English Text-Version
So richtig auf den Rye-Geschmack bin ich durch die diversen amerikanischen Vertreter gekommen, die ich vor allem im Laufe des letzten Jahres verkostet habe. Einer meiner Lieblingsamerikaner ist derzeit der Jack Daniels Single Barrel Rye mit 45%, aber auch der Knob Creek Rye (den neuen siebenjährigen hatte ich noch nicht das Vergnügen ihn zu kosten) gefällt mir richtig gut.
Amerikanische Ryes sind in der Regel würziger, kantiger, ja vielleicht sogar lebhafter, als viele ihrer Bourbon-Vettern. Der hohe Rye-Anteil in den Mash-Bills gefällt mir immer mehr.
Im Gegensatz dazu, habe ich die immer mehr werdenden europäischen Vertreter der Roggen-Whiskys bis jetzt eher weniger beachtet. Ende '21 hatte ich bei einem Rye-Tasting von whic.de mitgemacht wo sechs Ryes aus Europa, darunter auch zwei von Stauning, verkostet wurden. Ein sehr interessanter Abend und neuen Aromen und Geschmäckern, aber so richtig hatte die Rakete nicht gezündet.
Aber, nachdem mir Rye in der Zwischenzeit doch immer mehr mundet und ich die beiden Samples in meinem Archiv zufällig fand, dachte ich mir, wieso gebe ich Europa, im Speziellen hier Dänemark nicht nochmals eine Chance?
Die beiden Ryes stammen aus der siebenteiligen Art Series-Serie von Stauning, exklusiv von Kirsch Import für Deutschland an Land gezogen. Beide Abfüllungen sind Single Casks mit rund vier Jahren Alter und wurden ungefärbt und ohne Kühlfiltration abgefüllt. Leider konnte ich keine Informationen auftreiben, wie lange die jeweiligen Nachreifungen im Rum- bzw. Ahornsirupfass dauerte. Wäre interessant gewesen.
Stauning Art Series Barbados Rum Cask Finish
Aussehen
Rötlicher Bernstein
Fotocredit: Stauning |
Nase
Vielleicht ist es der höhere Alkoholgehalt, aber der Anfang ist recht verhalten. Mit etwas Verzögerung, dafür jedoch umso deutlicher, zeigen sich die typischen Barbados Rum Aromen, Rosinen, Melasse, Karamell, Kokosraspeln und Vanille. Nach ein paar Minuten ebben die Rumnoten ab und der Roggen kommt intensiver zum Vorschein - Roggenvollkorn- und Knäckebrot, frische Pfefferminze, Fichtennadeln und eine Spur von Baumharz. Alkohol ist sehr gut eingebunden.
Ein paar Tropfen Wasser nachträglich bringen die Rumaromen wieder etwas nach vorne, ohne jedoch den Rye zu stark zu überdecken. Es ist nun eine schöne Harmonie der Aromen.
Geschmack
Sehr intensiver Antritt mit einer überraschend auftretenden Ingwerschärfe, die aber ebenso schnell auch wieder verfliegt. Danach ausgewogen, süßes Karamell und Rosinen mit Kokosraspeln zusammen mit den würzig, harzigen Aromen vom Rye. Frische Minzblätter, einem Peppermint Wrigley Kaugummi nicht unähnlich.
Mit Wasserbeigabe wird die anfängliche Schärfe deutlich gemildert, die Roggennoten kommen mehr zur Geltung. Das Rumfinish ist aber weiterhin mit seinen Kokos- und Vanillenoten die ganze Zeit präsent.
Abgang
Hier sind nun vor allem die typischen Roggennoten tonangebend. Weiterhin die Frische der Minze, herbwürzig, leicht adstringierend. Das Holz ist nun deutlicher. Mittellanger Abgang.
Fazit
Das Finish im Barbados Rumfass ist meiner Meinung nach gut gelungen. Die nicht zu aufdringliche Süße mit dem Kokos und der Vanille sorgen sowohl im Geruch als auch im Geschmack für eine interessante Koexistenz mit den typischen würzig, herb frischen Roggenaromen.
Stauning Art Series Maple Sirup Cask Finish
Aussehen
Dunkles Rotgold
Nase
Im Gegensatz zum Rum-Finish ist hier keine Spur von Zurückhaltung zu merken. Sofort ist der süße und zugleich mild würzige Ahornsirup auszumachen. Als würde man sich den Sirup gerade über seine noch warmen Pancakes gießen. Denn zusammen mit dem Ahornsirup glaubt man Butter und Malz zu riechen. Schon toll! Die anderen Aromen tun sich anfänglich etwas schwer, hinter dieser Süße hervorzukommen. Erst langsam kommen Roggenteig, Eukalyptusbonbon, Hustensaft und leichte Harzaromen zum Vorschein. Der Sirup dominiert aber weiterhin das Geschehen.
Mit Wasser tritt der Ahornsirup etwas zurück und die Ryearomen haben mehr Raum um sich zu entfalten. Insgesamt etwas ausgewogener.
Geschmack
Ganz kurz noch ist die aus der Nase erwartete Süße zu schmecken, dann wird es sehr schnell, sehr scharf! Fast schon wie ein Chillicatch - sehr bissig. Wow, dies überrascht. Hinter dieser prägnanten Schärfe finden sich noch die Karamellaromen vom Sirup, ohne dessen Süße, zusammen mit einer Minznote, Roggenbrotteig und Harz. Fichtennadeln und trockene Gewürze sind ebenfalls vorhanden.
Beim Geschmack helfen ein paar Tropfen Wasser hinsichtlich der Abschwächung der dominierenden Schärfe merklich. Die Süße und die anderen Noten des Ahornsirups finden sich mehr im Geschmackbild wieder.
Abgang
Diese würzig scharfe Note ist bis zum bitteren Ende hin präsent. Stichwort bitter, dies wird es wahrlich zusammen mit einer angenehmen Trockenheit, die vom Holz der Eichenfässer herrüht. Auch hier ist der Abgang eher mittellang.
Fazit
Also vor allem in der Nase ist das Finish im Ahornsirup sehr dominant. Fast schon zu sehr liegt hier die schwere Süße über den anderen, durchaus interessanten, Ryearomen. Interessant ist, dass diese markante Schärfe im Mund sehr ähnlich zu dem im letzten Oktober verkosteten Sirens Batch 4 von whic.de war. Hier gab es ebenfalls ein Finish im Ahornsirup Fass und auch damals hatte ich im Geschmack diese sehr starke Schärfe. Ob es womöglich eine Eigenart dieser Fässer ist? Mit etwas Wasser - Betonung liegt auf etwas - gewinnt er.
Gesamtfazit
Europäische, in diesem Fall dänische, Ryes heben sich von ihren amerikanischen Vettern doch ab. Die Grundaromen kommen mir straighter, kantiger und würziger vor. Sind sie schlechter? Nein, anders. Beide Fassfinishes sind auf ihre Weise sehr interessant und geben den reinen Roggenaromen neue Facetten. Für mich persönlich hat die Barbados Rum-Version die Nase vorne. Nicht nur, weil ich grundsätzlich ein Fan von Rum aus Barbados bin (Stichwort Mount Gay oder Foursquare!), sondern weil er mir ausgewogener und runder erschien.
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English Text-Version
I really got a taste for rye through the various American representatives that I have tasted, especially over the last year. One of my favourite American ryes at the moment is the Jack Daniels Single Barrel Rye at 45%, but I also really like the Knob Creek Rye (I haven't had the pleasure of tasting the new seven-year-old yet).
American ryes are generally spicier, edgier and perhaps even more vibrant than many of their bourbon cousins. I like the high proportion of rye in the mash bills more and more.
In contrast, I have so far paid less attention to the growing number of European rye whiskies. At the end of '21, I took part in a rye tasting organised by whic.de where six ryes from Europe, including two from Stauning, were tasted. It was a very interesting evening with new aromas and flavours, but the rocket didn't really take off.
But now that I'm enjoying rye more and more and I found the two samples in my archive by chance, I thought to myself, why don't I give Europe, and Denmark in particular, another chance?
The two ryes are from Stauning's seven-part Art Series range, exclusively sourced for Germany by Kirsch Import. Both bottlings are single casks aged for around four years and were bottled uncoloured and without chill filtration. Unfortunately, I was unable to find any information on how long the respective maturation periods in rum and maple syrup casks lasted. Would have been interesting.
Stauning Art Series Barbados Rum Cask Finish
Appearance
Reddish amber colour
Nose
Perhaps it is the higher alcohol content, but the beginning is quite reserved. The typical Barbados rum flavours, sultanas, molasses, caramel, grated coconut and vanilla emerge with a slight delay, but all the more clearly. After a few minutes, the rum flavours subside and the rye becomes more intense - wholemeal rye and crispbread, fresh peppermint, spruce needles and a hint of tree resin. Alcohol is very well integrated.
A few drops of water afterwards bring the rum flavours to the fore again, but without masking the rye too much. There is now a beautiful harmony of flavours.
Flavour
Very intense start with a surprising ginger spiciness, which disappears just as quickly. Then balanced, sweet caramel and sultanas with grated coconut together with the spicy, resinous flavours of the rye. Fresh mint leaves, not unlike Peppermint Wrigley chewing gum.
With the addition of water, the initial spiciness is significantly reduced and the rye flavours become more prominent. However, the rum finish is still present the whole time with its coconut and vanilla flavours.
Finish
The typical rye notes now set the pace here. The freshness of the mint remains, tangy, slightly astringent. The wood is now more evident. Medium length finish.
Conclusion
The finish in the Barbados rum cask is well done in my opinion. The not too strong sweetness with the coconut and vanilla make for an interesting coexistence with the typical spicy, tart, fresh rye flavours in both the aroma and the taste.
Stauning Art Series Maple Syrup Cask Finish
Appearance
Dark red gold colour
Fotocredit: Stauning |
Nose
In contrast to the rum finish, there is no sign of reservation here. The sweet and at the same time mildly spicy maple syrup is immediately recognisable. It's like pouring the syrup over your still-warm pancakes. Together with the maple syrup, you can smell butter and malt. That's great! The other flavours initially struggle to emerge from behind this sweetness. Only slowly do rye dough, eucalyptus candy, cough syrup and light resin flavours emerge. However, the syrup continues to dominate the flavours.
With water, the maple syrup recedes somewhat and the rye flavours have more room to develop. A little more balanced overall.
Flavour
The sweetness expected from the nose can still be tasted very shortly, then it becomes very hot very quickly! Almost like a chilli catch - very biting. Wow, this is surprising. Behind this distinctive spiciness, there are still the caramel flavours from the syrup, without its sweetness, together with a minty note, rye bread dough and resin. Spruce needles and dry spices are also found.
In terms of flavour, a few drops of water help noticeably to soften the dominant spiciness. The sweetness and other notes of maple syrup are more present in the flavour.
Finish
This spicy, pungent note is present right to the bitter end. Speaking of bitter, this is truly combined with a pleasant dryness that comes from the wood of the oak barrels. Here too, the finish is of medium length.
Conclusion
The maple syrup finish is very dominant, especially on the nose. The heavy sweetness is almost too much here over the other, quite interesting, rye flavours. It is interesting to note that this distinctive sharpness in the mouth was very similar to the Sirens Batch 4 from whic.de that we tasted last October. This also had a finish in a maple syrup cask and I also had this very strong spiciness in the flavour back then. Could it be a characteristic of these casks? With a little water - the emphasis is on a little - it wins.
Overall conclusion
European, in this case Danish, ryes do stand out from their American cousins. The basic flavours seem straighter, edgier and spicier to me. Are they worse? No, different. Both barrel finishes are very interesting in their own way and add new facets to the pure rye flavours. For me personally, the Barbados rum version has the lead. Not just because I'm generally a fan of rum from Barbados (think Mount Gay or Foursquare!), but because it seemed more balanced and rounded to me.
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