Whiskybase
English Text-Version - please use the translation options of your browser.
Die Marke RY3 (keine Ahnung ob damit Rye oder Rye 3 gemeint ist) stammt von Phenomenal Spirits aus Virginia Beach, USA. Dieses Unternehmen besitzt keine eigene Brennerei-Anlage sondern kauft Spirituosen ein und bearbeitet sie. Dies kann in Form von Blenden oder ein nachträgliches Finish in neuen Fässern sein. Aktuell beinhaltet das Portfolio neben Rye-Whiskeys auch Rum-Abfüllungen. Man kann Phenomenal Spirits durchaus zu den unabhängigen Abfüllern rechnen, vor allem da es in den USA nicht unüblich ist, gesourcten (also zugekauften) Whiskey oder Bourbon für seine eigenen Marken zu verwenden.
Jedoch muss man hier wissen, dass das Geschäftsmodell des Gründers daraus besteht, Unternehmen und vor allem Marken im Bereich Luxury Spirits aufzubauen und zu etablieren um sie dann an einen Investor weiterzuverkaufen.
Mit dem Hintergrund im Kopf war ich durchaus kritisch, was die Abfüllungen angeht, als sie im Herbst 2024 bei uns auf dem Markt kamen. Kritisch darum, weil ich hier an Kontinuität zweifle.
Als Fan von amerikanischem Rye-Whisky war die Neugierde, vor allem auf die Private Reserve Barrel Abfüllung mit Toasted Barrel Finish jedoch zu groß um die Flasche links liegen zu lassen. Auf der Webseite des Unternehmens wird suggeriert, dass die "3" in der Marke RY3 bei dieser Abfüllung für drei unterschiedliche Whiskeys, drei unterschiedliche Mashbills und drei verschiedenen Altersstufen steht.
Leider ist die Transparenz bei den Information nicht sehr weit gediehen. Offiziell findet man leider keine Informationen, aus welchen Brennereien die Whiskeys stammen, wie alt sie waren und welche Mashbills tatsächlich verwendet wurden.
![]() |
Fotocredit: whiskybase.com |
Im Internet findet man die Info, dass neben zwei amerikanischen Ryes auch ein Rye aus Alberta Kanada Teil des Blends sein soll und das eine der Mashbills das typische MGP 95%er Rye Rezept und die andere eben eine 100% Rye Alberta Version sein soll. Von der dritten weiß man nicht wirklich etwas. Und beim Alter findet man überhaupt keine Angaben.
Was man weiß ist, dass für das Finish ein Medium Toasted Barrel verwendet wurde und das die Alkoholstärke beachtliche 60,8% beträgt. Ich bin sehr gespannt, was mich hier erwartet.
Aussehen
Nussbraun mit Rotstich. Das Auge trinkt mit.
Nase
Für über 60% ist der Alkohol ziemlich gut eingebunden. Wenn man die Nase tiefer ins Glas steckt, keimt zwar schon eine leicht kühlende frische Prise auf und es zwickt ein wenig in der Nase, aber es bleibt alles absolut im Rahmen und stört den Genuss in keinster Weise. Und ein Genuss ist diese Nase tatsächlich. Deutliche Aromen von Vanille und braunen Zucker werden von einer feinen Rye-Note begleitet, die sowohl die klassischen After Eight Pfefferminz-Schokoladeblättchen aufweist als auch Assoziationen von würzigem warmen Roggenbrot mit etwas Anis beinhaltet. Alle Gerüche sind sehr rund, harmonisch und miteinander ausbalanciert. Ein paar Rosinen und ein Kirschkompott sorgen für den dezent fruchtigen Anteil an der Geruchsmischung.
Mit ein paar Tropfen Verdünnung nimmt die anfängliche Würzigkeit und Pfefferminznote ab und es erscheinen sogar blumige Aromen, vorwiegend nach Veilchen duftend - Vanille und der braune Zucker mit Ansätzen zum Karamell geben weiterhin den Ton an, der Roggen ebenso.
Geschmack
Der Vertreter ist unverdünnt gefährlich leicht zu trinken und äußerst süffig. Sehr cremig und mit vollem Geschmack startet der Rye Blend. Anfänglich dominieren süße Aromen von Karamellcreme und Vanillesauce. Dicht gefolgt von einer sich schnell im Mund ausbreitenden pfeffrigen Würzigkeit mit zusätzlichen Kräutern und Muskatnuss. Danach übernimmt wieder die Vanille im Zusammenspiel mit den Pfefferminzbonbons mit Amarenakirschgeschmack sowie dem dunkel gebackenen Roggenbrot. Ab dem Mittelteil wird der Mundraum, vorwiegend durch die Alkoholstärke, trockener. Dies alles ist sehr lecker.
Mit Wasser verweilt die Süße länger im Mund, ihre Intensität bleibt länger bestehen. Die Pfeffernote ist ebenfalls weiterhin vorhanden, aber nun etwas reduzierter. Die anderen Aromen und ihre Dichte sind auch mit Wasser immer noch gleich präsent. Das Mundgefühl geht noch mehr ins cremige über.
Abgang
Gegen Ende hin bleibt die Pfefferminze und die Ryebrot-Noten. Untermalt werden die Aromen von etwas Eichenwürze, gepaart mit einer leichten Bitterkeit. Der Abgang gestaltet sich insgesamt mittellang.
Fazit
Ich muss sagen ich bin wirklich angetan von diesem defacto No-Name Rye Blend. Es ist natürlich alles gesourced und nicht selbst gebrannt. Jedoch ist das Ausgangsmaterial dieses Blends, die drei verwendeten Ryes aus den USA und Kanada wirklich gut und die Mischung hat gepasst. Das Finish in dem getoasteten Fass hat den Rye nochmals hervorgehoben ohne die anderen Aromen zu verdrängen. Ein sehr ausgewogener hochprozentiger Rye Whiskey, der wirklich Laune macht. Bin gespannt ob die Nachfolgebatches, sofern es welche geben wird, das Niveau halten können.