Whiskybase
English Text-Version
Still und heimlich hat sich Ben Nevis richtig weit nach oben in der Rangliste meiner Lieblingsbrennereien katapultiert. Neben dem klassischen Zehnjährigen aus der Original-Reihe sind es vor allem die unabhängigen Abfüllungen, die mir zu gefallen wissen.
So auch kürzlich beim Besuch der Whisky Messe Austria, als ich am Stand von Genuss am Gaumen den 15jährigen Ben Nevis 2007 mit PX-Finish aus der Ingelred Reihe vom unabhängigen Abfüller Blackadder im Glas hatte. Tolle Kombination aus Destillat und Fassreifung. Der war einfach gut und eins der Highlights meines Messebesuches.
Als Messe-Mitbringsel wurde es nach kurzer Überlegung dann sein älterer Bruder, der 17jährige Ben Nevis 2005 mit einer ausschließlichen Lagerung in einem Ex-Bourbon Cask. Ich wollte einfach eine weitere Flasche aus der Reihe verkosten und da kam mir der fast volljährige gerade richtig. Und reine Bourbonfassreifungen gefallen mir auch zunehmend besser.
Im Mai 2005 destilliert wurden 248 Flaschen mit 56,1% Alkoholstärke sowie ohne zusätzliche Farbzugabe und Kühlfiltration im April 2023 aus dem Bourbon-Fass abgefüllt.
Aussehen
Strohgold.
Nase
Ein paar Minuten Zeit und Ruhe im Glas tun dem Whisky gut. Für seine Geduld wird man mit einer feinen klassischen Bourbon-Nase belohnt. Sehr delikat, wenn man diese elegante, vielleicht auch etwas altmodische Art des Whiskys, mag. Saubere, gesetzte Aromen von Gerste, Haferkeksen, Zitronenabrieb mit frisch gepresstem Zitronensaft und einer sehr großen Portion an Bourbon Vanille. Reife gelbe Äpfel sowie helle Weintrauben komplettieren den Obstkorb im Geruch. Im Hintergrund liegend und mit Fortdauer mit immer mehr Kraft ausgestattet sind auch würzige, vom Eichenfass herrührende, Düfte am Werk. Der Alkohol, der anfangs immer wieder kurz in der Nase kitzelt, integriert sich ebenfalls mit mehr Zeit und Sauerstoff immer besser.
Mit Wasserzugabe zeigt sich ein Duft nach einem warmen süßen Gebäck mit Vanillepuddingfüllung. Krass. Die fruchtige Seite wird durch die Verdünnung ebenfalls verstärkt. Die Würzigkeit nimmt ab, aber bleibt weiterhin vorhanden.
Geschmack
Süß, fruchtig, würzig, lecker. Mein Blitz-Resümee in aller Kürze vom unverdünnten Inhalt. Der Beginn überrascht förmlich mit einer sehr intensiven Süße, die durch eine für mich undefinierbare Fruchtkomponente verstärkt wird. Es ist keine Zitrus-Note. Es könnten die Weintrauben aus der Nase sein. Oder die Aprikosen, die jedoch von der Frucht zum Kompott geworden sind. Dies würde für die Cremigkeit sprechen, die mit der Süße einher geht. Der Süße auf dem Fuße folgt eine ebenfalls überraschende Schärfe. Ein wahrlich ordentliches Pfefferl, dass sich hier präsentiert. Diese kernige Robustheit hätte ich dem Ben Nevis nach seinen 17 Jahren Reifung nicht zugetraut. Ob es von den knapp 56% oder von der Würze des Holzes stammt, kann ich nicht eruieren.
Mit Wasser, ungefähr auf knapp unter 50% verdünnt, wird der Whisky gefährlich süffig. Die Süße ist weiterhin vom Start weg prägend, jedoch ist von der Pfeffernote nur noch wenig übrig. Viel runder und harmonischer präsentiert er sich nun.
Abgang
Gegen Ende hin zeigt sich eine leichte Bitterkeit, als wenn man die Haut der Trauben isst oder an einem Traubenkern knabbert. Zusätzlich hat man die Aromatik vom Eichenholz länger im Mundraum. Insgesamt doch ein mittellanges Finish.
Fazit
Sehr schöner Ben Nevis. Die Reifung im Bourbonfass, das auch von wirklich guter Qualität gewesen sein muss, lässt dem Grund-Destillat der Brennerei genügend Spielraum um sich zu entfalten. Die Nase holt mich, mit seinen klassischen eleganten Bourbonaromen voll ab, sowohl pur als auch verdünnt. Beim Geschmack präferiere ich fast die Variante mit Wasser gegenüber der unverdünnten Version, auch wenn diese durch ihre starke Widersprüchlichkeit von Süße und Schärfe auch seinen Reiz hat. Kurzum ein wirklich toller Ben Nevis.
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English Text-Version
Ben Nevis has quietly catapulted itself to the top of my favourite distilleries. In addition to the classic ten-year-old from the original range, it is the independent bottlings that I particularly like.
This was the case when I recently visited the Whisky Messe Austria and had the 15-year-old Ben Nevis 2007 with PX finish from the Ingelred range of independent bottlers Blackadder in my glass at the Genuss am Gaumen booth. Great combination of distillate and cask maturation. It was really good and one of the highlights of the show for me.
After a moment's consideration, I decided to take its older brother, the 17-year-old Ben Nevis 2005, matured exclusively in ex-bourbon casks, as a take-home whisky. I just wanted to try another bottle from the range and this almost legal age old was just right. And I like pure Bourbon cask maturations more and more.
Distilled in May 2005, 248 bottles at 56.1% abv were bottled in April 2023 from the bourbon cask without the addition of colour or chill filtration.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Straw golden in Color.
Nose
The whisky will benefit from a few minutes' rest in the glass. Your patience will be rewarded with a fine, classic Bourbon nose. Very delicate if you like this elegant, perhaps rather old-fashioned type of whisky. Clean, settled aromas of barley, oat biscuit, lemon peel with freshly squeezed lemon juice and a very large portion of bourbon vanilla. Ripe yellow apples and pale grapes complete the fruit basket on the nose. In the background, spicy aromas from the oak cask are also at work. They gain strength as the palate progresses. The alcohol, which tickles the nose briefly at first, also integrates better with more time and oxygen.
With the addition of water, a flavour of warm, sweet pastry with a vanilla custard filling develops. Wow! The fruity side is also intensified by the dilution. The spiciness decreases, but remains present.
Palate
Sweet, fruity, spicy, delicious. My brief summary of the neat stuff. The beginning literally surprises you with a very intense sweetness, enhanced by a fruity component that I cannot define. It is not a citrus note. It could be the grapes from the nose. Or the apricots that have turned from fruit to compote. That would explain the creaminess that goes hand in hand with the sweetness. The sweetness is followed by an equally surprising spiciness. It is a really decent pepper which shows up here. I would not have expected this robustness from the Ben Nevis after 17 years of ageing. I can't tell if it's the nearly 56% or the spiciness of the wood.
Diluted with water to just under 50%, the whisky becomes dangerously drinkable. The sweetness is still dominant from the start, but there is little left of the peppery note. It is now much rounder and more harmonious.
Finish
There is a slight bitterness towards the end, as if eating the skins of the grapes or nibbling on a grape seed. In addition, the oak flavour lingers longer in the mouth. All in all, a medium-long finish.
Conclusion
A very nice Ben Nevis. The maturation in bourbon casks, which must have been of really good quality, gives the base distillate of the distillery enough room to develop. The nose welcomes me with its classic, elegant bourbon aromas, both pure and diluted. On the palate, I almost prefer the diluted version to the neat, even though the neat has its charms, with a strong contrast between sweetness and spice. In short, a truly great Ben Nevis.
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