Mittwoch, 12. April 2023

Talisker Port Ruighe

 

Whiskybase

English Text Version


Schon lange keinen Talisker oder einen Single Malt mit Port-Fass Reifung oder Finish im Glas gehabt. Wurde mal wieder Zeit. Der Talisker Port Ruighe bietet sich hier auch gleich an. Ein NAS (Non Age Statement) Whisky. Talisker hat einige NAS im Standard Sortiment. Ich habe einige davon verkostet und so wirklich überzeugt - mit Abstrichen vielleicht der Dark Storm, von dem ich eine Großflasche hatte - hat mich keiner davon. Talisker hat mit dem 10y, der Distillers Edition und dem 18y drei Ikonen im Core Range Segment, die die Single Malt Freunde seit Jahrzehnten begeistern. 

Warum Talikser sein Portfolio mit NAS-Abfüllungen in die Breite gezogen hat, ist angesichts ihres offensichtlichen Problems bei Fässern mit einem zweistelligen Altersschnitts durchaus eine den Verantwortlichen zu stellende Frage. Denn hätte man Fässer zurückgelegt, anstatt sie die letzten Jahre für NAS-Abfüllungen zu verbrauchen, wäre die jährliche Ausgabe der beliebten Distillers Edition vielleicht immer noch zehn Jahre alt, und nicht, wie erstmals in diesem Jahr, ebenfalls eine NAS-Flasche. Übrigends ein Move, den Diageo bei allen Distillers Editions dieses Jahr gemacht hat - auch bei Lagavulin und Co. Eventuell hat man im Diageo Konzern zu sehr auf den kurzfristigen Gewinn, als auf ein maßvolles und somit auch langlebiges Fassmanagement, geachtet. Ein Aspekt der mir als Konsument und Whisky-Fan schlecht aufstößt.  

Genug geraunzt. Jetzt wenden wir uns dem Port Ruighe zu. Der Name ist die gälische Schreibweise von Portree, der Hauptstadt der Insel Skye und früher ein wichtiger Handelshafen. Die häufigste Erklärung ist, Talisker wollte mit dieser Abfüllung die Handelsschifffahrer vergangener Zeiten ehren, die aus Portugal den Portwein und damit deren Fässer nach Schottland brachten. Das in Portree das Wort Port enthalten ist und man deswegen Portweinfässer verwendete, gefällt mir als vielleicht nicht ganz ernstgemeinte Begründung fast besser. 

Wie auch immer, der Single Malt reifte vorab in amerikanischen und europäischen Eichenfässern und wurde dann für eine unbekannte Zeit in Ruby Portfässern gefinished. Wie bei Talisker leider üblich, wurde gefärbt und kühlgefiltert und mit den typischen 45,8% abgefüllt.


Aussehen
Dunkles Rostbraun


Nase
Leichter bis mittlerer Rauch, der neben seiner Affinität zu einem Feuer auf glimmenden Steinkohlenstücken auch eine süße Seite hat. Als würden hellrote und dunkelrote Weingummis über dem Feuer leicht vor sich hinschmelzen. Aromen von süßen, roten Beeren, Himbeeren und Erdbeeren, liegen zuerst hinter dem Rauch. Wenn die erste Rauchschwade vorbei weht, nimmt der Geruch nach den fruchtigen Beerennoten zu. Hinzu kommt jetzt ein am Feuer brutzelnder leckerer Räucherschinken und nun auch dunkle getrocknete Pflaumen. Vom Rauch bleibt ein maritimer und mineralischer Touch über -  Jod, Salzwasser, Kieselsteine am Strand. Und immer wieder sticht eine Schärfe leicht in der Nase. Könnte eine Jugendlichkeit im Bezug auf das nicht hohe Alter des Malts andeuten. Er ist schon ein etwas rauerer Geselle, was den Transport seiner Aromen angeht - ein wenig ungestüm aber nicht übel. Die Nase ist nicht schlecht.


Geschmack
Startet gleich mit einer ordentlichen Portion vom Rauch und der geräucherten Schinkenschwarte. Dann erscheint eine leichte Pfeffernote, vom berühmt, berüchtigten Chili Catch habe ich beim ersten Verkosten nicht viel gemerkt. Dafür ist er im Geschmack ordentlich würzig, da sind doch zahlreiche getrocknete Kräuter und Gewürze ins Feuer gefallen. Von der Frucht der Beeren ist jetzt wenig zu merken, eher Pflaumen im Speckmantel mit einer angenehmen, nicht sehr süßen würzigen Honigmarinade. Beim weiteren Verkosten wird die Schärfe deutlicher, hm, ja, könnte nun doch in Richtung Chili Catch gehen.


Abgang
Das Finish gestaltet sich eher kurzweilig. Aus dem Rauch in der Nase und im Mund ist nun vielmehr ein auskühlendes Lagerfeuer und kalte Asche geworden. Die Kräuter sind länger präsent. Die Fruchtaromen sind kaum mehr vorhanden.


Fazit
Er ist noch ein junger Talisker. Ich schätze der Whisky ist nicht viel länger als sechs bis acht Jahre in den Fässern gelegen. Er ist noch ungestüm und teilweise rau. In der Nase stört die Schärfe doch hin und wieder, jedoch kann die Kombination aus Rauch mit den fruchtig, beerigen Aspekten mit den Kräutern und den Speckpflaumen durchaus positiv punkten.
Im Mund wird er sehr rauchlastig mit der bei Talikser-Abfüllungen bekannten Schärfe und einer würzig kräuterigen Dominanz. Dies erinnert mich doch auch an den Dark Storm. Alles in allem ein Easy-Sipper. Ein anständiger All-Day Dram mit einer angenehmen rauchigen, würzigen Charakteristik. Durchaus lecker. Kaufkandidat? Nein. Da bleibe ich doch lieber bei der Distillers Edition mit Altersangabe. Die ist noch eine Hausnummer besser. Jedoch, die aktuelle DE-Abfüllung ohne Altersangabe kenne ich noch nicht, vielleicht ändert sich dann auch meine Meinung.

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English Text Version


It's been a long time since I've had a Talisker or a single malt with port cask maturation or finish in my glass. It was about time again. The Talisker Port Ruighe is also a good choice here. A NAS (Non Age Statement) whisky. Talisker has some NAS in its standard range. I have tasted some of them and none of them really convinced me - with some exceptions, perhaps, the Dark Storm, of which I had a large bottle. With the 10y, the Distillers Edition and the 18y, Talisker has three icons in the Core Range segment that have been delighting single malt fans for decades. 

Why Talisker has stretched its portfolio with NAS bottlings is definitely a question to be asked of those responsible, given their obvious problem with casks with a double-digit age cut. After all, if they had put casks back instead of using them up for the last few years for NAS bottlings, the annual release of the popular Distillers Edition might still be ten years old, and not, as it was for the first time this year, also an NAS bottle. Incidentally, this is a move that Diageo has made with all Distillers Editions this year - also with Lagavulin and Co. Perhaps the Diageo group has paid too much attention to short-term profit than to moderate and thus also long-lasting cask management. As a consumer and whisky fan, this is an aspect that makes me very uncomfortable.  

Enough grumbling. Now we turn to Port Ruighe. The name is the Gaelic spelling of Portree, the capital of the Isle of Skye and once an important trading port. The most common explanation is that with this bottling Talisker wanted to honour the merchant seafarers of bygone times who brought port wine from Portugal and with it their casks to Scotland. I prefer the fact that Portree contains the word port and that port wine casks were used for this reason, perhaps not entirely seriously. 

However, the single malt was first matured in American and European oak casks and then finished for an unknown period in Ruby Port casks. As is unfortunately usual with Talisker, it was coloured and chill-filtered and bottled at the typical 45.8%.

Fotocredit: Talisker

Appearance
Dark rusty brown


Nose
Light to medium smoke that has a sweet side to it besides its affinity to a fire on smouldering pieces of coal. As if light red and dark red wine gums were gently melting away over the fire. Aromas of sweet red berries, raspberries and strawberries, lie behind the smoke at first. When the first waft of smoke blows past, the smell of the fruity berry notes increases. This is now joined by a delicious smoked ham sizzling on the fire and now also dark dried plums. A maritime and mineral touch remains from the smoke - iodine, salt water, pebbles on the beach. And again and again, a spiciness stings the nose slightly. Could suggest a youthfulness in relation to the not great age of the malt. It is already a somewhat rougher fellow in terms of transporting its flavours - a little boisterous but not bad. The nose is not bad.


Taste
Starts off right with a fair amount of the smoke and smoked ham rind. Then a slight pepper note appears, I didn't notice much of the famous, infamous chilli catch when I first tasted it. On the other hand, it is quite spicy on the palate, numerous dried herbs and spices have been added to the fire. There is little sign of the fruit of the berries now, more like plums wrapped in bacon with a pleasant, not very sweet, spicy honey marinade. On further tasting, the spiciness becomes more apparent, hm, yes, could go in the direction of chilli catch now after all.

Finish
The finish is rather short. The smoke in the nose and mouth has now become more of a cooling campfire and cold ash. The herbs are present for longer. The fruit flavours are hardly present anymore.


Conclusion
It is still a young Talisker. I guess the whisky has not been in the casks much longer than six to eight years. It is still impetuous and partly rough. In the nose, the spiciness disturbs from time to time, but the combination of smoke with the fruity, berry aspects with the herbs and the bacon plums can score quite positively. 

In the mouth, it is very smoky with the familiar spiciness of Talikser bottlings and a spicy, herbal dominance. This reminds me of the Dark Storm. All in all, an easy sipper. A decent all-day dram with a pleasant smoky, spicy characteristic. Quite tasty. A candidate for purchase? No. I'd rather stick to the Distillers Edition with age statement. It's even better. However, I don't know the current DE bottling without age statement yet, so maybe my opinion will change.

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