Freitag, 27. Dezember 2024

Glenburgie 28y 1995/2023 (Murray McDavid)

 

Whiskybase

English Text-Version


Zum Abschluss des Jahres kommt noch einmal ein besonderer Whisky in mein Nosingglas. Der schottische unabhängige Abfüller Murray McDavid konzentriert sich in seiner Mission Gold Reihe auf Whiskys, die entweder ein gediegenes Alter und/oder auch eine spezielle Fassreifung ihr Eigen nennen. Preislich sind diese Abfüllungen natürlich entsprechend weit weg von meiner Schmerzgrenze, was den Kaufpreis für Whisky angehet. Umso mehr freut es mich, dass es immer wieder die Möglichkeit gibt, sich von solchen Flaschen Samples organisieren zu können. Und seit knapp einem Jahr steht ein Sample einer Abfüllung aus dieser Serie bei mir und wartet auf den richtigen Moment.

Es handelt sich hierbei um einen 28 Jahre alten Glenburgie. Er wurde 1995 gebrannt und reifte danach in  Bourbon Hogsheads, bevor er anschließend ein Finish in Oloroso- und PX-Sherryfässern bekam und 2023 mit 46,1% in 531 Flaschen abgefüllt wurde. Aus der in der Speyside gelegenen und zum Pernod Ricard Konzern gehörenden Glenburgie Brennerei hatte ich bislang einen 24-jährigen von Signatory Vintage, ebenfalls aus 1995 sowie eine 25 Jahre alte Abfüllung von Cadenheads. Beide Whiskys gefielen mir wirklich gut. Mal sehen ob es diesmal, bei diesem 28jährigen Vertreter ebenso der Fall ist.


Aussehen
Nussbraun, leicht ins Mahagoni gehend.


Nase
Man glaubt gar nicht eine alkoholhaltige Spirituose im Glas zu haben, so sanft und weich werden die Düfte zur Nase transportiert. Da sticht oder prickelt rein gar nichts in der Nase. Es ist ein wahres Sammelsurium an Aromen, die wunderbar als Ganzes funktionieren, wie eine Praline mit einem fruchtig cremigen Kern, ummantelt von Milchschokolade mit einem leicht erhöhten Kakaoanteil. Sehr fruchtige Nase, leicht exotischer Anklang mit Mango und Papaya, kombiniert mit einer sehr feinen Orangenmarmelade (ohne der in Streifen geschnittenen Stücke der Schale). Einladende Düfte von Vanillecreme, Pflaumenmus, Rosinen und Feigenmarmelade addieren sich zu den erst genannten Fruchtnoten.

Nach einiger Zeit wandelt sich die Milchschokolade immer mehr in eine Haselnusscreme. Im Hintergrund iegt ein fruchtig saurer Duft, der für eine gewisse Frische und Jugend sorgt, die für das Alter überrascht. Das gesamte Aromen Spektrum ist fein und sehr ausgewogen und harmonisch. Will ich das Glas wirklich von der Nase wegbewegen?


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl mit einer hohen Viskosität ausgestattet, die den Whisky im gesamten Mundraum gleichmäßig verteilt. Es beginnt überraschend süß. Die Süße stammt von Karamell, Rosinen, weichen Datteln, Feigen und vom Pflaumenmus. Sehr viel Umami ist im Spiel, süß säuerliche Balsamico Creme, dunkle Sojasauce. Danach erscheint eine leichte Würzigkeit, gepaart mit ein paar getrockneten Küchenkräutern. Geröstete zerhackte Haselnüsse, Leder- und Tabaknoten verschmelzen mit einer großen Portion von Milchschokolade. Überhaupt spielen die Schokolade-, Nuss-, und Kakaoaromen im Mund die erste Geige.

Eine leichte Adstringenz, an den Wangen fühlt es sich trockener werdend an, folgt dem Geschmacksreigen. Vom Alkohol ist auch im Mund kaum bis gar nichts zu spüren.


Abgang
Bis auf eine moderat bittere Note vom Holz, die mehr nach einem Kaffee mit ein paar Tropfen Milch schmeckt, ist vom Einfluss der Eichenfässer überraschend wenig zu merken. Klar, das Fass ist vorhanden, aber es ist absolut nicht federführend, was man nach 28 Jahren Reifezeit durchaus erwarten könnte. Dafür klingt der Whisky mit Leder, Tabak, Rosinen und dem süßen Pflaumenmus mittellang bis lange aus.


Fazit
Schlichtweg ein toller Whisky, der sich noch auf den letzten Drücker unter meine Top 5 am Ende des Jahres noch weit oben platziert. Ein wahrer Gentleman, die jedoch immer wieder einmal verschmitzt guckt und einen guten Humor hat. Sein Spiel mit den verschiedenen Aromen im Geruch und Geschmack sind nie laut sondern immer fein auf einander abgestimmt. Keine Misstöne im Orchester der Aromen. Aber bei weitem nicht fad und lasch. Ein würdiger Abschluss meines Whiskyjahres 2024. Eine Flasche davon unter dem Weihnachtsbaum, man darf doch noch träumen.

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English Text-Version


At the end of the year, I will once again have a special whisky in my nose glass. Scottish independent bottler Murray McDavid focuses on whiskies that are either of solid age and/or have undergone special cask maturation in his Mission Gold range. Pricewise, these bottlings are naturally far removed from my pain threshold when it comes to buying whisky. So I am all the more pleased that there is always the opportunity to organise samples of such bottles. And for almost a year now, I've had a sample of a bottling from this series, waiting for the right moment.

This is a 28 year old Glenburgie. It was distilled in 1995 and then matured in Bourbon hogsheads before being finished in Oloroso and PX sherry casks and bottled in 2023 at 46.1% in 531 bottles. From the Glenburgie distillery in Speyside, part of the Pernod Ricard group, I had a 24-year-old Signatory Vintage, also from 1995, and a 25-year-old Cadenheads bottling. I really liked both of them. Let's see if it's the same with this 28-year-old representative.

Fotocredit: Murray McDavid


Appearance
Nut-brown in colour, slightly mahogany.


Nose
You wouldn't think you had an alcoholic spirit in your glass, the aromas are so soft and gentle on the nose. Nothing at all stings or tingles the nose. It is a true Hodgepodge of flavours that work beautifully together, like a praline with a fruity, creamy heart covered in milk chocolate with a slightly higher cocoa percentage. Very fruity on the nose, with slightly exotic mango and papaya flavours, combined with a very fine orange marmalade (without the strips of zest). Inviting flavours of vanilla cream, plum jam, sultanas and fig jam join the first fruity notes.

After a while, the milk chocolate turns more and more into hazelnut cream. In the background, there is a fruity acidity that gives the chocolate a certain freshness and youthfulness that is surprising given its age. The whole range of flavours is fine, very balanced and harmonious. Do I really want to take the glass away from my nose?


Palate
A very creamy mouthfeel with a high viscosity that distributes the whisky evenly throughout the mouth. It starts surprisingly sweet. The sweetness comes from caramel, sultanas, soft dates, figs and plum jam. There is plenty of umami, sweet and sour balsamic cream and dark soy sauce. This is followed by a light spiciness paired with some dried herbs. Roasted, chopped hazelnuts, leather and tobacco notes merge with a large portion of milk chocolate. In general, the chocolate, nut and cocoa flavours call the tune.

The flavours are followed by a slight astringency that becomes drier on the cheeks. There is little to no feeling of alcohol in the mouth.


Finish
Apart from a moderately bitter note from the wood, which tastes more like coffee with a few drops of milk, there is surprisingly little evidence of the influence of the oak casks. The cask is there, of course, but not in the way you might expect after 28 years. Instead, the whisky finishes medium to long with leather, tobacco, sultanas and sweet plum jam.


Conclusion
Quite simply a great whisky, in my top 5 at the end of the year. A true gentleman with a mischievous look in his eye and a good sense of humour. His play with the different aromas in the nose and on the palate is never loud. It is always finely tuned. No discordant notes in the orchestra of flavours. But never bland or dull. A worthy end to my whisky year 2024. A bottle of this under the Christmas tree, you can still dream.

Donnerstag, 19. Dezember 2024

South Islay 21y (ADoS X-Mas)

 

Whiskybase

English Text-Version


Es ist schon wieder soweit! Das Christkind sitzt im Schlitten von Santa Claus und lässt sich von Rudolf Rotnase und seiner Renntier-Gang von Haus zu Haus fliegen. Aber bevor die Weihnachtsgeschenke aus dem Kamin purzeln wird es Zeit einen passenden Single Malt für das Weihnachtstasting auszuwählen.


Eine Tradition entsteht?
Letztes Jahr zu der Zeit hatte ich einen 24jährigen Glentauchers aus der A Dream of Scotland (ADoS)-Reihe vom Brühler Whiskyhaus mit einer netten Weihnachtselfe am Label im Glas. Und auch in diesem Jahr fiel meine Wahl auf eine Abfüllung aus der ADoS-Reihe. Marco Bonn macht es wirklich sehr clever, dass er zu den verschiedenen Anlässen wie Halloween, Weihnachten und Co. immer Abfüllungen mit zum Ereignis passenden Labels herausbringt. Ich habe auch bereits wieder eine Flasche von ihm für das nächste Jahr auf Lager das weihnachtlich angehaucht ist. Dies könnte sich durchaus als Tradition herausarbeiten, dass ich in der Woche vor bzw. nach Weihnachten einen Malt von Marco im Tasting habe - mal sehen.

So, nun aber zu meinem diesjährigen Weihnachtsmalt. Es ist dies ein 21 Jahre alter Single Malt mit einem grimmig dreinblickenden Samuraikrieger Santa Claus am Etikett abgebildet. Ebenfalls am Label sieht man den Hinweis, dass der Whisky aus einer nicht näher ausgeführten Brennerei aus dem Süden der Insel Islay stamme. Wie so oft, wenn Marco bei ADoS von South Islay spricht, versteckt sich ein Lagavulin dahinter. Laut Informationen die man hört und liest soll es auch dieses Mal so sein. Der Whisky reifte die gesamte Zeit in einem Refill Butt und es konnten 382 Flaschen mit angenehmen 48,8% Alkoholstärke abgefüllt werden. 


Aussehen
Mitteldunkler Bernstein mit einer leichten braunen Farbnuance.


Nase
Ein recht intensiver aschig, zugleich aber auch leicht fettig schmutziger Rauch schwebt sofort aus dem Nosingglas. Er liegt wie eine dichte Wolkendecke über dem Glas und verbreitet seine Aromenfracht. Anklänge von Seetang, dass auf einem Kieselsteinstrand in der Sonne trocknet, sind ebenso vorhanden wie Speckpflaumen, die gerade am heißen Grill brutzeln. Über die Pflaumen tropft ordentlich Honig und sorgt so für eine schöne Süße. Für die fruchtige Komponente mit einem Hauch von Säure sorgen reife Birnen, Aprikosen und saftige Scheiben einer Ananas, die sich den Platz am Griller mit den Speckpflaumen teilen. Ein paar Zweige getrockneter Küchenkräuter, wie Thymian, Oregano und Estragon liegen neben den glühenden Kohlen und verströmen ihren würzigen Duft. Im Hintergrund ist die ganze Zeit Bourbon Vanille zu riechen.

Erstaunlich ist, dass für seine 21 Jährchen der Malt mit dem Einfluss der Eichenfässer im Geruch geizt. Das Aromenpotpourri ist sehr harmonisch und weich, ohne viele Ecken und Kanten und ladet zum entspannten Verweilen ein. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl, der Malt umschließt regelrecht die Geschmacksknospen. Ein überraschend starker, von Honig angereicherter süßer Antritt. Hinzu gesellen sich die weich gekochten Birnen, Aprikosen, Ananas sowie die cremig Speckpflaumen. Ein Anflug einer zarten Schärfe von schwarzem Pfeffer sorgt zusammen mit den getrockneten Kräutern für einen feinen würzigen Kontrapunkt zur Süße und Frucht.

Der Rauch gestaltet sich trocken, aschig und mit Spuren von Maschinenöl. Er ist deutlich aber in keinster Weise zu dominant, und sorgt für ein gutes Rückgrat im Geschmack und lässt den anderen Aromen genug Raum für deren Entfaltung. Auch im Mund ist vom Eichenfass und dessen Holzaromen erstaunlich wenig zu schmecken.


Abgang
Ölig, fettig und speckig liegt der Rauch am Gaumen, die Kohle ist merklich abgekühlt und hat erkaltende Asche hinterlassen. Die Küchenkräuter liegen in der Asche. Ein paar Hobeln von dunkler Herrenschokolade sind ebenfalls übrig geblieben. Durch den Rauch zieht dich das wohlschmeckende Finale in die Länge.


Fazit
Ein rundherum gediegener Gentleman aus dem Süden der Insel Islay. Er ist von Beginn an sehr harmonisch in seinem Aromenspiel. Der Rauch ist super mit den anderen Bestandteilen verwoben. Man nimmt ihm dahingehend sein Alter absolut ab. Einzig vielleicht etwas mehr Holz als stärkerer Kontrast zur grundsätzlichen süßen Ausrichtung hätte ihm noch besser zu Gesicht gestanden. Aber dies ist Jammern auf hohem Niveau. Der richtige Malt für die beschauliche Weihnachtszeit, wenn man sie gemütlich in einem tiefen Ledersessel verbringt.

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English Text-Version


It's that time of year again! The Christ Child is in Santa's sleigh, being flown from house to house by Rudolph the Red Nose and his gang of reindeer. But before the parcels come tumbling down the chimney, it's time to choose a suitable single malt for the Christmas tasting.


A tradition is born?
Last year at this time I had in my glass a 24-year-old Glentauchers from the A Dream of Scotland (ADoS) range from Brühler Whiskyhaus, with a lovely Christmas elf on the label. And again this year I have chosen a bottling from the ADoS range. Marco Bonn does a really clever job of releasing bottlings for different occasions such as Halloween, Christmas and so on, with labels to suit the event. I already have another Christmas bottle in stock for next year. It may well become a tradition for me to taste a malt from Marco the week before or after Christmas - we'll see.

But now on to my Christmas Malts this year. It's a 21 year old single malt with a grim looking samurai warrior Santa Claus on the label. The label also states that the whisky comes from an unspecified distillery in the south of Islay. As so often when Marco talks about South Islay at ADoS, it is hiding a Lagavulin. From what we hear and read, this is also the case. The whisky has been matured in a refill cask the whole time and 382 bottles have been filled with a pleasant 48.8% abv. 


Appearance
Medium to dark amber with light brown lights.


Nose
A rather intense, ashy, but at the same time slightly oily and dirty smoke immediately floats out of the nose glass. It lies over the glass like a thick blanket of clouds and spreads its aroma. Hints of seaweed drying in the sun on a pebble beach are present, as are bacon plums sizzling on a hot barbecue. The plums are drizzled with honey, which adds a lovely sweetness. Ripe pears, apricots and juicy slices of pineapple share space on the grill with the bacon plums, providing a fruity component with a hint of acidity. A few sprigs of dried herbs such as thyme, oregano and tarragon lie next to the glowing coals, giving off their spicy aroma. Bourbon vanilla is in the background all the time.

Surprisingly, at 21 years old, the malt is stingy with the influence of the oak casks. Inviting you to linger and relax, the potpourri of flavours is very harmonious and smooth, without too many rough edges. The alcohol is well integrated.


Palate
A very creamy mouthfeel, the whisky literally envelops the palate. Surprisingly strong, honeyed sweetness. This is followed by softly cooked pears, apricots, pineapple and creamy bacon plums. A fine spicy counterpoint to the sweetness and fruit is provided by a hint of delicate black pepper and dried herbs.

The smoke is dry, ashy, with traces of machine oil. It is prominent but not overpowering, providing a good backbone to the palate and leaving plenty of room for the other flavours to develop. The oak barrel and its wood aromas are also surprisingly light on the palate.


Finish
The smoke is oily and greasy on the palate, the charcoal has cooled considerably, leaving cooling ashes. The kitchen herbs are in the ash. A few chips of dark men's chocolate also remain. The smoke prolongs the flavourful finish.


Conclusion
An all round dignified gentleman from the south of Islay. It is very harmonious in its interaction of flavours right from the start. The smoke is perfectly interwoven with the other components. In this aspect its age is absolutely obvious. It would have been even better with a little more wood to contrast the sweetness. But that is complaining at a high level. The right malt for the contemplative Christmas season, spent in a deep leather armchair.


Mittwoch, 11. Dezember 2024

Wild Turkey Longbranch

 

Whiskybase

English Text-Version


Wild Turkey und der Hollywood Schauspieler Matthew McConaughey gingen 2016 eine Partnerschaft ein. Der mit texanischen Wurzeln versehene McConaughey fungierte daraufhin als Markenbotschafter und "Creative Director" für die Brennerei aus Kentucky. 2018 kam in gemeinsamer Zusammenarbeit von McConaughey und dem Master Distiller Eddie Russell der Wild Turkey Longbranch, anfänglich für den Travel Retail Markt gedacht, auf den Markt. 

Das Besondere an diesem Kentucky Straight Bourbon Whiskey ist die zusätzliche Filterung durch Kohle des texanischen Mesquite-Baums. Damit und auch mit einer niedrigeren Alkoholstärke von 43% soll der so entstehende Bourbon einerseits etwas vom Rauch der Mesquite Holzkohle abbekommen und nochmals weicher und runder im Geschmack werden.

Der Wild Turkey Rare Breed gehört zu meinen Favoriten, wenn es um höher prozentige Bourbons geht. Daher bin ich sehr gespannt, wie oder ob mir diese Ausprägung gefallen wird.


Aussehen
Kräftiger Bernstein


Nase
Eine große Portion Vanilleeis mit angeröstetem Popcorn, dass kurz in Butter geschwenkt und danach mit flüssigem Karamell übergossen wurde. Hinzu kommen eine Prise Muskatnuss und Zimt sowie Gewürznelken. Ein paar Tropfen Ahornsirups sind auf eine aufgeschnittene saftige Orangehälfte gefallen. Im Hintergrund liegt eine angenehme Würzigkeit zusätzlich mit etwas Minze. Dies scheint vom Roggen herzurühren, der Teil der Mashbill ist. Die Holzaromen der Eichenfässer sind, wenn überhaupt, nur sehr unterschwellig wahrzunehmen. Hier scheint die doppelte Kohlefilterung ganze Arbeit geleistet zu haben.

Insgesamt ist der Geruch sehr weich, sanft und ausgewogen, ohne jedoch die nötige Intensität vermissen zu lassen. Vom erwähnten Rauch durch die Mequite Holzkohle ist nichts zu merken. Der Alkohol ist defacto nicht zu spüren.


Geschmack
Der Longbranch beginnt mit einem cremigem und zugleich auch etwas wässrigen Mundgefühl. Die Aromen werden sehr leicht, fast schon zögerlich, in den Mundraum transportiert. Eine so nicht vom Geruch her bekannte Säure startet den Geschmacksreigen. Sehr fruchtig ist der Anfang, wie eine Handvoll Haribo Gummibärchen, hier vor allem die mit tropischen Aromen, dazu Bananen und Orangensaft. Ebenfalls vorhanden sind süßes Karamell, Vanille, etwas Muskatnuss, Zimt sowie Nelken. Der Einfluss des Eichenholz der Fässer ist deutlich weniger ausgeprägt, als bei Bourbons üblich. Wie in der Nase sorgt auch im Mund der Anteil an Roggen für eine unterschwellige Würze und Assoziation von Pfefferminze. Eine Rauchnote kann ich auch im Geschmack keine herausschmecken.


Abgang
Vanille, karamellisiertes Popcorn, Orangensaft, die letzten Reste der Gewürze, sanfte Eiche, bemerkbar durch eine dunklere Schokolade, vielleicht mit 50% Kakaoanteil, gegen Ende hin wird es im Mundraum trockener. Eher kürzerer Abgang, bis auf eine leichte Bitterkeit und dem Nachgeschmacks des Zimtes, der noch etwas länger bleibt.


Fazit
Der Geruch ist wirklich spannend. Trotz der leichten 43% schafft es der Longbranch seine durchaus nicht alltäglichen Aromen ordentlich nur Nase zu transportieren. Sehr harmonisch und ansprechend, gefällt mir deutlich besser, als ich im Vorfeld aufgrund des niedrigen Alkoholgehalts befürchtete.

Im Geschmack sieht es leider etwas anders aus. Auch hier sind zwar eine Vielzahl an Aromen vorhanden, auch wieder eher untypische für klassische Bourbons, wie der Einfluss der Gummibärchens und der Orange. Jedoch habe ich das Gefühl, dass hier mit angezogener Handbremse agiert wird. Da hätte vielleicht doch der eine oder andere Prozentpunkt mehr an Alkohol gut getan. Dies ist wirklich schade, denn der Bourbon hätte es verdient. Ist er deswegen schlecht? Nein! In keinem Fall. Jedoch ist er mir im Geschmack und im Finish leider etwas zu leicht.

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English Text-Version


Wild Turkey and Hollywood actor Matthew McConaughey formed a partnership in 2016. McConaughey, who has Texas roots, has since been a brand ambassador and creative director for the Kentucky-based distillery. In 2018, McConaughey and master distiller Eddie Russell together launched Wild Turkey Longbranch, initially aimed at the travel-retail market. 

What makes this Kentucky straight bourbon whiskey different is that it is additionally filtered using charcoal from the Texas mesquite tree. This is intended to give the resulting bourbon some of the smoke from the mesquite charcoal and make it softer and rounder on the palate, along with a lower proof of 43%.

Wild Turkey Rare Breed is one of my favourites when it comes to higher proof bourbons. I am very curious to see how or if I will like this expression.

Fotocredit: whiskybase.com


Appearance
Deep amber colour


Nose
A big portion of vanilla ice cream with roasted popcorn, briefly tossed in butter and then covered in liquid caramel. There are also hints of nutmeg, cinnamon and cloves. A few drops of maple syrup have fallen on a sliced, juicy orange half. In the background, with a bit of mint, there is a pleasant spiciness. This seems to come from the rye that is part of the mash bill. Wood aromas from the oak casks are very subliminal, if at all. The double charcoal filtration seems to have done a great job here.

Overall, the flavour is very soft, smooth and balanced, but without lacking the necessary intensity. The aforementioned smoke from the mesquite charcoal is absent. The alcohol is virtually imperceptible.


Palate
The Longbranch begins with a creamy and simultaneously slightly watery mouthfeel. The aromas are transported into the mouth in a very light and almost hesitant way. An acidity, which was not present in the nose, starts the flavour round. Very fruity at first, like a handful of Haribo gummi bears, especially the tropical ones, plus bananas and orange juice. Sweet caramel, vanilla, some nutmeg, cinnamon and cloves are also present. The influence of the oak from the casks is much less prominent than is usually the case with bourbons. In the mouth, as in the nose, the rye gives a subliminal spiciness and an association with peppermint. There are no smoky notes on the palate either.


Finish
Vanilla, caramelised popcorn, orange juice, the last remnants of spices, soft oak, noticeable through a dark chocolate, perhaps 50% cocoa, getting drier in the mouth towards the end. The finish is rather short, except for a slight bitterness and a cinnamon aftertaste that lingers a little longer.


Conclusion
The nose is really interesting. Despite its light 43%, Longbranch manages to bring its rather unusual aromas to the nose. Very harmonious and appealing, I like it much more than I feared due to the low alcohol content.

Unfortunately, the palate is quite different. Here, too, there are a variety of flavours, including some that are rather atypical for classic bourbons, such as the influence of gummy bears and orange. However, I get the feeling that the handbrake is being applied here. Maybe it would have been good to have one or two more percentage points of alcohol. Which is a shame, because the bourbon deserved it. Does that make it bad? No! Not at all. However, the palate and finish are unfortunately a little too light for me.

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Ardnahoe Infinite Loch

 

Whiskybase

English Text-Version


Die Ardnahoe Brennerei liegt im Nord-Osten von Islay zwischen Caol Ila und Bunnahabhain. Im Oktober 2018 wurde das Fass mit der Nummer 001 abgefüllt. Bis vor Kurzem war sie noch die jüngste Brennerei auf Islay. Diesen Rang wurde ihr von der neu- bzw. wiedereröffneten Port Ellen Brennerei abgelaufen, sie öffnete heuer 2024 (wieder) ihre Pforten. Gegründet und betrieben wird die Brennerei durch die Familie Hunter Laing, einem der bekanntesten unabhängigen Abfüller in Schottland. 

Im Sommer 2024 kam mit der fünfjährigen Inaugural Release die aller erste Abfüllung heraus. Die habe ich einfach verpasst. Seit Herbst ist mit Infinite Loch die zweite Abfüllung auf dem Markt erschienen. Hier schlug ich nun zu. 

Wie schon bei der ersten hat auch diese Veröffentlichung tolle 50% Alkoholstärke. Für die Fassreifung wurden sowohl Ex-Bourbon- als auch Oloroso Sherry Fässer verwendet. Kühlfiltration und Farbzugabe sind bei Ardnahoe tabu. Ich bin normalerweise ja kein wirklicher Fan von den ersten Abfüllungen junger Brennereien, aber bei dieser Islay-Brennerei mache ich eine Ausnahme


Aussehen
Gold.


Nase
Den Herkunftsort Islay kann hier nicht geleugnet werden. Sofort weht eine ansprechende Rauchfahne aus dem Glas. Der mittelstarke Rauch ist auf der einen Seite stark maritim lastig mit Seetang und salziger Meerluft sowie einem Touch von Krankenhausflair, hat andererseits jedoch auch Anzeichen von Lagerfeuer, in dem ein paar Tannennadeln ins Feuer fielen und über dem ein gut mariniertes Steak langsam brutzelt. Wirkt, als hätte man die Gerste von verschiedenen bekannten Islay-Brennereien miteinander vermischt. Hinter dem Rauch, der der Nase eine gewisse Tiefe verleiht, verbergen sich getrocknete französische Kräuter, feine Aromen einer süßen cremigen Vanillesauce aus echter Bourbon Vanille sowie einer Zitronentarte, die mit einem Flambierbrenner an der Oberfläche leicht angebräunt wurde. Die 50% sind super integriert. Den Einfluss der Oloroso Sherryfässer konnte ich in der Nase jedoch nicht wirklich feststellen.


Geschmack
Überraschend. Sowohl was die deutliche Süße im Geschmack anbelangt als auch die Cremigkeit, mit der sich der junge Malt im Mundraum ausbreitet. Die Vanillesauce ist ebenso präsent, wie auch die angebräunte Zitronentarte. Der Rauch ist im Mund viel aschiger von seiner Grundkonsistenz. Weiterhin aber mit einer guten Intensität ausgestattet. Die maritime Seite des Rauch dominiert deutlicher als die holzig, Barbecue ähnlichen Raucharomen. Nach dem süßen Beginn  kommt kurz eine Würzigkeit auf, die an weißem Pfeffer mit getrockneten Kräutern erinnert. Das kurze scharfe Intermezzo verblasst rasch wieder und lässt einer angenehmen Trockenheit und bitteren Noten Platz, die von den Eichenfässern herrühren könnten. Wie schon im Geruch ist auch im Mund vom Alkohol keine Spur.


Abgang
Am Ende kommt zum Rauch und den Kräutern sowie den Zitronenzesten vermehrt eine bittere Note hinzu, die an dunkler Schokolade erinnert. Der Rauch hängt noch länger im Rachen und sorgt für ein längeres Finale.


Fazit
Wie gesagt ist dies meine erste Begegnung mit dem noch jungen Destillat von Ardnahoe. Ich finde diesen Whisky für sein Alter äußerst gelungen. Ein echter Vertreter von Islay mit seinem interessanten vielschichtigen Rauch und der Kombination aus Süße und Zitrusfrucht. Qualitativ und handwerklich sehr gut gemacht. Da kann man sich auf weitere Abfüllungen, mit einem höheren Alter, nur freuen.

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English Text-Version


The Ardnahoe Distillery is located in the north east of Islay, between Caol Ila and Bunnahabhain. Cask number 001 was bottled in October 2018. Until recently it was the youngest distillery on Islay. It has been replaced by the newly reopened Port Ellen Distillery, which (re)opened its doors this year in 2024. The distillery was founded and is run by the Hunter Laing family, one of Scotland's best-known independent bottlers. 

The very first bottling, the five-year-old Inaugural Release, was revealed in the summer of 2024. I just missed it. The second bottling, Infinite Loch, was released in the autumn. This is where I made my move. 

Like the first, this release has a lovely 50% ABV. Ex-Bourbon and Oloroso Sherry casks were used for the maturation. Chill filtration and the addition of colour are taboo at Ardnahoe. I'm not usually a fan of first releases from young distilleries, but I'll make an exception for this Islay distillery.

Fotocredit: whiskybase.com

Appearance
Golden in colour.


Nose
The place of origin, Islay, cannot be denied here. An inviting plume of smoke rises immediately from the glass. The medium-bodied smoke has a strong maritime character, with seaweed, salty sea air and a hint of hospital air, but also a hint of a bonfire with a few pine needles thrown into the fire and a marinated steak slowly sizzling over it. It's as if the barley from several well-known Islay distilleries has been mixed together. Behind the smoke, which gives the nose a certain depth, there are dried French herbs, the smooth flavours of a sweet, creamy vanilla sauce made from real Bourbon vanilla, and a lemon tart lightly browned on the surface with a flambé burner. The 50% is perfectly integrated. However, I couldn't really detect the influence of the Oloroso sherry casks on the nose.


Palate
Surprising. Both in terms of the clear sweetness on the palate and the creaminess with which the young malt covers the mouth. The vanilla sauce is just as present as the browned lemon tart. The smoke is much more ashy in the mouth in terms of its basic consistency. However, it still has a good intensity. The maritime side of the smoke is more dominant than the woody, barbecue-like smoke flavours. After the sweet start, there is a brief spicy note reminiscent of white pepper with dried herbs. The short spicy interlude soon disappears and gives way to a pleasantly dry and bitter note, possibly from the oak casks. As in the nose, there is no noticeable alcohol in the mouth.


Finish
In the finish, the smoke, herbs and lemon zest are increasingly joined by a bitter note that remembers dark chocolate. The smoke lingers in the throat for a long time.


Conclusion
As I said, this is my first introduction to the young Ardnahoe distillate. I find this whisky extremely well done for its age. A true representative of Islay with its interesting, multi-layered smoke and the combination of sweetness and citrus. Very well made in terms of quality and craftsmanship. One can only look forward to further bottlings at a higher age in the future.

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