Whiskybase
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Longrow, das dritte sehr rauchige Standbein der beliebten Springbank Brennerei in Campbeltown, hat neben der normalen Core Range mit dem NAS Longrow Peated und dem 18er auch eine, mehr oder weniger jährlich erscheinende, Longrow Red Reihe. Bei dieser Serie werden ausschließlich Rotwein-Fässer für die Reifung oder dem nachträglichen Finish verwendet. Die erste Abfüllung kam 2012 mit dem Longrow 11y Carbernet Sauvignon Cask heraus.
Meine bislang einzige Begegnung mit dieser Linie war der Longrow 11y Red 2022 Tawny Port Barrels - toller speckiger Raucher mit viel Funk und Port-Impact. Leider sind die Preise für die Reds, wie bei den meisten Springbank Flaschen, jenseits von Gut und Böse. Darum hat sich bis dato keine weitere Annäherung meinerseits ergeben. Im Sommer letzten Jahres besorgte ich mir jedoch ein Samples des Longrow 7y Red 2024 Pinot Noir Cask. Bei dieser Ausprägung reifte der Whisky anfänglich vier Jahre in Refill Bourbon Caks, bevor er für drei weitere Jahre in Pinot Noir Cask umgefüllt wurde und dort sein Finish bekam. Danach kam er mit 100 Proof bzw. 57,1 % Alkoholstärke in die Flasche.
Aussehen
Heller roter Kupferton
Nase
Anfänglich meldet sich der Alkohol mit einem leichten Prickeln in der Nase. Dann übernimmt der mineralische Rauch, der zusammen mit noch weiß glühender Steinkohle kräftig Gas gibt. Dahinter kommt eine schon fast quietsch fruchtige Gummibären Aromatik zum Vorschein, wo ganz klar die Himbeer- und Orangebärchens dominieren. Ein wenig scheinen sie im Rauch gelegen zu haben, denn sie haben einen leicht geräucherten, speckigen Touch. Süße von Karamell ist als weitere Geruchsschicht präsent.
Mit Fortdauer geht die fruchtige Seite mehr in eine Fruchtsäure über. Die Orangen sowie Ribiseln und Stachelbeeren übernehmen immer mehr das Kommando. Im Hintergrund lassen sich getrocknete Kräuter, Baumharz sowie Teernoten erkennen.
Die Jugendlichkeit mit seinen sieben Lenzen merkt man dem Malt im Geruch schon an. Die Nase ist sehr spritzig, die Aromen poltern etwas - nicht negativ gemeint - sie scheinen noch nicht 100% perfekt mit einander verwoben. Einfach ein Jungspund mit Kraft und Dynamik.
Mit etwas Wasser werden die Aromen homogener, sie vermischen mehr miteinander. Die fruchtig süßen und säuerlichen Noten harmonieren mehr mit der harzig würzigen Seite. Nun taucht auch eine angenehme Vanille in der Nase auf. Wo war die vorher?
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Fotocredit: whiskybase.com |
Geschmack
Ohne Wasserzugabe startet der Whisky mit einem kräftigen Antritt, ziemlich Jung fühlt es sich im Mund an. Der mineralische Rauch ist relativ kurz vorhanden und wird von einer scharf würzigen Chilli-Schärfe schnell überlagert. Danach erscheint eine ordentliche Portion Asche und bringt eine deutliche Bitterkeit mit sich und sorgt dadurch für Abzüge in der B-Note.
Der Alkohol sorgt für Trockenheit auf der Zunge und am Gaumen. Wenn man diese geschmackliche Achterbahn überstanden hat, erscheinen rote Beeren, die leicht geräuchert sind, etwas Süße aber auch wieder eine säuerlich fruchtige Orangenmarmelade.
Ein paar Tropfen Wasser zähmen seine ungestüme Seite vom Beginn. Es dominieren nun mehr die Fruchtaromen mit ihrer Süße. Die Schärfe ist fast gänzlich verschwunden. Nur eine leichte würzige Note bleibt über. Die bittere Asche zeigt sich nur noch ganz dezent im Hintergrund.
Abgang
Schöne Kombination aus Rauch und roten Beeren. Dunkle Schokolade mit erhöhtem Kakaoanteil ist mit von der Partie. Im Finish ist die Bitterkeit vom Geschmack deutlich runder und angenehmer. Die Aromen haften fast schon klebrig am Gaumen und im Rachen.
Fazit
Ein junger wilder Raucher. Er ist spannend, keine Frage. Aber auch noch ein wenig unharmonisch und kantig. Vielleicht hätten ihm noch zwei, drei Jahre länger in den Fässern gut getan. Er verträgt ein paar wenige Tropfen Wasser. Dann verliert er seine raue, robuste Seite. Bin mir nicht sicher, was mir mehr gefällt.
Kann man machen, aber die aktuell aufgerufenen Preise von € 100,- und mehr ist er meiner Meinung nach nicht wert. Die Kritiken und Wertungen im Internet und in den Kreisen der Nerds sind sich auch nicht ganz einig, was man von ihm halten soll. Für mich ist er kein Kaufkandidat, vielleicht ist ja der in Bälde im Handel aufschlagende Longrow Red 100 Proof mehr ein Kaufkandidat, wobei er scheint sogar noch jünger zu sein.