Mittwoch, 24. September 2025

Scapa 10y

 

Whiskybase

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Denkt man whiskyseitig an Orkney, fällt den meisten sofort Highland Park ein. Doch seit 1885 gibt es auf der Insel eine zweite Brennerei, die Scapa Distillery, malerisch gelegen direkt am Ufer des Scapa Flow. Die Geschichte der Brennerei ist ereignisreich, von 1994 bis 2005 ruhte die Produktion fast vollständig. Seit Herbst 2024 gibt es mit der Signatur Range wieder eine Standardreihe mit Altersangabe, die einen zehn-, einen sechzehn- und einen einundzwanzigjährigen Single Malt umfasst.

Ich habe mir von allen drei Abfüllungen ein Sample besorgt und beginne mit dem jüngsten Vertreter, dem 10y. Wie bei allen Whiskys dieser Serie reift er ausschließlich in Ex-Bourbonfässern aus amerikanischer Weißeiche. Abgefüllt wird mit 48 Prozent, auf Kühlfiltration und Färbung wird erfreulicherweise verzichtet.


Aussehen
Blütenhonig


Nase
Zu Beginn zeigt sich eine frische mineralische Basis, dazu klare, noch wenig definierte helle Fruchtnoten, Kieselsteine und eine Meeresbrise. Mit etwas Zeit wird die Frucht präziser, vor allem grüne Äpfel, Grapefruit, Sternfrucht, Nashi-Birnen und grüne Trauben treten hervor. Hinter dem Obst liegt eine ausgeprägte Säure, die an einen jungen, knackigen Weißwein erinnert. Typisch für amerikanische Weißeiche sind Vanille und Kokos, die sich zunehmend bemerkbar machen. Hefe und feine Esternoten sorgen für eine würzige Komponente im Hintergrund. Die 48 Prozent Alkohol verleihen Volumen, auch wenn insgesamt etwas mehr Druck wünschenswert wäre.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Überraschend intensiv beginnt er mit einem Wechselspiel aus prickelnder Ingwerschärfe und einer weichen, süßen Note, die an Honig-Karamellbonbons erinnert. Das Mundgefühl ist sanft und leicht, der Whisky gleitet geschmeidig über die Zunge in den Rachen. Der Alkohol ist gut eingebunden, weniger Prozente würden ihm an Körper nehmen. Im Mittelteil folgen heller Mandelkuchenteig mit Muskat und Zimt, Pfefferminze, cremige Milchschokolade mit Trauben und die Schalen grüner Äpfel, die schon in der Nase präsent waren. Eine leichte Schärfe begleitet den zweiten Schluck, ohne zu stören. Gegen Ende tritt das Eichenholz deutlicher hervor und bringt eine gewisse Bitterkeit mit.


Abgang
Das Finish bleibt eher kurz. Apfelschale, ein Hauch Grapefruitsaft und süßes Karamellbonbon bleiben zurück, begleitet von der Schärfe einer milden Ingwerpaste.


Fazit
In der Nase wirkt er wie ein typischer zehnjähriger Bourbonfass-Whisky mit frischen Fruchtnoten, Vanille und Kokos – solide, aber etwas austauschbar. Am Gaumen zeigt er mehr Charakter, die Kombination aus Ingwer, süßem Karamell, Gewürzen und weichem Kuchenteig gefällt. Im Abgang verliert er allerdings etwas an Ausdruck. Angesichts eines Preises von 55 bis teils über 70 Euro ist diese Abfüllung für einen zehnjährigen Single Malt doch deutlich zu hoch angesetzt.

Mittwoch, 17. September 2025

Yamazaki 12y

 

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Der Yamazaki 12 Jahre ist das Flaggschiff der ältesten Whisky-Brennerei Japans und zugleich der weltweit bekannteste Vertreter japanischer Single Malts. Bereits 1984 kam diese Abfüllung auf den Markt und trug maßgeblich dazu bei, den Erfolg von Whiskys aus dem Land der aufgehenden Sonne zu begründen. Der Yamazaki 12 Jahre ist für seinen ausgewogenen, sanften Stil bekannt und beliebt.

Für die Herstellung werden bis zu fünf verschiedene Fassarten eingesetzt, darunter amerikanische Weißeiche, spanische Eiche und die japanische Mizunara-Eiche, die für ihre besonderen Aromen berühmt ist. Abgefüllt wird er mit 43 Prozent, leider gefärbt und kühlgefiltert.

Vor fast genau vier Jahren hatte ich mit dem Yamazaki Distiller’s Reserve den kleinen Bruder des Zwölfjährigen im Glas. Diese NAS-Abfüllung entstand aus dem Mangel an geeigneten alten Fässern für den 12y und gefiel mir schon damals mit ihrer unaufdringlichen, fein aromatischen Art. Ich hoffte, dass der Zwölfjährige in die gleiche Kerbe schlagen würde.


Aussehen
Dunkelgold


Nase
Trotz des geringeren Alkoholgehalts zeigt sich die Nase voll und, bei aller Milde, durchaus ausdrucksstark. Feine Fruchtaromen von Aprikosen, Zitronenschale, Honigmelone und Ananasstücken aus der Dose sind harmonisch miteinander verwoben, fast schon an Parfum erinnernd. Dahinter liegen süße Honigwaben, aufgeschnittene Vanilleschoten, Sandelholz und Räucherstäbchen. Mit der Zeit wandelt sich der Eindruck von einem fruchtigen Obstsalat mit Vanillecreme hin zu würzigeren Holzaromen, ohne jemals bitter zu wirken. Dies dürfte der Einfluss der Mizunara-Fässer sein. Ein typisch japanischer Nasenschmeichler, bei dem alles handwerklich gekonnt zu einem stimmigen Ganzen verflochten ist.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Der Eindruck aus der Nase setzt sich fort. Das Mundgefühl ist seidig und weich, der Alkohol nicht wahrnehmbar. Er wirkt nicht wässrig, aber doch etwas verdünnt, wenn er die Zunge erreicht. Zunächst treten Gewürze, die Mizunara-Eiche, ein Hauch weißer Pfeffer, grüner Tee und Kokosnussstücke hervor. Süße und Vanillecreme sind kurz präsent, werden dann von würzig-aromatischen Noten überdeckt, bevor sie wieder aufblitzen. Der Fruchtkorb aus der Nase ist zurückhaltender, weniger dominant. Vor allem gelbes Kernobst, Honigmelone und Marillenröster sorgen für den fruchtigen Anteil. Nach dem zweiten oder dritten Schluck wirkt das Mundgefühl deutlich voluminöser. Man gewöhnt sich an die Leichtigkeit und der Whisky wird richtig süffig.


Abgang
Grüner Tee mit seiner leichten Bitterkeit, dunkle Schokolade, Apfelschalen und aromatisches Eichenholz formen ein mittellanges Finish.


Fazit
Über den Preis schweigt man bei japanischen Whiskys besser, wie fast immer. Der klassische Yamazaki 12 Jahre überzeugt durch Eleganz und ein überschaubares, aber stimmiges Aromenspiel. Die Nase ist, wie so oft bei Japanern, eine wunderbar komponierte Komplexität und macht richtig Freude. Im Geschmack, der für mich bei Whiskys aus Japan häufig etwas zurückbleibt, fehlen zwar die fruchtbetonten Harmonien, doch die würzig-aromatischen Noten gefallen mir ebenfalls sehr gut. Sie machen den Whisky zudem unglaublich süffig. Sicher, 46 Prozent Trinkstärke wären optimal, aber auch mit 43 Prozent funktioniert er erstaunlich gut. Für Liebhaber japanischer Whiskys ist der Yamazaki 12 Jahre ein Muss. Hier hat man wirklich Geschichte und Tradition im Glas.

Donnerstag, 11. September 2025

Glenrothes 18y (CA)

 

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In der Vergangenheit brachte die Speyside-Brennerei, malerisch neben einem Friedhof gelegen, nur sehr wenige Abfüllungen heraus, die ausschließlich in Ex-Bourbonfässern reiften. Vor einigen Jahren erschien der Glenrothes Bourbon Cask Reserve mit 40% und Reifung in First Fill Bourbonfässern, 2019 folgte der Vintage 1999 mit 52,8 Prozent und 19 Jahren. Abgesehen davon setzt man bei Glenrothes vor allem auf die Reifung in Sherryfässern.

Auch bei unabhängigen Abfüllern sind reine Bourbonfass-Reifungen äußerst selten. Umso gespannter war ich, als ich auf diesen 18-jährigen Glenrothes von Cadenheads stieß. Puristische Bourbonreifung, volljährig und mit 51,1 Prozent eine Stärke, die zum Trinken geradezu einlädt.


Aussehen
Strohgelb


Nase
Eine sehr charaktervolle Nase, die mit ihrer kernigen, markanten Basis sogar etwas an Ben Nevis erinnert. Direkt nach dem Einschenken dominieren die kernigen Noten zusammen mit frischer Zitrusfrucht. Erst nach einigen Minuten im Glas entfalten sich die eleganten Aromen aus dem Bourbonfass. Der leicht schmutzig anmutende Grundcharakter verbindet sich mit einer feinen Mineralität und harmoniert mit einer guten Portion Vanille sowie mit exotischen Fruchtaromen von Kiwi, Mango und Papaya, begleitet von reifen Aprikosen und gelbem Kernobst. Sehr homogen und rund präsentiert sich dann das Duftbild. Im Hintergrund des süßen Obstkorbs zeigen sich pflanzliche Noten wie frisch geschnittenes Heu, grüne Oliven und Kräuter. Der Alkohol ist perfekt eingebunden und überhaupt nicht spürbar.


Geschmack
Sehr cremig und beinahe wachsig weich fließt der Malt in den Mund. Sofort zeigen sich Süße, leckerer Kuchenteig, Vanille, Aprikosen, reife Birnen und Äpfel. Auch hier treten die mineralischen und kernigen Facetten auf, die dem Gesamteindruck Tiefe verleihen. Danach kommt Ingwerkuchen mit kandierten Früchten hinzu, der für aromatische Schärfe und Würze sorgt. Unterstützt wird dies durch den Einfluss des Eichenfasses, das prickelnde und leicht bittere Noten beiträgt.

Fotocredit: whiskybase.com


Abgang
Das Finish fällt eher kurz aus, was schade ist, denn der Malt ist ausgesprochen süffig. Vanille, Apfelschalen, Kräuter, einige Krümel vom Kuchen und eine dezente Eichennote ergeben eine angenehme Kombination, die allerdings nicht allzu lange anhält.


Fazit
In letzter Zeit habe ich eine echte Vorliebe für gute Bourbonfass-Reifungen entwickelt. Dieser Glenrothes passt wunderbar in dieses Bild. Abgesehen vom eher kurzen Abgang überzeugt die Abfüllung durchgehend. Das Fass hat hier ganze Arbeit geleistet und klassische Bourbonnoten intensiv in das Destillat getragen. Die leichte Ähnlichkeit zum Grundcharakter von Ben Nevis gefällt mir als Fan dieser Brennerei zusätzlich. Aber auch unabhängig davon bietet diese Abfüllung eine hervorragende Gelegenheit, den Charakter von Glenrothes jenseits der üblichen Sherryfassprägung kennenzulernen.

Mittwoch, 3. September 2025

Mac-Talla Pedro Ximénez Fèis Ìle 2023

 

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Im Juni 2023 veröffentlichte Morrison Scotch Whisky Distillers mit dem Pedro Ximénez Fèis Ìle 2023 ihre insgesamt zweite limitierte Abfüllung sowie die erste zum alljährlichen Islay-Festival. Dafür wurden 26 Sherryfässer aus dem Lager ausgewählt und miteinander vermählt. Wie für die Mac-Talla-Reihe üblich wurde auf Kühlfiltration und Farbstoff verzichtet. Abgefüllt wurde mit kräftigen 54,6 %. Über die Reifedauer in den Fässern ist nichts bekannt.


Aussehen
Dunkles Kupfer mit rötlichen Rosttönen


Nase
Der erste Eindruck ist Räucherspeck in der Pfanne, dazu Dörrpflaumen und Beerenröster, serviert am Kieselstrand, während im Holzfeuer ein paar Kohlebriketts glimmen. Ein sehr kräftiger und intensiver Islay Malt, dessen Rauch zwar dominant wirkt, aber von ausgeprägter Beerenfrucht angenehm abgefedert wird. Der PX-Einfluss ist deutlich erkennbar mit Zwetschken, Brombeeren, Heidelbeeren und einem Hauch Erdbeeren mit leichter Säure. Dazu kommen Rosinen, Crema di Balsamico und eine satte Süße. Ergänzend treten würzige Eichenholznoten und getrocknete Küchenkräuter auf. Der Alkohol sticht etwas und könnte besser eingebunden sein. Leichte metallische Anklänge lassen vermuten, dass die Reifung nicht allzu lang war.

Mit Wasser zeigt er sich floral wie blühender Flieder. Der Rauch tritt etwas zurück, ebenso die Speck- und Beerennoten. Für die Nase bringt Wasser keine Verbesserung, außer dass der Alkohol ruhiger wirkt.


Geschmack
Eine klassische Rauch-Sherrybombe mit intensiver Süße von Rosinen, Beerenmarmelade und Zwetschkenröster, die sirupartig über Zunge und Gaumen fließt. Kurz darauf setzt kräftiger Rauch ein, begleitet von kalter Asche. Im Mittelteil wird die Süße durch eine pikante Schärfe abgelöst, die an Ingwer oder weißen Pfeffer erinnert. Danach folgen würzige Kräuter, Tabak und eine Lederassoziation. Der Alkohol ist am Gaumen deutlich besser eingebunden und unterstützt die Aromen.

Mit ein paar Tropfen Wasser wirkt er noch süffiger. Die Süße tritt zurück, die Frucht kommt stärker hervor, Rauch und Asche bleiben, sind aber milder. Auch die Schärfe wirkt mehr gezähmt. Wasser macht im Mund also durchaus Sinn, zwingend nötig ist es jedoch nicht.


Abgang
Mittellang bis lang mit Rosinen, Beeren, Pflaumen und einer rauchig-aschigen Holzwürze gleitet der Whisky den Rachen hinab. 


Fazit
Ein typischer Vertreter der jungen, rauchigen Whiskys, bei dem ein aktives PX-Sherryfass deutliche Akzente von Frucht, Süße und Würze setzt. Positiv ist, dass er mit Wasser nicht abfällt, wie es bei solchen Abfüllungen oft der Fall ist. Ungemein süffig, auch wenn sich mein Geschmack inzwischen etwas von diesem Whiskytyp entfernt hat. Für jeden Tag ist er sicher zu wuchtig, aber ab und zu passt so eine intensive Rauch-Sherrybombe perfekt. Der Preis ist für das Gebotene in meinen Augen mit rund € 90,- allerdings etwas hoch angesetzt.

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