Whiskybase
English Text-Version
Seit 2001 gibt es die Special Release Reihe von Diageo. Insgesamt waren bisher Abfüllungen aus 37 Brennereien und zwei Blends in dieser Prestige Serie vertreten. Talisker ist seit der ersten Release dabei, zu Beginn sogar gleich mit zwei Abfüllungen, einem 25y 1975 mit 59,9% um 95 Pfund und einem 28y 1973 mit 43,3% um 495 Pfund. Das waren halt noch Zeiten.
Der Ausgabepreis vom Talisker 8y aus der Release 2021 mit 59,7% war nicht viel geringer, als vom 1975er Talisker aus der ersten Release 2001. So ändern sich die Zeiten. Aber streiten wir nicht ums Geld, genießen wir lieber diese Single Malts.
Für die Reifung wurden laut Marketing-Blabla Heavily Peated Refill Casks verwendet. Welche Fässer hier wirklich zum Einsatz kamen, Fehlanzeige. Aber! Was man erfährt ist, dass die rauchigsten Fässer für diese Abfüllung ausgesucht wurden. Da bin ich gespannt.
Aussehen
Weißburgunder, heller Weißwein
Nase
Sehr zitruslastig und leicht sprittig, fast schon scharf, was hier sofort aus dem Glas strömt. Der Rauch ist nicht wirklich dominant, aber trotz des hohen Alkoholgehalts von fast 60%, der oft Raucharomen bindet und nicht zur Geltung kommen lässt, ist der Rauch durchaus präsent. Er ist ziemlich maritim, fast schon islay-like mit seiner Jodnote, dem geräucherten Seetang und einem klaren mineralischen Touch. Ich hatte kürzlich einen Lokita Mezcal Tepeztate im Glas und dessen leichte Rauchnote fördert durchaus die ein oder andere Assoziation mit dem Rauch dieses jungen Taliskers zu Tage, vor allem diese frisch, erdigen Aromen. Interessant. Hinter dem Rauch wird die allpräsente Zitrone durch Vanille und getrockneten französischen Küchenkräutern unterstützt. Die Nase ist unverdünnt wild, jung, vielleicht noch nicht ganz ausgewogen, wie beim klassischen Zehner.
Mit Wasser bekommt, wie vermutet, der Rauch mehr Aufwind und wird aschiger und öliger. Ansonsten bleiben die Aromen weitgehend identisch, das Sprittige vom Beginn verblasst zunehmend.
Geschmack
Kann man unverdünnt durchaus genießen, schön cremig und mundfüllend. Beginnt überraschend mit einer deutlichen Toffeesüße. Begleitet wird das Toffee von Zitronenbonbons mit Vanille. Dann übernimmt der Rauch und Torf mit kaltaschigen, maritimen und erdigen Aromen. Im Mundraum wird es durch den Alkohol rasch ziemlich trocken und auch eine gewisse Schärfe übernimmt das Kommando. Sie ist aber weniger intensiv, als man vermuten würde. Bin mir nicht sicher, ob es sich hier um den berühmt, berüchtigten Talisker Chillicatch handelt oder ob es einfach der Alkohol ist, der hier durchbricht. Danach klingt es Richtung Abgang mit getrockneten Kräutern schön aus.
Wasserbeigabe nimmt dem Geschmack etwas an Rauheit, insgesamt wird es mehr homogener aber auch austauschbarer. Der Rauch und die etwas später einsetzende Schärfe sind weiterhin vorhanden, aber abgeschwächt. Bin mir nicht sicher, ob ich ihn unverdünnt und damit etwas wilder nicht besser fand.
Abgang
Und diese Kräutermischung ist, zusammen mit dem anhaltenden maritimen Rauch sowie nun auch einer gewissen Bitterkeit vom Eichenfass, weiterhin tonangebend. Und dies durchaus länger, dies gefällt mir, muss ich sagen. Ebenso wie die Vanille, die immer durchscheint.
Fazit
Eine puristische Abfüllung ohne viel Schnickschnack. Wer wissen will, wie Talisker ohne viel Fasseinfluss schmeckt ist hier goldrichtig. Aufgrund seiner Jugend ist er bei seinem Aromenspiel straight, gerade heraus. Das gefällt mir. Er hat mehr Rauch als andere Abfüllungen, die ich bislang von Talisker im Glas hatte. Aber ob dies nun tatsächlich der rauchigste Talisker ist? Der Preis ist überzogen, aber es ist ein guter Malt, der mir neue Facetten von Talisker zeigte und deutlich besser ist, als so manche NAS-Abfüllung im Sortiment.
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English Text-Version
In 2001, Diageo launched its Special Releases series. To date, this prestige series has featured bottlings from 37 distilleries and two blends. Talisker has been involved since the first release, initially with two bottlings, a 25y 1975 at 59.9% for £95 and a 28y 1973 at 43.3% for £495. Those were the days.
Released in 2021, the 59.7% 8y Talisker was priced not much lower than the 1975 Talisker released in 2001. That's how times change. But let's not argue about money, let's enjoy these single malts.
According to the marketing blah-blah, heavily peated refill casks were used for maturation. No word on which casks were actually used. What we do learn is that the smokiest casks were selected for this bottling. I'm very curious to find out.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Light white wine
Nose
Very citrusy and a bit tangy, almost spicy, which flows out of the glass right away. The smoke is not really dominant, but despite the high alcohol content of almost 60%, which often binds the smoke flavours and prevents them from coming to the fore, the smoke is definitely present. It's quite maritime, almost Islay-like. There's an iodine note, smoked seaweed and a clear mineral touch. The other day I had a Lokita Mezcal Tepeztate in my glass and its slightly smoky note definitely brings to mind one or two associations with the smoke of this young Talisker, especially those fresh, earthy flavours. Interesting. Vanilla and dried French kitchen herbs support the omnipresent lemon behind the smoke. Straight, the nose is wild, young, perhaps not quite as balanced as the Classic Ten.
With water, as expected, the smoke gets more lift. It becomes more ashy and oily. Otherwise, the aromas remain largely the same, with the initial effervescence fading more and more.
Taste
Beautifully creamy and mouth-filling, can definitely be enjoyed neat. Starts surprisingly with a clear toffee sweetness. The toffee is accompanied by lemon candy with vanilla. Smoke and peat then take over with cold, ashen, maritime and earthy flavours. In the mouth, the alcohol quickly makes it quite dry and a certain spiciness takes over. However, it is less intense than you might expect. I'm not sure if this is the infamous Talisker Chillicatch or if it's just the alcohol breaking through. It finishes nicely with dried herbs.
The addition of water takes some of the roughness out of the flavour, making it more homogeneous but also more interchangeable. The smoke and the slightly delayed onset of the spiciness are still there, but they are less pronounced. I'm not sure if I didn't prefer it undiluted and therefore wilder.
Finish
And this herbal mixture, together with the lingering maritime smoke and now also a certain bitterness from the oak barrel, continues to set the tone. And this is definitely longer, I have to say I like it. Just like the vanilla, which keeps shining through.
Conclusion
This is a purist bottling, without a lot of frills. This is the one for you if you want to know what Talisker tastes like without too much cask influence. Due to its youth, it is straightforward in its play of flavours. I like that. It has more smoke than other Talisker bottlings I've had in my glass. But is this really the most smoky Talisker? The price is exaggerated, but it is a good malt that showed me new facets of Talisker and is significantly better than many NAS bottlings in the range.
Hallo! Der Talisker 8y von 2021 ist wirklich beeindruckend! Der zitruslastige Duft hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Preislich gibt es vielleicht bessere Optionen, aber die geschmackliche Erfahrung war jeden Cent wert. Dieser Talisker hat mich positiv überrascht und zeigt neue Facetten, die so manche NAS-Abfüllung in den Schatten stellen. Cheers!
AntwortenLöschenServus Michael! Ja, die Zitrone war wirklich dominant - aber eben nicht aufdringlich. Und ich unterschreibe dein Kommentar komplett, dass er wesentlich spannender als so manche NAS-Abfüllung von Talisker ist. Die Flasche um, sagen wir mal rund € 80,-, wäre mehr als eine Überlegung wert. Für entsprechende 8jährige Islays legt mal locker soviel hin.
LöschenHi Alex! Freut mich, dass du meine Eindrücke teilst! Die Balance des zitrusgeschmacks ist wirklich bemerkenswert. Und da stimme ich dir zu, der Preis ist zwar nicht günstig, aber für die geschmackliche Tiefe schon gerechtfertigt. Es ist faszinierend, wie er mit einigen 8-jährigen Islays mithalten kann. Hast du einen bestimmten Islay, den du empfehlen würdest? Prost!
LöschenHi Michael! Wenn wir ebenfalls von jungen Islays sprechen, dann habe ich den Ardbeg 8y For Discussion in meiner Liste weit vorne. Ein junger spritziger Hüpfer, perfekt für den Sommer, ist der Lagavulin 8 Jahre. Der Laphroaig Quarter Cask ist ein sehr schönes Beispiel für Laphis. Bei Caol Ilas bin ich eher bei den Unabhängigen, da ich die niedrigen Alkoholprozente bei der Core Range nicht so spannend finde. Dafür finde ich die unpeated bei CI wirklich eine spannende Variante!
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