Mittwoch, 3. Dezember 2025

Caol Ila 2009/2025 15y - Mad Malt #1 (whic)

 

Whiskybase

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Die Taktrate, mit der whic.de neue Abfüllungen oder gleich neue Serien an den Start bringt, ist wirklich beachtlich. Vor ein paar Wochen bekam ich ein Sample der ersten Ausgabe der neuen Reihe Mad Malt zugeschickt. Doch was verbirgt sich hinter der Mad Malt Collection? Gemeinsam mit Signatory Vintage bringt whic insgesamt 13 stark getorfte Single Malts auf den Markt. Die Reihe richtet sich an alle, die verrückt (mad) nach rauchigen Whiskys sind. 

Den Beginn macht ein 15 Jahre alter Caol Ila mit einem Finish in einem First Fill PX Hogshead, in Fassstärke von 54,9 Prozent, selbstverständlich ohne Farbstoff oder Kühlfiltration. Lediglich 340 Flaschen gab es davon, und die Abfüllung war in sehr kurzer Zeit restlos vergriffen.

Rauchige Islay Malts mit einer Reifung oder einem Finish in Sherryfässern, häufig auch in PX, sind am Markt nicht unüblich. Oft sind die Ergebnisse sehr fassorientiert, intensiv und für meinen Geschmack manchmal etwas zu stark auf der süßen Seite angesiedelt. Deshalb bin ich gleichzeitig gespannt und ein wenig skeptisch, was mich hier erwartet.


Aussehen
Nussholzboden

Fotocredit: whic.de


Nase
Intensiver, aschiger, schmieriger Rauch eines Lagerfeuers mit leicht feuchten Holzscheiten und rußiger Steinumrandung direkt am Kiesstrand, auf dem altes Seegras und Algen trocknen. So oder so ähnlich lässt sich die Erstbegegnung mit dem Whisky beschreiben.

Neben den rauchigen, maritimen Noten hat das Finish im PX-Fass deutlich Eindruck hinterlassen. So finden sich eine große Portion Pflaumenkompott, ein Beerenröster aus Heidelbeeren und Brombeeren, süße, reife Kakifrüchte, Cranberries, saftige Sultaninen, geräuchertes Balsamico-Gelee sowie Aromen von getrockneten Tabakblättern und gerösteten Haselnüssen.

Der Malt driftet jedoch nicht zu sehr in eine intensiv süß-fruchtige Richtung ab. Herbe dunkle Schokolade, Muskatpulver, Zimt und das leicht angekohlte Eichenholz sorgen gemeinsam für einen würzigen Kontrapunkt zur Süße. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, den trotz der doch hohen Alkoholstärke stören keine scharfen Gerüche das Vergnügen.


Geschmack
Hier ist von Beginn an ordentlich Betrieb. Neben einer anfänglich kurz aufblitzenden Karamellsüße und dem ersten Schwall aus Asche und öligem Teer sorgt vor allem eine kurze, intensive Pfefferschärfe für Aufmerksamkeit. Es wirkt wie Lakritze mit Chilipulver, kombiniert mit süßen, weichen, getrockneten Feigen und Datteln mit einem Kern aus Marzipan. Die pikante Schärfe geht sofort wieder in eine cremige, fruchtige Süße über, die Rosinen, Pflaumenmus und die Beerenröster-Aromen mitnimmt. Die ganze Zeit bleibt die schmierige Asche mit dem Rauch im Hintergrund, was mir sehr gut gefällt.

Wie schon im Geruch so hilft auch im Mund ein würziger Gegenpol – unterstützt von winterlichen Backgewürzen wie Muskat, Zimt und Anis sowie Tabak- und Holzwürze – die Süße harmonisch in Schach zu halten.

Fotocredit: whic.de


Abgang
Das lange Finish wird vor allem von der Asche und dem öligen Teer getragen, zusammen mit Tabakaromen, dunkler Schokolade, einigen süßen Stücken getrockneter Datteln und Pflaumen sowie etwas Lakritz mit seiner salzigen und würzigen Seite.


Fazit
Vielleicht liegt es an seinem Alter von 15 Jahren, aber der Whisky schafft es, seine schweren Raucharomen mit den intensiven süßen und fruchtigen Aspekten des PX-Fasses und den würzigen Noten sehr fein zu vereinen. Diese Harmonie der Aromen, ohne die Intensität zu verlieren, gefällt mir ausgesprochen gut. Ich bin froh, dass dieser Single Malt nicht in dieselbe Kerbe schlägt wie so viele Vertreter, die rauchig sind und in oft noch feuchten Sherryfässern liegen. Er ist natürlich eine Sherrybombe, aber im besten Sinne des Wortes. Auf die nächsten Vertreter der Mad Malt Reihe kann man durchaus positiv gespannt sein.

Donnerstag, 27. November 2025

Bib & Tucker Single Barrel Bourbon 10y

 

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Der Name Bib & Tucker bezieht sich auf eine alte englische Redewendung, die vergleichbar mit „sich in Schale werfen“ die festliche Kleidung des 17. bis 19. Jahrhunderts bezeichnet. Die Bourbons dieser Marke stammen aus Tennessee und sind gesourced. Die meisten Gerüchte besagen, dass der Whisky bei George Dickel gebrannt wird. Wie bei Bourbons aus Tennessee üblich, kommt auch hier der Lincoln County Process zum Einsatz, bei dem der New Make vor der Fasslagerung durch eine Holzkohleschicht gefiltert wird.

Die Single-Barrel-Abfüllung, von der ich ein Sample habe, reifte zehn Jahre. 161 Flaschen kamen aus dem Fass und wurden mit beachtlichen 63,2 Prozent abgefüllt.


Aussehen
Bernstein


Nase
Unglaublich. Dieser Bourbon hat über 63 Prozent und dennoch bekomme ich beim Schnuppern absolut keinen Alkohol in die Nase. Kein Stechen, kein Prickeln, nichts. Wahnsinn. So smooth und weich kommt dieser Bourbon daher. Die zehn Jahre im Fass haben dem Stoff, woher er auch immer genau aus Tennessee stammt, wirklich gutgetan. Selten habe ich bei einem Bourbon so eine harmonische Nase erlebt. Natürlich finde ich eine ordentliche Portion Eichenholz, aber sie drängt sich überhaupt nicht in den Vordergrund und dominiert den Duft nicht.

Als Erstes begegnen mir in flüssige Milchschokolade getauchtes Popcorn, brauner Zucker, der gerade in der Pfanne karamellisiert, viel Vanille, Zimt, Muskatnuss sowie geröstete Haselnüsse.

Im Hintergrund zeigt sich der Rye-Anteil in der Mashbill durch Assoziationen von dunklem, würzigem Roggenbrot und einem Hauch Pfefferminze.

Der Fruchtanteil spielt eher eine untergeordnete Rolle. Zumindest ein paar Tropfen Kirschkompott mit einigen Heidelbeeren sorgen für fruchtige Momente.

Fotocredit: whiskybase.com



Geschmack
War die Alkoholstärke in der Nase kaum zu bemerken, ist sie im Mund markanter, jedoch immer noch weit entfernt davon, wie 63,2 Prozent normalerweise wirken würden. Zu Beginn zeigt sich eine leichte, an Ingwer erinnernde Schärfe, vermischt mit etwas Zimtpulver, die die Präsenz des Alkohols kurz betont. Doch sofort geht es über in eine überraschend intensive Süße, die an warmes Kirschkompott mit Vanillesauce erinnert.

Der Roggenanteil meldet sich mit After Eight, einer feinen Minznote und würziger Brotkruste zu Wort. Zimt erhält im Mittelteil Unterstützung durch Muskatnuss. Und wie schon in der Nase ist die Eiche auch im Geschmack präsent, aber niemals dominant, sondern eher im Hintergrund.


Abgang
Dunkle Schokolade mit höherem Kakaoanteil, Zimt, Muskatnuss und die würzigen Roggenbestandteile bilden das Rückgrat des mittellangen Finales. Das Kirschkompott wandelt sich zunehmend zu einem Kirsch-Pfefferminzbonbon, das Frucht und Frische angenehm verbindet.


Fazit
Das ist mit Sicherheit einer der besten Bourbons, die ich je im Glas hatte. Von den 63,2 Prozent ist weder in der Nase noch im Mund wirklich etwas zu merken. Die Kombination aus vanillig weicher Karamellnote, dem in Milchschokolade getauchten Popcorn und der tollen Süße im Geschmack ist ganz großes Bourbon-Kino. Mir gefällt auch, dass die Eiche hier nicht so dominant ist, wie es bei älteren und hochprozentigen Bourbons oft der Fall ist. Rundum ein Genuss.

Mittwoch, 19. November 2025

Springbank 12 CS Batch 25

 

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Es war reines Glück, dass ich im vergangenen Frühjahr genau an dem Tag im Onlineshop von Potstill in Wien stöberte, als das damals aktuelle Batch 25 des Springbank 12 CS verfügbar war. Da musste ich nicht lange überlegen – was man bei Springbank-Abfüllungen ohnehin tunlichst vermeiden sollte – und griff sofort zu.

Die Flasche wurde auch sogleich geöffnet und ein paar Samples fanden ihren Weg zu den Kumpels. Bis auf zwei oder drei Drams veränderte sich der Füllstand über die folgenden Monate hinweg kaum. Jetzt, mit Beginn der kühleren Jahreszeit, sticht mir die Flasche immer häufiger ins Auge und es ist gut möglich, dass sie den Winter nicht überlebt.

Es wird also Zeit, dieses Batch einer genaueren Betrachtung samt Verkostungsnotizen zu unterziehen.

Für diese Ausgabe wurde eine Fassmischung aus 70 Prozent Bourbon und 30 Prozent Sherry verwendet. Abgefüllt wurde mit kräftigen 57,2 Prozent Alkohol. Wie bei Springbank üblich gibt es weder nachträgliche Färbung noch Kühlfiltration.


Aussehen
Dunkler Bernstein


Nase
Intensiv, muffig, angekohltes Holz, würzig – so eröffnet dieses Batch den Geruchsreigen. Sofort ist diese für Springbank so typische, leicht schmutzige Aromendichte präsent. Vor meinem inneren Auge entsteht ein Raum voller alter Ledermöbel, umgeben von Bücherregalen mit angestaubten Büchern. Auf dem Couchtisch liegen Krümel von altem Pfeifentabak, und vor dem Sofa steht ein Paar mit Schuhcreme gepflegte Lederhausschuhe.

In einer Schale liegen getrocknete Aprikosen und Pflaumen, die einen cremig-fruchtigen Duft verströmen. Mit steigender Luftzufuhr verwandelt sich vor allem die Pflaume in eine Erdbeermarmelade mit einem deutlichen Vanilleeinschlag. Richtig süß ist die Abfüllung nicht, Honig- oder Zuckernoten treten kaum auf, doch die Kombination aus Vanille, Aprikose und Erdbeermarmelade sorgt für eine angenehm süß-cremige Assoziation.

Eine wirklich delikate Nase, die zum Dauerschnuppern animiert. Der Alkohol ist kräftig, aber hervorragend integriert.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Unverdünnt sorgen die über 57 Prozent für einen kraftvollen und wärmenden Antritt. Ein feines Prickeln auf der Zunge, begleitet von einer anregenden Ingwer- und leichten Chilischärfe, eröffnet das Geschehen. Danach folgen Pfefferminz, cremige halbbittere Schokolade, geröstete Nüsse, die leicht angeschwärzten Holzscheite und Tabakaromen. Der typische Springbank-Funk ist ebenfalls vorhanden und zeigt sich vor allem in einer Assoziation nach einem schmutzigen Lappen voller Maschinenöl. Immer wieder erstaunlich, wie Springbank diese Aromen hervorruft.

Die fruchtige Seite wirkt eher verhalten. Getrocknete Aprikosen und ein Hauch getrockneter Beeren sind vorhanden und werden von einer fein eingebundenen Süße begleitet.

Mit Wasser wird der scharf-würzige Beginn milder und süßes, cremiges Karamell mit viel Vanille tritt stärker hervor. Auch verdünnt bleibt die fruchtige Seite zurückhaltend. Die schmutzige, funkige Seite gewinnt dafür an mineralischen Eindrücken hinzu. Sehr interessant.


Abgang
Getrocknete Aprikosen in geschmolzener dunkler Schokolade. Angekohlte Holzstücke liegen auf einem schmutzigen Lappen, der Flecken von Motoröl zeigt. Zusammen mit getrockneten Tabakblättern und Schuhpolitur bleibt all das lange im Rachen und am Gaumen haften.


Fazit
Ich bin wirklich froh, dass ich mir damals eine Flasche sichern konnte. Dieses Batch ist ein ausgesprochen leckerer Vertreter des Springbank-Stils und gefällt mir jedes Mal, wenn ich es im Glas habe – was in den nächsten Wochen sicherlich häufiger der Fall sein wird.

Ich tendiere klar dazu, ihn unverdünnt zu genießen, da er mir mit etwas Wasser zu generisch wurde. Der Funk war zwar weiterhin da, aber mir fehlte der Punch.


Mittwoch, 12. November 2025

Daftmill 12y 2011 (Winter Release)

 

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Meine bisherige Begegnung mit dieser sympathischen kleinen Farmbrennerei aus den Lowlands war ein Sample des fassstarken 15-jährigen aus dem Jahr 2006. Dieses wusste mich vollends zu überzeugen. Ein wirklich toller, in Ex-Bourbonfässern gereifter Lowland Whisky. Aufgrund der aufgerufenen Preise war der Kauf einer Flasche für mich eigentlich nie ein Thema.

Eigentlich.

Vor ein paar Wochen gab es in meinem Stammladen eine Rabattaktion mit 20 Prozent auf zwölf Jahre alte Single Malts. Beim Stöbern vor Ort entdeckte ich dann den Daftmill 12y 2011 aus der Winter Release. Durch die Aktion kam die Abfüllung auf 116 Euro und ich griff sofort zu – günstiger werde ich wohl nie mehr eine Flasche bekommen. Ein Haufen Geld für einen zwölfjährigen Single Malt, ohne Frage. Doch aufgrund der geringen Produktionsmengen und der höheren Kosten im Vergleich zu industriellen Brennereien mit deutlich größerem Ausstoß ist der Preis leider nachvollziehbar.

Vom Rücketikett erfährt man, dass die Brennerei nur in den ruhigeren Zeiten des Hofes, also Mitte des Sommers und während des Winters, in Betrieb ist. Zum Einsatz kommt ausschließlich hofeigene Gerste der Sorte Publican, die auf einem 43 Hektar großen Feld angebaut und am 28. und 29. August geerntet wurde. Der Whisky ist eine Vermählung von 27 First-Fill-Ex-Bourbonfässern und reifte im oberen Stockwerk des hofeigenen Lagerhauses. Die Fässer wurden im Dezember 2011 befüllt und 2024 in Flaschen abgefüllt. Alles ist vorbildlich transparent und für Whisky-Nerds ein wahres Informationseldorado. Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet die Angaben zu Färbung und Kühlfiltration fehlen. Meiner Meinung nach sollten diese Details unbedingt auf dem Etikett stehen. Wir können beruhigt davon ausgehen, dass weder gefärbt noch filtriert wurde, aber was am Label steht, gilt.


Aussehen
Weißwein


Nase
Unmittelbar nach dem Einschenken zeigt sich ein flüchtiger Hauch von frisch gemähter, leicht gedüngter Wiese – nicht unangenehm. Zurück bleiben frische Noten von Gras, Wiese und Heu, begleitet vom Duft zarter Blütenblätter, Vanille und einem Korb voller frischem, hellem Obst. Neben einer dezenten Bananennote und etwas Kokosnuss sind vor allem reife gelbe und grüne Äpfel, Birnen, Mirabellen, Ringlotten, Honigmelonen und Ananas präsent. Ein wahres Feuerwerk an fruchtigen Düften. Eine ausgeprägte Süße wie von Honig, Zucker oder Karamell ist nicht vorhanden, aber die Früchte bringen eine natürliche Süße mit, die harmonisch eingebunden ist. Der Alkohol ist kaum wahrnehmbar, vor allem nach rund zehn Minuten, wenn sich die Aromen gesetzt haben. Eine wunderbare Nase, die durch ihren reduzierten, klaren Stil überzeugt.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Der Malt startet mit einer feinen, weichen und cremigen Textur und einem eher zarten Körper. Zunächst wirkt er etwas leicht, fast schon wässrig, bevor er mit einer feinen Pfefferschärfe an Fahrt gewinnt und die Aromen nach vorne schiebt. Vielleicht würden ein paar Prozentpunkte mehr Alkohol dafür sorgen, dass er im Mund von Beginn an noch mehr Ausdruck zeigt, aber das Understatement passt zu seinem ruhigen, auf das Wesentliche reduzierten Charakter.

Die erwähnte leichte Pfeffernote ist nur kurz wahrnehmbar und keineswegs störend – im Gegenteil, sie erinnert an den Moment, wenn man auf eine dünne Ingwerscheibe beim Sushi beißt. Davor und danach zeigen sich die fruchtigen Aromen zusammen mit Vanille und Kokosraspeln, wie schon in der Nase. Die süße Seite wird von einem Löffel cremigen, hellen Blütenhonigs getragen.


Abgang
Etwas Eichenholz in Form einer dezenten Bitterkeit, die letzten Krümel der Kokosraspeln, Vanille und Apfel- sowie Birnenschalen sorgen für ein Finish, das ruhig länger ausfallen dürfte. Der Whisky verabschiedet sich relativ rasch, was aber den Vorteil hat, dass man gleich Lust auf den nächsten Schluck bekommt.


Fazit
Der puristische, elegante Stil von Daftmill gefällt mir ausgesprochen gut. Wie bei der Arbeit auf einer Farm wurde auch bei diesem Malt auf unnötige, künstlich wirkende Aromen verzichtet. Ein sehr guter Rohbrand in Kombination mit hervorragenden First-Fill-Bourbonfässern ergibt einen geradlinigen, authentischen Ex-Bourbon-Whisky – genau mein aktueller Geschmack.

Ob ich ihm die vollen zwölf Jahre Reifung blind geben würde, weiß ich nicht. Etwas mehr Volumen und Nachhall würden ihm guttun. Vor allem in Anbetracht des Preises stellt sich die Frage, ob der deutliche Aufpreis gegenüber vergleichbaren Malts gerechtfertigt ist. Ich persönlich freue mich, dass ich ihn mit Rabatt erwerben und probieren konnte. Doch eine weitere Flasche Daftmill über 100 Euro wird wohl so schnell nicht folgen. Da bleibe ich dann doch bei gleichaltrigen Abfüllungen von Ben Nevis aus Ex-Bourbon-Fässern, die man auch für unter € 100,- bekommt und mir mindestens genauso viel Freude bereiten.

Mittwoch, 5. November 2025

Secret Highland Distillery 14y - Ragnarøkkr Nr. 10 - Surtr (whic)

 

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In den letzten drei Wochen landeten zwei weitere Samples von neu erschienenen Abfüllungen von whic.de in meinem Briefkasten. Pragmatisch wie ich nun einmal bin, habe ich für die dieswöchige Verkostung einfach die erste der beiden ausgewählt.

Es handelt sich dabei um die zehnte Ausgabe der Ragnarøkkr-Reihe. Der Name der Abfüllung lautet Surtr. Surtr war in der nordischen Mythologie ein Feuerriese und zerstörte in der Ragnarök-Saga die Brücke Bifröst, die Midgard mit Asgard verbindet. In der Realität verbirgt sich hinter dem Namen ein 14-jähriger Single Malt aus einer geheim gehaltenen Brennerei in den Highlands.

Da in dieser Serie ausschließlich rauchige Vertreter abgefüllt werden, liegt also ein rauchiger Whisky im Glas. Die Rahmendaten lesen sich sehr ordentlich: Vollreifung in einem Oloroso Sherry Butt, 50,9% Alkoholstärke, 570 Flaschen, keine Färbung, keine Kühlfiltration.

Also, lassen wir den Feuerriesen ins Glas.


Aussehen
Blütenhonig


Nase
Wenn man glaubt, die Brennerei hinter einer „Secret Distillery“ zu erkennen, liegt man bekanntlich oft falsch. Bei rauchigen Highland-Whiskys denke ich meist zuerst an Ballechin von Edradour. Hier jedoch spricht der erste Eindruck dagegen. Der Rauch ist weniger intensiv und die für mich so typische „Kuhstall-Attitüde“ fehlt.

Stattdessen präsentiert sich ein Holzrauch mit kleinen, mineralisch wirkenden Steinkohlenstücken. Dazu kommen Speckscheiben mit BBQ-Marinade, in die dunkle Beeren wie Heidelbeeren oder Brombeeren eingekocht wurden. Rauch, Frucht und Süße verschmelzen sehr angenehm, die Rauchintensität ist mittelstark.

Hinter dem Rauch findet man würzige, getrocknete Küchenkräuter und eine fruchtig-säuerliche Zitrusnote — wie Zitronenzuckerl oder eine noch nicht ganz reife Mandarine. Mit Zeit im Glas wird das Ganze cremiger; Vanille tritt deutlicher hervor, die Mandarine wandelt sich langsam Richtung Orangenmarmelade. Der Alkohol ist spürbar, aber gut eingebunden.

Fotocredit: whic.de


Geschmack
Auf der Zunge startet der Whisky kraftvoll, der Rauch wirkt hier sofort intensiver als in der Nase. Während ich im Geruch eher in Richtung Ardmore tendiert habe, schiebt sich jetzt doch Edradour/Ballechin wieder ins Gedächtnis.

Der Rauch wirkt wie heruntergebranntes Holz mit Aschepartikeln. Dazu kommt ein Hauch „Stall“ und feuchtes Heu. Die Süße wirkt wie weiches cremiges Fudge und sorgt für ein schönes Gegengewicht. Danach übernehmen würzige Noten immer mehr das Kommando. So finden sich getrocknete Kräuter, Walnüsse mit Haut, Leder, Tabak und etwas Eichenholzsaft im Geshmack wieder. Weißer Pfeffer und Zimt sorgen für einen zusätzlichen pikanten Akzent. Der Alkohol ist ausgezeichnet integriert.


Abgang
Das Finale gestaltet sich lang anhaltend mit viel Rauch und Asche sowie mit Zimt, dunkler Schokolade, braunem Zucker und Tabak.


Fazit
Eine wirklich gelungene Abfüllung. Der Rauch ist kräftig, doch die anderen Aromen kommen nicht zu kurz. Ein paar Minuten Zeit im Glas lohnen sich besonders für die Nase. Am Gaumen übernehmen die würzigen Noten mehr die Kontrolle, was zu einem spannenden Wechselspiel zwischen Würze und Süße führt. Die 14 Jahre Reifezeit nimmt man ihm definitiv ab.

Und ja, ich lege mich fest — ich halte das für einen Ballechin. Falls jemand Genaueres weiß, gerne unten in die Kommentare.

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Port Charlotte 14y – Château Margaux Cask Finish (ADoS)

 

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Ende Oktober, rund um den 31.10., verkoste ich traditionell einen Single Malt mit Halloween-Bezug – und nein, ich bin dabei nicht als Whiskyzombie verkleidet. In den vergangenen Jahren waren es immer Abfüllungen aus der „A Dream of Scotland“-Reihe des Brühler Whiskyhauses, da Marco Bonn regelmäßig Flaschen mit Halloween-Motiven etikettiert. Und natürlich wird auch heuer diese Tradition fortgeführt.

Abgesehen vom Etikett zählt jedoch vor allem der Inhalt. Dieses Mal handelt es sich um einen 14 Jahre alten Port Charlotte mit Château Margaux Cask Finish. Im Rahmen der ADoS-Serie gab es bereits eine ganze Reihe hervorragender Port Charlottes mit Weinfinish. Marco muss einen richtig guten Draht zu Bruichladdich haben, um so oft Port Charlottes Fässer zu erhalten. Entsprechend groß war die Erwartung an dieses Sample. Die Dauer des Finishs ist nicht bekannt. Abgefüllt wurde mit 56,2%, ohne Kühlfiltration und ohne Färbung, insgesamt kamen 364 Flaschen auf den Markt.


Aussehen
Rötliches Kupfergold


Nase
Die Nase beweist mir wieder, warum ich auf Port Charlottes mit Weinfassbeteiligung stehe. Ähnlich wie bei der Cask Exploration Serie von Bruichladdich hat man auch bei dieser Abfüllung eine tolle Kombination aus diesem speckigen, leicht schmutzigen Holzrauch mit tollen Aromen von süßem Beerenobst, dass zu einem noch warmen, mit Vanille verfeinertem Röster verkocht wurde. 

Man braucht etwas Zeit, bis sich die Nase durch den anfänglich dichten Rauch arbeitet. Dahinter entfalten sich reife dunkle Früchte wie Brombeeren, Heidelbeeren und schwarze Johannisbeeren, begleitet von säuerlich frischen Noten von Erdbeeren und Pflaumen.

Parallel zeigt sich eine würzige, erdig-herbstliche Seite mit Kräutern, altem Laub auf feuchter Wiese, gelagertem Holz und einer angenehmen, leicht muffigen Note. Der Alkohol wirkt präsent, aber gut eingebunden. Die Nase ist kraftvoll, vielschichtig und ausgesprochen einladend.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Im Mund legt der Whisky sofort los. Der Alkohol trägt den Rauch nach vorne und eröffnet ein dichtes Aromenspiel am Gaumen. Der Rauch ist kräftig, speckig, rußig, mit Assoziationen von dunkler Grillmarinade und Holzkohle.

Erst dann schiebt sich das warme, süße Beerenkompott nach, begleitet von Vanille. Die Süße bleibt deutlich, wird aber von der herb-würzigen Rauchstruktur ideal eingebettet. Das Finish des Weinfasses zeigt sich erkennbar in fruchtiger Tiefe und feinen Tanninen, ohne den Malt zu überdecken.

Altes Holz, getrockneter Tabak und ausgedrückte Teeblätter sorgen für eine angenehm herbe Kontur. Trotz der weinigen Akzente bleibt der typische Port-Charlotte-Charakter deutlich erhalten.


Abgang
Der speckige Rauch haftet lange am Gaumen, unterstützt von kalter Asche. Die Beerenaromen klingen langsam aus, während das alte Holz dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil und eine leichte Bitterkeit mitbringt. Ein langes, rauchbetontes Finale, wie man es sich von Port Charlotte wünscht.


Fazit
Marco Bonn hat in den vergangenen Jahren eine Reihe sehr gelungener Port Charlottes abgefüllt, und dieser reiht sich ohne Frage in diese Qualität ein. Die Kombination aus schwerem, speckigem Rauch und konzentrierter Beerenfrucht funktioniert hier erneut hervorragend. Das Weinfass setzt prägnante Akzente, ohne die Balance zu kippen. Ein ausdrucksstarker, vollmundiger, sehr gelungener Port Charlotte.

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Woodford Reserve Double Oaked

 

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Die Marke Woodford Reserve gehört zum US-amerikanischen Getränkekonzern Brown-Forman, zu dem auch Jack Daniel’s zählt. In der gleichnamigen Brennerei wird zwar Whiskey produziert, sie dient jedoch vorwiegend als Besucherzentrum. Die eigentliche Herstellung der Woodford-Reserve-Whiskeys findet in der nahegelegenen Early Times Distillery statt, die ebenfalls dem Konzern gehört.

Der klassische Woodford Reserve Kentucky Straight Bourbon wird dreifach in Pot Stills destilliert – eine echte Besonderheit in Kentucky, wo meist auf kontinuierliche Kolonnendestillation gesetzt wird. Die meisten Bourbons dieser Brennerei tragen keine Altersangabe, da sie aus Whiskeys verschiedenen Alters komponiert werden. Die übliche Mash-Bill besteht aus 72% Mais, 18% Roggen und 10% gemälzte Gerste.

Der Woodford Reserve Double Oaked war einer der ersten Bourbons überhaupt mit einer doppelten Fassreifung, als er 2012 erstmals in den Regalen der US-Liquor Stores erschien. Nach seiner initialen Reifung in neuen, ausgebrannten Fässern aus amerikanischer Weißeiche wird der Whiskey für etwa ein weiteres Jahr in ein zweites, stärker getoastetes und zusätzlich angekohltes Eichenfass gefüllt. Diese Nachreifung soll die Aromen von Holz, Vanille und Karamell noch intensiver hervorheben.

Wie der klassische Reserve wird auch der Double Oaked mit 43,2 Prozent abgefüllt. Künstliche Färbung kommt nicht zum Einsatz, dafür jedoch – wie in den USA üblich – eine Kühlfiltration, damit der Whiskey bei Eiszugabe klar bleibt.


Aussehen
Dunkles Mahagoni


Nase
Trotz der moderaten 43 Prozent zeigt sich die Nase erstaunlich voll und ausdrucksstark. Kein Alkoholstich, stattdessen satte, intensive Aromen. Besonders auffällig ist der kräftige Zimtduft, der zunächst alles andere überlagert. Danach entfalten sich süßes Kirschkompott, reichlich Vanille und Ahornsirup. Zimt und Vanille dominieren das Bild – selten habe ich bei einem Bourbon so viel Vanille wahrgenommen.

Die doppelte Fassreifung macht sich durch eine deutliche Holzwürze bemerkbar: geröstete Haselnüsse, Harz, alte Eichenbretter und eine feine Spur von Aceton am Ende. Insgesamt ist die Nase für den geringen Alkoholgehalt bemerkenswert intensiv.

Nach dem ersten Schluck erscheinen zusätzlich Aromen von dunklem Karamell und den eingetrockneten Kaffeeresten am Boden einer Tasse.

Bei den US-Abfüllungen bekommt der Double Oaked 45,2% anstelle der 43,2% bei uns.


Geschmack
Das Mundgefühl ist ölig und etwas dünn, es wirkt aber nicht wässrig. Der Zimt aus der Nase tritt sofort wieder auf und bringt eine angenehme Schärfe mit. Die würzigen Aromen setzen sich fort: geröstete Hasel- und Erdnüsse, Harz und eine frische Minznote. Obwohl der Roggenanteil in der Mash Bill nur rund 18 Prozent beträgt, ist sein Einfluss deutlich spürbar – was mir als Rye-Fan sehr zusagt.

Die süßen Kirschen entwickeln sich nun in Richtung Maraschino, die Vanille bleibt präsent, tritt aber etwas in den Hintergrund. Ab der Mitte dominiert das Eichenholz – kräftig und forsch, was man mögen muss.


Abgang
Das Finish bringt nochmals Kirsche, Menthol und Eichenwürze, erinnert fast an ein Hustenzuckerl. Dann flacht der Whiskey jedoch recht rasch ab – hier fehlt etwas an Durchhaltevermögen. Mit ein paar Prozent mehr Alkohol hätte das Finale wahrscheinlich länger getragen.


Fazit
Trotz der eher niedrigen 43 Prozent überrascht der Double Oaked mit Intensität und Tiefe – vor allem durch seine ausgeprägte Zimtnote - in der Nase und beim Geschmack. Die doppelte Fassbelegung ist deutlich spürbar und verleiht ihm eine ausgeprägte Würze, die fast an einen höheren Roggenanteil denken lässt. Der Abgang könnte länger sein, endet etwas abrupt. Insgesamt aber ein sehr harmonischer, gefälliger Bourbon mit schönem Aromenspiel. Ein paar zusätzliche Prozent Alkohol hätten ihm vermutlich gutgetan, könnten aber auch die Eiche zu dominant gemacht haben. 

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