Whiskybase
English-Text-Version
Diese Wochen ging in der Whiskyfanszene wieder die Post ab. Die Hype-Brennerei Springbank brachte die neuen Abfüllungen heraus. Und in Windeseile waren die Flaschen von Springbank ratzeputz ausverkauft. Und fast genauso schnell fand man eine Vielzahl dieser Flaschen auch wieder am Zweitmarkt, jedoch nicht mehr zu den Verkaufspreisen, die die Brennerei veranschlagt hatte. Und auch viele Händler und Online Shops erhöhten, falls sie überhaupt noch einen Vorrat hatten, die Preise steil nach oben.
Wer wie ich bei diesem Spielchen nicht mitmachen will, für den bleibt die Hoffnung auf Verkostungssamples. Und für den neuen Hazeburn Oloroso Cask matured konnte ich eins ergattern.
Die diesjährige Version hat zwölf Jahre in frischen Oloroso Sherry Casks reifen dürfen. Der Alkoholgehalt schwankt von Abfüllung zu Abfüllung. Dieses Jahr sind es 49,9% geworden. Ob dies Fassstärke ist glaube ich eher nicht, da hätten die Fässer in nur zwölf Jahren doch recht viel Flüssigkeit verlieren müssen. Wie immer sind auch dieses Mal 9.000 Flaschen als limitierte Menge herausgekommen. Die früheren Abfüllungen, die ich bisher kosten konnte, gefielen mir sehr gut. Bin gespannt, wie es mit der neuen aussieht.
Aussehen
Dunkles Bernstein. Doch eine Spur heller, als die vorigen verkosteten Abfüllungen.
Nase
Er geizt anfänglich mit seinen Aromen, wirkt verschlossener als seine Vorgänger. Dann erscheinen doch noch Gerüche nach muffigem alten Leder, könnte eine Spur Schwefel im Hintergrund sein? Neben einer ordentlichen Portion an gerösteten Haselnüssen liegt auch etwas Tabak in der Luft. Die Fruchtkomponente versteckt sich ein wenig. Mit etwas Zeit kommen Aprikosen- und herbe Orangenmarmelade zum Vorschein. Die sonst typischen dunklen und getrockneten Früchte fehlen beim ersten Reinriechen komplett. Ein wenig Vanille und Waldhonig. Blind hätte ich hier auf eine Ex-Bourbonreifung mit einem Finish in Sherryfässern getippt.
Bei längerer Standzeit von 45 Minuten, bis weit über eine Stunde, verändert sich der Geruch stark. Er ist jetzt deutlich blumiger, Lavendel könnte es sein. Die Orangenmarmelade hat sich zu einem leicht verdünnten Sirup gewandelt. Der old-school Ledertouch ist gänzlich weg. Etwas Tabakaroma schwebt noch im Hintergrund.
Die ansonsten immer vorhandene leichte funky Springbanknote vermisse ich total. Ein paar Tropfen Wasser bringen die fruchtige Seite mehr zum Glänzen, jetzt zeigt sich auch das Beerenobst neben der Aprikose. Aus der Orange wird nun eher eine Mandarine.
Geschmack
Ein sehr weicher, cremiger Antritt und ein volles Mundgefühl. Die knapp 50% drücken ordentlich an. Wieder am Anfang eine leichte aber doch erkennbare Assoziation von Schwefel. Leder, Tabak und eine prickelnde Würzigkeit und Ingwerschärfe vom Fass gehen Hand in Hand mit einer doch süßen Fruchtnote, die nun auch von dunklen reifen Beeren stammen könnte. Der Honig ist ebenso da wie die gerösteten Haselnüsse aus dem Geruch.
Mit Wasser wird er gefährlich süffig. Deutlich mehr Süße und Frucht, die Würzigkeit nimmt ab. Der Alkohol ist insgesamt gut eingebunden.
Abgang
Das Finish gestaltet sich als Kombination der Leder, Tabak und Beerennote mit ein wenig dunkler Schokolade, die einen schönen leckeren Kakaogehalt hat. Nicht zu dominant bitter. Das Holz der Fässer schmeckt man am Ende deutlicher. Es ist aber vor allem sehr aromatisch. Ich mag Eiche bis zu einem gewissen Grad, da passt es perfekt. Insgesamt wohlwollend lange gestaltet sich der Abgang.
Fazit
Schwierig. Nach meinen bisherigen Oloroso Cask matured Abfüllungen hatte ich mir einfach etwas anderes erwartet. Er ist im Grundcharakter viel heller, als die beiden älteren Jahrgänge, die ich bislang verkostet habe. Die ansonsten für mich so typischen old-school Sherryaromen sind im Geruch nur peripher wahrnehmbar, das Muffige, der Geruch nach alten Ledersitzmöbeln, die dunklen getrockneten Früchte - all dies ist teilweise nur schwach bis gar nicht vorhanden. Dafür hellere Fruchtaromen und mehr würzig, nussige Aspekte. Interessant. Springbank Vibes hatte ich nie. Der Geschmack und der Abgang versöhnen dann wieder mehr. Ist es eine schlechte Abfüllung? Nein! Aber es ist nicht das, was ich erwartet habe, wenn ich einen Hazelburn mit 10+ Jahren mit Oloroso Sherryfass Reifung im Glas habe. Würde ich mir diese Abfüllung kaufen? Vom Preis, den man jetzt zahlen müsste, mal abgesehen, würde ich heute diese Frage wohl verneinen. Die alten Abfüllungen haben mir besser gefallen. Bin ich enttäuscht? Etwas.
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English Text-Version
These weeks, the whisky fan scene was abuzz again. The hype distillery Springbank brought out the new bottlings. And in no time at all, the bottles from Springbank were sold out. And almost as quickly, a large number of these bottles were found again on the secondary market, but no longer at the sales prices that the distillery had estimated. And many dealers and online shops, if they still had any stock at all, raised their prices steeply.
For those who, like me, don't want to take part in this game, the hope remains for tasting samples. And I was able to get hold of one for the new Hazeburn Oloroso Cask matured.
This year's version has been allowed to mature for twelve years in fresh Oloroso Sherry casks. The alcohol content varies from bottling to bottling. This year it's 49.9%. I don't think this is cask strength, as the casks would have lost a lot of liquid in only twelve years. As always, 9,000 bottles were released as a limited edition. I liked the earlier bottlings that I have tasted so far very much. I'm curious to see what the new one looks like.
Appearance
Dark amber. But a touch lighter than the previous bottlings tasted.
Nose
It is initially stingy with its aromas, seems more closed than its predecessors. Then smells of musty old leather appear, could there be a trace of sulphur in the background? Besides a good portion of roasted hazelnuts, there is also some tobacco in the air. The fruit component hides a little. With a little time, apricot and tart orange marmalade emerge. The otherwise typical dark and dried fruits are completely absent when first smelled. A little vanilla and forest honey. Blindly, I would have guessed an ex-bourbon maturation with a finish in sherry casks.
With a longer standing time of 45 minutes, up to well over an hour, the smell changes a lot. It is now distinctly more floral, lavender it could be. The orange marmalade has changed to a slightly diluted syrup. The old-school leather touch is completely gone. Some tobacco aroma still hovers in the background.
I totally miss the slight funky Springbank note that is otherwise always present. A few drops of water make the fruity side shine more, now the berry fruit shows up next to the apricot. The orange now becomes more of a tangerine.
Taste
A very soft, creamy attack and a full mouthfeel. The just under 50% pushes on nicely. Again at the beginning a slight but still recognisable association of sulphur. Leather, tobacco and a tingling spiciness and gingeriness from the barrel go hand in hand with a sweet fruit note that could now also come from dark ripe berries. The honey is there as well as the roasted hazelnuts from the smell.
With water, it becomes dangerously drinkable. Clearly more sweetness and fruit, the spiciness decreases. The alcohol is well integrated overall.
Finish
The finish turns out to be a combination of the leather, tobacco and berry notes with a little dark chocolate, which has a nice delicious cocoa content. Not too dominantly bitter. You can taste the wood of the casks more clearly at the end. But it is very aromatic above all. I like oak to a certain extent, so it fits perfectly. Overall, the finish is pleasantly long.
Conclusion
Difficult. After my previous Oloroso Cask matured bottlings, I simply expected something different. It is much lighter in character than the two older vintages I have tasted so far. The old-school sherry aromas that are otherwise so typical for me are only peripherally perceptible in the smell, the mustiness, the smell of old leather seating furniture, the dark dried fruits - all this is partly only faintly present or not at all. Instead, lighter fruit aromas and more spicy, nutty aspects. Interesting. I never had Springbank Vibes. The taste and the finish then reconcile more. Is it a bad bottling? No! But it's not what I expected when I have a Hazelburn with 10+ years of Oloroso sherry cask maturation in the glass. Would I buy this bottling? The price you would have to pay now aside, I would probably answer this question in the negative today. I liked the old bottlings better. Am I disappointed? A little.
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