Diesmal gibt es einen direkten Vergleich zwischen zwei Sherryfass-gelagerten 12jährigen Glenlivets von unabhängigen Abfüllern. Und zwar auf der einen Seite des Rings steht die dritte Abfüllung der Amazing Whiskies Serie von whic und auf der anderen Seite hat es sich mit dem 2006 Signatory Vintage für Whiskyzone abgefüllt der andere Kandidat gemütlich gemacht.
Beide Malts haben mit 46% bzw. 46,3% fast exakt den identen Alkoholgehalt. Vom 2006 SV habe ich auch noch die 61,5% Version als Samples verfügbar (vom genau demselben Fass) - hier wird es auch noch einen direkten Vergleich geben, wie sich der Geschmack zwischen Fassstärke und verdünnter Version ändert.
Nase & Aussehen
Beim Aussehen haben beide Kontrahenten eine dunkle, rötliche Gold-Farbe zu bieten, wobei der 2006 SV vielleicht um eine Spur heller ausfällt. Beide sind nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert.
In der Nase zeigt sich beim 12y der Amazing Serie gleich eine satte, dunkelfruchtige Sherrynase mit Aromen von Beeren wie Heidelbeeren und Brombeeren. Nach einigen Minuten Ruhe im Glas wird es aromatisch holziger, auch deutliche Tabaknoten, kombiniert mit Leder, kommen zum Vorschein.
Beim 2006 SV sind sofort schöne Orangen und hellere rote Früchten wie Erdbeeren und Himbeeren beim Hineinschnuppern in der Nase vorhanden. Assoziationen von süßem Orangenkuchen mit Vanille und Gewürzen kommen mir in den Sinn.
Sehr interessant wie unterschiedlich beide in der Nase sind. Leider habe ich bei beiden keine genauen Infos, um was für ein Sherryfass es sich handelte. Einzig das es ein Butt war, beim 2006 SV weiß man zumindest, dass es 1st Fill war.
Geschmack
Der 12y der Amazing Serie beginnt mit einem runden, cremigen Mundgefühl. Eine anfängliche süße, karamellisierte Frucht - vor allem die Beeren aus der Nase - wird relativ rasch durch eine spritzig, würzige Geschmacksrichtung abgewechselt. Der Tabak kommt danach. Die Eiche wird im Geschmack deutlicher.
Der 2006 SV ist sehr sanft und weich im Mund. Er startet ebenfalls mit einem süßen - eine Spur weniger süß als der 12y Amazing Series - fruchtigen Aroma. Zusätzlich dazu liegt im Mund eine fast blumige Note. Wenig Eiche, keine Bitteren Aromen, keine starken Gewürze. Sehr ausbalanciert.
Abgang
Die Eiche, das Holz ist beim 12jährigen von whic auch zu Beginn des Finales deutlich. Leichte Bitterkeit, eher dunkle Schokolade, ist vorhanden. Der Abgang ist mittellang und bleibt noch etwas länger mit Tabak und Lederaromen in Erinnerung.
Sehr fruchtbetont und weich geht der 2006 in den Abgang. Keine bitteren Aromen vom Fass sind wahrzunehmen. Leichte Adstringenz ist vorne beim Zahnfleisch zu merken. Das Finish ist wohlwollend mittellang.
Fazit
Der 12y von whic kommt gleich satt mit einer vollen dunklen Sherryfracht in der Nase, die sich dann in Tabak, Leder und Holzaromen wandelt. Im Geschmack und im Abgang geizt er ebenfalls nicht mit Aromen und präsentiert sich kräftig und dominat. Der Abgang gefällt, da die Tabak und Lederbestandteile des Mix haften bleiben. Ein schöner Begleiter für einen winterlichen Abend vor dem Kamin im Ledersessel.
Der 2006 SV von Whiskyzone ist hier subtiler am Werk. Er haut in der Nase nicht sofort voll drauf. Langsamer entwickelt sich ein sehr schöner, hellfruchtiger und orangiger, Mix der vielleicht nicht so wuchtig ist aber elegant. Hier finde ich Ähnlichkeiten mit der 18y Originalabfüllung von Glenlivet - vor allem die Orangen. Beim Geschmack und im Abgang ist der 2006 SV im Vergleich zum Kollegen auf der milderen, weicheren Seite. Etwas mehr Punch hätte ihm vielleicht gut getan. Von der schönen Orangennote konnte ich im Geschmack weniger wahrnehmen.
Von der Nase her sehe ich beide - obwohl sehr unterschiedlich - gleichauf. Wobei ich beim 2006 SV von Whiskyzone es gut finde, dass man hier den Glenlivet Charakter noch hat.
Hingegen bei Geschmack und Abgang würde ich diesmal den 12y von whic vorziehen, weil er einfach hier präsenter war. Der 2006 SV wirkte hier fast ein wenig zu dünn. Ich habe ja noch die Fassstärke von diesem Fass und werde zeitnah austesten, ob mit mehr Alkoholpower hier mehr an Aromen rauszukitzeln ist.