Mittwoch, 30. Dezember 2020

2020 & 10.000

 


Das Jahr 2020 neigt sich in knapp 24 Stunden seinem Ende zu. Zeit für ein kurzes Resümee. 2020 war das erste komplette Jahr für Hogshead - Der Whisky Blog. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen Corona war genug Zeit, dem Whisky-Hobby zu frönen. Ich konnte zahlreiche tolle und leckere Malts in diesen zwölf Monaten verkosten und beschreiben. 

Highlights unter anderem waren:

- die drei 21jährigen Originalabfüllungen im Jänner von Arran, Glengoyn und Glenlivet.
- der 18jährige Inchgower 2001/2019 vom unabhängigen Abfüller The Maltman (MBI)
- aber auch der Bunnahabain 18 Jahre von Islay
- und mit dem Glenmorangie Signet wahrscheinlich einer der besten NAS-Whiskys.

Über 60 Tasting-Notes sind in diesem Jahr zur Liste hinzugekommen. Darunter waren erstmals auch Beschreibungen von Whisky-Alternativen - übrigends eine neue Rubrik innerhalb meiner Notes.

10.000
Anfänglich als Archiv meiner Notes gedacht, wurde der Blog mit Hilfe der wohl wichtigsten News- und Info-Plattform bei Whisky im deutschsprachigen Raum Whisky Experts auch einer breiteren Hobby-Öffentlichkeit bekannt.
So wurde Anfang Dezember die magische Hürde von 10.000 Visits überschritten!
Für einen nicht-kommerziellen Hobbyblog eine tolle Sache! Vielen, vielen Dank hierfür an meine Leserschaft! 

wie geht es 2021 weiter?
Natürlich mit weiteren Tasting-Notes Woche für Woche 😀. Neben dem Schwerpunkt bei schottischen Single Malts und den geliebten regelmäßigen Abstechern nach Irland und über den großen Teich in die USA, werde ich nächstes Jahr meine Nase und meinen Gaumen auch vermehrt mit anderen internationalen Malts bekannt machen.
Hierfür habe ich mich in den letzten Wochen und Monaten schon mit einigen Flaschen und Samples aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Schweden, Indien und Tailand ausgestattet. Ich bin sehr gespannt, welche Eindrücke ich erfahren werde und freue mich, sie im Blog wiederzugeben.

Ich wünsche Euch, meinen  lieben Lesern, ein hoffentlich gutes und wieder halbwegs normales Jahr 2021! Mögen die Drams weiterhin schmecken und die Bars ausreichend bestückt sein.

Alles Liebe
Euer Alex

Glenmorangie Signet

 


Nase & Aussehen
Der Signet zeigt sich mit einem satten Kupfergold im Glas. Sehr ölig schmiegt sich der Whisky an den Glasrand, dezente Legbildung inkludiert. Milchschokolade mit gerösteten Haselnüssen - flüssige Rittersport Vollnuss Milchschokolade - das sind sofort die ersten Assoziationen, die mir in den Sinn, in die Nase, kommen. Nach den ersten nussigen und schokoladigen Eindrücken kommen dunkle Früchte wie Zwetschken und getrocknete Datteln sowie Gewürze wie Muskat und Zimt zum Vorschein. Ein Hauch eines guten gereiften dunklem Balsamico aus Modena umweht im Hintergrund die Nase. Kandierte Orangen und Orangenzesten sind nun ebenfalls riechbar. Zum Ende hin, wie bei einem guten Essen, meldet sich der kleine italienische Mokka mit einem Schuss cremig geschlagenen Obers. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, kein Stechen oder sonstige alkoholische Empfindungen wie Frische oder Menthol sind zu finden. Nach den ersten paar Schlucken habe ich zusätzlich noch Tabak und Leder in der Nase. Wirklich toll.

Geschmack
Die Cremigkeit von der geschlagenen Sahne am Ende im Geruch ist beim ersten Probieren auch beim Mundgefühl sofort präsent. Alkohol ist absolut nicht spürbar und dennoch werden die gezeigten Aromen mit ordentlich Punsch präsentiert. Die anfängliche Süße wird sehr schnell von einem ausgewogenen Potpourri aus dunkler Schokolade, gerösteten Haselnüssen und Kaffeearomen abgelöst. Die Gewürze aus der Nase wie Muskatnuss und Zimt kommen auch jetzt zum Vorschein. Die Orangen werden leicht bitterer und wandeln sich in eine Grapefruit um. Den Kontrapunkt zu der Geschmacksharmonie gibt die nun einsetzende Würzigkeit der Eiche. Ingwer und leichte Pfeffernoten finden sich gegen Ende hin in Richtung Abgang wieder. 

Abgang
Schön wärmend beginnt so auch der Abgang. Die Schokolade, bekommt einen höheren Kakaoanteil, und der Espresso geben noch den Ton an. Das Finale gestaltet sich mittellang bis lange. Die Aromen der gerösteten Nüssen und der Eiche sind länger im Mund vorhanden. Ganz zum Schluss endet der Signet mit Lederassoziationen.

Fazit
Die Nase, der Geruch vom Signet ist schon sehr gut. Die prägnante Schokoladen und Nusskombination weiß zu gefallen. Sehr ausgewogen die Aromen, sehr rund und harmonisch. Aber wirklich abgeholt hat er mich beim Geschmack. So eine tolle Mixture aus Nussnougatdessert und einem Nachmittagsmokka mit einem Häupchen an geschlagenem Obers. Ein richtiger Dessert Malt, ein Whisky zum Kaffee und Schokoladekuchen. Oder aber für einen ruhigen Abend. Absolut kein Dram für zwischendurch. Der braucht Aufmerksamkeit und die fordert er auch ein. Ok. Er ist „nur“ eine NAS-Abfüllung und der Preis von rund € 130,- bis € 140,- ist für einen NAS recht happig. Jedoch, wenn die Info stimmt, dass hier auch Whiskys aus Fässern mit einem Alter von bis zu 35 Jahren verwendet wurden, relativiert sich der Preis vielleicht wieder etwas. Ob Kauf oder nicht, muss eh jeder für sich entscheiden. Gut ist er auf alle Fälle.

Dienstag, 22. Dezember 2020

Glen Elgin 2009 WW8

 


Whiskybase

Der 11jährige Glen Elgin stammt aus einer Fassteilung von The Whisky Warehouse No. 8, an der ich teilnahm und so drei Flaschen dieses Speysiders nun mein Eigen nennen darf. Der Malt durfte die volle Zeit in einem Bourbon Hogshead reifen.


Nase & Aussehen
Vom Aussehen her präsentiert sich der Whisky mit einer blassen Farbe wie Strohgelb. Am Anfang zeigt er sich eher verhalten. Der Alkohol von knapp über 58% meldet sich immer wieder durch ein leichtes Stechen in der Nase. Dann kommt aber volle Power an Zitrusfruchtaromen wie Zitrone und auch immer wieder ein Hauch von aromatisch leicht bitterer Grapefruitschale. Auch leicht säuerlich ist er, wie von einem spritzigen jungen Weißwein gewohnt. Mit der Zeit kommen auch helle, grüne Äpfel zum Geruchspotpourri hinzu. Eine unterschwellige Süße, schwierig zu deuten was genau es ist, zeigt sich ebenfalls die ganze Zeit. Eventuell könnte man es auch mit kandierten Zitrusschalen oder -früchten assoziieren.
Mit ein paar Tropfen Wasser gesellen sich Aromen von Gräsern, ja vielleicht sogar Heu hinzu. Die Zitrusnoten gehen etwas in den Hintergrund, der grüne Apfel wird saftiger und reifer.

Geschmack
Schönes öliges Mundgefühl ohne Wasserzugabe. Zu Beginn kommt er mit einer sehr starken Süße auf die Zunge. Danach wird es sehr rasch, sehr pfeffrig. Wahrscheinlich durch den Alkohol. Eventuell meldet sich hier auch die Eiche zu Wort. Dahinter versteckt sich ebenfalls die Schale vom grünen Apfel, den ich schon in der Nase wahrgenommen habe.
Mit Wasser nimmt die Stärke der anfänglichen Süße zwar ab, sie bleibt jedoch nun während der gesamten Zeit im Mund vorhanden. Die feurige Pfeffernote nimmt dafür ab.


Abgang
Angenehm wärmend im Finish. Die Spritzigkeit bleibt, geht dann ins leicht bittere ab, die Schalen der Zitrusfrüchte melden sich wieder und bleiben dann länger im Mund bemerkbar. Gegen Ende hin wird es dann nochmals um eine Spur herber. 

Fazit
Ohne Wasser ist er eine Zitrusbombe mit süßsaurem Brausepulver. Gegen Ende hin meldet sich die Eiche deutlicher vom Fass. Mit Wasser wird er etwas runder.
Generell denke ich, dass das verwendete Fass hier wahrscheinlich kein First Fill sondern eher ein 2nd, wenn nicht sogar 3rd Fill war. Dadurch lässt sich der Brennereicharakter vom Glen Elgin vor allem in der Nase schön herausfiltern (klassisch Speysider, grüner Apfel und Zitrusfrucht). Die anfängliche Süße zu Beginn im Mund ist sehr nett. Er ist keine Komplexitätsbombe, will er auch gar nicht sein. Aber er ist sicherlich ein idealer Begleiter für einen warmen Frühlingstag. Im Hochsommer könnte vielleicht die Eiche durch die Hitze zu stark durchkommen. 

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Benromach 15y

 


Whiskybase


Nase & Aussehen
Der 15jährige Speysider aus Forres zeigt sich mit einem goldenen Ton im Premium Snifter. Sehr viele ölige Beine rinnen langsam am Glasrand hinab. Leichter torfiger Rauch umweht sofort die Nase und nimmt einen netten Sherryduft zusammen mit deutlichen Tabak- und Lederaromen mit auf die Reise. Nach ein paar Minuten wird es fruchtiger. Rote reife Äpfel und süßsaftige Orangen kommen nun zum Vorschein. Der Malt ist ein Chamäleon. Mit mehr Luft im Glas verändert er sich wieder. Vanille und eine sehr interessante Kräutermischung geben nun den Ton an. 


Geschmack
Leichtes und zugleich süffiges Mundgefühl. Aber dabei nicht wässrig wirkend. Überraschend kräftiger Rauchgeschmack beim ersten Schluck. Lagerfeuerrauch, aber auch etwas speckiges - schön! Dann kommen sofort wieder die Tabaknoten und die Sherryaromen mit leckeren Nüssen und altem Leder. Die Eiche meldet sich mit einer leichten Würzigkeit. Die Fruchtsüße aus dem Geruch ist jetzt im Mund nicht mehr zu finden. Macht aber überhaupt nichts. Trotz der „nur“ 43% Alkoholgehalt ist der Malt schön kräftig.


Abgang
Der Tabak und der speckige Rauch sind bis zum Ende hin weiter sehr präsent. Leichte Bitterkeit vom Fass ist nun auch bemerkbar. Bleibt aber hinter den Rauch und Tabakaromen immer im Hintergrund. Am Ende wird er auf der Zunge leicht adstringierend. Durch den Rauch und den gediegenen Tabak-Aromen hält sich der Abgang schön lange im Mund.


Fazit
Ein Paradebeispiel wie toll auch Original Abfüllungen mit niedrigem Alkoholgehalt schmecken können. Der Rauch und der Tabak sind durchgehend dominant und das mag ich! Hat mir schon der 10jährige von Benromach gut gemundet muss ich sagen, dass der 15y hier nochmals eine Schippe drauflegt. Der ist eine echte Kaufempfehlung. Wobei ich hier noch die alte Version kosten konnte. Ob sich zusammen mit dem neuen Design auch die Fasszusammenstellung geändert hat, weiß ich nicht. Ich hoffe aber, er ist auch im neuen Design noch der Alte geblieben!.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Wild Turkey Rare Breed

 

Whiskybase

Meine erste Begegnung mit Wild Turkey. Es handelt sich hier um einen Kentucky Straight Bourbon mit 58,4% Alkohol. Der Whisky hat zwar keine offizielle Altersangabe, jedoch soll es sich hier um einen Blend aus 6-, 8- und 12 Jährigen Fässern handeln. 

Nase & Aussehen
Der Bourbon präsentiert sich mit einem rötlichen Bernstein-Ton im Premium Snifter. Ein richtig öliger Film schmiegt sich am Glasrand an. Absolut keine Klebernote - dies ist schon mal sehr positiv. Am Anfang, wenn der Alkohol etwas verraucht ist, kommt eine angenehme Rye-Würze. Dann wird es sehr süß, Karamell- und Vanillearomen. Dazu gesellen nich Düfte wie auf einer Blumenwiese, ja etwas Parfum. Der Roggen - die Würzigkeit -  bleibt im Hintergrund weiterhin präsent, jedoch nicht überbordend, immer schön in zweiter Spur. Die 58,4% Alkohol melden sich immer wieder mit einem leichten Ziehen in der Nase, wenn man zu tief ins Glas hinein riecht. Mit Wasser wird es anfänglich würziger in der Nase, dann steigert sich Vanille.

Geschmack
Ohne Wasser wird es im Mund angenehm süß. Danach werden die Gewürze wie Muskat, Zimt und Nelken sehr intensiv. Die Eiche meldet sich. Es prickeld im Mund, aber nicht zu heftig. Vanille ist auch vorhanden. Mit Wasser wird es süßer, die Gewürze wie Muskat und Co werden intensiver. Die Peffernote nimmt ab. Die blumigen/parfumartigen Aromen aus der Nase sind nun auch im Mund gegenwärtig.

Abgang
Aromatische Eiche mit Vanille im mittellangen Finish. Die Gewürzmischung ist weiterhin präsent. Tabak oder eher vielleicht sogar mehr schwarze Teearomen sind nun ebenfalls im Geschmacksmix vorhanden. Schön wärmend im Rachen und Magen. 

Fazit
Sehr lecker. Da bekommt man viel Bourbon um wenig Geld. Im Gegensatz zu anderen fassstarken Bourbons, wird die Eiche nie zu dominant in der Nase oder im Geschmack. Angenehm ist, dass keine Klebernote zu finden ist. Die Nase ist wirklich toll. Karamell und die Gewürze sind eine tolle Kombination, die sich von der Nase bis zum Finish hin zieht. Für unter € 30,- bekommt man hier wirklich einen sehr netten Malt.


Freitag, 4. Dezember 2020

Dalmore Cigar Malt Reserve



 Whiskybase

Ich hatte den Cigar Malt Reserve von Dalmore als Blind Sample im Glas. 


Nase und Aussehen
Die Farbe ist ein schönes Bernstein. Sehr dünner öliger Film mit wenigen Tränen am Glasrand. Kein Rauch. Alkohol ist absolut nicht zu spüren. Das erste, das mir in den Sinn kommt, wenn ich am Glas schnuppere ist eine Sherry oder Portreifung. Rosinen, dunkle Früchte, sehr intensiv, teilweise schon fast zu reif. Sehr schöne Nase. Aus dem Hintergrund kommen auch Orangensaft und die abgeriebene Orangenschale sowie Vanille zum Vorschein. Auch Tabak und etwas Ledergeruch werden mit der Zeit wahrnehmbarer.


Geschmack
Angenehmes Mundgefühl. Süßer, nicht zu süßer Antritt im Mund. Neben den Rosinen habe ich deutlich den Tabak aus der Nase auf der Zunge. Alkohol ist gut eingebunden. Gewürze wie Muskat und Zimt aber auch Vanille zeigen sich dezent. Wenig bittere Geschmacksstoffe beim ersten Schluck.


Abgang
Die Tabakaromen gehen auch in den Abgang weiter. Die Eiche zeigt sich nun auch. Jedoch bleibt die bekannten Bitterstoffe weiterhin vorrangig im Hintergrund. Das Finish ist eher mittellang. 


Fazit
Die Nase ist wirklich sehr schön. Dunkle Fruchtnoten, gepaart mit den Tabak- und Ledernoten. Das gefällt. Da kann man schon länger daran schnüffeln. Im Mund weiterhin schöne Aromen, jedoch etwas schwächer. Könnte sein, dass der Alkohol die 46% nicht übersteigt? Wenn doch, dann ist er hier überaus gut eingebunden.
Also, was würde ich vermuten? Wie schon oben geschrieben gehe ich stark von einer Sherry oder Portweinreifung aus. Speyside oder Highlands. Da ich wenig Bitterstoffe im Mund und vor allem auch beim Abgang wahrnehme, vermute ich entweder eine kürze Reifezeit, vielleicht ein NAS(?), oder aufgrund einer geringeren Alkoholstärke werden die Fassaromen weniger dominant auf die Zunge gebracht. Brennerei traue ich mir nicht wirklich zu nennen. So deutliche Tabaknoten hatte ich zb beim Ancnoc 24 oder auch beim Benriach PX oder Glengoyne 21.



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