Whiskybase
English Text-Version
Die Glenturret Brennerei, in den schottischen Highlands gelegen, beschreibt sich selbst als die älteste noch aktive Brennerei Schottlands. Die früheste Aufzeichnung diesbezüglich stammt aus dem Jahr 1763. Jedoch soll bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert Whisky - wenn auch nicht ganz legal - am Ort der zukünftigen Destillerie gebrannt worden sein. Glenturret gehört mit einer Kapazität von jährlich maximal 500.000 Litern reinen Alkohols zu den kleineren Brennereien in Schottland.
Ende 2018 verkaufte der bisherige Eigentümer, die Edrington Group, die Brennerei an den Schweizer Weingroßhändler und -Produzenten Art & Terroir, der selbst Teil des französischen Luxuskonzerns Lalique Group ist. Knapp zwei Jahre später präsentierte man ein komplett neues Portfolio und Markenauftritt. Neben dem Triple Wood, der Einstiegsflasche in die Serie, sind ein 10y Peat Smoked (in der Zwischenzeit ist auch ein 7y Peat Smoked hinzugekommen), sowie die nicht rauchigen 12y, 15, 25y und 30y Abfüllungen Teil der Reihe. Speziell bei diesem neuen Konzept ist auch die Tatsache, dass hier jährliche Batches für die jeweiligen Flaschen herauskommen. Meist nicht mehr als 60 Fässer werden pro Abfüllung verwendet. Dadurch kann es auch zu leichten Nuancen zwischen den einzelnen Jahrgängen kommen.
Teil der neuen Aufmachung ist auch die Einführung einer neuen Flasche. Und diese rechteckige schwere Glasflasche gefällt mir mit ihrer klassischen Form, die an antike Säulenelemente erinnert, äußerst gut - auch das Auge trinkt mit.
Den 12jährigen, den ich verkoste, stammt aus dem 2022er Release und reifte in amerikanischen und europäischen Eichenfässern, in denen vorher teils Oloroso- oder PX-Sherry lag. Der Alkoholgehalt beträgt 46% Trinkstärke, es kam weder E-150 Farbstoff noch Kühlfiltration zum Einsatz.
Aussehen
Dunkler Bernstein.
Nase
Ein harmonisches Wechselspiel zwischen dunklen getrockneten Früchten, Brombeeren, die etwas an Säure beitragen, Rosinen und am Ofen getrockneten Orangenscheiben auf der einen Seite sowie süßem Waldhonig, cremigen Toffees und Vanillekeksen auf der anderen Seite. Ein paar Bröseln getrockneten Tabakblätter liegen auf einer alten, leicht muffigen Eichenkommode. Feine Aromen des Eichenholzes, die anfänglich eher im Hintergrund liegen, treten mit Zeit und Sauerstoffzufuhr im Glas immer mehr in den Vordergrund und verweben sich mit den restlichen Gerüchen zu einem sehr ansprechenden Gesamteindruck. Der Alkohol ist zu keiner Zeit spürbar und wirklich sehr gut eingebunden.
Geschmack
Weiches und zugleich cremiges Mundgefühl mit einem schweren und kräftigen Antritt der Aromen. Pralinen aus Milchschokolade mit viel Vanille und einem flüssigen Kern aus Karamell.
Danach triftet es kurzfristig auf die würzige Seite. Weißer Pfeffer mit einer Prise Zimt lugt kurz hervor. Danach übernehmen Pflaumenmus, getrocknete Feigen und Datteln sowie die Brombeeren mit ihrer angenehmen Säure wieder das Kommando. Von der Orange aus dem Geruch ist eher weniger zu schmecken. Ab dem Mittelteil wird es trockener und mehr holzlastig. Die Eiche dominiert nun deutlicher das Geschehen, jedoch bleibt es immer noch sehr aromatisch.
Nach dem zweiten Schluck kommt der Sherry-Einfluss wieder mehr zur Geltung, zusammen mit ein paar getrockneten Tabakblättern und ein paar gerösteten Haselnüssen.
Abgang
Die Schokolade wechselt von Milch- zu Dunkelschokolade mit mehr Kakaoanteil. Dazu immer noch eine gute Portion Vanille und Toffee, jedoch verblasst die Süße immer mehr. Die Eichenaromen sind weiterhin sehr präsent, sehr schönes Holz. Das Finish ist durchaus von langer Dauer.
Fazit
Bei diesem zwölfjährigen Standard von Glenturret gefällt mir nicht nur die Ausstattung und das Flaschendesign, sondern auch der flüssige Inhalt der Flasche. Ein rundherum stimmiger Single Malt mit reichlich Sherry-Einfluss und einem gediegenen Auftreten. Die Kombination aus den dunklen Früchten mit der malzig, cremigen Süße und den Eichenholzaromen weiß zu gefallen. Der aktuell aufgerufen Preis von rund € 75,- ist für eine 12jährige Abfüllung durchaus eine Ansage und zielt hier eindeutig auf das Premium-Segment ab. Jedoch, anders als bei ähnlichen Predige Marken, bekommt man auch einen sehr guten Whisky.
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English Text-Version
The Glenturret Distillery, located in the Scottish Highlands, claims to be the oldest working distillery in Scotland. The earliest record dates back to 1763, but whisky is said to have been distilled on the site of the future distillery since the early 18th century, albeit not quite legally. With a maximum annual capacity of 500,000 litres of pure alcohol, Glenturret is one of Scotland's smaller distilleries.
In late 2018, the previous owner, the Edrington Group, sold the distillery to Swiss wine wholesaler and producer Art & Terroir, itself part of the French luxury concern Lalique Group. Barely two years later, a completely new portfolio and brand image was unveiled. In addition to the Triple Wood, the range now includes a 10-year-old Peat Smoked (now joined by a 7-year-old Peat Smoked) and 12-, 15-, 25- and 30-year-old bottlings. Another feature of this new concept is the fact that annual batches are released for each bottle. Typically, no more than 60 casks are used per bottling. This can result in slight nuances between vintages.
Part of the new release is the introduction of a new shape of bottle. I really like this rectangular, heavy glass bottle with its classic shape reminiscent of antique pillars.
The 12-year-old I'm tasting is from the 2022 release and has been matured in American and European oak casks, some of which previously contained Oloroso or PX sherry. It is 46% abv and no E-150 colouring or chill filtration has been used.
Fotocredit: whiskybase.com |
Appearance
Dark amber in colour.
Nose
A well-balanced combination of dark dried fruit, blackberry with a touch of sour, sultana and oven-dried orange slices on the one hand, and sweet forest honey, creamy toffee and vanilla biscuits on the other. A few crumbs of dried tobacco leaves lie on an old, slightly musty oak chest of drawers. Fine oak aromas, initially in the background, come to the fore with time and oxygenation in the glass, blending with the other flavours to create a very pleasing overall impression. The alcohol is never overpowering and is very well integrated.
Palate
Soft and creamy in the mouth with a heavy and powerful entry of flavours. Milk chocolate pralines with lots of vanilla and a liquid caramel core.
The palate then turns quickly to the spicy side. White pepper with a pinch of cinnamon emerges briefly. Then plum jam, dried figs and dates, and blackberries with their pleasant acidity take over. There is less of the orange flavour from the nose. In the middle of the mouth the whisky becomes drier and more woody. The oak is now more dominant, but still very aromatic.
After the second sip, the sherry influence returns, along with some dried tobacco leaves and some toasted hazelnuts.
Finish
The chocolate changes from milk chocolate to dark chocolate with a higher cocoa percentage. There is still a good quantity of vanilla and toffee, but the sweetness fades more and more. The oak flavours are still very present, very nice wood. The finish is quite long.
Conclusion
With this 12y old core bottling from Glenturret, I like not only the presentation and bottle design, but also the liquid content of the bottle. An all-round harmonious single malt with plenty of sherry influence and a dignified appearance. The combination of dark fruit with malty, creamy sweetness and oak is very appealing. The current price of around € 75,- is quite an announcement for a 12-year-old bottling and is clearly aimed at the premium segment. However, unlike similar Predige brands, this is a very good whisky.