Mittwoch, 27. August 2025

Talisker 25y

 

Whiskybase

English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.


Am Anfang meines Whisky-Hobbies hatte ich durchaus die eine oder andere Standard-Abfüllung von Talisker im Glas. Bis auf den klassischen Zehnjährigen waren dies alles NAS-Varianten, die mir geschmacklich weniger zusagten. Die Distillers Edition fand ich recht gut – davon landete auch eine Flasche im Barfach. Mit dem 10y brauchte ich mehrere Anläufe, bis ich ihn schätzen lernte. Ganz anders war es beim 18y, schon das erste Sample war Liebe auf den ersten Schluck. Diese Harmonie und das Zusammenspiel von Aromen und Geschmack waren beeindruckend. Zum Glück konnte ich mir noch eine Flasche vor der Designumstellung sichern.

In den letzten Jahren habe ich die Brennerei etwas aus den Augen verloren, die neuen Abfüllungen konnten mich nicht wirklich reizen. Beim Stöbern entdeckte ich nun ein Sample des 25-Jährigen in meiner Box (ohne Boden) – Zeit also wieder einmal für einen Talisker von Skye. Der 25y ist die zweitalteste Abfüllung der Standard-Range. Gereift wird überwiegend in Ex-Bourbon-Fässern, ein kleiner Teil in europäischen Refill-Fässern. Abgefüllt wird typisch Talisker mit 45,8 %. Leider kommt auch hier Farbstoff zum Einsatz.


Aussehen
Gefärbt, leicht rötliches Gold.


Nase
Zu Beginn zeigt sich ein milder, mineralischer Rauch - kalkig, steinkohlig, mit maritimen Noten – wie Meeresgischt, die auf glimmende Kohle trifft. Dahinter fruchtige Säure von gepressten Orangen, erstaunlich frisch für das Alter. Der Alkohol sticht anfangs noch etwas hervor. Ich gebe ihm noch etwas Ruhe.

Mit Zeit im Glas verändert sich das Bild deutlich. Der Rauch bleibt sanft, verbindet sich aber immer stärker mit der Orange. Dazu gesellen sich kräftige Eichennoten: geröstetes, leicht angekohltes altes Holz. Eine spannende, gediegene Kombination, die immer harmonischer wirkt. Kräuteraromen untermalen die Röstaromen, während sich die Frucht langsam von Orange hin zu dunklen Beeren, eingekochten Pflaumen und sogar gegrillter Ananas entwickelt. Alles wird abgerundet von einer feinen Süße eingekochten Karamells.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Weiches, cremiges Mundgefühl, das mit einer intensiven Süße startet. Schnell tritt der Rauch hervor – kräftiger als in der Nase, wieder mineralisch, kalkig, steinkohlig und maritim. Zitrusnoten und die angegrillte Ananas steuern Frucht bei, während die dunklen Früchte eher in den Hintergrund treten. Stattdessen dominieren nun getrocknete und geräucherte Kräuter, angekohltes Eichenholz und der typische Talisker-Chili-Catch, der selbst nach 25 Jahren präsent ist. Leder, Tabakblätter, kalte Asche und Rauch leiten sanft in den Abgang über. Der Alkohol ist perfekt eingebunden, und das Zusammenspiel der Aromen wirkt komplex und gleichzeitig harmonisch – ein Whisky, der ständig neue Nuancen zeigt, solange er im Mund bleibt.


Abgang
Mittellang bis lang, dominiert von Rauch und Asche. Begleitet wird er von Kräutern, Ananas und aromatischem Holz – ohne jede Bitterkeit.


Fazit
Ein Whisky, dem man Zeit geben sollte. Dann belohnt er mit einer komplexen Nase und einem ebenso vielschichtigen Geschmack. Für sein Alter präsentiert er sich erstaunlich frisch, bleibt dabei aber harmonisch und charakterstark. Die Alkoholstärke ist perfekt gewählt, die Aromen intensiv und kräftig. Besonders schön ist, dass der berühmte Chili-Catch auch nach 25 Jahren noch spürbar ist. Trotz seiner Reife bleibt er gefährlich süffig – gediegen, aber keineswegs langweilig. Ein großartiger Talisker, wenn auch zu einem stolzen Preis.

Mittwoch, 20. August 2025

Sagamore Double Oak Straight Rye Whiskey

 

Whiskybase

English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.


Sagamore Spirit wurde 2015 von Kevin Plank in Baltimore, Maryland, gegründet und war die erste Neueröffnung einer Brennerei in diesem Bundesstaat seit der Prohibition. Seit 2017 produziert Sagamore eigenen Rye Whiskey. Der überwiegende Teil des Whiskeys stammt jedoch von MGP aus Lawrenceburg, Indiana; bis zu 25 % kommen aus der hauseigenen Brennanlage.

Mein Sample vom Double Oak Straight Rye Whiskey stammt aus einer Flasche des Batches 6AF, abgefüllt im März 2023. Bei dieser Abfüllung stammt der gesamte Whiskey von MGP. Verwendet wurden zwei verschiedene Mashbills: einmal 95 % Roggen und 5 % gemälzte Gerste, die andere mit 52 % Roggen, 5 % gemälzter Gerste und 43 % Mais.
Beide wurden separat destilliert und gereift, bevor sie miteinander vermählt wurden. Nach rund vier bis fünf Jahren in amerikanischen Eichenfässern reifte der Rye für weitere 18 Monate in frisch getoasteten Fässern nach, in denen sich zusätzlich Holzdauben befanden. Danach kam er ungefärbt und ohne Kühlfiltration mit 48,3 % in die Flasche.


Aussehen
Dunkles, rostrotes Kupfer.


Nase
Sehr fruchtig und voluminös startet der Rye mit dunklen, reifen Kirschen, Erdbeeren, dazu leicht blumige Noten. Die Würze des Roggens setzt früh ein – dunkles Roggenbrot, ein Hauch Minze, begleitet von einem sanften Prickeln in der Nase. Nach einigen Minuten treten Vanille und süßes Karamell hinzu. Gewürze wie Zimt und Muskat reihen sich ebenso ein, während die Holznote im Verlauf deutlicher hervortritt. Insgesamt zeigt sich eine sehr ansprechende Rye-Nase. Der Roggen führt, ohne zu dominieren, während dunkle Holz- und Karamellaromen im Zusammenspiel mit den Fruchtakzenten ein stimmiges Gleichgewicht bilden. Der Alkohol ist hervorragend integriert.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Der Antritt ist sehr süß mit kräftigem Karamell. Das cremige, auskleidende Mundgefühl verteilt die Aromen gleichmäßig. Die Würze des Roggens – dunkles Brot, Menthol und ein Hauch weißer Pfeffer – folgt der anfänglichen Süße. Von den Fruchtnoten der Nase bleiben im Geschmack vor allem eingelegte Kirschen präsent. Anschließend übernehmen Holz, Muskat und Zimt das Kommando. Das anfänglich süße Karamell entwickelt sich zu dunkleren, leicht bitteren Noten und verliert dadurch an Süße.


Abgang
Mit Muskat und Zimt im Schlepptau werden die Holznoten zum Ende hin dominanter. Die Süße und das Karamell sind verschwunden. Geröstetes Roggenbrot und eine dezente Eukalyptusnote sorgen für ein harmonisches Finish, das allerdings etwas länger hätte ausfallen dürfen. Zum Schluss wirkt es, als ginge dem Rye etwas die Kraft aus.


Fazit
Eine sehr ansprechende Nase, getragen von dunklem Karamell und Holznoten, in der die doppelte Reifung im Eichenfass deutlich hervorsticht. Am Gaumen gefällt er mir ebenfalls durchwegs gut, auch wenn ich mir hier noch etwas mehr Roggeneinfluss gewünscht hätte. Das Finish ist die Schwachstelle – hier verliert er an Kraft und Ausdauer. Insgesamt ein gelungener Rye, der mir gefällt, aber nicht ganz an meine bisherigen Favoriten – Jack Daniel’s Single Barrel Rye und RY3 Private Reserve Toasted Barrel Select Batch PR#008 – heranreicht.

Mittwoch, 13. August 2025

Holyrood Pitch

 

Whiskybase

English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.


Zeitgleich mit unserem Trip nach Edinburgh präsentierte die Holyrood Distillery mit „Pitch“ die finale Abfüllung ihrer Founding Series. Beim Besuch der Brennerei konnte ich mir vor Ort einen ersten Eindruck von diesem Whisky machen – und dieser war so überzeugend, dass ich mir direkt eine Flasche aus dem Store mitnahm.

„Pitch“ ist, wie auch die anderen Abfüllungen der Serie, ein NAS-Whisky (Non Age Statement). Der Begriff „Pitch“ bezieht sich im Brennereiprozess auf den Moment, in dem die Hefe zur „Wort“ – der zuckerhaltigen Flüssigkeit, die beim Maischen entsteht – hinzugefügt wird. Die Verantwortlichen bei Holyrood wollten mit dieser Abfüllung gezielt schokoladige und nussige Aromen in den Vordergrund stellen. Dafür kamen unter anderem Brown Malt – eine Braugerste – sowie die Hefestämme Pepe Nero und Toro Nero zum Einsatz. Diese beiden Hefesorten werden normalerweise in der Rotweinproduktion verwendet. Gereift wurde der Whisky ausschließlich in Oloroso-Sherryfässern, um die nussigen Komponenten im Geschmacksprofil zusätzlich zu betonen.

Abgefüllt wird ohne Färbung und Kühlfiltration mit 46 % Alkohol.

Fotocredit: Holyrood Distillery. 
Auf der Webseite von Holyrood sind die verwendeten Gesten und Hefestämme transparent aufgelistet.


Aussehen
Gelbgoldener Bernsteinton.


Nase
Aus dem frisch eingeschenkten Glas steigen zunächst Noten von dunkler Schokolade und Kaffeebohnen auf – fast so, als würde man an einer Schokoladencreme mit Kaffeenote riechen. Dahinter zeigen sich leichte Röstaromen. Wie ein Chamäleon verändert sich der Duft: Nach einigen Sekunden treten grüne Stachelbeeren und Weintrauben mit fruchtig-säuerlichen Nuancen in den Vordergrund, bevor Vanille, geröstete Haselnüsse und Milchschokolade übernehmen. Der Alkohol ist kaum wahrnehmbar, und für seine jungen Jahre im Fass wirkt der Whisky erstaunlich weich und harmonisch in der Nase.


Geschmack
Sehr weich und cremig im Mundgefühl. Solch intensive Aromen von Kaffee, Milchschokolade und gerösteten Nüssen hatte ich bislang nur beim Glenmorangie Signet und beim Batch 1 des 16-jährigen Fettercairn erlebt – beide wurden mit Chocolate Malt, also stark gerösteter Gerste, hergestellt. Eine leichte Süße breitet sich im Mundraum aus, begleitet von einer milden, pfeffrigen Würze. Dieser „Kaffee-/Schokosirup mit Wumms“ ist definitiv etwas Besonderes. Frucht finde ich im Geschmack keine. Der Alkohol ist gut eingebunden, auch wenn ein paar kräftigere Spitzen die knapp 50 % nicht ganz verbergen können.


Abgang
Die Nuss- und Nougatschokolade mit ihrem prägenden Kaffeearoma setzt sich auch im Finish fort. Die Eiche bringt nur dezente, herbe Noten ein, die in ein wärmendes, nicht allzu langes Finale übergehen.


Fazit
Diese Abfüllung widerlegt ein wenig die breite Meinung, dass vor allem die Fassreifung für die Aromenvielfalt eines Single Malts verantwortlich ist. Die dominante Kaffee- und Schokoladenpräsenz – sowohl in der Nase als auch am Gaumen – ist das Ergebnis der verwendeten Gersten- und Hefesorten. Die Reifung im Olorosofass hat die nussigen und schokoladigen Noten zwar verstärkt, war aber nicht der Hauptakteur bei der Aromengestaltung. Ich bin mir sicher, dass dieses Geschmacksprofil nicht jedermanns Sache ist – besonders nicht für Teetrinker oder Menschen, die mit Kaffee nichts anfangen können. Mir gefällt diese Andersartigkeit ausgesprochen gut, und ich bin gespannt, wie sich das Experiment entwickelt, falls Holyrood dem „Pitch“ noch weitere Jahre im Fass gönnt.

Mittwoch, 6. August 2025

Distilled at Speyside Secret 18y (M) - The Fine Art of Whisky

 

Whiskybase

English Text-Version - please us the translation option of the internet browser or Apps like DeepL.


Das Brühler Whiskyhaus brachte vor gut einem Jahr im Rahmen seiner Fine Art of Whisky-Reihe eine Abfüllung mit der Bezeichnung Distilled at Speyside Secret auf den Markt. Auf dem Label ist ein durch Musikinstrumente dargestelltes „M“ zu sehen. Wie auch bei Signatory Vintage, wenn auf dem Label ein (M) prangt, soll es sich laut Marco Bonn tatsächlich um einen Macallan handeln.

Ob der Whisky seine gesamte Reifezeit in einem Cream Sherry Hogshead verbrachte oder nur ein Finish in diesem Fass erhielt, ist nicht eindeutig definiert. Sollte der volljährige „M“ tatsächlich seine komplette Zeit in diesem Fass gelegen haben, war ich gespannt, wie intensiv der Sherry ins Destillat eingedrungen ist. Abgefüllt wurden 212 Flaschen mit 55,9 % Vol..

Aussehen
Dunkler Bernstein


Nase
Der geheime Speysider eröffnet den Geruchsreigen mit einer sehr einladenden Note von Karamell-Sahnebonbons – genau wie der Duft, wenn man das Zuckerl frisch aus dem Papier wickelt. Unterstützt wird das Karamell von einer großen Portion Milchschokolade, gerösteten Haselnüssen und Vanillepudding. Eingekochte Pflaumen, Heidelbeer- und Brombeermarmelade, die auch etwas Säure mitbringen, sowie Kirschkompott sorgen für den fruchtigen Touch.

Mit fortschreitender Zeit im Glas zeigt sich bei der unverdünnten Variante zunehmend Würzigkeit: Zimt, Muskatnuss und sanfte Holzaromen treten hervor. Der Alkohol ist anfangs leicht wahrnehmbar, reduziert sich aber mit jeder Minute merklich.

Mit ein paar Tropfen Wasser gewinnen die säuerlichen Fruchtnoten an Intensität, während die cremige Süße von Karamell und Milchschokolade etwas zurückgeht. Gleichzeitig nimmt die Würzigkeit zu.


Geschmack
Pur liefert er exakt das, was die Nase verspricht - ein cremiges Mundgefühl, dominiert von süßem Karamell und Toffee, begleitet von Milchschokolade, Nüssen, Zwetschkenmus und Beerengelées. Mit zunehmender Dauer steigert sich die Süße sogar noch. Erst später baut sich Würzigkeit auf, die mit einer pikanten Pfeffer- und Ingwernote einhergeht. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden.

Mit Wasser wird er gefährlich süffig. Die Karamellsüße nimmt noch mehr Fahrt auf, die Fruchtigkeit wird betont, und die würzigen Noten treten etwas in den Hintergrund. Der Ingwer bleibt spürbar, wirkt nun aber leicht süßlich-kandiert.

Fotocredit: whiskybase.com


Abgang
Zunächst zeigt sich noch einmal die cremige Süße mit den eingekochten Früchten. Anschließend wird es bitterer und herber. Das Holz tritt im mittellangen Finish deutlicher hervor. Insgesamt bleibt der Holzeinfluss aber moderat, insbesondere angesichts der 18 Jahre Reifezeit.


Fazit
Dass es ein Macallan sein soll, konnte ich nicht eindeutig herausschmecken. Das Cream-Sherry-Fass hat seine Arbeit jedoch solide erledigt. Nase und Gaumen zeigen eine ausgeprägte cremige Süße, die plausibel von der Reifung stammt. Die – vor allem pur – wahrnehmbare Würzigkeit kenne ich zwar von Macallan, könnte aber genauso gut vom Fass herrühren.

Die 18 Jahre nehme ich ihm durchaus ab. Die Aromen wirken gereift und nicht aufgesetzt. Mit Wasser wird er noch zugänglicher, verliert aber etwas an Charakter. Ein feiner Whisky für einen gemütlichen Herbstabend – aber keine Granate. Man verpasst nichts, wenn man ihn nicht probiert, dafür ist er etwas zu austauschbar.

© Hogshead - der Whisky Blog
Template by Maira Gall