Mittwoch, 24. Februar 2021

Bruichladdich 12y 2004/2017 (ADoS)



Whiskybase


Heute geht es um einen 12 Jahre alten Islay-Malt aus der Brennerei Bruichladdich mit 54,9% Alkoholstärke. Reifen durfte der Tropfen klassisch in einem Bourbon-Cask und wurde im Rahmen der "A Dream of Scotland" Serie vom Brühler Whiskyhaus abgefüllt.

Ich bin auf diesen Laddie wirklich gespannt. Ich hatte zu Beginn meiner Reise als einen der ersten Single Malts einen The Classic Laddie im Glas und kam damit überhaupt nicht klar - zu scharf, zu wenige Aromen, die ich greifen konnte, schlichtweg nicht mein Fall. Ich habe danach einen Bogen um Bruichladdich gemacht. Nachdem ich in der Zwischenzeit jedoch den einen oder anderen Malt verkostet habe und mir nun auch Abfüllungen mit reiner Bourbonfass-Reifungen immer mehr zusagen, wurde es Zeit Bruichladdich eine weitere Chance zu geben.


Nase & Aussehen
In der Farbe könnte man ihn auch mit einem Chardonnay verwechseln. Ein schönes Gelb zeigt sich im Glas. Zahlreiche Legs sind am Rand vom Snifter zu sehen.
Der erste Eindruck ohne Wasser - der Malt hat knapp 55% an Alkohol - ist überraschend. Französischer Briekäse mit Salzcracker. Interessant. Hatte ich so auch noch nie. Ansonsten ist die Nase zu Anfang fein und leicht, fast schon etwas verschlossen. Der Alkohol zeigt sich leicht. Hinter den Aromen nach Käsecrackern zeigt sich nach ein paar Minuten auch aromatische Düfte nach Zitronen, grünen Äpfel und sogar eine Spur nach gelben noch nicht überreifen Bananen. Auch eine zarte Heunote ist vorhanden.
Gibt man dem Laddie noch etwas mehr Zeit im Glas öffnet er sich deutlich. Der Käse begibt sich in den Hintergrund, Süße und Vanille treten in den Vordergrund, flankiert nun von einer reiferen Fruchtnase. Grüne Trauben, aber auch die anfängliche Zitrone wechselt nun zu reiferen tropischen Früchten wie Ananas und Mango.
Mit etwas Wasser wird die Nase am Anfang von Gewürzen getragen, als wäre die Käserinde in Thymian und Estragon eingelegt. Dann wird es wieder fruchtig und süß.

Geschmack
Ein schönes cremig, buttriges Mundgefühl. Wie im Geruch habe ich auch beim Geschmack zuerst eine leichte Weichkäsenote, jedoch wechselt diese sehr schnell zu den in der Nase am Ende gefundenen tropischen Früchten und einer deutlichen Süße die sich als Honig präsentiert. Der süße Käse/Fruchtmix wechselt danach in eine angenehme weißpfeffrige aber auch würzige Spritzigkeit von der Eiche über.
Nach der Wasserzugabe nimmt das Käsesroma ab. Die Honigsüße und die Frucht übernehmen sofort, wobei die Süße etwas abnimmt. Auch die umfänglich wärmende, würzige Eiche ist weiterhin vorhanden.


Abgang
Die Wärme zieht sich auch bis ins Finish hinein. Der Käse wandelt sich nun in eine Hartkäserinde mit Thymian. Die aromatische Eiche geht nun Richtung Kaffee - ganz leichte Anzeichen von Rauch oder Torf könnte man vermuten. Gegen Ende hin wird es adstringierend vorne beim Zahnfleisch. Der Abgang ist eher mittellang.
Mit Wasser ändert sich beim Abgang eher weniger. Einzig die wärmende Pfeffernote bleibt vielleicht länger im Finish erhalten.


Fazit
Also gleich vorweg, mit diesem Malt hat sich Bruichladdich bei mir wieder rehabilitiert - wird nicht die letzte Abfüllung aus der Islay-Brennerei in meinem Glas bleiben. Das Bourbonfass hat hier ganze Arbeit geleistet. Die Süße und die Fruchtigkeit sind sehr präsent. Die Käsenote ist mit der Frucht und der Süße eine interessante Kombo. 

Mittwoch, 17. Februar 2021

Bowmore 15y



 Whiskybase

Die 1779 gegründete Brennerei Bowmore liegt auf der Insel Islay und ist eine der ältesten Distillerien Schottlands. Die Whiskys von Bowmore zeichnet neben der für Islay bekannten Rauch- und Torfnote auch ihre Sherryfass-Reifung aus. So bekam der 15jährige nach 12 Jahren Erstreifung in Ex-Bourbonfässern eine 3jährige Nachreifung in Oloroso Sherry-Fässern. Leider ist bei Bowmore auch das Nachfärben ihrer Malts üblich. Abgefüllt wurde der Single Malt mit klassischen 43% Alkoholstärke. 

Nase & Aussehen
Der 15jährige Malt schimmert mit einer dunklen Bernsteinfarbe im Glas. Einige Tränen bewegen sich gemächlich, fast ölig am Glasrand hinab. Volle Nase gleich zu Beginn. Schöne Kombination aus einem nicht allzu starken, leicht aschigen Rauch zusammen mit einem typischen Sherryaroma - dunkle getrocknete rote Früchte. Nach ein paar Minuten wandelt sich die Fruchtkomponente in der Nase hin zu mehr säuerlichen Aromen von roten saftigen Äpfel und auch einer Spur von Karamell. Vielleicht ist es dem Rauch geschuldet, aber hinter dem süßen Frucht/Karamellmix wird nun auch etwas Leder und Tabak wahrnehmbar. 

Geschmack
Schöner Antritt trotz „nur“ 43% Alkoholgehalt. Weiches, cremiges Mundgefühl. Der Rauch wird öliger und ist zusammen mit dem Torf deutlich präsenter als in der Nase. Weiterhin eine sehr schöne Kombination mit den Fruchtaromen von der Sherryreifung und der Süße vom Karamell. Die Äpfel aus dem Geruch sind im Mund nicht mehr aktiv. Die Eiche beginnt sich mit Gewürzen wie Zimt und Muskat zu zeigen. 

Abgang
Rauch ist während der gesamten Zeit im Mund deutlich wahrnehmbar. Die Süße wird nun im Finish durch eine angenehme Bitterkeit der Eiche ergänzt. Dunkle Schokolade und leichte Tabaknoten bleiben lange im Mund, zusammen mit dem Rauch.

Fazit
Für den aktuellen Preis von rund € 55,- bekommt man einen sehr guten Sherrymalt mit Rauchsupport. Von der Nase bis zum Finish fällt er nicht ab. Die 43% sind angenehm und reichen völlig für einen schönen Trinkgenuss. In der Nase hätte ich noch eine Ähnlichkeit mit dem Benromach 15y gefunden. Jedoch im Geschmack finde ich den Bowmore rauchseitig kräftiger und damit auch komplexer.
War mein erster Bowmore und wird definitiv nicht mein letzter werden!

Dienstag, 16. Februar 2021

Quick-Notes: Aberlour 16y Double Cask 40%




Whiskybase

Beim 16jährige Double Cask von der im gleichnamigen Dorf in der Speyside gelegenen Brennerei wurden Bourbon- und Oloroso-Fässer verwendet, die nach 16 Jahren Reifung zusammen vermählt wurden. Die hier von mir verkostete Variante wurde mit 40% Alkoholstärke abgefüllt. Es gibt jedoch auch eine stärkere Version mit 43%.

Nase & Aussehen
Farbe ist Bernstein. Fruchtig-Süß, Anfänglich Orangen, dann reife rote Äpfel. Rumrosinen und Karamel.

Geschmack
Weicher Körpfer, sanft. Cremiges Mundgefühl. Milchschokolade, Furcht aus der Nase. Ändert sich zu Würzigkeit mit Zimt und Muskat. Etwas wässrig im Ganzen.


Abgang
Weich im Abgang. Dezente Sherrynoten. Dezente Eiche. Wird gegen Ende hin trockender. Abgang eher mittellang.


Fazit
Die Nase ist ein schöner Mix aus Frucht und Süße. Alles in allem sehr weich und rund. Im Mund und beim Abgang könnte er mehr Wums haben. Er ist etwas verhalten bei der Abgabe seiner Aromen - dies kann an den "nur" 40% Alkoholgehalt liegen. Wäre interessant, wie die 43iger Variante diesbezüglich ist. Der 12y Non chill-filtered war hier deutlich präsenter und hat mir persönlich besser gefallen.

Neue Rubrik. Die Quick-Notes!

 

Was Neues.
Tasting-Notes, wie ich sie bisher in diesem Blog notiert habe, brauchen Zeit und Muße. Vor allem Zeit. Da nicht immer die dafür nötige Zeit zur Verfügung steht, ich aber neugierig - und manchmal auch ungeduldig :-) - bin, was sich an Gerüchen und Geschmäckern sich in den vielen Flaschen und Samples verbergen die sich bei mir stauen, starte ich mit diesem Monat eine neue Rubrik hier im Blog:

Die Quick-Notes.

Wie funktionierts?
Bei Quick-Notes gebe ich vor allem meine ersten Eindrücke in kurzen Worten beim ersten und zweiten Reinriechen in die Malts wieder. Was bekommt man nach 5, 10 Minuten zu riechen und wie schmeckt der Malt?
Also genau das, was man an Geruch und Geschmack bekommt, wenn man zb. in einer geselligen Runde einen Whisky genießt und dabei nicht den Single Malt für 15, 20 oder sogar länger im Glas ruhen lässt und dann olfaktorisch in seine Einzelteile zerlegt.

Der Aufbau der Notes ist exakt ident - also "Nase&Aussehen", "Geschmack", "Abgang" und "Fazit" findet man auch bei den schnellen Tasting Notes.

Dienstag, 9. Februar 2021

Tullibardine 25y

 




Die 25jährige Abfüllung von Tullibardine gibt es erst seit 2013 und verstärkt seidem zusammen mit dem 20jährigen die Signature Range (die Core-Range) der Highland Brennerei. Die Reifung erfolgte über die gesamte Lagerzeit in Ex-Sherry Hogsheads, abgefüllt wird der Malt mit 43% in Trinkstärke.

Nase & Aussehen
Die Farbe vom Whisky ist rotgold. Am Glasrand entwickelt sich ein dünner öliger Film mit zahlreichen Beinen. Gleich zu Beginn tritt halbdunkle Schokolade und eine gewisse Muffigkeit zu Tage, die an einen alten Ledersessel und an einen alten geöffneten Schrank mit Mottenkugeln erinnert - klingt jetzt nicht gerade einladend, ist jedoch in der Kombination duraus anziehend. Dann wird der Sherryfruchteinfluss stärker. Dunkle Früchte wie Zwetschken, fast schon wie Powidl (dem österreichischen eingekochten Pflaumenmus). Die Eiche meldet sich auch, fast so etwas wie Rauch ist wahrnehmbar. Süße ist ebenso vorhanden, jedoch keine Süße von Zucker, eher so wie Fruchtsüße oder Honig. Hinter den dunklen, klassischen Sherryfruchtanteilen verbergen sich angenehm süßsaure Aromen nach Marillen. Vielleicht auch so etwas wie reife Pfirsiche. Und die ganze Zeit ist eine frische Note, Minze nicht unähnlich, erkennbar.




Geschmack
Angenehmes Mundgefühl, aufgrund der nicht hohen Alkoholstärke wirkt es vielleicht etwas wässrig. Leichte süße Momente und überraschend Tabak- aber auch Leder-Aromen. Die Früchte aus der Nase finden sich zu Beginn auch im Geschmack wieder - wobei hier vor allem die roten Sherryfrüchte dominieren. Dann wird es merkbar würziger - Majoran und Oregano blitzen hervor. Auch die Eiche meldet sich stärker zu Wort. Etwas schwarzer Pfeffer mit Zimt. 

Abgang
Hier ist weiterhin deutlich Tabak da, den ich so nicht im Geruch hatte. Es wird bitterer, hin in Richtung Kakaopulver und der rotbräunlichen Haut von Haselnüssen. Frucht ist jetzt eher minimal. Das Finish gestaltet sich nicht allzu lange, das Fass mit der dezenten Bitterkeit bleibt noch etwas länger am Gaumen bemerkbar, ansonsten verabschiedet er sich eher rasch.

Fazit
Er ist keine aufdringliche Sherrybombe, die Aromen und Geschmäcker sind nicht „voll in die Fresse“ sondern harmonisch und gediegen. Ein gewisser Vergleich zum Glenfarclas 21y aber auch 25y ist legitim. Wie bei diesen ist die Sherryreifung vorhanden aber sie übertüncht nicht, sie unterstreicht und untermalt die anderen Aromen. Ein paar Abzüge in der B-Note gibt es beim Geschmack und im Abgang. Ich hätte mir persönlich hier eventuell noch ein wenig mehr Süße bzw. mehr Fruchtanteil gewünscht und der Abgang hätte vielleicht auch noch etwas länger verweilen dürfen. Blind hätte ich ihm auch keine 25 Jährchen gegeben, 18 bis 20 schon. Es ist ein guter bis sehr guter 25jähriger Highlander, aber keine Kaufempfehlung. Vor allem nicht für den meist kolportierten VK von rund € 160,-.

Donnerstag, 4. Februar 2021

Tomatin 21y

 


Whiskybase

Mit dem 21jährigen hat die in den schottischen Highlands situierte Tomatin Brennerei 2020 ihre Travel Retail Range erweitert. Wahrscheinlich CoVID geschuldet, ist der Malt relativ rasch auch im normalen Whisky-Handel verfügbar geworden. Ungefärbt und ungefiltert reifte der Whisky seine gesamte Zeit in ehemaligen Bourbonfässern und wird mit 46% Alkoholstärke abgefüllt.

Nase & Aussehen
Wie bei der Fassauswahl mit 1st-fill Bourbonfässern zu erwarten, zeigt sich der Tomatin mit einem appetitlichen Gelb und zahlreichen Schlieren im Glas. Erster Eindruck - sehr schöne weiche klassische Bourbonfass Nase. Süße tropische Fruchtnase, ganz deutlich Ananas. Ananaskuchen mit Vanillesauce. Mit ein paar Minuten Ruhe tauchen auch die typischen saftigen, grünen Äpfel auf. Im Hintergrund kreisen die ganze Zeit sanfte florale Noten umher. Auch eine gewisse Würzigkeit von der Eiche ist zu bemerken. Insgesamt aber sehr harmonisch und ausbalanciert. Je länger der Malt im Glas verweilt um so schöner wird die Nase, die Aromen wachsen und heben sich von einander ab.


Geschmack
Sehr cremiges, sahniges Mundgefühl. Sofort eine sehr schöne Süße, kombiniert mit der auch schon in der Nase vorhandenen Ananaskuchen-Note. Danach folgt eine leichte Schärfe, die an weißen Pfeffer erinnert, und sich mit den süßfruchtigen Aromen kombiniert. Beim zweiten Schluck gesellt sich noch eine ordentliche Menge an Vanille zum Geschmacksmix hinzu. 


Abgang
Der weiße Pfeffer und die süße Ananas begleitet einen auch beim Finish. Erst später wird dies durch eine dezente bittere Geschmacksnuance ergänzt. Etwas trocken - leicht adstringierend- wird es im Mundraum. Alles im allen ist der Abgang eher mittel(kurz)lang.


Fazit
Mhm. Der ist ein sehr schöner im Bourbonfass gereifter Whisky. Die Kombination aus Ananaskuchen, Honigsüße, Vanille und dem weißen Pfeffer im Geschmack bis zum Abgang gefallen mir sehr gut. Ich hatte bisher nur den Legacy als Original Abfüllung im Glas und war daher etwas skeptisch. Jedoch hat mich dieser 21y wieder deutlich mehr neugierig auf die anderen Abfüllungen von Tomatin gemacht. Aktuell liegt der Preis für den Whisky zwischen € 107,- und € 165,-. Von mir eine Kaufempfehlung, wenn man ihn für die untere Range des Preissegments bekommen kann.

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