Whiskybase
English Text-Version
Kaum eine Brennerei auf der Welt spaltet die Whisky-Fangemeinde so sehr, wie es Macallan tut. Entweder man liebt oder hasst das ganze Marketinggedöns rund um die Marke. Für viele ist Macallan die Single Malt Distillery in der Speyside, vor allem die älteren Abfüllungen vor den 2000er Jahren hat zu diesem Qualitätsimage beigetragen. Hier muss man aber auch sagen, dass die Preise noch relativ human waren.
Ein Zustand, den man heutezutage leider nicht mehr vorfindet. Die Preise für Original Macallan Abfüllungen sind extrem gestiegen. Diverse NAS-Varianten mit fantasievollen Namen sind defacto immer im dreistelligen Preisbereich zu finden. Auch die Standardreihen sind äußerst hochpreisig.
Einer der Gründe, warum ich nur sehr spradisch Whiskies von dieser Brennerei verkoste. Eine eigene Flasche hat es bis dato noch nicht in mein Barfach geschafft. Der letzten Macallan den ich im Glas hatte, war der Secret Speyside 17 (M) von Signatory Vintage, und somit keine Original Abfüllung, hat mir sehr, sehr gut gemundet. Die anderen offiziellen Macallan Abfüllungen, die ich bislang verkostete waren alle gute Whiskys, der Classic Cut aus 2019 gefiel mir hier am Besten. Jedoch wenn man sich das Gesamtpackage - eben auch den Preis für die jeweilige Flasche - ansah, passte das PLV einfach nie.
Aber. Jeder verdient eine Chance. Whisky-Brennereien verdienen - wie wir Nerds wissen - immer mehrere Chancen. Und so nahm ich die Worte von André Lautensack vom Youtube-Channel Whisky-Evening, aus seinem Video zu seinen besten Malts 2023 zum Anlass und holte mir wieder einmal einen Macallan ins Glas.
Und zwar gleich den bisher ältesten, den 18jährigen aus der Double Cask Reihe. Diese Serie gibt es seit Mitte 2020. Hierbei kommen sowohl amerikanische als auch europäische Fässer, die vorher mit Sherry aus Spanien angereichert - geseasoned - wurden, beim Vatting zum Einsatz. Die Alkoholstärke beträgt 43%, es wurde nicht mit Farbstoff nachgeholfen, jedoch wurde kühlgefiltert.
Aussehen
Dunkles Bernstein, Blütenhonig
Nase
Es ist eine sehr feine, filigrane Nase. Die Geruchskomposition ist komplett ausgewogen und rund. Auf der fruchtigen Seite finden wir Rosinen, Trockenfrüchte, Orangen-, oder sogar Mandarinenmarmelade, auch frische Aromen von Zitrone. Daneben haben wir, neben einer leichten Karamell- und Toffeenote, die für eine angenehme "Cremigkeit" im Geruch sorgt, auch Assoziationen von Ingwerkeksen, malzig, kuchenteigartig mit einer gewissen aromatischen Schärfe, die jedoch nicht auf die Pfefferseite abdriftet. Dazu gesellen sich frische Tabakblätter sowie etwas Leder mit einem Hauch Vanille. Umrahmt wird dies von einer sehr feinen Eichenwürze, gefühlt mit mehr Anteil der europäischen als der amerikanischen Schwester. Den Alkohol merkt man überhaupt nicht. Es ist durchwegs eine schöne, sehr weiche und harmonische Nase. Für mich fast etwas zu weich. Vielleicht bin ich durch die fassstarken Abfüllungen bereits zu versaut, jedoch hätte ich auch mit drei Prozent mehr an Alkohol gut leben können.
Geschmack
Weicher Antritt, schönes Mundgefühl, der Alkohol ist leicht aber bringt trotzdem die Aromen gut zu den Geschmacksrezeptoren. Ein sehr angenehmer süßer Beginn, weiches Milchkaramell mit einem ordentlichen Schuss Vanilleextrakt. Von einer Frucht merke ich eigentlich recht wenig. Der Malt wechselt von der schönen süß, weichen Toffeecreme zügig in eine würzig, aromatische Richtung. Die Ingwerkekse aus dem Geruch sind auch im Geschmack wieder da. Die Schärfe zeigt sich wieder, aber auch hier ist es nicht too much. Schön ausgewogen. Die Eichenwürze und deren -aromen kombinieren sich gut mit dem leicht frischen Ingwer.
Abgang
Die leichte Schärfe setzt sich nahtlos fort. Das Holz ist da, auch eine leichte bittere Note von etwas dunklerer Schokolade. Aber der sehr lange Abgang ist nicht vorhanden. Es gleitet so dahin und endet. Die Eichenwürze ist präsent, aber wirkt nicht so lange nach, wie gewünscht. Hier fehlt vielleicht etwas der Punch durch eine höhere Alkoholstärke.
Fazit
Lassen wir den Preis einmal außer Acht, habe ich hier einen sehr feinen Sherrywhisky mit einer schönen Harmonie der Aromen. Absolut Yin-Yang. Mir gefällt er im Geschmack sogar einen Deut besser, als in der Nase. Die cremige Süße, kombiniert mit der aromatischen Schärfe ist fein.
Aber.
Wenn ich den Preis in mein Fazit doch mit einbeziehe, muss ich hier schon deutlich anmerken, dass besagter Preispunkt von aktuell rund € 350,- und mehr absolut überzogen ist. Da lob ich mir wieder unabhängige Abfüller, wie beispielsweise Signatory Vintage, die um € 100,- günstiger eine fassstarke volljährige Version auf den Markt bringen können - wenn auch nicht unter der Bezeichnung Macallan.
Wer das Geld hat und unbedingt einen Macallan zuhause im Barregal stehen haben will, hat mit dieser Flasche nicht nur einen schönen Blickfang sondern auch einen wirklich feinen ausgewogenen Sherrymalt. Wer weniger auf Prestige und Marketing steht wird beispielsweise beim Glendronach Allardice günstiger und - Geschmackssache - geschmacklich nochmals um eine Stufe besser aussteigen. Ich persönlich würde mir um den Preis des Double Casks zwei Allardice besorgen.
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English Text-Version
Hardly any other distillery in the world divides the whisky fan community as much as Macallan does. You either love or hate all the marketing fuss surrounding the brand. For many, Macallan is the single malt distillery in Speyside, and the older bottlings before the 2000s in particular have contributed to this image of quality. However, it must also be said that the prices were still relatively humane.
Unfortunately, this is no longer the case today. The prices for original Macallan bottlings have risen dramatically. Various NAS bottles with imaginative names are de facto always to be found in the three-digit price range. The standard ranges are also extremely expensive.
This is one of the reasons why I only taste whiskies from this distillery very occasionally. A bottle of my own has not yet made it into my bar cabinet. The last Macallan I had in my glass was the Secret Speyside 17 (M) from Signatory Vintage, and therefore not an original bottling, but it tasted very, very good. The other official Macallan bottlings I've tasted so far have all been good whiskies, with the Classic Cut from 2019 being my favourite. However, when you look at the overall package - including the price of each bottle - the price-performance ratio just never matched up.
But. Everyone deserves a chance. Whisky distilleries - as we nerds know - always deserve several chances. And so I took the words of André Lautensack from the YouTube channel Whisky-Evening, from his video on his best malts of 2023, as an opportunity and once again poured myself a Macallan.
The oldest to date, the 18-year-old from the Double Cask series. This series has been around since mid-2020 and uses both American and European casks that have previously been enriched - seasoned - with sherry from Spain for vatting. The alcohol strength is 43%, no colouring was added, but it was chill-filtered.
Fotocredit: The Macallan |
Appearance
Dark amber, blossom honey colour
Nose
It is a very fine, delicate nose. The olfactory composition is completely balanced and round. On the fruity side, we find sultanas, dried fruit, orange or even tangerine marmalade, as well as fresh flavours of lemon. In addition to a light caramel and toffee note, which provides a pleasant "creaminess" in the aroma, we also have associations of ginger biscuits, malty, cakey with a certain aromatic spiciness that does not drift to the peppery side. Fresh tobacco leaves and some leather with a hint of vanilla join in. This is framed by a very fine oak flavour, with a greater proportion of the European than the American sister. You don't notice the alcohol at all. It is a beautiful, very soft and harmonious nose throughout. Almost a little too soft for me. Perhaps I'm already too spoilt by the cask strength bottlings, but I could have lived with three percent more alcohol.
Flavour
Soft start, nice mouthfeel, the alcohol is light but still brings the flavours well to the taste receptors. A very pleasant sweet start, soft milk caramel with a good dash of vanilla extract. I don't really notice much of a fruit flavour. The malt quickly switches from the lovely sweet, soft toffee cream to a spicy, aromatic flavour. The ginger biscuits from the smell are also back in the flavour. The spiciness is evident again, but here too it is not too much. Nicely balanced. The oak spice and its flavours combine well with the slightly fresh ginger.
Finish
The slight spiciness continues seamlessly. The wood is there, as is a slightly bitter note of dark chocolate. But the very long finish is not there. It just glides along and ends. The oak spice is present, but does not last as long as desired. Perhaps the higher alcohol strength lacks a little punch here.
Conclusion
Leaving the price aside, I have a very fine sherry whisky with a beautiful harmony of flavours. Absolutely yin-yang. I even like the flavour a little better than the nose. The creamy sweetness combined with the aromatic spiciness is fine.
But.
If I include the price in my conclusion, I have to clearly state that the current price point of around € 350,- and more is absolutely over the top. I praise independent bottlers, such as Signatory Vintage, who can bring a cask-strength, full-aged version onto the market for € 100,- less - even if not under the Macallan label.
If you have the money and really want to have a Macallan on your bar shelf at home, this bottle is not only a beautiful eye-catcher but also a really fine, balanced sherry malt. For those who are less interested in prestige and marketing, the Glendronach Allardice, for example, is cheaper and - a matter of taste - tastes even better. Personally, I would buy two Allardice for the price of the double cask.
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