Mittwoch, 30. April 2025

RY3 Private Reserve Toasted Barrel Select Batch PR# 008


 

Whiskybase

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Die Marke RY3 (keine Ahnung ob damit Rye oder Rye 3 gemeint ist) stammt von Phenomenal Spirits aus Virginia Beach, USA. Dieses Unternehmen besitzt keine eigene Brennerei-Anlage sondern kauft Spirituosen ein und bearbeitet sie. Dies kann in Form von Blenden oder ein nachträgliches Finish in neuen Fässern sein. Aktuell beinhaltet das Portfolio neben Rye-Whiskeys auch Rum-Abfüllungen. Man kann Phenomenal Spirits durchaus zu den unabhängigen Abfüllern rechnen, vor allem da es in den USA nicht unüblich ist, gesourcten (also zugekauften) Whiskey oder Bourbon für seine eigenen Marken zu verwenden. 

Jedoch muss man hier wissen, dass das Geschäftsmodell des Gründers daraus besteht, Unternehmen und vor allem Marken im Bereich Luxury Spirits aufzubauen und zu etablieren um sie dann an einen Investor weiterzuverkaufen.

Mit dem Hintergrund im Kopf war ich durchaus kritisch, was die Abfüllungen angeht, als sie im Herbst 2024 bei uns auf dem Markt kamen. Kritisch darum, weil ich hier an Kontinuität zweifle. 

Als Fan von amerikanischem Rye-Whisky war die Neugierde, vor allem auf die Private Reserve Barrel Abfüllung mit Toasted Barrel Finish jedoch zu groß um die Flasche links liegen zu lassen. Auf der Webseite des Unternehmens wird suggeriert, dass die "3" in der Marke RY3 bei dieser Abfüllung für drei unterschiedliche Whiskeys, drei unterschiedliche Mashbills und drei verschiedenen Altersstufen steht. 

Leider ist die Transparenz bei den Information nicht sehr weit gediehen. Offiziell findet man leider keine Informationen, aus welchen Brennereien die Whiskeys stammen, wie alt sie waren und welche Mashbills tatsächlich verwendet wurden.

Fotocredit: whiskybase.com

Im Internet findet man die Info, dass neben zwei amerikanischen Ryes auch ein Rye aus Alberta Kanada Teil des Blends sein soll und das eine der Mashbills das typische MGP 95%er Rye Rezept und die andere eben eine 100% Rye Alberta Version sein soll. Von der dritten weiß man nicht wirklich etwas. Und beim Alter findet man überhaupt keine Angaben. 

Was man weiß ist, dass für das Finish ein Medium Toasted Barrel verwendet wurde und das die Alkoholstärke beachtliche 60,8% beträgt. Ich bin sehr gespannt, was mich hier erwartet. 


Aussehen
Nussbraun mit Rotstich. Das Auge trinkt mit.


Nase
Für über 60% ist der Alkohol ziemlich gut eingebunden. Wenn man die Nase tiefer ins Glas steckt, keimt zwar schon eine leicht kühlende frische Prise auf und es zwickt ein wenig in der Nase, aber es bleibt alles absolut im Rahmen und stört den Genuss in keinster Weise. Und ein Genuss ist diese Nase tatsächlich. Deutliche Aromen von Vanille und braunen Zucker werden von einer feinen Rye-Note begleitet, die sowohl die klassischen After Eight Pfefferminz-Schokoladeblättchen aufweist als auch Assoziationen von würzigem warmen Roggenbrot mit etwas Anis beinhaltet. Alle Gerüche sind sehr rund, harmonisch und miteinander ausbalanciert. Ein paar Rosinen und ein Kirschkompott sorgen für den dezent fruchtigen Anteil an der Geruchsmischung.

Mit ein paar Tropfen Verdünnung nimmt die anfängliche Würzigkeit und Pfefferminznote ab und es erscheinen sogar blumige Aromen, vorwiegend nach Veilchen duftend - Vanille und der braune Zucker mit Ansätzen zum Karamell geben weiterhin den Ton an, der Roggen ebenso.


Geschmack
Der Vertreter ist unverdünnt gefährlich leicht zu trinken und äußerst süffig. Sehr cremig und mit vollem Geschmack startet der Rye Blend. Anfänglich dominieren süße Aromen von Karamellcreme und Vanillesauce. Dicht gefolgt von einer sich schnell im Mund ausbreitenden pfeffrigen Würzigkeit mit zusätzlichen Kräutern und Muskatnuss. Danach übernimmt wieder die Vanille im Zusammenspiel mit den Pfefferminzbonbons mit Amarenakirschgeschmack sowie dem dunkel gebackenen Roggenbrot. Ab dem Mittelteil wird der Mundraum, vorwiegend durch die Alkoholstärke, trockener. Dies alles ist sehr lecker.

Mit Wasser verweilt die Süße länger im Mund, ihre Intensität bleibt länger bestehen. Die Pfeffernote ist ebenfalls weiterhin vorhanden, aber nun etwas reduzierter. Die anderen Aromen und ihre Dichte sind auch mit Wasser immer noch gleich präsent. Das Mundgefühl geht noch mehr ins cremige über.


Abgang
Gegen Ende hin bleibt die Pfefferminze und die Ryebrot-Noten. Untermalt werden die Aromen von etwas Eichenwürze, gepaart mit einer leichten Bitterkeit. Der Abgang gestaltet sich insgesamt mittellang.


Fazit
Ich muss sagen ich bin wirklich angetan von diesem defacto No-Name Rye Blend. Es ist natürlich alles gesourced und nicht selbst gebrannt. Jedoch ist das Ausgangsmaterial dieses Blends, die drei verwendeten Ryes aus den USA und Kanada wirklich gut und die Mischung hat gepasst. Das Finish in dem getoasteten Fass hat den Rye nochmals hervorgehoben ohne die anderen Aromen zu verdrängen. Ein sehr ausgewogener hochprozentiger Rye Whiskey, der wirklich Laune macht. Bin gespannt ob die Nachfolgebatches, sofern es welche geben wird, das Niveau halten können.



Mittwoch, 23. April 2025

Holyrood Ambir


 

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Knapp ein Monat vor unserem ersten Trip nach Edinburgh buchte ich für die Familie Tour-Tickets bei der Holyrood Destillerie. Und an meinem Geburtstag besuchten wir dann diese junge Brennerei, die mit ihrer Eröffnung 2019 nach fast 100 Jahren wieder das Whiskybrennen in der schottischen Hauptstadt brachte. Die in einem alten viktorianischen Eisenbahndepot untergebrachte Brennerei verbindet alte wie auch moderne Architektur-Elemente. Umgeben von Wohnsiedlungen ist das Gelände nicht groß. Über einen kleinen Hof mit Sitzgelegenheiten gelangt man direkt in den Shop und von dort über Stiegen in die Bar bzw. in die Produktionsräume. 


Teil der interessanten Führung, unser Tour Guide Dave war sehr witzig, brachte aber zugleich die Inhalte sehr gekonnt rüber, ist auch der Besuch im Labor, wo neben vielen Gläsern, Flaschen und etlichen Zutaten auch eine kleine Brennanlage steht. Auf ihr wurden und werden ständig neue Rezepte ausprobiert. Weit über 100 verschiedene Kombinationen aus Gerste und Hefe wurde so schon erprobt und archiviert - und man kann einige dieser New Makes auch probieren und kaufen. Dieser Aspekt, dieses Erforschen und Ausprobieren gefällt mir an dieser in vielen Belangen untypischen Brennerei.  

Während der Tour bekamen wir mit dem Ambir die erste mehr oder weniger Standardabfüllung zum Verkosten. Auch in einem der beiden Flights, die wir anschließend in der Bar durchprobierten, war ein Glas vom Ambir dabei. Neben ein paar anderen Samples und einer Flasche erstanden wir im Shop auch ein Probierfläschchen vom Ambir.



Ambir stammt aus dem Schottischen und steht für Amber (Bernstein). Wie bei den Abfüllungen von Holyrood üblich wurden unterschiedliche Gerstensorten und Hefearten bei der Produktion verwendet. Auch bei der Fassreifung kamen einige Fässer ins Spiel - vorwiegend first- und second-fill Bourbon Casks, aber auch Oloroso Sherry Butts und Hogsheads. 

Holyrood agiert äußerst transparent. So kann man auf der Homepage genau nachlesen, was alles im Whisky vermengt wurde. Ohne Kühlfiltration und Nachfärbung kommt der Ambir mit erfreulichen 49,8% in die Flasche.


Aussehen
Helles Gold, reifer Weißwein


Nase
Beim ersten Reinriechen erscheint eine recht intensive säuerliche Note, die stark an einen jungen Weißwein erinnert. Junge knackige grüne Trauben, die über eine gute Portion an Fruchtsäure verfügen. Eine gewisse Mineralik sowie Aromen von getrockneten Gräsern lassen sich ebenfalls erkennen. Der Duft nach mit Vanille angereichertem Feilchensirup, blumig und süßlich zugleich, ist ebenfalls Teil des Geruchspotpourris. Im Hintergrund, als Fundament der anderen Gerüche, etabliert sich mit der Zeit eine Mischung aus malzigen, Butterkeks gleichen Noten zusammen mit gerösteten Nüssen und Cerealien, die für eine nette untermalende Würzigkeit sorgen. Obwohl hier fast 50% Alkoholstärke im Spiel ist, spürt man den Alkohol nicht. Überhaupt ist die Nase sehr weich, ausbalanciert und fühlt sich nicht jungendlich an. Hier könnte man blind locker auf acht bis zehn Jahre Reifezeit tippen.

Mit ein wenig Wasser heben sich vor allem die weichen Vanille- und zuckrigen Getreidemalznoten heraus. Ansonsten bleibt das bekannte Geruchsmuster ziemlich ident.


Geschmack
Leichter Körper, gepaart mit einem weichen, cremigen Mundgefühl. Sofort erscheint eine Süße von Malzzucker, gezuckerten Cornflakes, wo man noch das Getreide schmeckt. Eine ordentlicher Schöpflöffel Vanillepudding gleitet über die Zunge, sehr cremig kleidet der Single Malt den Mundraum aus.
Den süßen Getreideflocken und der Vanille folgt eine Würzigkeit, die etwas Pfefferschärfe mitbringt. Auch herbe dunkle Schokolade ist nun im Spiel. Hier scheint das Eichenholz der Fässer sich zu zeigen.
Wie schon beim Geruch ist auch beim Geschmack der Alkohol nie störend oder zu stark. Man kann den Whisky ohne Probleme pur ohne Wasserzugabe genießen.
Gibt man trotzdem ein wenig Wasser hinzu wird es sofort süßer, die Vanillearomen nehmen zu, zugleich wird es jedoch auch würziger, der schwarze Pfeffer bekommt Aufschwung.


Abgang
Geröstete Nüsse zusammen mit ein paar getrockneten Datteln und den letzten Resten des Vanillepuddings sorgen für ein mittellanges Finish. Zum Schluss liegt noch etwas Eichenwürze am Gaumen und auf der Zunge, die noch ein wenig länger verweilt.


Fazit
Trotz seiner wenigen Lenze von nicht mal ganz 5 Jahren ist der Ambir ein sehr gut gemachter Single Malt, dem man auch ein paar Jahre mehr Reifezeit glauben würde. Er ist sehr cremig und ausgesprochen homogen. Die Aromen sind vollmundig, obgleich der Malt leichtfüßig daherkommt. Die überwiegend verwendeten Ex-Bourbonfässer haben dem Destillat eine feine Vanillenote verpasst, die richtig Spaß macht. Die weinigen Aromen vom Geruch fand ich im Geschmack kaum noch wieder. Dies stört aber nicht. Ob es die vielen unterschiedlichen Gersten- und Hefearten benötigt hat, ich weiß nicht. Aber ich bin wirklich sehr gespannt, was Holyrood in den nächsten Jahren auf den Markt bringt, vor allem wenn der New Make länger reift.



Mittwoch, 16. April 2025

Ardnahoe Bholsa


 

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Die Nordwestküste von Islay, allgemein als Bolsa oder Bholsa bezeichnet, ist ein abgelegenes Netz von Höhlen, natürlichen Felsbögen und Sandstränden. Und nach diesem Küstenabschnitt hat Ardnahoe seine letzte Veröffentlichung getauft.

Auf dem Verpackungskarton steht auf goldenem Feld mit bordeauxroter Schrift "Matured predominantly in Oloroso Sherry Casks". Was für eine herrliche Umschreibung - ich liebe dieses Understatement! Was könnte dies alles bedeuten, 50,1% oder gar 99%?

Auf der Webseite der Brennerei findet man dazu zwar keine Information, jedoch im Internet kann man bei Seiten von Whiskyhändlern lesen, dass wohl 45% Ex-Bourbon- und 55% Oloroso-Fässer verwendet wurden - somit ist die Aussage, dass der Whisky überwiegend in Sherryfässern lag korrekt.

Auch wenn man nach der Farbe geht, die deutlich dunkler ist als bei der Vorgängerversion, dem Infinite Loch, wo zwar auch Sherryfässer zur Reifung beitrugen, jedoch vorwiegend Ex-Bourbon-Fässer Anwendung fanden, muss hier deutlich mehr Sherry in der Mischung dabei sein.

Wie bei den anderen Versionen - mit Ausnahme der Society 2024 Flasche, die in Fassstärke abgefüllt wurde - kommt auch Bholsa mit einer Alkoholstärke von 50%. Alter ist, wie beim Infinite Loch, keines am Etikett zu finden. Jedoch kann der Single Malt nicht viel älter als fünf bis sechs Jahre alt sein.


Aussehen
Rötliches Kupfer.


Nase
Sehr angenehme Rauchentwicklung. Eine Mischung aus mineralischer Steinkohle mit dem einen und anderen Holzscheit, schön sauber und klar in seiner Ausprägung. Schmutzig, phenolisch oder auch eine Assoziation nach Mullbinde, Heftpflaster oder allgemein Krankenhaus sucht man vergeblich. Der Rauch ist anfänglich durchaus präsent, aber er ist nicht total dominant, er lässt den dahinter liegenden Aromen ihren Platz zur Entfaltung. Und dies ist auch gut so! Denn da verbergen sich fruchtig säuerliche rote Beeren, wie Himbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren wo ein paar Ribiseln untergemischt sind. Auch ausgepresstes Mark einer Vanilleschote und getrocknete italienische Küchenkräuter finden sich. Haselnüsse und Walnüsse zusammen mit einer leicht herben dunklen Schokolade und ein paar Krümmel Lakritze sorgen als Rückgrat gegen Ende des Geruchs für eine gute Basis. Was ein wenig überrascht ist das Fehlen einer irgendwie gearteten Süße, außer der, die man eventuell bei den roten Früchten mit schmeckt. Aber Noten von Honig, Karamell oder ähnliches, Fehlanzeige. Muss sagen, dies gefällt mir.


Geschmack
Ok. Hier im Mund zeigt der Rauch aber von Beginn weg, was er kann. Auch eine leichte Süßigkeit ist jetzt ebenfalls wahrnehmbar, immer noch sehr dezent, aber doch vorhanden. Und dann kommen die Fruchtaromen wieder zum Vorschein. Es sind abermals diese fruchtig sauren roten Beeren, wie geräucherte rote Haribo Gummibären, als wären sie zu lange über einem Lagerfeuerrauch gelegen. Etwas Kirschsaft ist auch mit von der Partie. Die für Oloroso Sherryfässern oft so typischen getrockneten Früchte, wie Datteln, Feigen und Konsorten finde ich hier weniger. Dafür aber geröstete Nüsse mit dunkler Schokolade und wieder die getrockneten Kräuter, die gen Richtung Finish die aromatische Oberhand gewinnen.


Abgang
Der Rauch bekommt nun Unterstützung von kalter Asche und nimmt nochmals zu. Ein paar Bröseln von getrockneter Tabakblätter finden sich nun auch im Geschmacksreigen. Die Beeren werden gegen Ende hin dunkler, jetzt könnten auch die Datteln da sein, die ich noch vorher im Geschmack vermisst habe (ok, vermisst habe ich sie nicht wirklich!).


Fazit
Die nächste Abfüllung dieser noch jungen Islay-Brennerei, die mir sehr gut gefällt. Zeigte der Infinte Loch noch mehr Ex-Bourbonfass Charakter mit seiner Vanille oder der Zitrus-Note hat der Bholsa eine krasse Rauch-Berrenfrucht Kombination am Start. Die bei Ardnahoe nun schon gewohnte Alkoholstärke von 50% sind perfekt integriert. Eine vermeintliche Jugendlichkeit ist nicht zu schmecken. Hier müssen wirklich gute Fässer am Wirken sein. Ich hoffe Ardnahoe macht so weiter, dann werden wir noch viel Freude mit dieser Brennerei haben.



Sonntag, 6. April 2025

Laphroaig PX-Cask


 

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Bei diesem Single Malt wurden von Laphroaig erstmals PX-Sherry Fässer für den Reifungsprozess verwendet. Speziell für den Travel Retail Markt 2010 herausgebracht, präsentiert sich die Abfüllung mit 48% Alkoholgehalt sowie in einer 1 Liter.

Neben dem Finish in den besagten Süßweinfässern bekam er eine Reifung in Ex-Bourbonfässern und wurde danach in kleinere Quarter Casks umgefüllt. Dies sorgt für noch intensivere Aromen. Welches Alter er hat wird offiziell nicht kolportiert, im Internet findet man Gemunkel, dass die verwendeten Whiskys nicht älter als 5 bis 10 Jahre sein sollen.

Leider wurde mit E150a Farbstoff nachgeholfen, aber zumindest wurde auf eine Kühlfiltration verzichtet.


Aussehen
Dunkler Bernstein.

Fotocredit: whiskybase.com


Nase
Schöne intensive Rauchschwaden strömen zu Beginn aus dem Glas, fettig, teerhaltig und mineralisch mit leichten phenolischen Anklängen nach brennenden Mullbinden. Der Rauch legt sich wie ein Schleier über süßes Beerenkompott aus Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren. Auch ein paar Streifen gebratener Frühstücksspeck, etwas Vanille, ein paar Brösel eines hellen Kuchenteigs und etwas Honig runden den Duftreigen ab. Die Nase klingt würzig im Zusammenspiel mit getrockneten Küchenkräutern, wie Salbei, Rosmarin und Majoran, und maritimen Noten nach Seeluft und Seetang ab.

Die Nase ist sehr fein, die Kombination aus den schweren süßen PX-Aromen mit dem Rauch ist schwer ok. Für einen Laphroaig ist der Rauch aber weniger dominant. Hier dürften die PX-Fässer doch deutlich am Rauch-Volumen geknabbert haben.


Geschmack
Für seine 48% ist der Antritt sehr anständig mit einem gleichzeitig weichem, cremigen Mundgefühl. Der Rauch zeigt sich im Mund nun deutlich lebhafter, als in der Nase. Sofort erscheint eine deutliche Note nach verbrannten Holzscheiten, dazu auch mehr Asche und Teer. Die gebratenen Speckscheiben sowie die getrockneten Kräuter aus der Nase finden sich auch im Mund wieder. Zusätzlich schmeckt man Honig, getrocknete Pflaumen und Aprikosen, sowie etwas Leder und Tabakblätter. Ein leichtes Prickeln von Ingwer oder schwarzem Pfeffer verleiht eine angenehme Würzigkeit. Etwas Bitterkeit in Kombination mit herber dunkler Schokolade rundet das Geschmacksprofil ab.


Abgang
Der nun vor allem von der Asche dominierte Rauch legt sich breit und fett auf den Gaumen und Rachen und bleibt dort mal eine gute Zeit lang haften. Ebenso ist der Speck mit den Pflaumen und dem Honig weiterhin aktiv und sorgt zusammen mit Holzwürze für ein langes Finish.


Fazit
Nicht so intensiv wie beispielsweise bei der letzten Càirdeas Favourites Casks Abüllung aus 2024 aber doch deutlich hervorstechend ist der Einfluss des PX-Sherryfasses. Die typische Laphroaig-DNA geht damit etwas verlustigt, da der Rauch doch einiges an seiner Intensität und dem rauen, phenolischen Aroma verliert. Trotzdem ist die Kombination der Süße, den Beeren und dem speckigen Rauch sehr süffig und lecker - wenn er auch etwas austauschbar ist, da es in der Zwischenzeit einige Abfüllungen gibt, die in die gleiche Kerbe schlagen.



Freitag, 28. März 2025

Loch Lomond 14y


 

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Loch Lomond ist eine dieser Brennereien, die die wenigsten von uns am Schirm haben oder viel Beachtung schenken. Jedoch sind sie sehr spannend. Genau an der Grenze zwischen den Lowlands und Highlands gelegen, bietet die erst 1966 eröffnete Destillerie einige Besonderheiten. So ist sie die einzige Brennerei in Schottland, die auf ihrem Gelände sowohl mit klassischen Pot Stills Single Malts als auch mit einer Column Still Grain Whisky produziert und somit einen Single Blended Scotch Whisky herstellen kann. 


Besondere Brennblase
Zusätzlich zu den Pot Stills und der Kolonnen-Brennanlage verfügt Loch Lomond über einige Straight Neck Pot Stills oder auch Lomond Stills genannt. Diese besonderen Brennblasen, die in den 1950igern entwickelt wurden, bestehen aus einem kugelförmigen Rumpf und einem zylindrischen Aufsatz. In diesem Aufsatz befinden sich versetzbare durchlöcherte Kupferplatten sowie eine verstellbare Überleitung zum Kühler. Damit wird der Rückfluss des Destillats gesteuert und somit auch das Aromenspektrum des daraus entstehenden New Makes.

Die Vielzahl der unterschiedlichen Brennblasen, inklusive der Lomond Stills (rechts im Bild), bei Loch Lomond auf einem Blick. 
Fotocredit: Loch Lomond

Mit Hilfe dieser ungewöhnlichen Brennblasen-Sammlung stellt die Brennerei eine Vielzahl an unterschiedlichen Rohbränden und Kombinationen her, die sowohl nicht rauchig, mittel rauchig oder sehr rauchig sind. Die Whiskys werden unter verschiedenen Marken vertrieben, neben Loch Lomond gibt es weiters Inchmurrin (nicht rauchig), Inchmoan (rauchig) und Single Grain (sowohl nicht rauchig als auch rauchig). Zusätzlich dazu findet man, meist bei unabhängigen Abfüllern, Bezeichnungen wie Croftengea, Graiglodge, Glen Douglas, Inchfad oder Old Rhosdhu für Loch Lomonds Whiskys wieder.


Loch Lomond 14y
Der 14jährige Loch Lomond ist nicht rauchig und erhielt nach einer Reifung in Ex-Bourbon-Fässern ein bis zu 12 Monate langes Finish in Fässern aus leicht getoastete französischer Limousin Eiche. Abgefüllt wird er mit 46%. Mein Sample stammt noch von einer Abfüllung aus 2020. In der Zwischenzeit gab es bei Loch Lomond eine Änderung bei Flaschenform und Label-Design. Es soll sich auch minimal die Zusammensetzung der Fassbelegungen bei der Core-Range geändert haben. Offizielle Angaben dazu konnte ich keine finden.


Aussehen
Bernstein.


Nase
Sofort viel süßer Honig, dem der Duft reifer gelber Birnen nahtlos folgt. Überhaupt ist der Ersteindruck ein sehr fruchtiger. Es gesellen sich neben den Birnen auch saftige, etwas mehlige, gelbe Äpfel genauso zum aromatischen Duftkorb hinzu wie Zuckermelonen und Aprikosen. Etwas Zimt mischt sich zusammen mit den mit Fortdauer stärker in den Vordergrund rückenden Einflüssen vom Holz. Eine leichte Schmutznote schwebt über dem Ganzen, sie ist nicht genau zu greifen, ist aber durchaus interessant. Die Kombination aus der Würzigkeit vom Holz, wahrscheinlich macht sich hier vor allem das Finish im französischen Eichenholz bemerkbar, und den Früchten wirkt harmonisch und durchaus elegant.

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Im Mund findet sich ein weicher aber durchaus voller Geschmack mit einem guten kräftigen Mundgefühl. Der Honig bekommt durch süßes Toffee Unterstützung. Fast schon cremig gestaltet sich der Anfang. Dann erscheint eine leichte Pfeffernote und eröffnet die Würzigkeit des Holzes. Muskatnuss, Zimt aber auch Noten von Roibuschtee untermalen diese holzige Dominanz. Es folgen aufgeschnittene Vanilleschoten sowie Kompott aus Zuckermelonen, Birnen und Aprikosen sowie Milchschokolade mit Kokosraspeln.


Abgang
Dem flüssigen Bounty Schokoriegel folgt wieder die, bereits aus der Nase bekannte, leicht schmutzige Note sowie noch mehr trockenes Holz mit einer leicht muffigen Attitüde. Insgesamt kommt ein mittellanges Ende zum Tragen.


Fazit
Ich bin sehr positiv überrascht. Der Whisky wirkt mit seiner ausgeprägten Holzaromatik und dem gleichzeitigen fruchtigen Auftritt fast älter, als seine 14 Jährchen, es annehmen ließen. Da hat man schon etwas im Glas mit dem man sich auch länger beschäftigen kann. Für die aktuellen rund € 50,- durchaus eine Kaufoption.



Mittwoch, 19. März 2025

Longrow Red 7y Pinot Noir Cask Matured


 

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Longrow, das dritte sehr rauchige Standbein der beliebten Springbank Brennerei in Campbeltown, hat neben der normalen Core Range mit dem NAS Longrow Peated und dem 18er auch eine, mehr oder weniger jährlich erscheinende, Longrow Red Reihe. Bei dieser Serie werden ausschließlich Rotwein-Fässer für die Reifung oder dem nachträglichen Finish verwendet. Die erste Abfüllung kam 2012 mit dem Longrow 11y Carbernet Sauvignon Cask heraus. 

Meine bislang einzige Begegnung mit dieser Linie war der Longrow 11y Red 2022 Tawny Port Barrels - toller speckiger Raucher mit viel Funk und Port-Impact. Leider sind die Preise für die Reds, wie bei den meisten Springbank Flaschen, jenseits von Gut und Böse. Darum hat sich bis dato keine weitere Annäherung meinerseits ergeben. Im Sommer letzten Jahres besorgte ich mir jedoch ein Samples des Longrow 7y Red 2024 Pinot Noir Cask. Bei dieser Ausprägung reifte der Whisky anfänglich vier Jahre in Refill Bourbon Caks, bevor er für drei weitere Jahre in Pinot Noir Cask umgefüllt wurde und dort sein Finish bekam. Danach kam er mit 100 Proof bzw. 57,1 % Alkoholstärke in die Flasche.   


Aussehen
Heller roter Kupferton


Nase
Anfänglich meldet sich der Alkohol mit einem leichten Prickeln in der Nase. Dann übernimmt der mineralische Rauch, der zusammen mit noch weiß glühender Steinkohle kräftig Gas gibt. Dahinter kommt eine schon fast quietsch fruchtige Gummibären Aromatik zum Vorschein, wo ganz klar die Himbeer- und Orangebärchens dominieren. Ein wenig scheinen sie im Rauch gelegen zu haben, denn sie haben einen leicht geräucherten, speckigen Touch. Süße von Karamell ist als weitere Geruchsschicht präsent.
Mit Fortdauer geht die fruchtige Seite mehr in eine Fruchtsäure über. Die Orangen sowie Ribiseln und Stachelbeeren übernehmen immer mehr das Kommando. Im Hintergrund lassen sich getrocknete Kräuter, Baumharz sowie Teernoten erkennen.
Die Jugendlichkeit mit seinen sieben Lenzen merkt man dem Malt im Geruch schon an. Die Nase ist sehr spritzig, die Aromen poltern etwas - nicht negativ gemeint - sie scheinen noch nicht 100% perfekt mit einander verwoben. Einfach ein Jungspund mit Kraft und Dynamik.

Mit etwas Wasser werden die Aromen homogener, sie vermischen mehr miteinander. Die fruchtig süßen und säuerlichen Noten harmonieren mehr mit der harzig würzigen Seite. Nun taucht auch eine angenehme Vanille in der Nase auf. Wo war die vorher?

Fotocredit: whiskybase.com


Geschmack
Ohne Wasserzugabe startet der Whisky mit einem kräftigen Antritt, ziemlich Jung fühlt es sich im Mund an. Der mineralische Rauch ist relativ kurz vorhanden und wird von einer scharf würzigen Chilli-Schärfe schnell überlagert. Danach erscheint eine ordentliche Portion Asche und bringt eine deutliche Bitterkeit mit sich und sorgt dadurch für Abzüge in der B-Note.
Der Alkohol sorgt für Trockenheit auf der Zunge und am Gaumen. Wenn man diese geschmackliche Achterbahn überstanden hat, erscheinen rote Beeren, die leicht geräuchert sind, etwas Süße aber auch wieder eine säuerlich fruchtige Orangenmarmelade.

Ein paar Tropfen Wasser zähmen seine ungestüme Seite vom Beginn. Es dominieren nun mehr die Fruchtaromen mit ihrer Süße. Die Schärfe ist fast gänzlich verschwunden. Nur eine leichte würzige Note bleibt über. Die bittere Asche zeigt sich nur noch ganz dezent im Hintergrund.


Abgang
Schöne Kombination aus Rauch und roten Beeren. Dunkle Schokolade mit erhöhtem Kakaoanteil ist mit von der Partie. Im Finish ist die Bitterkeit vom Geschmack deutlich runder und angenehmer. Die Aromen haften fast schon klebrig am Gaumen und im Rachen.


Fazit
Ein junger wilder Raucher. Er ist spannend, keine Frage. Aber auch noch ein wenig unharmonisch und kantig. Vielleicht hätten ihm noch zwei, drei Jahre länger in den Fässern gut getan. Er verträgt ein paar wenige Tropfen Wasser. Dann verliert er seine raue, robuste Seite. Bin mir nicht sicher, was mir mehr gefällt.
Kann man machen, aber die aktuell aufgerufenen Preise von € 100,- und mehr ist er meiner Meinung nach nicht wert. Die Kritiken und Wertungen im Internet und in den Kreisen der Nerds sind sich auch nicht ganz einig, was man von ihm halten soll. Für mich ist er kein Kaufkandidat, vielleicht ist ja der in Bälde im Handel aufschlagende Longrow Red 100 Proof mehr ein Kaufkandidat, wobei er scheint sogar noch jünger zu sein. 



Mittwoch, 12. März 2025

Powers 12y John‘s Lane Release


 

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An den Tagen rund um den St. Patricks Day darf schon der eine oder andere irische Whiskey im Glas landen. Ich habe mir dafür ein schon älteres Sample des Powers 12y John's Lane Release auserkoren. Vom Aussehen des Samples her scheine ich noch die ältere Version, vor dem 2020 modernisierten Flaschen- und Labeldesign, im Glas zu haben. Ich habe keine Vergleichswerte, aus einigen Informationen und Tasting Notes anderer Whisky-Liebhaber, jedoch scheint es so zu sein, dass sich zwar an der Fassbelegung offiziell nichts verändert hat, der Geschmack jedoch schon anders sein soll.

John's Lane Release ist eine Reminiszenz an den ursprünglichen Standort der Powers Brennerei in Dublin. Powers gehört seit geraumer Zeit zu Irish Distillers Group und wird, wie zahlreiche andere Marken, gemeinsam in der Midleton Distillery gebrannt. Dieser Single Pot Still Irish Whiskey kam 2010 auf den Markt, damals noch mit dem markanten und bekannten goldenen Label.

Der mit 46% abgefüllte 12jährige reift hauptsächlich in 1st-Fill Bourbonfässern sowie zu einem kleineren Teil in Oloroso Sherryfässern.   

Fotocredit: whiskybase.com


Aussehen
Sattes Gelbgold.


Nase
Eine Handvoll Haferkekse mit Milchschokolade überzogen. Eine feine Würzigkeit wird von Vanille und roten Früchten flankiert, vorwiegend Kirschenkompott mit warmer Vanillesauce. Orangenmarmelade sowie eine ordentliche Portion Karamell spielen zusammen mit Gewürzen wie Muskat und Zimt kräftig mit im Geschmacksreigen. Im Hintergrund liegt eine aromatische Holznote, in der neben Eiche auch andere Hölzer wie Zedern und Sandelholz mitschwingen. Dies ist eine wirklich schöne Pot Still Nase, cremig, fruchtig, mit viel Karamell sowie Schokolade und doch blitzt immer wieder dieser typische Duft nach geröstetem Getreide und Cerealien auf. Der Einfluss der Sherryfässer ist zwar auch vorhanden, für mich jedoch deutlich reduzierter im Vergleich zu den 1st Fill Bourbonfässern. Der Alkohol spielt keine wesentliche Rolle im Geruch.


Geschmack
Ein sehr weicher Beginn, der in ein cremiges Mundgefühl übergeht. Weiches Karamell, dass mit einer Vanillesauce, die bereits leicht in puddinghafte Konsistenz übergeht, überzogen ist. Es finden sich - im positiven Sinne - zarte Anklänge eines gut gemachten Eierlikörs, vor allem diese cremig weiche Sämigkeit in Verbindung mit der intensiven Vanille.

Darunter findet man Müsli-Crunch mit den Stücken und dem Saft von Pfirsichen aus der Dose. Hinten heraus baut sich eine angenehme Würzigkeit mit etwas Muskatnuss und Zimt auf, die durch eine dunkle Schokolade mit etwas mehr als 50% Kakaoanteil verstärkt wird.

2010 kam der John's Lane Release das erste Mal auf den Markt und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit bei den Freunden irischer Single Pot Still Whiskeys.


Abgang
Gegen Ende hin steigert sich der Kakaoanteil in der Schokolade noch ein wenig. Eine leichte, aber doch spürbare bittere Sequenz ist nun gegenwärtig. Dazu gesellt sich noch einmal ein cremig süßes Karamellbonbon, auch ein Löffel Aprikosenmarmelade ist im Finale Teil des mittellangen Abgangs.


Fazit
Ein sehr feiner und leckerer Vertreter des Pot Stills Stils. Vor allem die Verbindung von Vanille, cremigem Fudge und den gerösteten Getreidenote gefällt mir sehr gut. Wie sehr sich die von mir verkostete ältere Version gegenüber der neuen geschmacklich abhebt, wage ich nicht zu beurteilen. Ich habe auch viele positive Notes zur neueren Variante gefunden. Wer jedoch noch eine dieser älteren Flaschen zuhause stehen hat, hat einen guten Fang gemacht.



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