Mittwoch, 15. Januar 2025

Four Roses Small Batch Select

 

Whiskybase

English Text-Version


Bislang hatte ich mit dem Four Roses Single Barrel und dem Four Roses 2020 Limited Edition Small Batch zwei Abfüllungen aus der Bourbon-Brennerei in Lawrenceburg, Kentucky im Glas. Beide waren qualitativ sehr hochwertig und gefielen mir ausnahmslos gut. Die Single Barrels gibt es auch bei uns recht gut zu kaufen. Die jährlich im September erscheinenden Limited Editions der Small Batch Reihe sind hingegen nur schwer bei uns zu bekommen, wenn überhaupt.

Die dritte Ausprägung aus der bekannten Brennerei, die ich diesmal mittels Sample verkoste, hat es bis jetzt so gut wie gar zu uns geschafft. Die Rede ist vom Four Roses Small Batch Select. Diese Abfüllung kam erstmals 2019 auf den Markt und präsentiert das obere Ende der Core-Range. 

Four Roses verfügt über zwei unterschiedliche Mashbills (B - 60% Mais, 35% Roggen, 5% Gerste, E - 75% Mais, 20% Roggen, 5% Gerste). Zusätzlich dazu kommen gleich 5 verschiedene Hefestränge zum Einsatz. Zusammen entstehen dadurch 10 verschiedene Rezepturen, mit denen die Brennerei fleißig arbeitet und experimentiert. 

Im Unterschied zum Four Roses Small Batch, der auch bei uns gut verfügbar ist, kommen beim Small Batch Select 6 statt 4 dieser Rezepturen gleichzeitig zur Auswahl. Der Whisky reift zwischen 6 bis 7 Jahre in neuen amerikanischen Eichenfässern. Die Alkoholstärke beträgt 104 Proof (52%). Ein Novum für amerikanische Bourbons ist, dass diese Abfüllung nicht kühlgefiltert wird.


Aussehen
Dunkler Bernstein


Nase
Eine feine elegante Bourbon-Nase. Die Duftaromen sind sehr rund und harmonisch und lassen den Select gesetzt wirken, die längere Reifedauer merkt man ihm an. Neben dem für Bourbons klassischen Karamell finden sich auch helle Fruchtnoten von Aprikosen und zusätzliche einen Spritzer Orangensaft mit seiner leicht säuerlichen Anmutung. Die Holzwürze der Eichenfässer ist vorhanden, fein angestimmt, aber tritt wesentlich sanfter auf, als bei vielen seiner Bourbon-Kollegen üblich. Eine zarte Eukalyptus-Note und etwas Schoko-Minz-Assoziation zeugen vom Ryeeinfluss in der Gesamtrezeptur. Mit etwas mehr Sauerstoff und Zeit ergänzen rote Früchte, wie Kirschen oder Erdbeeren, den Obstkorb. Auch Backgewürze wie Muskatnuss und Zimt lassen sich finden. Der Alkohol ist nicht zu spüren, kein störendes Stechen oder ähnliches ist merkbar.


Geschmack
Ein sehr weicher und gleichzeitig auch Mund ausfüllender Antritt. Auch im Geschmack zeigt er sich von einer eleganten Seite, wenn auch der Alkohol die Aromen kräftig vorantreibt. Süßes Karamell mit Vanillesauce umfließt die Zunge und legt sich auf den Gaumen. Cocktailkirschen sind nun die vorherrschende Fruchtkomponente, von den im Geruch vorzufindenden helleren Obstsorten ist nichts mehr zu schmecken. Die würzigen Aromen nehmen Fahrt auf. Menthol und Minze zeugen wieder vom Einfluss des Ryes. Im Mittelteil kommen schwarzer Pfeffer mit einer Prise Zimt und Gewürznelken als Verstärkung der Würzigkeit hinzu. Das Holz der Eichenfässer ist im Mund deutlich präsenter, als vorhin im Geruch. Aber es bleibt dabei immer ausbalanciert.


Abgang
Die würzigen Noten beginnen im Finale, allen voran Muskat, Zimt und die Roggenkomponenten. Ein paar Tropfen des Karamell mit Vanille und der Cocktailkirsche sind ebenfalls weiterhin zu schmecken. Insgesamt ist es ein mittellanger Abgang, wo vor allem die Backgewürze länger im Rachen verweilen. Die Eiche ist da, ja, aber sie spielt keine Hauptrolle.


Fazit
Der Small Batch Select von Four Roses ist ein feiner, eleganter Bourbon, dem man sein Alter von 6 bis 7 Jahren Reifung durchaus abnimmt. Ob das viel zitierte Weglassen der Kühlfiltration Auswirkungen auf den Geschmack hatte, kann ich nicht verifizieren.
Er ist, hier vor allem in der Nase sehr weich und ausbalanciert, ohne jedoch langweilig zu werden. Die Aromen sind schön. Im Geschmack dominieren eher die würzigen Noten, ohne das Karamell aus den Fokus zu verlieren.
Das immer wieder etwas Rye-Einfluss durchblitzt gefällt mir als Rye-Fan. Wenn es ihn einmal in unseren Gefilden zum kaufen gibt und er nicht komplett überzogen bepreist ist, kann ich mir einen Großflaschenkauf durchaus vorstellen.

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English Text-Version


So far I have tasted two bottlings from the Lawrenceburg, Kentucky distillery: Four Roses Single Barrel and Four Roses 2020 Limited Edition Small Batch. Both were of very high quality. I liked them both without exception. The Single Barrels are easily available here. The Limited Editions of the Small Batch series are released every year in September. They are difficult to get here, if at all.

The third expression from this famous distillery, which I am tasting this time, has almost never made it to us. I'm talking about the Four Roses Small Batch Select. First released in 2019, this bottling represents the upper end of the core range. 

Four Roses has two different mashbills (B - 60% corn, 35% rye, 5% barley, E - 75% corn, 20% rye, 5% barley). In addition, 5 different yeast strains are used. This results in a total of 10 different recipes, which the distillery is constantly experimenting with. 

Unlike the Four Roses Small Batch, which is also available here, the Small Batch Select has 6 instead of 4 of these recipes to choose from. The whisky is matured in new American oak barrels for between 6 and 7 years. The alcohol strength is 104 proof (52%). A novelty for American bourbons, this bottling is not chill-filtered.

Fotocredit: Four Roses


Appearance
Dark amber in Colour


Nose
A fine, elegant Bourbon nose. The aromas are very round and harmonious, giving the Select a settled appearance that reflects its longer maturing period. Alongside the classic bourbon caramel, there are light fruity notes of apricot and a hint of slightly acidic orange juice. The wood flavour from the oak casks is present and finely tuned. However, it is much smoother than in many of its bourbon colleagues. A delicate eucalyptus note and some chocolate-mint associations are evidence of the rye influence in the overall recipe. With a little more oxygen and time, red fruits such as cherries and strawberries complete the fruit basket. Baking spices such as nutmeg and cinnamon are also present. The alcohol is not noticeable, there is no annoying sharpness or anything like that.


Palate
A very smooth and at the same time full mouth feeling. The palate also shows an elegant side, although the alcohol brings the aromas ahead. Sweet caramel with vanilla sauce flows around the tongue and settles on the palate. Cocktail cherries are now the dominant fruit component. There is no trace of the fruits found on the nose. The spicy flavours gain momentum. Menthol and mint once again show the influence of the rye. In the middle, black pepper with a touch of cinnamon and cloves add to the spiciness. The oak wood is much more present in the palate than in the nose. But it always remains balanced.


Finish
The nutmeg, cinnamon and rye components lead the spicy notes in the finish. There are also a few drops of caramel with vanilla and cocktail cherry. All in all, it is a medium-long finish, with the baking spices in particular lingering longer in the throat. The oak is there, yes, but it does not play a leading role.


Conclusion
Four Roses Small Batch Select is a fine, elegant bourbon, which is quite recognisable for its age of 6 to 7 years. I cannot confirm whether the much-quoted omission of chill filtration had any effect on the palate.
It is very smooth and balanced, especially on the nose, but without being boring. The aromas are very nice. On the palate, the spicy notes tend to dominate, without losing the focus on the caramel.
As a rye fan, I like the fact that there is always a hint of rye influence. As soon as it is available in our region and not completely overpriced, I can well imagine buying a bottle.


Donnerstag, 9. Januar 2025

Speyside (M) 2011 13y - 100 Proof Edition #25 (SV)

 

Whiskybase

English Text-Version


Als Signatory Vintage im Dezember '23 mit seiner 100 Proof-Reihe auf dem Markt einschlug, meinten nicht wenige, dies wäre nur eine temporäre Anomalie in der damaligen nur nach oben zeigenden Preisspirale des Whiskyuniversums. 100 Proof - also 57,1% Alkoholstärke, ungefärbt, keine Kühlfiltration und teilweise mit Altersangaben deutlich über der 10-Jahres-Grenze kamen ihr namhafte Brennereien um unter € 50,- auf den Markt. Niemand glaubte wirklich und ernsthaft, dass Signatory dies wirklich als längere Serie im Portfolio weiter behalten wird können. 

Mehr als ein Jahr später und nun bereits bei Abfüllung No. 34 angelangt, kommen immer noch fast monatlich neue Varianten auf den Markt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich habe einige Single Malts aus der Serie kosten können und es waren immer gute bis mehr als gute Whiskys - ehrlich, integer und gut gemacht.

Knapp vor Weihnachten bekam ich die #25, einen Speyside (M) 2011 13y in die Hände. Das "M" in der Klammer steht bei Signatory bekanntlich für Macallan. Also habe ich einen 13 Jahre alten Macallan aus 1st Fill und Refill-Oloroso Sherry Butts mit 100 Proof um knapp € 48,- im Glas. Da kann man nicht meckern - ok, schmecken muss er trotzdem.


Aussehen
Sehr dunkler Bernstein.


Nase
Ein flüchtiger Duft nach angezündeten Zündhölzern ist die erste Wahrnehmung. Aber dies ist nur von kurzer Dauer. Danach sind die Oloroso-Fässer klar im Vordergrund. Schokolade, geröstete Haselnüsse, getrocknete Datteln und Feigen sowie Himbeermarmelade, die sowohl eine leichte Fruchtsäure als auch -süße mitbringt, kommen zum Vorschein.

Ein paar saftig, süße Rosinen mit einem Löffel englischer Orangenmarmelade, die zur Fruchtseite beiträgt, aber auch eine herbe Note durch ihre Zesten beisteuert, sind ebenfalls Bestandteil des Geruchsreigens. Das Holz der Fässer sorgt für Würze, aber auch für etwas Muff und einer Assoziation von altem Holz. Der Alkohol ist gut eingebunden, man merkt ihn unverdünnt ein wenig, jedoch für über 57% ist dies keine Rede wert. Im Gegenteil, die leichte Frische untermalt die anderen Grundaromen des Whiskys gut.

Mit ein paar Tropfen Wasser wird die Nase deutlich würziger. Die klassischen Sherryaromen gehen in den Hintergrund, dafür finden sich hellere Fruchtnoten mit Aprikose und Zitrone.


Geschmack
Ein cremig angenehmes Mundgefühl begleitet den süßen Antritt. Die Süße, begleitet von Aromen getrockneter Datteln und Feigen, wird rasch von einer Ingwerschärfe abgelöst. Der würzige Schärfe-Peak klingt jedoch relativ rasch wieder ab und lässt danach wieder mehr Raum für die anfänglichen Sherrynoten. So finden sich neben einer dunklen Schokolade mit gerösteten Haselnüssen, Rosinen und auch etwas Tabak, Leder und Möbelpolitur. Insgesamt bleibt der Grundcharakter eher trockener und herber, als die Nase vermuten lässt.

Mit Wasserzugabe wird sowohl die Süße zu Beginn, wie auch der würzige Pfeffereindruck im Mittelteil deutlich abgemildert. Vanille, Karamell und eine länger anhaltende Würzigkeit dominieren nun das Geschehen. Die pur so deutlichen Sherryaromen gehen auch im Geschmack mit Wasser etwas verloren. 


Abgang
Die trockenen, leicht muffigen Aromen von den Eichenfässern sind weiterhin deutlich präsent. Man könnte sogar von einem Hauch von Rauch sprechen, dies täuscht aber das Holz nur vor. Auch der Sherry mit seinen Trockenfrüchten und den Rosinen ist immer noch vorhanden. Insgesamt ein mittel- bis langes Finish, dass angenehm ausklingt.


Fazit
Es ist ein Paradebeispiel eines nicht mehr allzu jungen Sherrymalts, der in nicht ausgelutschten Fässern lag. Der anfängliche Hauch von Schwefel störte mich in keinster Weise. Man sollte, wenn man ihn aufgrund seines doch hohen Alkoholgehaltes verdünnen will, aufpassen, dass man ihn nicht verwässert. Zuviel Wasser scheint er nicht zu vertragen, bevor er ausdünnt. Ich finde durchaus gut. Er passt für jede Gelegenheit. Einen speziellen Macallan eigenen Stil konnte ich aber nicht herausschmecken.

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English Text-Version


When Signatory Vintage launched its 100 proof range in December '23, many thought it was just a temporary anomaly in the whisky price spiral of the time. 100 proof - 57.1% abv, uncoloured, no chill filtration and in some cases with age statements well beyond the 10-year limit - was being released by major distilleries for less than € 50.-. Nobody really believed that Signatory would be able to maintain this as a permanent series in its portfolio. 

More than a year later, and now at bottling no. 34, new variants are still being released almost every month. And there is no end in sight. I have tasted several single malts from the series and they have always been good to better than good whiskies - honest, full of integrity and well made. Just before Christmas I got my hands on #25, a Speyside (M) 2011 13y. As you know, the 'M'  stands for Macallan at Signatory. So I have a 13 year old Macallan from 1st fill and refill Oloroso sherry butts with 100 proof in my glass for just under € 48,-. You can't complain about that - ok, it still has to taste good.

Fotocredit: whiskybase.com


Appearance
Very dark amber.


Nose
The first to notice is the fleeting scent of burning matches. But this is short-lived. Then the Oloroso casks come to the surface. Chocolat, toasted hazelnuts, dried dates, figs and raspberry jam emerge, with a light fruitiness and sweetness.

Some juicy, sweet sultanas and a spoonful of English orange marmalade, which contributes to the fruity side but also adds a tart note with its zest, are also part of the aroma. The wood from the casks adds spiciness, but also some mustiness and an association with old wood. The alcohol is well-integrated, and you can feel it a little in the neat version, but at over 57% it is not really worth mentioning. On the contrary, the slight freshness enhances the other main flavours of the whisky.

With a few drops of water, the nose becomes much spicier. The classic sherry aromas fade into the background and are replaced by lighter fruity notes of apricot and lemon.


Palate
The sweet start is supported by a creamy, pleasant mouthfeel. The sweetness, accompanied by flavours of dried dates and figs, is quickly replaced by a gingery spiciness. However, the spicy peak fades relatively quickly, leaving more room for the initial sherry flavours. Dark chocolate with toasted hazelnuts, sultanas and also some tobacco, leather and furniture polish can be found. Overall, the basic character remains drier and more bitter than the nose suggests.

With the addition of water, both the initial sweetness and the spicy peppery impression in the middle are significantly softened. Vanilla, caramel and a lingering spiciness now dominate the palate. The sherry aromas, which are so clear on their own, are also somewhat lost on the palate with water. 


Finish
The dry, slightly musty aromas from the oak barrels are still very much in evidence. There is even a hint of smoke, but it is only simulated by the wood. The sherry, with its dried fruit and sultanas, is still present. All in all, a medium-long finish that fades away pleasantly.


Conclusion
This is a prime example of a sherry malt that is not too young. It has been matured in casks that have not been drained. The initial hint of sulphur didn't bother me at all. If you want to dilute it because of its high alcohol strength, be careful not to water it down. It doesn't seem to tolerate too much water before it thins out. In my opinion, it's a pretty good one. It's suitable for any occasion. However, I couldn't taste any particular Macallan style.

Mittwoch, 1. Januar 2025

Bruichladdich Port Charlotte MRC: 01 2010

 

Whiskybase

English Text-Version


Bruichladdich hat neben seiner nicht-rauchigen Bruichladdich Reihe mit der berühmten Octomore Serie, mit Single Malts mit dem höchsten PPM-Gehalt, und der Port Charlotte Reihe, mit mittelstarkem Rauch mit rund 40 ppm, gleich zwei rauchige Produktlinien am Start. Seit 2018 gibt es innerhalb der Port Charlotte Familie mit der Cask Exploration Serie spezielle Abfüllungen, bei der Bruichladdich sich auf besondere Fassreifung-Experimente (in der Regel Weinfässern) konzentriert.

Die erste Abfüllung dieser Reihe ist der Port Charlotte MRC: 01 2010. Hierfür wurde ausschließlich schottische erste verwendet. Die eine Hälfte reifte in 1st-Fill American Whisky Casks und der andere Teil in französischen 2nd-Fill Weinfässern. Danach wurden beide Fassarten miteinander vermählt und bekamen für ein weiteres Jahr ein Finish in französischen Bordeaux Fässern aus dem weltberühmten Weingut Mouton Rothschild. Der rund 7 Jahre junge Raucher kam mit 59,2% in die Flasche.


Aussehen
Satter Bernstein


Nase
Intensive Aromen, sofort vom Start weg. Fruchtig, hellrote Beeren, eingebunden in einen feinen ölig und zugleich auch mineralisch anmutenden Rauch. Er kann seine Verwandtschaft mit der Octomore Familie nicht leugnen. Er ist jedoch alles andere als dominant oder überbordend. Er hält sich mit den anderen Aromen die Waage und bildet ein harmonisches Gesamtbild. Vanillesauce mit roter Grütze. Mit Luft und Zeit wandeln sich die hellen Beeren hin zu dunkler Kirschmarmelade mit einer Zugabe von getrockneten Datteln. Die Datteln sind mit einer dünn geschnittenen Speckscheibe ummantelt und so auf die heiße Grillfläche gelegt. Die hohen Alkoholumdrehungen von über 59% sind extrem gut im Geruchsspiel integriert - kein Stechen oder sonstige unangenehmen Facetten sind zu merken. Eine Handvoll getrockneter Küchenkräuter wie Origano, Rosmarin und Basilikum fallen auf die Glut. Altes Ledersofa und Mobiliar, das oft mit Holzöl und Politur eingelassen wurde, altes Herrenzimmer mit einem Regal voll mit alten staubigen Büchern. Die verschiedenen Düfte sind sehr fein miteinander verwoben, schönes Aromenspiel.


Geschmack
Sehr süß und sehr fruchtig, toller kräftiger Einstieg. Eine echte Achterbahnfahrt der Aromen. Sehr cremig und samtig, und dies trotz der hohen Alkoholstärke. Der Rauch scheint reduzierter als im Geruch. Er ist sehr würzig, die Kräuter stehen im Vordergrund, auch die Mineralität ist wieder vorhanden. Eine leichte Schärfe, wie von schwarzem Pfeffer zeigt sich kurz. Dafür ist nun mehr Asche im Rauch zugegen und es wird trockener im Mundraum, vor allem an den Wangen. Die Würzigkeit der Holzfässer gewinnt entgegen der Fruchtsüße zunehmend an Stärke. Dunkle Schokolade mit höherem Kakaoanteil und leicht angesengte Tabakblätter. Überraschend gut ohne Wasserzugabe trinkbar. Ein paar Tropfen Wasser machen ihn weicher, die Süße bleibt länger erhalten, die Würzigkeit reduziert sich gleichzeitig.


Abgang
Die aromatischen Bitterstoffe der Fässer gemeinsam mit der Asche der Steinkohle und den getrockneten Küchenkräutern bilden einen ansprechenden Abschluss, der noch Unterstützung durch ein paar rote, getrocknete Früchte bekommt. Vom Rauch und der trockenen Asche abgesehen, gestaltet sich das Finale mittellang.


Fazit
Das Experiment ist für mich sehr gut gelungen. Die Kombination aus den Rotweinfässern und dem typischen Port Charlotte-Rauch ist sehr ansprechend. Schöne kraftvolle Aromen in der Nase und im Geschmack. Rundum ein toller Vertreter der rauchigen Fraktion. Wem die jüngeren aber prestigeträchtigeren Octomores zu teuer sind, kann ohne Bedenken zu den Port Charlottes Abfüllungen greifen. Ich persönlich bin nach dieser Kostprobe eindeutig Team Port Charlotte.

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English Text-Version


Alongside the non-smoked Bruichladdich range, Bruichladdich initially had two peated product lines, the Octomore range, with the highest PPM single malts, and the Port Charlotte range, with medium smoke of around 40ppm. Since 2018, there have been special bottlings within the Port Charlotte family with the Cask Exploration series. In this series, Bruichladdich focuses on special cask maturation experiments (usually wine casks).

The first bottling in this series is Port Charlotte MRC: 01 2010, using only Scottish barley. One half was matured in American 1st fill whisky casks and the other half in French 2nd fill wine casks. The two types of cask were then vatted and finished for a further year in French Bordeaux casks from the world-famous Mouton Rothschild estate. This 7 year old smoker was bottled at 59.2%.

Fotocredit: whiskybase.com


Appearance
Rich amber colour


Nose
Intense aromas from the start. Fruity, light red berries, embedded in a fine, oily and mineral smoke. Its relationship with the Octomore family cannot be denied. However, it is anything but dominant or exuberant. It is in balance with the other flavours, creating a harmonious picture. Vanilla sauce with red fruit jelly. With oxygen and time, the light berries turn into dark cherry jam with the addition of dried dates. The dates are wrapped in a thin slice of bacon and placed on a hot grill. The high alcohol strength of over 59% is extremely well integrated into the flavour - no stinging or other unpleasant facets are noticeable. A handful of dried herbs such as oregano, rosemary and basil fall onto the coals. Old leather sofas and furniture that has often been oiled and polished, an gentleman room with a shelf full of dusty old books. The aromas are finely interwoven, a beautiful interplay of flavours.


Palate
Very sweet and very fruity, with a very powerful start. A real rollercoaster of flavours. Very creamy and velvety, despite the high alcohol strength. The smoke is less intense than on the nose. It is very spicy, the herbs are in the foreground and the minerality is back. There is a slight spiciness, like black pepper, that appears briefly. However, there is now more ash in the smoke and it becomes drier in the mouth, especially on the cheeks. Against the sweetness of the fruit, the spiciness of the wooden barrels becomes stronger. Dark chocolate with a higher cocoa percentage and slightly burnt tobacco leaves. Surprisingly easy to drink without water. A few drops of water make it softer, the sweetness stays longer and the spiciness is reduced at the same time.


Finish
The aromatic bitters from the casks, together with the coal ash and dried herbs, form a pleasant finish, supported by some dried red fruits. Apart from the smoke and ash, the finish is of medium length.


Conclusion
For me, the experiment was a great success. The combination of the red wine casks and the typical Port Charlotte smoke is very appealing. Beautiful, powerful aromas on the nose and palate. All in all a great representative of the peaty fraction. If you think the younger but more prestigious Octomores are too expensive, you can go for the Port Charlotte bottlings without hesitating. Personally, after this tasting, I'm definitely on Team Port Charlotte.

Freitag, 27. Dezember 2024

Glenburgie 28y 1995/2023 (Murray McDavid)

 

Whiskybase

English Text-Version


Zum Abschluss des Jahres kommt noch einmal ein besonderer Whisky in mein Nosingglas. Der schottische unabhängige Abfüller Murray McDavid konzentriert sich in seiner Mission Gold Reihe auf Whiskys, die entweder ein gediegenes Alter und/oder auch eine spezielle Fassreifung ihr Eigen nennen. Preislich sind diese Abfüllungen natürlich entsprechend weit weg von meiner Schmerzgrenze, was den Kaufpreis für Whisky angehet. Umso mehr freut es mich, dass es immer wieder die Möglichkeit gibt, sich von solchen Flaschen Samples organisieren zu können. Und seit knapp einem Jahr steht ein Sample einer Abfüllung aus dieser Serie bei mir und wartet auf den richtigen Moment.

Es handelt sich hierbei um einen 28 Jahre alten Glenburgie. Er wurde 1995 gebrannt und reifte danach in  Bourbon Hogsheads, bevor er anschließend ein Finish in Oloroso- und PX-Sherryfässern bekam und 2023 mit 46,1% in 531 Flaschen abgefüllt wurde. Aus der in der Speyside gelegenen und zum Pernod Ricard Konzern gehörenden Glenburgie Brennerei hatte ich bislang einen 24-jährigen von Signatory Vintage, ebenfalls aus 1995 sowie eine 25 Jahre alte Abfüllung von Cadenheads. Beide Whiskys gefielen mir wirklich gut. Mal sehen ob es diesmal, bei diesem 28jährigen Vertreter ebenso der Fall ist.


Aussehen
Nussbraun, leicht ins Mahagoni gehend.


Nase
Man glaubt gar nicht eine alkoholhaltige Spirituose im Glas zu haben, so sanft und weich werden die Düfte zur Nase transportiert. Da sticht oder prickelt rein gar nichts in der Nase. Es ist ein wahres Sammelsurium an Aromen, die wunderbar als Ganzes funktionieren, wie eine Praline mit einem fruchtig cremigen Kern, ummantelt von Milchschokolade mit einem leicht erhöhten Kakaoanteil. Sehr fruchtige Nase, leicht exotischer Anklang mit Mango und Papaya, kombiniert mit einer sehr feinen Orangenmarmelade (ohne der in Streifen geschnittenen Stücke der Schale). Einladende Düfte von Vanillecreme, Pflaumenmus, Rosinen und Feigenmarmelade addieren sich zu den erst genannten Fruchtnoten.

Nach einiger Zeit wandelt sich die Milchschokolade immer mehr in eine Haselnusscreme. Im Hintergrund iegt ein fruchtig saurer Duft, der für eine gewisse Frische und Jugend sorgt, die für das Alter überrascht. Das gesamte Aromen Spektrum ist fein und sehr ausgewogen und harmonisch. Will ich das Glas wirklich von der Nase wegbewegen?


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl mit einer hohen Viskosität ausgestattet, die den Whisky im gesamten Mundraum gleichmäßig verteilt. Es beginnt überraschend süß. Die Süße stammt von Karamell, Rosinen, weichen Datteln, Feigen und vom Pflaumenmus. Sehr viel Umami ist im Spiel, süß säuerliche Balsamico Creme, dunkle Sojasauce. Danach erscheint eine leichte Würzigkeit, gepaart mit ein paar getrockneten Küchenkräutern. Geröstete zerhackte Haselnüsse, Leder- und Tabaknoten verschmelzen mit einer großen Portion von Milchschokolade. Überhaupt spielen die Schokolade-, Nuss-, und Kakaoaromen im Mund die erste Geige.

Eine leichte Adstringenz, an den Wangen fühlt es sich trockener werdend an, folgt dem Geschmacksreigen. Vom Alkohol ist auch im Mund kaum bis gar nichts zu spüren.


Abgang
Bis auf eine moderat bittere Note vom Holz, die mehr nach einem Kaffee mit ein paar Tropfen Milch schmeckt, ist vom Einfluss der Eichenfässer überraschend wenig zu merken. Klar, das Fass ist vorhanden, aber es ist absolut nicht federführend, was man nach 28 Jahren Reifezeit durchaus erwarten könnte. Dafür klingt der Whisky mit Leder, Tabak, Rosinen und dem süßen Pflaumenmus mittellang bis lange aus.


Fazit
Schlichtweg ein toller Whisky, der sich noch auf den letzten Drücker unter meine Top 5 am Ende des Jahres noch weit oben platziert. Ein wahrer Gentleman, die jedoch immer wieder einmal verschmitzt guckt und einen guten Humor hat. Sein Spiel mit den verschiedenen Aromen im Geruch und Geschmack sind nie laut sondern immer fein auf einander abgestimmt. Keine Misstöne im Orchester der Aromen. Aber bei weitem nicht fad und lasch. Ein würdiger Abschluss meines Whiskyjahres 2024. Eine Flasche davon unter dem Weihnachtsbaum, man darf doch noch träumen.

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English Text-Version


At the end of the year, I will once again have a special whisky in my nose glass. Scottish independent bottler Murray McDavid focuses on whiskies that are either of solid age and/or have undergone special cask maturation in his Mission Gold range. Pricewise, these bottlings are naturally far removed from my pain threshold when it comes to buying whisky. So I am all the more pleased that there is always the opportunity to organise samples of such bottles. And for almost a year now, I've had a sample of a bottling from this series, waiting for the right moment.

This is a 28 year old Glenburgie. It was distilled in 1995 and then matured in Bourbon hogsheads before being finished in Oloroso and PX sherry casks and bottled in 2023 at 46.1% in 531 bottles. From the Glenburgie distillery in Speyside, part of the Pernod Ricard group, I had a 24-year-old Signatory Vintage, also from 1995, and a 25-year-old Cadenheads bottling. I really liked both of them. Let's see if it's the same with this 28-year-old representative.

Fotocredit: Murray McDavid


Appearance
Nut-brown in colour, slightly mahogany.


Nose
You wouldn't think you had an alcoholic spirit in your glass, the aromas are so soft and gentle on the nose. Nothing at all stings or tingles the nose. It is a true Hodgepodge of flavours that work beautifully together, like a praline with a fruity, creamy heart covered in milk chocolate with a slightly higher cocoa percentage. Very fruity on the nose, with slightly exotic mango and papaya flavours, combined with a very fine orange marmalade (without the strips of zest). Inviting flavours of vanilla cream, plum jam, sultanas and fig jam join the first fruity notes.

After a while, the milk chocolate turns more and more into hazelnut cream. In the background, there is a fruity acidity that gives the chocolate a certain freshness and youthfulness that is surprising given its age. The whole range of flavours is fine, very balanced and harmonious. Do I really want to take the glass away from my nose?


Palate
A very creamy mouthfeel with a high viscosity that distributes the whisky evenly throughout the mouth. It starts surprisingly sweet. The sweetness comes from caramel, sultanas, soft dates, figs and plum jam. There is plenty of umami, sweet and sour balsamic cream and dark soy sauce. This is followed by a light spiciness paired with some dried herbs. Roasted, chopped hazelnuts, leather and tobacco notes merge with a large portion of milk chocolate. In general, the chocolate, nut and cocoa flavours call the tune.

The flavours are followed by a slight astringency that becomes drier on the cheeks. There is little to no feeling of alcohol in the mouth.


Finish
Apart from a moderately bitter note from the wood, which tastes more like coffee with a few drops of milk, there is surprisingly little evidence of the influence of the oak casks. The cask is there, of course, but not in the way you might expect after 28 years. Instead, the whisky finishes medium to long with leather, tobacco, sultanas and sweet plum jam.


Conclusion
Quite simply a great whisky, in my top 5 at the end of the year. A true gentleman with a mischievous look in his eye and a good sense of humour. His play with the different aromas in the nose and on the palate is never loud. It is always finely tuned. No discordant notes in the orchestra of flavours. But never bland or dull. A worthy end to my whisky year 2024. A bottle of this under the Christmas tree, you can still dream.

Donnerstag, 19. Dezember 2024

South Islay 21y (ADoS X-Mas)

 

Whiskybase

English Text-Version


Es ist schon wieder soweit! Das Christkind sitzt im Schlitten von Santa Claus und lässt sich von Rudolf Rotnase und seiner Renntier-Gang von Haus zu Haus fliegen. Aber bevor die Weihnachtsgeschenke aus dem Kamin purzeln wird es Zeit einen passenden Single Malt für das Weihnachtstasting auszuwählen.


Eine Tradition entsteht?
Letztes Jahr zu der Zeit hatte ich einen 24jährigen Glentauchers aus der A Dream of Scotland (ADoS)-Reihe vom Brühler Whiskyhaus mit einer netten Weihnachtselfe am Label im Glas. Und auch in diesem Jahr fiel meine Wahl auf eine Abfüllung aus der ADoS-Reihe. Marco Bonn macht es wirklich sehr clever, dass er zu den verschiedenen Anlässen wie Halloween, Weihnachten und Co. immer Abfüllungen mit zum Ereignis passenden Labels herausbringt. Ich habe auch bereits wieder eine Flasche von ihm für das nächste Jahr auf Lager das weihnachtlich angehaucht ist. Dies könnte sich durchaus als Tradition herausarbeiten, dass ich in der Woche vor bzw. nach Weihnachten einen Malt von Marco im Tasting habe - mal sehen.

So, nun aber zu meinem diesjährigen Weihnachtsmalt. Es ist dies ein 21 Jahre alter Single Malt mit einem grimmig dreinblickenden Samuraikrieger Santa Claus am Etikett abgebildet. Ebenfalls am Label sieht man den Hinweis, dass der Whisky aus einer nicht näher ausgeführten Brennerei aus dem Süden der Insel Islay stamme. Wie so oft, wenn Marco bei ADoS von South Islay spricht, versteckt sich ein Lagavulin dahinter. Laut Informationen die man hört und liest soll es auch dieses Mal so sein. Der Whisky reifte die gesamte Zeit in einem Refill Butt und es konnten 382 Flaschen mit angenehmen 48,8% Alkoholstärke abgefüllt werden. 


Aussehen
Mitteldunkler Bernstein mit einer leichten braunen Farbnuance.


Nase
Ein recht intensiver aschig, zugleich aber auch leicht fettig schmutziger Rauch schwebt sofort aus dem Nosingglas. Er liegt wie eine dichte Wolkendecke über dem Glas und verbreitet seine Aromenfracht. Anklänge von Seetang, dass auf einem Kieselsteinstrand in der Sonne trocknet, sind ebenso vorhanden wie Speckpflaumen, die gerade am heißen Grill brutzeln. Über die Pflaumen tropft ordentlich Honig und sorgt so für eine schöne Süße. Für die fruchtige Komponente mit einem Hauch von Säure sorgen reife Birnen, Aprikosen und saftige Scheiben einer Ananas, die sich den Platz am Griller mit den Speckpflaumen teilen. Ein paar Zweige getrockneter Küchenkräuter, wie Thymian, Oregano und Estragon liegen neben den glühenden Kohlen und verströmen ihren würzigen Duft. Im Hintergrund ist die ganze Zeit Bourbon Vanille zu riechen.

Erstaunlich ist, dass für seine 21 Jährchen der Malt mit dem Einfluss der Eichenfässer im Geruch geizt. Das Aromenpotpourri ist sehr harmonisch und weich, ohne viele Ecken und Kanten und ladet zum entspannten Verweilen ein. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Ein sehr cremiges Mundgefühl, der Malt umschließt regelrecht die Geschmacksknospen. Ein überraschend starker, von Honig angereicherter süßer Antritt. Hinzu gesellen sich die weich gekochten Birnen, Aprikosen, Ananas sowie die cremig Speckpflaumen. Ein Anflug einer zarten Schärfe von schwarzem Pfeffer sorgt zusammen mit den getrockneten Kräutern für einen feinen würzigen Kontrapunkt zur Süße und Frucht.

Der Rauch gestaltet sich trocken, aschig und mit Spuren von Maschinenöl. Er ist deutlich aber in keinster Weise zu dominant, und sorgt für ein gutes Rückgrat im Geschmack und lässt den anderen Aromen genug Raum für deren Entfaltung. Auch im Mund ist vom Eichenfass und dessen Holzaromen erstaunlich wenig zu schmecken.


Abgang
Ölig, fettig und speckig liegt der Rauch am Gaumen, die Kohle ist merklich abgekühlt und hat erkaltende Asche hinterlassen. Die Küchenkräuter liegen in der Asche. Ein paar Hobeln von dunkler Herrenschokolade sind ebenfalls übrig geblieben. Durch den Rauch zieht dich das wohlschmeckende Finale in die Länge.


Fazit
Ein rundherum gediegener Gentleman aus dem Süden der Insel Islay. Er ist von Beginn an sehr harmonisch in seinem Aromenspiel. Der Rauch ist super mit den anderen Bestandteilen verwoben. Man nimmt ihm dahingehend sein Alter absolut ab. Einzig vielleicht etwas mehr Holz als stärkerer Kontrast zur grundsätzlichen süßen Ausrichtung hätte ihm noch besser zu Gesicht gestanden. Aber dies ist Jammern auf hohem Niveau. Der richtige Malt für die beschauliche Weihnachtszeit, wenn man sie gemütlich in einem tiefen Ledersessel verbringt.

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English Text-Version


It's that time of year again! The Christ Child is in Santa's sleigh, being flown from house to house by Rudolph the Red Nose and his gang of reindeer. But before the parcels come tumbling down the chimney, it's time to choose a suitable single malt for the Christmas tasting.


A tradition is born?
Last year at this time I had in my glass a 24-year-old Glentauchers from the A Dream of Scotland (ADoS) range from Brühler Whiskyhaus, with a lovely Christmas elf on the label. And again this year I have chosen a bottling from the ADoS range. Marco Bonn does a really clever job of releasing bottlings for different occasions such as Halloween, Christmas and so on, with labels to suit the event. I already have another Christmas bottle in stock for next year. It may well become a tradition for me to taste a malt from Marco the week before or after Christmas - we'll see.

But now on to my Christmas Malts this year. It's a 21 year old single malt with a grim looking samurai warrior Santa Claus on the label. The label also states that the whisky comes from an unspecified distillery in the south of Islay. As so often when Marco talks about South Islay at ADoS, it is hiding a Lagavulin. From what we hear and read, this is also the case. The whisky has been matured in a refill cask the whole time and 382 bottles have been filled with a pleasant 48.8% abv. 


Appearance
Medium to dark amber with light brown lights.


Nose
A rather intense, ashy, but at the same time slightly oily and dirty smoke immediately floats out of the nose glass. It lies over the glass like a thick blanket of clouds and spreads its aroma. Hints of seaweed drying in the sun on a pebble beach are present, as are bacon plums sizzling on a hot barbecue. The plums are drizzled with honey, which adds a lovely sweetness. Ripe pears, apricots and juicy slices of pineapple share space on the grill with the bacon plums, providing a fruity component with a hint of acidity. A few sprigs of dried herbs such as thyme, oregano and tarragon lie next to the glowing coals, giving off their spicy aroma. Bourbon vanilla is in the background all the time.

Surprisingly, at 21 years old, the malt is stingy with the influence of the oak casks. Inviting you to linger and relax, the potpourri of flavours is very harmonious and smooth, without too many rough edges. The alcohol is well integrated.


Palate
A very creamy mouthfeel, the whisky literally envelops the palate. Surprisingly strong, honeyed sweetness. This is followed by softly cooked pears, apricots, pineapple and creamy bacon plums. A fine spicy counterpoint to the sweetness and fruit is provided by a hint of delicate black pepper and dried herbs.

The smoke is dry, ashy, with traces of machine oil. It is prominent but not overpowering, providing a good backbone to the palate and leaving plenty of room for the other flavours to develop. The oak barrel and its wood aromas are also surprisingly light on the palate.


Finish
The smoke is oily and greasy on the palate, the charcoal has cooled considerably, leaving cooling ashes. The kitchen herbs are in the ash. A few chips of dark men's chocolate also remain. The smoke prolongs the flavourful finish.


Conclusion
An all round dignified gentleman from the south of Islay. It is very harmonious in its interaction of flavours right from the start. The smoke is perfectly interwoven with the other components. In this aspect its age is absolutely obvious. It would have been even better with a little more wood to contrast the sweetness. But that is complaining at a high level. The right malt for the contemplative Christmas season, spent in a deep leather armchair.


Mittwoch, 11. Dezember 2024

Wild Turkey Longbranch

 

Whiskybase

English Text-Version


Wild Turkey und der Hollywood Schauspieler Matthew McConaughey gingen 2016 eine Partnerschaft ein. Der mit texanischen Wurzeln versehene McConaughey fungierte daraufhin als Markenbotschafter und "Creative Director" für die Brennerei aus Kentucky. 2018 kam in gemeinsamer Zusammenarbeit von McConaughey und dem Master Distiller Eddie Russell der Wild Turkey Longbranch, anfänglich für den Travel Retail Markt gedacht, auf den Markt. 

Das Besondere an diesem Kentucky Straight Bourbon Whiskey ist die zusätzliche Filterung durch Kohle des texanischen Mesquite-Baums. Damit und auch mit einer niedrigeren Alkoholstärke von 43% soll der so entstehende Bourbon einerseits etwas vom Rauch der Mesquite Holzkohle abbekommen und nochmals weicher und runder im Geschmack werden.

Der Wild Turkey Rare Breed gehört zu meinen Favoriten, wenn es um höher prozentige Bourbons geht. Daher bin ich sehr gespannt, wie oder ob mir diese Ausprägung gefallen wird.


Aussehen
Kräftiger Bernstein


Nase
Eine große Portion Vanilleeis mit angeröstetem Popcorn, dass kurz in Butter geschwenkt und danach mit flüssigem Karamell übergossen wurde. Hinzu kommen eine Prise Muskatnuss und Zimt sowie Gewürznelken. Ein paar Tropfen Ahornsirups sind auf eine aufgeschnittene saftige Orangehälfte gefallen. Im Hintergrund liegt eine angenehme Würzigkeit zusätzlich mit etwas Minze. Dies scheint vom Roggen herzurühren, der Teil der Mashbill ist. Die Holzaromen der Eichenfässer sind, wenn überhaupt, nur sehr unterschwellig wahrzunehmen. Hier scheint die doppelte Kohlefilterung ganze Arbeit geleistet zu haben.

Insgesamt ist der Geruch sehr weich, sanft und ausgewogen, ohne jedoch die nötige Intensität vermissen zu lassen. Vom erwähnten Rauch durch die Mequite Holzkohle ist nichts zu merken. Der Alkohol ist defacto nicht zu spüren.


Geschmack
Der Longbranch beginnt mit einem cremigem und zugleich auch etwas wässrigen Mundgefühl. Die Aromen werden sehr leicht, fast schon zögerlich, in den Mundraum transportiert. Eine so nicht vom Geruch her bekannte Säure startet den Geschmacksreigen. Sehr fruchtig ist der Anfang, wie eine Handvoll Haribo Gummibärchen, hier vor allem die mit tropischen Aromen, dazu Bananen und Orangensaft. Ebenfalls vorhanden sind süßes Karamell, Vanille, etwas Muskatnuss, Zimt sowie Nelken. Der Einfluss des Eichenholz der Fässer ist deutlich weniger ausgeprägt, als bei Bourbons üblich. Wie in der Nase sorgt auch im Mund der Anteil an Roggen für eine unterschwellige Würze und Assoziation von Pfefferminze. Eine Rauchnote kann ich auch im Geschmack keine herausschmecken.


Abgang
Vanille, karamellisiertes Popcorn, Orangensaft, die letzten Reste der Gewürze, sanfte Eiche, bemerkbar durch eine dunklere Schokolade, vielleicht mit 50% Kakaoanteil, gegen Ende hin wird es im Mundraum trockener. Eher kürzerer Abgang, bis auf eine leichte Bitterkeit und dem Nachgeschmacks des Zimtes, der noch etwas länger bleibt.


Fazit
Der Geruch ist wirklich spannend. Trotz der leichten 43% schafft es der Longbranch seine durchaus nicht alltäglichen Aromen ordentlich nur Nase zu transportieren. Sehr harmonisch und ansprechend, gefällt mir deutlich besser, als ich im Vorfeld aufgrund des niedrigen Alkoholgehalts befürchtete.

Im Geschmack sieht es leider etwas anders aus. Auch hier sind zwar eine Vielzahl an Aromen vorhanden, auch wieder eher untypische für klassische Bourbons, wie der Einfluss der Gummibärchens und der Orange. Jedoch habe ich das Gefühl, dass hier mit angezogener Handbremse agiert wird. Da hätte vielleicht doch der eine oder andere Prozentpunkt mehr an Alkohol gut getan. Dies ist wirklich schade, denn der Bourbon hätte es verdient. Ist er deswegen schlecht? Nein! In keinem Fall. Jedoch ist er mir im Geschmack und im Finish leider etwas zu leicht.

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English Text-Version


Wild Turkey and Hollywood actor Matthew McConaughey formed a partnership in 2016. McConaughey, who has Texas roots, has since been a brand ambassador and creative director for the Kentucky-based distillery. In 2018, McConaughey and master distiller Eddie Russell together launched Wild Turkey Longbranch, initially aimed at the travel-retail market. 

What makes this Kentucky straight bourbon whiskey different is that it is additionally filtered using charcoal from the Texas mesquite tree. This is intended to give the resulting bourbon some of the smoke from the mesquite charcoal and make it softer and rounder on the palate, along with a lower proof of 43%.

Wild Turkey Rare Breed is one of my favourites when it comes to higher proof bourbons. I am very curious to see how or if I will like this expression.

Fotocredit: whiskybase.com


Appearance
Deep amber colour


Nose
A big portion of vanilla ice cream with roasted popcorn, briefly tossed in butter and then covered in liquid caramel. There are also hints of nutmeg, cinnamon and cloves. A few drops of maple syrup have fallen on a sliced, juicy orange half. In the background, with a bit of mint, there is a pleasant spiciness. This seems to come from the rye that is part of the mash bill. Wood aromas from the oak casks are very subliminal, if at all. The double charcoal filtration seems to have done a great job here.

Overall, the flavour is very soft, smooth and balanced, but without lacking the necessary intensity. The aforementioned smoke from the mesquite charcoal is absent. The alcohol is virtually imperceptible.


Palate
The Longbranch begins with a creamy and simultaneously slightly watery mouthfeel. The aromas are transported into the mouth in a very light and almost hesitant way. An acidity, which was not present in the nose, starts the flavour round. Very fruity at first, like a handful of Haribo gummi bears, especially the tropical ones, plus bananas and orange juice. Sweet caramel, vanilla, some nutmeg, cinnamon and cloves are also present. The influence of the oak from the casks is much less prominent than is usually the case with bourbons. In the mouth, as in the nose, the rye gives a subliminal spiciness and an association with peppermint. There are no smoky notes on the palate either.


Finish
Vanilla, caramelised popcorn, orange juice, the last remnants of spices, soft oak, noticeable through a dark chocolate, perhaps 50% cocoa, getting drier in the mouth towards the end. The finish is rather short, except for a slight bitterness and a cinnamon aftertaste that lingers a little longer.


Conclusion
The nose is really interesting. Despite its light 43%, Longbranch manages to bring its rather unusual aromas to the nose. Very harmonious and appealing, I like it much more than I feared due to the low alcohol content.

Unfortunately, the palate is quite different. Here, too, there are a variety of flavours, including some that are rather atypical for classic bourbons, such as the influence of gummy bears and orange. However, I get the feeling that the handbrake is being applied here. Maybe it would have been good to have one or two more percentage points of alcohol. Which is a shame, because the bourbon deserved it. Does that make it bad? No! Not at all. However, the palate and finish are unfortunately a little too light for me.

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Ardnahoe Infinite Loch

 

Whiskybase

English Text-Version


Die Ardnahoe Brennerei liegt im Nord-Osten von Islay zwischen Caol Ila und Bunnahabhain. Im Oktober 2018 wurde das Fass mit der Nummer 001 abgefüllt. Bis vor Kurzem war sie noch die jüngste Brennerei auf Islay. Diesen Rang wurde ihr von der neu- bzw. wiedereröffneten Port Ellen Brennerei abgelaufen, sie öffnete heuer 2024 (wieder) ihre Pforten. Gegründet und betrieben wird die Brennerei durch die Familie Hunter Laing, einem der bekanntesten unabhängigen Abfüller in Schottland. 

Im Sommer 2024 kam mit der fünfjährigen Inaugural Release die aller erste Abfüllung heraus. Die habe ich einfach verpasst. Seit Herbst ist mit Infinite Loch die zweite Abfüllung auf dem Markt erschienen. Hier schlug ich nun zu. 

Wie schon bei der ersten hat auch diese Veröffentlichung tolle 50% Alkoholstärke. Für die Fassreifung wurden sowohl Ex-Bourbon- als auch Oloroso Sherry Fässer verwendet. Kühlfiltration und Farbzugabe sind bei Ardnahoe tabu. Ich bin normalerweise ja kein wirklicher Fan von den ersten Abfüllungen junger Brennereien, aber bei dieser Islay-Brennerei mache ich eine Ausnahme


Aussehen
Gold.


Nase
Den Herkunftsort Islay kann hier nicht geleugnet werden. Sofort weht eine ansprechende Rauchfahne aus dem Glas. Der mittelstarke Rauch ist auf der einen Seite stark maritim lastig mit Seetang und salziger Meerluft sowie einem Touch von Krankenhausflair, hat andererseits jedoch auch Anzeichen von Lagerfeuer, in dem ein paar Tannennadeln ins Feuer fielen und über dem ein gut mariniertes Steak langsam brutzelt. Wirkt, als hätte man die Gerste von verschiedenen bekannten Islay-Brennereien miteinander vermischt. Hinter dem Rauch, der der Nase eine gewisse Tiefe verleiht, verbergen sich getrocknete französische Kräuter, feine Aromen einer süßen cremigen Vanillesauce aus echter Bourbon Vanille sowie einer Zitronentarte, die mit einem Flambierbrenner an der Oberfläche leicht angebräunt wurde. Die 50% sind super integriert. Den Einfluss der Oloroso Sherryfässer konnte ich in der Nase jedoch nicht wirklich feststellen.


Geschmack
Überraschend. Sowohl was die deutliche Süße im Geschmack anbelangt als auch die Cremigkeit, mit der sich der junge Malt im Mundraum ausbreitet. Die Vanillesauce ist ebenso präsent, wie auch die angebräunte Zitronentarte. Der Rauch ist im Mund viel aschiger von seiner Grundkonsistenz. Weiterhin aber mit einer guten Intensität ausgestattet. Die maritime Seite des Rauch dominiert deutlicher als die holzig, Barbecue ähnlichen Raucharomen. Nach dem süßen Beginn  kommt kurz eine Würzigkeit auf, die an weißem Pfeffer mit getrockneten Kräutern erinnert. Das kurze scharfe Intermezzo verblasst rasch wieder und lässt einer angenehmen Trockenheit und bitteren Noten Platz, die von den Eichenfässern herrühren könnten. Wie schon im Geruch ist auch im Mund vom Alkohol keine Spur.


Abgang
Am Ende kommt zum Rauch und den Kräutern sowie den Zitronenzesten vermehrt eine bittere Note hinzu, die an dunkler Schokolade erinnert. Der Rauch hängt noch länger im Rachen und sorgt für ein längeres Finale.


Fazit
Wie gesagt ist dies meine erste Begegnung mit dem noch jungen Destillat von Ardnahoe. Ich finde diesen Whisky für sein Alter äußerst gelungen. Ein echter Vertreter von Islay mit seinem interessanten vielschichtigen Rauch und der Kombination aus Süße und Zitrusfrucht. Qualitativ und handwerklich sehr gut gemacht. Da kann man sich auf weitere Abfüllungen, mit einem höheren Alter, nur freuen.

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English Text-Version


The Ardnahoe Distillery is located in the north east of Islay, between Caol Ila and Bunnahabhain. Cask number 001 was bottled in October 2018. Until recently it was the youngest distillery on Islay. It has been replaced by the newly reopened Port Ellen Distillery, which (re)opened its doors this year in 2024. The distillery was founded and is run by the Hunter Laing family, one of Scotland's best-known independent bottlers. 

The very first bottling, the five-year-old Inaugural Release, was revealed in the summer of 2024. I just missed it. The second bottling, Infinite Loch, was released in the autumn. This is where I made my move. 

Like the first, this release has a lovely 50% ABV. Ex-Bourbon and Oloroso Sherry casks were used for the maturation. Chill filtration and the addition of colour are taboo at Ardnahoe. I'm not usually a fan of first releases from young distilleries, but I'll make an exception for this Islay distillery.

Fotocredit: whiskybase.com

Appearance
Golden in colour.


Nose
The place of origin, Islay, cannot be denied here. An inviting plume of smoke rises immediately from the glass. The medium-bodied smoke has a strong maritime character, with seaweed, salty sea air and a hint of hospital air, but also a hint of a bonfire with a few pine needles thrown into the fire and a marinated steak slowly sizzling over it. It's as if the barley from several well-known Islay distilleries has been mixed together. Behind the smoke, which gives the nose a certain depth, there are dried French herbs, the smooth flavours of a sweet, creamy vanilla sauce made from real Bourbon vanilla, and a lemon tart lightly browned on the surface with a flambé burner. The 50% is perfectly integrated. However, I couldn't really detect the influence of the Oloroso sherry casks on the nose.


Palate
Surprising. Both in terms of the clear sweetness on the palate and the creaminess with which the young malt covers the mouth. The vanilla sauce is just as present as the browned lemon tart. The smoke is much more ashy in the mouth in terms of its basic consistency. However, it still has a good intensity. The maritime side of the smoke is more dominant than the woody, barbecue-like smoke flavours. After the sweet start, there is a brief spicy note reminiscent of white pepper with dried herbs. The short spicy interlude soon disappears and gives way to a pleasantly dry and bitter note, possibly from the oak casks. As in the nose, there is no noticeable alcohol in the mouth.


Finish
In the finish, the smoke, herbs and lemon zest are increasingly joined by a bitter note that remembers dark chocolate. The smoke lingers in the throat for a long time.


Conclusion
As I said, this is my first introduction to the young Ardnahoe distillate. I find this whisky extremely well done for its age. A true representative of Islay with its interesting, multi-layered smoke and the combination of sweetness and citrus. Very well made in terms of quality and craftsmanship. One can only look forward to further bottlings at a higher age in the future.

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