis zum Finish weiß er zu gefallen. Sehr angenehm ist diese nicht überbordende Sherryfracht. Ob er zu früheren Jahren noch besser war, kann ich nicht beurteilen. Aber jetzt ist er immer noch im oberen Drittel der Standards angesiedelt.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Glenrothes 22y Amazing Whiskies (whic)

Glenrothes 22y Amazing Whiskies whic


vor wenigen Tagen überreichte mir der Postbote völlig überraschend ein Päckchen vom deutschen Whisky-Händler und gleichzeitigen unabhängigen Abfüller whic. Da bis dato eine Lieferung nach Österreich bei whic nicht am Plan steht, war ich umso erstaunter plötzlich etwas von ihnen in der Hand zu halten. Und nach dem Öffnen war ich mehr als baff und erfreut! Im Paket lag nämlich ein Sample der neuen Abfüllungsserie "Amazing Whiskies", genauer ein Glenrothes 22y mit Sherryfassreifung und 58,8% Alkohol. Ich mag Sherryreifungen sehr und der letzte Glenrothes den ich im Glas hatte, der American Oak 1995/2017, war äußerst lecker und gut. Also mit Vorfreude starten wir mal ins Tasting!

Nase & Aussehen
Der Malt präsentiert sich mit einem schönen satten Bernstein im Tastingglas. Zähflüssig ölig bewegen sich die Schlieren am Rand des Snifter hinab. Ich gebe ihm ein paar Minuten Ruhe im Glas, mit 22 Jahren Alter darf sich der Whisky schon sammeln dürfen. Ja. Der Sherryeinfluss vom Fass ist dann auch sofort zu merken. Dunkle Früchte und rote Beeren, die für mich typischen Orangenzesten und -Fruchtstücke. Vanille. Aromen von einem Rosinenkuchen mit einem Hauch von dunkler Schokolade. Ganz im Hintergrund funkeln immer wieder säuerliche Aromen hervor, wie von sauren Kirschen oder Rhabarber. Der Alkohol ist trotz seiner fast 59% kaum zu merken. Nach dem ersten Schluck, werden die Aromen dichter, jetzt macht er mehr auf. 
Mit Wasser (ca auf rund 50% runter verdünnt) wird er spürbar runder. Die süße und die Frucht werden gefälliger, fast schon austauschbarer. Vanille wird etwas präsenter. 

Glenrothes 22y Amazing Whiskies whic

Geschmack
Beim ersten Probieren ohne Wasserzugabe kommt der Malt mit einer schönen Süße auf den Gaumen. Dann wird es leicht spritzig und eine nicht allzu heftige Pfeffrigkeit kommt dazu. Dann sind Gewürze da und ein wenig Leder. Frucht ist jetzt eher wenig bis kaum mehr zu schmecken. Es dominieren die herben, würzig aromatischen Geschmacksnuancen wie Muskatnuss und auch Nüsse. Beim zweiten Versuch pur bleibt die Süße nun länger im Mund. Aber er ist sehr gut pur zu genießen. Hätte ich bei fast 59% nicht gedacht! Mit Wasser verliert er, sowohl am Körper als auch im Geschmack.

Abgang
Nach hinten hinaus wird es bitterer durch die Eiche. Es ist eher dunkler Mokka. Muskatnuss und das Leder sowie jetzt sogar ein wenig Tabak bleibt länger im Finish vorhanden.

Fazit
Er ist nicht so dunkel im Gesamtwesen wie ein Allardice. Aber es ist ein sehr schöner Sherrymalt. Der Sherry ist präsent, aber er übertüncht nicht. Das Fass war gut. Was er jedoch benötigt ist Zeit im Glas und Muse. Die Aromen und Geschmäcker wollen rausgekitzelt und gelockt werden. Auf Wasser würde ich bei ihm verzichten. Braucht er nicht. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. 
Er ist ein wirklich guter Malt. Er ist bestens geeignet für einen gemütlichen Abend. Würde ich € 150,- für ihn ausgeben? Bei € 120,- würde ich überlegen, da wäre er dann ungefähr in der Preisrange eines AnCnoc 24y. Da jedoch bereits alle Flaschen vergeben sind, ist dies alles nur pure Theorie. Aber bin gespannt, was die weiteren 29 Flaschen dieser Serie bringen werden!

Freitag, 12. Juni 2020

Redbreast 15y


Redbreast 15y

Nase & Aussehen
Die Farbe im Glas ist ein sattes Safrangelb. Relativ flott rinnen die Legs ölig am Rand vom Snifter hinab. Erster Eindruck ist überraschend bourbonfasslastig mit reifen Äpfel und Birnen. Vom Sherryeinfluss ist am Anfang eher wenig zu bemerken. Leichte Schärfe in der Nase. Nach einiger Zeit der Ruhe im Glas vergeht die Schärfe und überlässt einer cremigen, honiggleichen Note den Vorrang. Die Frucht wechselt nun auch langsam mehr zur Orange, tropischen Fruchtsalatmix mit Mango und Maracuja. Dahinter erkennt man ganz leicht Gewürze wie Muskat und Nelke. Die Nase ist durchaus komplex!
Mit ein paar Tropfen Wasser ist die Schärfe komplett weg und es übernehmen fruchtige, vanillige Honig-Noten die Überhand.

Geschmack
Cremiges Mundgefühl, sehr wärmend im Mundraum. Gleich zu Beginn kurz eine süße Fruchtigkeit, der Obstsalat ist präsent, die aber sehr schnell in eine pfeffrig, würzige Note übergeht. Nach dem ersten Probieren kommt auch die Vanille dazu, die sprizig, pfeffrige Würzigkeit mit Zimt und Muskat ist weniger aber immer noch sehr präsent. Die Früchte sind aber nun noch mehr im Mund vorhanden. Auch Malz ist jetzt leicht zu schmecken. Hatte ich so gar nicht in der Nase. Lecker.
Im Mund wird der Tropfen mit Wasserzugabe weniger cremig und mehr wässrig. Auch der Geschmack leidet. Also eindeutig, Wasser benötigt er beim Geschmack nicht.

Redbreast 15y

Abgang
Schön wärmend wandert er den Rachen hinab. Die Gewürze sind weiterhin dominat. Eine angenehme Bitternote, wie ein kleiner Brauner (Kaffeezubereitung in Österreich mit einem Schuss Milch oder Obers), bleibt im Mund stehen.

Fazit
Der 15jährige ist doch deutlich anders, als der 12er. Er benötigt seine entspannte Ruhe im Glas, dann macht er aber sehr schön auf. Die Nase wird dann wirklich vielfruchtig. Helles Kernobst wie Äpfel und Birnen in Kooperation mit tropischen Kollegen wie Mango, Maracuja und auch so etwas wie Birne sind dabei. Der Sherryeinfluss vom Oloroso hält sich dezent im Hintergrund. Man muss sich auf ihn einlassen, ihm Zeit geben. Dann wird man mit einem leckeren Iren belohnt. Wer jedoch denkt, man bekommt einen aufgemotzten 12jährigen ins Glas, sollte wohl eher zur Fassstärke-Variante vom 12y greifen.

Donnerstag, 4. Juni 2020

Glen Grant 18y

Glen Grant 18y

Nase & Aussehen
Von der Farbe her ist der Glen Grant mit einem sehr hellen Heugelb versehen. Für 18 Jahre spannend, dass hier die verwendeten Bourbon-Fässer nicht mehr Farbe abgegeben haben. Noch dazu soll er auch mit Zuckerkulör gepimt worden sein. Aber die Farbe macht ja nicht den Geruch und den Geschmack. 
Wow! Aus dem Glas erhebt sich ein sehr schönes Geruchs-Potpourri aus Blumen und hellen Früchten wie reife grüne und gelbe Äpfel und saftige Birnen. Also das ist mal eine tolle Fruchtnase. Dahinter liegt Vanillezucker mit süßem hellen Blütenhonig. Am Ende zeigt sich auch die aromatische Eiche. Insgesamt eine schöne zarte, ausbalancierte fruchtig, süße Nase. Da sticht nichts hervor, schon gar nicht der Alkohol. 

Geschmack
Ein öliges schönes Mundgefühl - richtig cremig. Süßes Karamell und eine schöne helle Fruchtigkeit gleich vom Beginn an präsent im Mund. Ordentlich Vanille folgt sogleich hinterher. Dann kommt die Eiche spritzig angetanzt. Wie schon in der Nase ist er auch im Mund eine runde Sache.

Abgang
Der Geschmack wechselt zum Ende hin in eine schöne Bitterschokolade. Schön wärmend bewegt sich der Malt hinab Richtung Magen. Die Eiche bleibt noch etwas länger im Mundraum haften.

Fazit
Sehr, sehr fruchtig und süß. Sowohl in der Nase als auch beim Geschmack. Für 18 Jährchen ist die Eiche zwar spürbar aber sie unterstreicht die anderen Aromen nur. Er hat eher keine Ecken und Kanten. Aber er ist sehr süffig und lecker. Er ist auf jeden Fall eine deutliche Steigerung zum 12jährigen. Ob er jetzt wirklich der „Scotch Whisky of the Year 2017“ ist, wie es Jim Murray meinte, kann ich nicht bestätigen. Vor allem wenn man den Preis von knapp € 100,- bis zu € 120,- in Bedracht zieht, gibt es sicherlich viele gleichwertige bis sogar bessere Tropfen in dieser Preisrange.  
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