Freitag, 27. Dezember 2024

Glenburgie 28y 1995/2023 (Murray McDavid)

 

Whiskybase

English Text-Version


Zum Abschluss des Jahres kommt noch einmal ein besonderer Whisky in mein Nosingglas. Der schottische unabhängige Abfüller Murray McDavid konzentriert sich in seiner Mission Gold Reihe auf Whiskys, die entweder ein gediegenes Alter und/oder auch eine spezielle Fassreifung ihr Eigen nennen. Preislich sind diese Abfüllungen natürlich entsprechend weit weg von meiner Schmerzgrenze, was den Kaufpreis für Whisky angehet. Umso mehr freut es mich, dass es immer wieder die Möglichkeit gibt, sich von solchen Flaschen Samples organisieren zu können. Und seit knapp einem Jahr steht ein Sample einer Abfüllung aus dieser Serie bei mir und wartet auf den richtigen Moment.

Es handelt sich hierbei um einen 28 Jahre alten Glenburgie. Er wurde 1995 gebrannt und reifte danach in  Bourbon Hogsheads, bevor er anschließend ein Finish in Oloroso- und PX-Sherryfässern bekam und 2023 mit 46,1% in 531 Flaschen abgefüllt wurde. Aus der in der Speyside gelegenen und zum Pernod Ricard Konzern gehörenden Glenburgie Brennerei hatte ich bislang einen 24-jährigen von Signatory Vintage, ebenfalls aus 1995 sowie eine 25 Jahre alte Abfüllung von Cadenheads. Beide Whiskys gefielen mir wirklich gut. Mal sehen ob es diesmal, bei diesem 28jährigen Vertreter ebenso der Fall ist.


Aussehen
Nussbraun, leicht ins Mahagoni gehend.


Nase
Man glaubt gar nicht eine alkoholhaltige Spirituose im Glas zu haben, so sanft und weich werden die Düfte zur Nase transportiert. Da sticht oder prickelt rein gar nichts in der Nase. Es ist ein wahres Sammelsurium an Aromen, die wunderbar als Ganzes funktionieren, wie eine Praline mit einem fruchtig cremigen Kern, ummantelt von Milchschokolade mit einem leicht erhöhten Kakaoanteil. Sehr fruchtige Nase, leicht exotischer Anklang mit Mango und Papaya, kombiniert mit einer sehr feinen Orangenmarmelade (ohne der in Streifen geschnittenen Stücke der Schale). Einladende Düfte von Vanillecreme, Pflaumenmus, Rosinen und Feigenmarmelade addieren sich zu den erst genannten Fruchtnoten.

Nach einiger Zeit wandelt sich die Milchschokolade immer mehr in eine Haselnusscreme. Im Hintergrund iegt ein fruchtig saurer Duft, der für eine gewisse Frische und Jugend sorgt, die für das Alter überrascht. Das gesamte Aromen Spektrum ist fein und sehr ausgewogen und harmonisch. Will ich das Glas wirklich von der Nase wegbewegen?


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl mit einer hohen Viskosität ausgestattet, die den Whisky im gesamten Mundraum gleichmäßig verteilt. Es beginnt überraschend süß. Die Süße stammt von Karamell, Rosinen, weichen Datteln, Feigen und vom Pflaumenmus. Sehr viel Umami ist im Spiel, süß säuerliche Balsamico Creme, dunkle Sojasauce. Danach erscheint eine leichte Würzigkeit, gepaart mit ein paar getrockneten Küchenkräutern. Geröstete zerhackte Haselnüsse, Leder- und Tabaknoten verschmelzen mit einer großen Portion von Milchschokolade. Überhaupt spielen die Schokolade-, Nuss-, und Kakaoaromen im Mund die erste Geige.

Eine leichte Adstringenz, an den Wangen fühlt es sich trockener werdend an, folgt dem Geschmacksreigen. Vom Alkohol ist auch im Mund kaum bis gar nichts zu spüren.


Abgang
Bis auf eine moderat bittere Note vom Holz, die mehr nach einem Kaffee mit ein paar Tropfen Milch schmeckt, ist vom Einfluss der Eichenfässer überraschend wenig zu merken. Klar, das Fass ist vorhanden, aber es ist absolut nicht federführend, was man nach 28 Jahren Reifezeit durchaus erwarten könnte. Dafür klingt der Whisky mit Leder, Tabak, Rosinen und dem süßen Pflaumenmus mittellang bis lange aus.


Fazit
Schlichtweg ein toller Whisky, der sich noch auf den letzten Drücker unter meine Top 5 am Ende des Jahres noch weit oben platziert. Ein wahrer Gentleman, die jedoch immer wieder einmal verschmitzt guckt und einen guten Humor hat. Sein Spiel mit den verschiedenen Aromen im Geruch und Geschmack sind nie laut sondern immer fein auf einander abgestimmt. Keine Misstöne im Orchester der Aromen. Aber bei weitem nicht fad und lasch. Ein würdiger Abschluss meines Whiskyjahres 2024. Eine Flasche davon unter dem Weihnachtsbaum, man darf doch noch träumen.

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English Text-Version


At the end of the year, I will once again have a special whisky in my nose glass. Scottish independent bottler Murray McDavid focuses on whiskies that are either of solid age and/or have undergone special cask maturation in his Mission Gold range. Pricewise, these bottlings are naturally far removed from my pain threshold when it comes to buying whisky. So I am all the more pleased that there is always the opportunity to organise samples of such bottles. And for almost a year now, I've had a sample of a bottling from this series, waiting for the right moment.

This is a 28 year old Glenburgie. It was distilled in 1995 and then matured in Bourbon hogsheads before being finished in Oloroso and PX sherry casks and bottled in 2023 at 46.1% in 531 bottles. From the Glenburgie distillery in Speyside, part of the Pernod Ricard group, I had a 24-year-old Signatory Vintage, also from 1995, and a 25-year-old Cadenheads bottling. I really liked both of them. Let's see if it's the same with this 28-year-old representative.

Fotocredit: Murray McDavid


Appearance
Nut-brown in colour, slightly mahogany.


Nose
You wouldn't think you had an alcoholic spirit in your glass, the aromas are so soft and gentle on the nose. Nothing at all stings or tingles the nose. It is a true Hodgepodge of flavours that work beautifully together, like a praline with a fruity, creamy heart covered in milk chocolate with a slightly higher cocoa percentage. Very fruity on the nose, with slightly exotic mango and papaya flavours, combined with a very fine orange marmalade (without the strips of zest). Inviting flavours of vanilla cream, plum jam, sultanas and fig jam join the first fruity notes.

After a while, the milk chocolate turns more and more into hazelnut cream. In the background, there is a fruity acidity that gives the chocolate a certain freshness and youthfulness that is surprising given its age. The whole range of flavours is fine, very balanced and harmonious. Do I really want to take the glass away from my nose?


Palate
A very creamy mouthfeel with a high viscosity that distributes the whisky evenly throughout the mouth. It starts surprisingly sweet. The sweetness comes from caramel, sultanas, soft dates, figs and plum jam. There is plenty of umami, sweet and sour balsamic cream and dark soy sauce. This is followed by a light spiciness paired with some dried herbs. Roasted, chopped hazelnuts, leather and tobacco notes merge with a large portion of milk chocolate. In general, the chocolate, nut and cocoa flavours call the tune.

The flavours are followed by a slight astringency that becomes drier on the cheeks. There is little to no feeling of alcohol in the mouth.


Finish
Apart from a moderately bitter note from the wood, which tastes more like coffee with a few drops of milk, there is surprisingly little evidence of the influence of the oak casks. The cask is there, of course, but not in the way you might expect after 28 years. Instead, the whisky finishes medium to long with leather, tobacco, sultanas and sweet plum jam.


Conclusion
Quite simply a great whisky, in my top 5 at the end of the year. A true gentleman with a mischievous look in his eye and a good sense of humour. His play with the different aromas in the nose and on the palate is never loud. It is always finely tuned. No discordant notes in the orchestra of flavours. But never bland or dull. A worthy end to my whisky year 2024. A bottle of this under the Christmas tree, you can still dream.

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