Whiskybase
English Text-Version
Ich muss gestehen, es ist nicht mein erstes Tête-à-Tête mit diesem geheimnisvollen Single Malt von den Orkney Inseln. Ich erstand die Flasche vor ein paar Monaten bei meinem Händler der Wahl in Wien. Die Flasche blieb die erste Zeit dort gelagert und jedesmal, wenn ich mich zum geselligen Beisammensein mit den anderen Jungs und Mädls der Whiskyrunde traf, wurde die Flasche aus dem Archiv hervorgeholt und ein, zwei Gläser davon genossen.
Daher weiß ich bereits ungefähr, was mich in meinem Tasting erwarten wird. Nicht zu 100 Prozent jedoch, da ein Verkosten in seiner gewohnten Umgebung in Ruhe und Stille mit seinem Glas der Wahl immer anders ist und neue Aspekte vom Whisky enthüllt, als wenn man in einer lebhaften Umgebung, mit anderen Menschen und Gläsern und auch nicht als einiziger Dram des Abends, den Whisky genießt.
Dieser Secret Orkney - ich gehe mal stark von einem Highland Park aus - ist 18 Jahre alt und verbrachte seine Zeit in einem Refill Hogshead. Aufgrund der Farbe und der Fassauswahl hatte ich die Erwartung und Hoffnung, dass ich mit dieser Abfüllung mich näher mit dem eigentlichen Destillat von HP befassen könnte und weniger durch die klassisch, typische Sherryreifung bei Geruch und Geschmack beeinflusst werden würde. Wie bei Meadowside Blending üblich wurde keine Kühlfiltration und kein Farbstoff verwendet. Abgefüllt wurden die 374 Flaschen mit 51,4% Alkohol. Also beste Voraussichten für einen gepflegten Dram.
Aussehen
Sattes Goldgelb.
Nase
Da ich ihn schon ein paar Mal im Glas hatte, weiß ich bereits, dass dieser Whisky nach einer gewissen Ruhezeit und Luft verlangt. Ansonsten entdeckt man anfänglich eine feine Vanillenote, begleitet von hellen Fruchtaromen, hier vor allem reifes grünes und gelbes Kernobst, einem Löffel Blütenhonig und geröstetem Malz. Erst nach etwas mehr als zehn Minuten kommt für mich der so typische Heidekraut-Einfluss, den ich mit Whiskys von Highland Park verbinde, zum Vorschein - würzig, kräuterig mit einem floralen Touch. Rauch erkenne ich hier keinen, jedoch liegt im Hintergrund eine angenehme holzig, erdige Note, die vom Fass kommt. Und wie ich ebenfalls gelernt habe, tun ihm auch ein paar wenige Tropfen Wasser gut. Dadurch öffnet sich der Whisky mehr, die Fruchtaromen und die Vanille legen an Intensität zu, die Würzigkeit und die malzigen Noten gehen mehr in den Hintergrund. Der leichte Heidekraut-Touch bleibt, wird sogar etwas intensiver. Der Alkohol spielt nie eine dominante Rolle, er ist sehr gut eingebunden.
Geschmack
Sehr weich und samtig gleitet er in den Mundraum. Es beginnt mit einer deutlichen, aber nicht allzu kräftigen Süße, die nach cremigen Toffee mit etwas Honigbeigabe schmeckt. Gefolgt von eher dezenten fruchtigen Einflüssen, hier wieder vor allem reife Äpfel die eine Verstärkung von der einen oder anderen Marille bekommen, wechselt es rasch hin zu einer aromatischen Ingwerschärfe. Wie ein kurzer Chili-Catch ebnet die würzig aromatische Schärfe rasch wieder ab und die anfängliche Süße übernimmt wieder das Kommando. Von einer Rauchnote ist für mich auch im Geschmack keine Spur zu finden. Auch im Mund zeigt sich der Alkohol nur im Hintergrund und ist nie störend. Das Wechselspiel zwischen fruchtig und süß mit dem kurzen würzigen Ingwershot gefällt mir.
Abgang
Gegen Ende hin kommt das Holz kräftiger durch und es erscheinen leicht bittere Aromen, etwas dunklere Schokolade mit einem höheren Kakaogehalt, verbunden mit einer leichten Trockenheit und einem Hauch von Rauch - hier ist er nun. Dies wirkt sehr gediegen und lecker. Und er bleibt auch erfreulich länger im Mund und am Gaumen präsent.
Fazit
Das Refill Hogshead-Fass hat ausreichend Spielraum für das Destillat gelassen. Dies war meine Hoffnung und sie wurde erfüllt. Ein - für mich ist es klar - Highland Park, der keine Einflüsse durch Sherryfässer hat. Er ähnelt sehr einer klassischen Bourbonfassreifung, mit den hellen Früchten, der Vanille und Süße. Er benötigt wirklich seine Zeit um sich zu öffnen und zu entfalten. Auch ein paar Spritzer Wasser tun ihm gut. Dies kann man natürlich auch kritisch sehen, wenn ein Whisky nicht sofort abliefert. Mich stört es nicht und ich kann ihn wirklich für all jene empfehlen, die einen Highland Park auch außerhalb der gewohnten Sherryreifungspfade kennenlernen wollen.
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English Text-Version
I must admit that this is not my first tête-à-tête with this secret Orkney single malt. I bought the bottle a couple of months ago from my favourite liquor store in Vienna, Austria. It stayed there for the first few months and every time I got together with the other guys and girls of the whisky group for a social gathering, the bottle was taken out of the archive and a glass or two was enjoyed.
So I already have a pretty good idea of what to expect at my tasting. But not 100 per cent, because tasting in your usual surroundings, in peace and quiet, with the glass of your choice, is always different and reveals new aspects of the whisky than enjoying it in a lively environment, with other people and glasses, and not as the only dram of the evening.
This Secret Orkney - which I highly suspect is a Highland Park - is 18 years old and has spent its time in a refill hogshead. Based on the colour and the choice of cask, I expected and hoped that this bottling would allow me to get closer to the actual distillate from HP and not be so influenced by the classic, typical sherry maturation, both smelling and tasting. As usual with Meadowside Blending, no chill filtration or colouring was used. The 374 bottles were bottled at 51.4% ABV. So the best prospects for a well cared for dram.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Rich golden yellow colour.
Nose
I've had this whisky in my glass a couple of times now, so I'm already aware of its need for a certain amount of rest and air. Otherwise, the first thing you notice is a fine vanilla note, accompanied by bright fruit flavours. Mostly ripe green and yellow stone fruit, a spoonful of honey and roasted malt. Only after just over ten minutes does the typical heather influence that I associate with Highland Park whiskies emerge - spicy, herbal with a floral touch. I don't detect any smoke here. But there is a pleasant woody, earthy note in the background that comes from the cask. A few drops of water are also good, as I have learnt. This opens up the whisky more, the fruit and vanilla flavours increase in intensity, the spice and malt notes recede into the background. The light touch of heather is still there, and even becomes a little more intense. The alcohol never dominates, but is very well integrated.
Palate
The entry into the mouth is very smooth and velvety. There is a clear sweetness at the start, but not too strong, with notes of creamy toffee and a hint of honey. This is followed by more subtle fruity influences, again mainly ripe apples, which are reinforced by the odd apricot, but it quickly gives way to an aromatic gingery spiciness. Like a brief chilli kick, the aromatic spiciness quickly fades. The initial sweetness takes over again. For me, there is no trace of smokiness on the palate either. In the mouth, the alcohol is in the background and never distracting. I like the interplay between the fruity and the sweet, with a short, spicy touch of ginger.
Finish
Towards the end, the wood comes through more strongly and there are slightly bitter flavours, a slightly darker chocolate with a higher cocoa percentage, combined with a slight dryness and a hint of smoke - here it is. It all comes across as very dignified and very delicious. And it lingers pleasantly in the mouth and on the palate.
Conclusion
The refill hogshead cask left enough room for the distillate. That's what I was hoping for, and it's been fulfilled. A - I think it's clear - Highland Park that is not influenced by Sherry casks. It is very similar to a classic Bourbon cask, with the bright fruit, vanilla and sweetness. It really needs time to open up and develop. A splash of water also helps. Of course, this can also be seen in a critical light when a whisky doesn't deliver right away. It doesn't bother me at all. I can really recommend it to all those who want to get to know a Highland Park outside the usual sherry maturing paths.
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