English Text-Version
Roggenwhisky, also Rye ist bei uns Single Malt Geniesser immer noch eher ein Randthema. In den Vereinigten Staaten war Rye bis zur Prohibition sogar die vorrangige Whiskysorte, deutlich vor Bourbon. Die größten Brennereien entstanden in Pennsylvania. Nach der Prohibition geriet Rye-Whisk(e)y in den Staaten in Vergessenheit, der Bourbon übernahm das Zepter.
Seit Anfang der 2000er Jahre gibt es eine Kehrtwende. Immer mehr Whiskeytrinker in den USA greifen wieder vermehrt zu Rye. Auch in der Barszene findet der würzige Rye wieder mehr Anklang. Neben Klein- und Mikrodestillerien sind vor allem die Big Player aus Kentucky wie Heaven Hill, Buffalo Trace, Jim Beam oder Wild Turkey und auch Jack Daniels aus Tennessee auf den Trend aufgesprungen. Aber auch in Pennsylvania entstanden neue Brennereien die wieder Ryes produzieren.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Roggenwhisky sind hauptsächlich von europäischen Destillerien aus Österreich, Deutschland, Finnland und Dänemark. Witzigerweise noch keine amerikanischen Ryes im Glas gehabt.
Diesen Umstand wollte ich ändern und habe mir zwei Ryes ausgesucht, die aus unterschiedlichen Bundesstaaten und unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung der mash bill sind. Damit ein Rye, sich Rye nennen darf, muss in seiner mash bill laut Gesetz mindestens ein Anteil von 51% Roggen enthalten sein. Der Rest der Mischung besteht dann aus Mais und anderen Getreidearten wie Gerste oder Weizen, die Zusammensetzung ist den Brennereien und ihren Rezepturen überlassen.
Elijah Craig Straight Rye
Ich habe mit dem Elijah Craig Straight Rye einen Vertreter von Heaven Hill aus Kentucky mit 51% Roggen in der mash bill. Der Rest teilt sich zu 35% Mais und 14% Gerste auf. Er ist wie sein Kollege der Small Batch Bourbon für die Einsteiger in das Metier gedacht. Der in den USA seit 2020 auf den Markt befindliche Whisky hat 47% Alkohol, ist ungefärbt und kostet in den USA rund $ 30,-. In Deutschland und Österreich ist er eher selten bis gar nicht zu bekommen.
Fotocredit: Heaven Hill/Elijah Craig |
Aussehen
Bernstein oder heller Ahornsirup
Nase
Sehr weich und rund, ein wenig süßes Karamell zu Beginn. Dann kommt der Roggen langsam durch. Aber sehr „cremig“, die für mich bei Roggenwhiskys so typischen Mentholnoten sind nur angedeutet. Er hat schon Ähnlichkeiten mit seinem Verwandten, dem Small Batch, obwohl die mash bill doch anders ist. Etwas Kirsche und süßes Orangenkonzentrat sind die fruchtigen Komponenten im Geruch. Reichlich Vanille, etwas Veilchenduft und würziges Eichenholz von den Fässern komplettieren das Aromenspiel. Der Alkohol ist gut integriert, ein leichtes Ziehen in der Nase ist zu bemerken, aber zusammen mit der würzigen Roggen/Mentholnote passt es gut.
Geschmack
Ein sehr weicher und zugleich cremig süßer Antritt im Mund. Einen Bourbon überraschend nicht unähnlich. Die Karamellsüße wird von einer würzigen Pfeffernote abgelöst. Dann doch die klassischen Roggenanteile mit Eukalyptus, Menthol, einer netten Milchschokolade und dem würzigen Roggengetreide. Der Alkohol ist gut eingebunden und sorgt mit seinen 47% dafür, dass die Aromen auch ordentlich nach vorne transportiert werden. Aber es ist alles sehr homogen und nicht zu aufdringlich.
Abgang
Mentholbonbons mit Kirschgeschmack, dazu etwas Eichenholz. Die Roggenwürzigkeit ist weiter präsent. Gegen Ende hin wird es leicht adstringierend vorne beim Zahnfleisch. Insgesamt eher mittellanger Abgang.
Fazit
Wenn er noch ein wenig mehr von der typischen Eichenfracht hätte, würde er locker als Bourbon mit mehr Roggenanteil in der mash bill durchgehen. Die Ryenoten sind vorhanden aber nie wirklich stark im Vordergrund. Er ist ein ruhiger Vertreter der barley legal Ryes. Wer Bourbon mag, aber noch keinen Rye kennt und ausprobieren mag, wie er damit zurecht kommt, ist hier richtig. Die Nase ist sehr ausgewogen, im Geschmack überraschend süß und cremig.
Dad's Hat Port Finished Rye Whiskey
Die 2010 gegründete Destillerie hat sich komplett auf die Produktion von Rye-Whiskeys auf Basis der traditionellen Rye-Rezeptur aus Pennsylvania verschrieben. Mit einem Roggenanteil in der mash bill von 85% gehören die Whiskeys zu den high-rye Vertretern. Der Rest der mash bill besteht aus Gerstenmalz, kein Mais. Das Besondere an diesem Rye ist sein drei monatiges Finish in Port Fässern. Der mit 47% abgefüllte Rye ist ungefärbt.
Ausehen
Dunkles Kupfer
Nase
Der Roggen ist gleich in der Nase präsent, typische frische Minznote und frischer Brotteig. Aber auch fruchtig und süß - reife rote Beeren mit netter Fruchtsäure. Muskatnuss, Zimt und Gewürznelken - fast ein wenig weihnachtlich. Leicht kandierte Veilchenblüten mit einem Schuss Orangenmarmelade. Vom Alkohol wenig zu merken, die 47% sind gut integriert. Mit ein, zwei Tropfen Wasser verändert sich der Rye. Der Alkohol meldet sich durch ein leichtes Stechen in der Nase. Dafür geht die Minznote zurück und es erscheint eine schöne Vanille.
Geschmack
Ein schönes weiches, cremiges Mundgefühl. Ziemlich süßer Antritt auf der Zunge mit einem fruchtigen Einschlag, rote Beeren aber auch etwas Rosinen. Dann geht es schnell weiter zur würzigen Seite - mit ordentlich Zimt und Muskat. Auch der Menthol/Minzanteil ist im Mund gegenwärtig - zusammen mit der Frucht entsteht eine schöne Assoziation nach Minzkaugummi mit Kirsch/Beerengeschmack. Den Alkohol merkt man nun mehr, es ist deutlich trockener und adstringierend am Gaumen. Mit Wasserzugabe geht es geschmacklich in Richtung fruchtigsüßes Minzbonbon. Die Würzigkeit nimmt ab und die Süße und Frucht harmonieren mehr.
Abgang
Es bleibt würzig, bekommt nun auch mehr Unterstützung von der Eiche. Viel After Eight und auch Trauben gegen Ende. Das Finish ist eher kurz bis wohlwollend mittelkurz. Schnell weg und der Weg ist frei für den nächsten Schluck. Süffig!
Fazit
Ein sehr interessanter amerikanischer Rye. Das Portwein Finish gefällt mir, die Kombination Roggen und Weinfassreifung harmoniert für mich gut. Er ist speziell. Nicht für jeden Tag und jede Person. Man muss Rye mögen. Die Bewertungen auf whiskybase.com kann ich nicht nachvollziehen. Wer bei einem Rye wie diesem mit so hohem Roggenanteil Bourbonaromen erwartet, hat das falsche Getränk im Glas.
Gesamtfazit
Mein kurzer Ausflug zu den amerikanischen Ryes hat sich gelohnt und Neugierde geweckt. Der Elijah Craig ist der sanftere, rundere Vertreter. Wer Bourbons mag, wird mit ihm sehr gut klar kommen. Ein easy sipper für einen gemütlichen Abend. Der Dad's Hat mit Port Finish ist rassiger, hat aber zugleich auch eine sehr fruchtige Seite. Man muss aber den würzigen Rye-Einfluss mögen. Ich tendiere diesmal eher zum Kandidaten aus Pennsylvania. Und zwar aus dem Grund, dass ich, wenn ich mich für einen Rye entscheiden auch diese spezifischen Aromen schmecken will. Der Elijah Craig war gut aber mir zu nah am Bourbon.
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English Text Version
Rye whisky is still rather a marginal topic for us single malt connoisseurs. In the United States, rye was even the predominant type of whisky until Prohibition, well ahead of bourbon. The largest distilleries were established in Pennsylvania. After Prohibition, rye whisk(e)y fell into oblivion in the States, and bourbon took over the sceptre.
Since the beginning of the 2000s, there has been a turnaround. More and more whiskey drinkers in the USA are turning to rye again. The spicy rye is also finding more favour in the bar scene. In addition to small and micro distilleries, the big players from Kentucky such as Heaven Hill, Buffalo Trace, Jim Beam or Wild Turkey and also Jack Daniels from Tennessee have jumped on the trend. But also in Pennsylvania, new distilleries have emerged that are producing ryes again.
My personal experiences with rye whisky are mainly from European distilleries in Austria, Germany, Finland and Denmark. Funnily enough, I haven't had any American ryes in my glass yet.
I wanted to change this circumstance and chose two ryes that are from different states and different in their composition of the mash bill. For a rye to be called rye, its mash bill must, by law, contain at least 51% rye. The rest of the mash bill then consists of corn and other grains such as barley or wheat, the composition is left to the distilleries and their recipes.
Elijah Craig Straight Rye
I have with the Elijah Craig Straight Rye a representative of Heaven Hill from Kentucky with 51% rye in the mash bill. The rest is split 35% corn and 14% barley. Like its Small Batch Bourbon colleague, it is intended for newcomers to the profession. The whisky, which has been on the market in the USA since 2020, has 47% alcohol, is uncoloured and costs around $30 in the USA. In Germany and Austria, it is rare or even impossible to find.
Appearance
Amber or light maple syrup.
Nose
Very soft and round, a little sweet caramel at the beginning. Then the rye slowly comes through. But very "creamy", the menthol notes so typical of rye whiskies for me are only hinted at. It already has similarities with its relative, the Small Batch, although the mash bill is different. Some cherry and sweet orange concentrate are the fruity components in the aroma. Plenty of vanilla, some violet scent and spicy oak from the casks complete the aroma play. The alcohol is well integrated, a slight pulling in the nose is noticeable, but together with the spicy rye/menthol note it fits well.
Taste
A very smooth yet creamy sweet attack in the mouth. Surprisingly not unlike a bourbon. The caramel sweetness is replaced by a spicy pepper note. Then there are the classic rye notes with eucalyptus, menthol, a nice milk chocolate and the spicy rye cereal. The alcohol is well integrated and with its 47% ensures that the flavours are also neatly transported to the front. But it's all very homogeneous and not too intrusive.
Finish
Menthol candy with cherry flavours, plus some oak. The rye spiciness continues to be present. Towards the end it becomes slightly astringent at the front of the gums. Overall, rather medium-long finish.
Conclusion
If it had a little more of the typical oak freight, it would easily pass for a bourbon with more rye in the mash bill. The rye notes are present but never really strong in the foreground. It is a quiet representative of the barley legal ryes. If you like bourbon but don't know any rye yet and want to try it out and see how you get on with it, this is the one for you. The nose is very balanced, surprisingly sweet and creamy on the palate.
Dad's Hat Port Finished Rye Whiskey
Founded in 2010, the distillery is completely dedicated to the production of Rye whiskeys based on the traditional Rye recipe from Pennsylvania. With a rye content of 85% in the mash bill, the whiskeys belong to the high-rye representatives. The rest of the mash bill consists of barley malt, no corn. The special thing about this rye is its three-month finish in port casks. Bottled at 47%, the rye is uncoloured.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Dark copper
Nose
The rye is immediately present on the nose, typical fresh minty notes and fresh bread dough. But also fruity and sweet - ripe red berries with nice fruit acidity. Nutmeg, cinnamon and cloves - almost a little Christmasy. Lightly candied violet blossoms with a dash of orange marmalade. Little alcohol, the 47% is well integrated. With a drop or two of water, the rye changes. The alcohol makes itself known with a slight sting in the nose. Instead, the mint note recedes and a nice vanilla appears.
Taste
A nice soft, creamy mouthfeel. Quite a sweet start on the tongue with a fruity impact, red berries but also some sultanas. Then it quickly moves on to the spicy side - with decent cinnamon and nutmeg. The menthol/mint component is also present in the mouth - together with the fruit, there is a nice association of minty chewing gum with a cherry/berry flavour. You notice the alcohol more now, it's noticeably drier and astringent on the palate. With the addition of water, the taste goes in the direction of fruity-sweet mint candy. The spiciness decreases and the sweetness and fruit harmonise more.
Finish
It remains spicy, now also gets more support from the oak. Lots of After Eight and also grapes towards the end. The finish is rather short to benevolently medium-short. Quickly gone and the way is clear for the next sip. Quaffable!
Conclusion
A very interesting American Rye. I like the port finish, the combination of rye and wine barrel ageing harmonises well for me. It is special. Not for every day and every person. You have to like rye. I can't understand the ratings on whiskybase.com. If you expect bourbon flavours from a rye like this with such a high rye content, you have the wrong drink in your glass.
Overall conclusion
My brief foray into American ryes was worthwhile and aroused curiosity. The Elijah Craig is the smoother, rounder representative. Those who like bourbons will get on very well with it. An easy sipper for a cosy evening. The Dad's Hat with port finish is racier, but also has a very fruity side. But you have to like the spicy Rye influence. I'm leaning more towards the candidate from Pennsylvania this time. The reason is that when I choose a Rye, I also want to taste these specific flavours. The Elijah Craig was good but too close to bourbon for me.
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