Im Sommer 2020 besuchten wir anlässlich eines Ausflugs ins niederösterreichische Waldviertel unter anderem auch die Whisky-Erlebniswelt der Waldviertler Whisky J.H. Brennerei und natürlich buchten wir auch eine Führung. Selbstverständlich wurde der Shop nachträglich aufgesucht und einiges dabei eingesackt.
Darunter war unter anderem auch ein Sample Set der RARE Selection Range. Der Unterschied zur Core Range besteht darin, dass die drei Rye und zwei Singe Malts in diesem Set mit einem höheren Alkoholgehalt von 46% abgefüllt sind und am Ende ihrer Reifezeit, die zwischen vier bis acht Jahre dauert, für einige Monate ein Finish in ehemaligen Süßweinfässern bekommen.
Die ersten Samples, die ins Glas kamen, waren die beiden Single Malts aus dem Set.
J.H. RARE Selection Single Malt TBA Chardonnay
Nase & Aussehen
Die Farbe vom Single Malt ist ein rötliches Gold. Eine schöne Viskosität sorgt für einen öligen Film und zahlreiche langsam hinabgleitende Beine am Glasrand. Die Reifung im Süßweinfass ist sogleich bemerkbar. Sofort steigen süßsaure traubenfruchtige Aromen in die Nase. Dahinter verstecken sich frische Minze und malzige Noten. Auch die Vanille ist markant und auch etwas wie Blumenduft oder Parfum ist erkennbar. Der Alkohol ist wirklich gut eingebunden.
Geschmack
Sanftes Mundgefühl verbunden mit einer anfänglichen Fruchtsüße, jedoch nicht stark ausgeprägt. Der Antritt ist sehr harmonisch. Wechselt danach rasch in Gewürze wie Muskat und Zimt über. Die Minze aus der Nase ist auch hier zu schmecken, wie Pfefferminzbonbons. Die Haut der Trauben mit einem Mix aus Frucht und Tanninearomen zeigt sich.
Abgang
Die Gewürze und die Minze sind auch im eher kurzen bis mittellangen Finish präsent. Ganz zum Schluss zeigt sich die Eiche, wenn auch sehr dezent, und die Traube wird jetzt zu einer halbgetrockneten Frucht. Bitterkeit ist keine vorhanden.
Fazit
Schöne Nase. Das Finish im Süssweinfass hat ganze Arbeit geleistet. Die Traubenaromen sind von der Nase bis zum Abgang durchgehend präsent. Der Malt weiß durchaus zu gefallen. Sehr sanft und ausgewogen präsentiert er sich. Keine Fehlnoten. Zwar kein Aromenweltmeister, aber was er bietet, macht er sehr gut.
J.H. RARE Selection Dark Single Malt TBA Chardonnay
Nase & Aussehen
Dunkles Bernstein schimmert im Premium Snifter. Ein öliger Film haftet am Glasrand und es ziehen langsam Legs am Rand hinab. Beim Dark Single Malt wurde das Gerstenmalz dunkel geröstet. Und das zeigt sich in der Nase durch intensive dunkle Schokolade und Karamell. Dahinter kommen auch, die schon beim Single Malt erkannten, süßen Traubennoten zum Vorschein. Auch die Minze ist wieder vorhanden. Jetzt wird der Malt zum flüssigen After Eight. Nach dem ersten Schluck bekomme ich ein leichtes parfümiertes Aroma.
Geschmack
Ein öliges Mundgefühl mit einem schönen, nicht zu dominaten Antritt. Sofort geröstete Nüsse mit dunkler Schokolade. Danach die Trauben- und -kerne mit Gewürzen wie Muskatnuss und Zimt. Die Minze ist auch da. Süße Geschmackselemente sind eher keine vorhanden. Alkohol zeigt sich sehr gut eingebunden.
Abgang
Wie beim Single Malt ist auch hier der Abgang eher kurz bis maximal mittellang. Die Minze ist hier sehr, sehr deutlich zu schmecken. Hatte ich bisher noch nie bei einem Malt. Die Eiche zeigt sich mit einer leichten Würze und bitteren Note. Gegen Ende wird es trockener im Mund.
Fazit
Die unterschiedliche Röstung des Gerstenmalzes im Vergleich zum Single Malt zeigt sich vor allem durch die deutliche dunkle Schokolade und den gerösteten Nüssen in der Nase und im Geschmack. Die prägnante Pfefferminznote im Mund und Finish ist für mich in dieser Intensität neu und im wahrsten Sinne des Wortes erfrischend.
Gesamtfazit
Wer mit der Erwartungshaltung an die beiden Malts heran geht, sie mit ihren schottischen oder irischen Verwandten vergleichen zu wollen, der wird überrascht bzw. im schlechtesten Fall enttäuscht sein. Allein von den verwendeten Materialien (der österreichischen Gerste, den verwendeten österreichischen Eichenfässern und dem Wasser) und der Brennereimethode sind sie eigenständisch und sollten auch als ein solches Destillat wahrgenommen werden. Man erkennt deutlich den Unterschied zu den schottischen Vertretern. Sie erinnern vielleicht eher an Rye-Whiskys, auch durch ihre intensive Minznote.
PS: Offenbar gibt es aktuell die von mir verkosteten Abfüllungen mit 46% nicht (mehr), sondern die RARE Abfüllungen werden derzeit in Fassstärke mit deutlich über 50% Alkoholgehalt verkauft. Dies verändert natürlich signifikant die Aromenfracht in der Nase und am Gaumen. Finde ich persönlich eine gute Entscheidung der Brennerei.
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In the summer of 2020, on the occasion of an excursion to the Lower Austrian Waldviertel, we also visited, among other things, the whisky experience world of the Waldviertler Whisky J.H. distillery and of course we also booked a guided tour. Of course, we visited the shop afterwards and bagged a few things.
Among them was a sample set of the RARE Selection Range. The difference to the Core Range is that the three Rye and two Singe Malts in this set are bottled with a higher alcohol content of 46% and at the end of their maturation period, which lasts between four and eight years, they are finished for a few months in former sweet wine casks.
The first samples to go into the glass were the two single malts from the set.
J.H. RARE Selection Single Malt TBA Chardonnay
Nose & Appearance
The colour from the single malt is a reddish gold. A nice viscosity provides an oily film and numerous slowly sliding legs down the rim of the glass. The maturation in the sweet wine cask is immediately noticeable. Sweet and sour grape-fruity aromas immediately rise to the nose. Fresh mint and malty notes hide behind this. Vanilla is also prominent and something like floral scent or perfume is also recognisable. The alcohol is really well integrated.
Taste
Gentle mouthfeel combined with an initial fruit sweetness, but not strongly pronounced. The attack is very harmonious. Quickly changes to spices like nutmeg and cinnamon. The mint from the nose can also be tasted here, like peppermint sweets. The skin of the grapes with a mix of fruit and tannin flavours shows through.
Finish
The spices and mint are also present in the rather short to medium length finish. At the very end, the oak shows, albeit very subtly, and the grape now becomes a semi-dried fruit. There is no bitterness present.
Conclusion
Beautiful nose. The finish in the sweet wine barrel has done a great job. The grape aromas are present throughout from the nose to the finish. The malt is very pleasing. Very smooth and balanced. No missing notes. Not a world champion in aromas, but it does what it offers very well.
J.H. RARE Selection Dark Single Malt TBA Chardonnay
Nose & Appearance
Dark amber shimmers in the Premium Snifter. An oily film clings to the rim of the glass and legs slowly trail down the rim. In the Dark Single Malt, the barley malt has been dark roasted. And that shows on the nose with intense dark chocolate and caramel. Behind this, the sweet grape notes already recognised in the single malt also come to the fore. Mint is also present again. Now the malt becomes a liquid after eight. After the first sip, I get a slightly perfumed aroma.
Taste
An oily mouthfeel with a nice, not too dominant attack. Immediately roasted nuts with dark chocolate. Then the grape and grape seeds with spices like nutmeg and cinnamon. The mint is also there. Sweet taste elements are rather absent. Alcohol is very well integrated.
Finish
As with the single malt, the finish is rather short to medium long at most. The mint is very, very noticeable here. I have never had this in a malt before. The oak shows itself with a slight spiciness and bitter note. Towards the end it becomes drier in the mouth.
Conclusion
The different roasting of the barley malt compared to the single malt is most evident in the distinct dark chocolate and roasted nuts in the nose and taste. The concise peppermint note in the mouth and finish is new to me in this intensity and refreshing in the truest sense of the word.
Overall conclusion
If you approach these two malts with the expectation of comparing them to their Scottish or Irish relatives, you will be surprised or, in the worst case, disappointed. The materials used (Austrian barley, Austrian oak barrels and water) and the distilling method alone make them unique and should be perceived as such a distillate. You can clearly see the difference to the Scottish representatives. They are perhaps more reminiscent of Rye whiskies, also due to their intense mint note.
PS: Apparently the bottlings I tasted with 46% are not (any longer) available, but the RARE bottlings are currently sold at cask strength with well over 50% alcohol content. This, of course, significantly changes the aroma load in the nose and on the palate. Personally, I think this is a good decision by the distillery.
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