Mittwoch, 28. April 2021

Glenlivet XXV

 

Whiskybase

Nach dem Glenlivet 18y und Glenlivet 21y kommt nun mit dem Glenlivet XXV die bisher älteste Abfüllung aus der Standardrange der bekannten Speyside Brennerei in mein Glas. Der XXV bekam nach einer 23jährigen Reifezeit in amerikanischen Weißeichenfässern noch ein 24 Monate langes Finish in spanischen First Fill Oloroso Sherry-Casks spendiert. Er ist nicht gefärbt, jedoch kühlgefiltert.


Nase & Aussehen
Der XXV präsentiert sich mit einem dunklen Gold bis hellem Bernstein. Die Tränen rinnen langsam und ölig am Glasrand hinab. Gleich Vanille und dieses deutliche Aroma von reifen Orangen und von Orangenöl, dies hatte ich auch beim 18jährigen sowie beim 21jährigen in der Nase. Reife rote Äpfel und Birnen, Weinbergpfirsich und Duft von Marillen. Sehr fruchtig und frisch. Hinter dieser tollen Fruchtnase weht ein blumig parfümierter Geruch in die Nase. Von den 25 Jahren eher weniger zu merken nur ein Hauch von aromatischer Eiche. Der Alkohol ist absolut nicht spürbar. Kein Stechen oder Brennen in der Nase. Nach dem ersten Kosten wird es auch in der Nase dunkler und gesetzter. 


Geschmack
Ein schönes, cremiges Mundgefühl. Einem anfänglich leichten süßen Aspekt folgt sehr rasch eine überraschend würzige Note. Jetzt ist das Alter vorhanden! Fast so etwas wie Rauch ist nun zu schmecken - eindeutig der langen Lagerung in den Eichenfässern „geschuldet“. Dunkle Schokolade und cremiger italienischer Espresso. Haselnüsse sowie Leder- und Tabakaromen addieren sich ebenfalls in das herbe Grundgerüst des Geschmackes hinzu. Auf der Fruchtseite sind nun auch die klassischen Sherryaromen präsent. Die hellen Früchte aus der Nase haben sich verflüchtigt.


Abgang
In Richtung Finish habe ich weiterhin geröstete Haselnüsse sowie die leichte Rauchassoziation mit Leder und Tabak. Die Eiche zeigt sich auch hier mit dunkler Schokolade. Das Vierteljahrhundert an Reifezeit zeigt sich nun sehr schön. Alles ist sehr ausgewogen und gediegen.


Fazit
Wie bei Glenlivet bisher immer, ist der Einfluss vom Sherryfinish für mich nie sehr dominant in der Nase. Dort regieren sehr schöne hellere und tropische Fruchtkomponenten. Im Geschmack wird es überraschend würzig. Die Rauch- sowie Leder- und Tabakaromen gefallen. Er ist auf jeden Fall eine deutliche Steigerung zum 21jährigen. Leider ist der Preis mit rund € 300,- sehr ambitioniert und zu hoch. Von den bisherig verkosteten Abfüllungen ist es sicher der beste Glenlivet.

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After tasting the Glenlivet 18y and Glenlivet 21y, the Glenlivet XXV is the oldest bottling from the standard range of the well-known Speyside distillery, which i have had in my glass so far. After maturing for 23 years in American white oak casks, the XXV was given a 24-month finish in Spanish first fill Oloroso sherry casks. It is not coloured, but chill-filtered.


Nose & Appearance
The XXV presents itself with a dark gold to light amber colour. The tears run slowly and oily down the rim of the glass. Immediately vanilla and this distinct aroma of ripe oranges and of orange oil, I had this also in the nose of the 18 year old as well as the 21 year old. Ripe red apples and pears, vineyard peach and scent of apricots. Very fruity and fresh. Behind this great fruity nose, a flowery perfumed smell wafted into the nose. Less noticeable of the 25 years, just a hint of aromatic oak. The alcohol is absolutely not noticeable. No stinging or burning in the nose. After the first taste, it becomes darker and more set in the nose as well. 


Taste
A nice creamy mouthfeel. An initial slight sweet aspect is followed very quickly by a surprisingly spicy note. Now the age is there! Almost something like smoke can now be tasted - clearly "owed" to the long ageing in the oak casks. Dark chocolate and creamy Italian espresso. Hazelnuts as well as leather and tobacco flavours also add to the tart basic structure of the taste. On the fruit side, the classic sherry flavours are now present. The bright fruits from the nose have dissipated.


Finish
Towards the finish I continue to have toasted hazelnuts as well as the light smoke association with leather and tobacco. The oak also shows up here with dark chocolate. The quarter of a century of maturation is now showing very nicely. Everything is very balanced and solid.


Conclusion
As has always been the case with Glenlivet, the influence of the sherry finish is never very dominant for me on the nose. Very nice lighter and tropical fruit components reign there. The taste is surprisingly spicy. The smoke as well as leather and tobacco flavours are pleasing. It is definitely a clear improvement on the 21-year-old. Unfortunately, the price of around €300 is very ambitious and too high. Of the bottlings tasted so far, it is certainly the best Glenlivet.

Dienstag, 27. April 2021

Quick-Notes: Malteco 15y

 


Rum-X-Eintrag

Farbe
Bernstein


Nase
Karamell und Milchtoffee, Rosinen - aber nicht intensiv, holzig aromatisch - sicher vom Fass, nach ein paar Minuten im Glas entwickelt sich eine samtige Süße mit viel Vanilleeinfluss. Sehr harmonische Nase, gefällt.


Geschmack
Weiches Mundgefühl. Vanille Creme Pie mit Rosinen und weißer Zuckerglasur. Dazu Zimt und andere Gewürze wie Nelke und Muskat sowie ein wenig prickelnde Würze von der Eiche. Die Süße ist Gottseidank nicht überbordend, wie zb beim Plantation 20y oder Centenario 20y - sie untermalt eher die anderen Geschmacksaromen.


Abgang
Schöne Fassaromen nun auch mit dunkler Schokolade mit höherem Kakaogehalt und Rosinen am Ende. Bleibt lange wärmend im Mundraum mit einer Menge an Gewürzaromen.


Fazit
Kein Dröner, die Aromen in der Nase und am Gaumen sind dezent und nicht überbordend, sehr ausgewogen. Ein ruhiger, Vanille und Karamell betonter Schmeichler. Die Süße hält sich Gottseidank im Rahmen. Der Malteco 15 Jahre gefällt mir sehr gut. Ist definitv etwas für Leute, die beim Rum die typischen und bekannten Aromen suchen, jedoch keine extremen Zuckerbomben mehr wollen. Er überfordert nicht, ist aber auch für den erfahrenen Rum-Trinker angenehm zu genießen.

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Colour
Amber


Nose
Caramel and milk toffee, sultanas - but not intense, woody aromatic - surely from the cask, after a few minutes in the glass a velvety sweetness develops with a lot of vanilla influence. Very harmonious nose, pleasing.


Taste
Soft mouthfeel. Vanilla cream pie with sultanas and white sugar glaze. Plus cinnamon and other spices like clove and nutmeg and a little tingling spice from the oak. The sweetness is thankfully not overbearing, like in the Plantation 20y or Centenario 20y - it rather underpins the other flavours.


Finish
Beautiful cask flavours now also with dark chocolate with higher cocoa content and sultanas at the end. Stays warming in the mouth for a long time with a lot of spice flavours.


Conclusion
Not a loud one, the flavours on the nose and palate are subtle and not overbearing, very balanced. A quiet, vanilla and caramel accented flatterer. The sweetness is thankfully kept within limits. I like the Malteco 15 years very much. It's definitely something for people who are looking for the typical and familiar flavours in rum, but don't want any more extreme sugar bombs. It doesn't overwhelm, but is also pleasant to enjoy for the experienced rum drinker.

Mittwoch, 21. April 2021

Cardhu 21y Limited Edition 1991-2013

 

Whiskybase

Meinen letzten Cardhu hatte ich vor gut 25 Jahren - den klassischen 12jährigen. Die Flasche ist ein Hingucker und der Inhalt war schön mild, damals genau richtig. Seitdem hat sich der Geschmack geändert und sehr milde Malts waren und sind immer mehr aus meinem Fokus gerückt. Der 21jährige jedoch mit deiner Fassstärke hat mich doch wieder neugierig gemacht.
Der Whisky wurde im Rahmen der Diageo Special Releases 2013 in einer limitierten Stückzahl von 6.000 Flaschen abgefüllt und reifte die gesamten 21 Jahre in Bourbonfässern.

Nase & Aussehen
Die Farbe gleicht einem fruchtigen Blütenhonig, im Glas sehr ölig. Leicht blumiger Duft zu Beginn in der Nase. Der Alkohol ist trotz Fassstärke von 54,2% überhaupt nicht zu bemerken. Sehr feine Bourbonfass Aromen. Malzig mit deutlicher Süße - Karamell und Honig. Die Frucht wechselt von Birnenkompott mit der Zeit zu einer saftigen Orange. Untermalt wird die Fruchtkomponente von einer schönen Vanillenote. Ganz am Ende in der Nase kommt auch die Eiche zum Vorschein, dass darf sie nach 21 Jahren auch.
Nach dem ersten Schluck verändert sich die Nase. Aromen nach Nuss und die dunkle Schokolade vom Abgang sind nun auch im Geruch präsent. Auf der Fruchtseite wird es ebenfalls dunkler, mehr in Richtung Feige, Datteln.

Geschmack
Schönes cremig, fast schon butteiges Mundgefühl. Der Cardhu beginnt mit einer deutlichen Süße aus Karamell und Honig. Eine überraschende Ingwer- und Zimtnote kombiniert sich zeitweise mit der Süße, übernimmt dann auch immer mehr die Führung in Richtung Abgang. Da ist schon eine richtige Schärfe da! Könnte die Eiche sein. Frucht ist jetzt nur unterschwellig wahrnehmbar. Mit Wasser wird die Schärfe reduziert, aber auch die Süße nimmt ab. Dann kommen auch Fruchtaromen zum Vorschein.

Abgang
Das „Pfefferl“ zieht sich ins Finale hinein. Bittere Noten von schwarzem Kaffee bzw. dunkler Schokolade kommt hinzu. Etwas trockener, adstringierend wird das Ensemble zum Ende hin. Ganz zum Schluss hat man noch etwas länger die Birne vom Geruch als deren Schale im Mund. Der Abgang ist nicht allzu lange.

Fazit
Ich bin angenehm überrascht. Die Nase ist, mit etwas Zeit im Glas, durchaus komplex. Im Geschmack ist diese deutliche Honigsüße, gepaart mit dieser Eichenschärfe nicht unangenehm. Mit Wasserzugabe wird der Malt, vor allem im Mund harmonischer, verliert aber auch ein wenig am Wumms. Ist Tagesform abhängig, was mit wann eher gefällt. Diesmal würde ich eher ohne Wasser bevorzugen.
Ein wirklich guter Malt, der zeigt was bei Cardhu alles gehen würde, wenn die Brennerei ihren Alkoholgehalt von 40% steigern würde. Es zeigt auf der anderen Seite aber auch immer mehr, wie gut mir reine Bourbonfassreifungen gefallen. Ich erkenne da eine Tendenz. :-)
Würde ich mir diesen limitierten 21jährigen Cardhu zulegen? Die Antwort ist nein. Für den aktuellen Preis von mindestens € 190,- ist mir das PLV zu hoch. Geschenkt würde ich ihn jedoch jederzeit gerne nehmen!

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English Version

I had my last Cardhu a good 25 years ago - the classic 12-year-old. The bottle is an eye-catcher and the content was nice and smooth, just right back then. Since then, the taste has changed and very smooth malts were and are more and more out of my focus. However, the 21-year-old with cask strength made me curious again.

The whisky was bottled in a limited edition of 6,000 bottles as part of the Diageo Special Releases 2013 and matured in bourbon casks for the entire 21 years.


Nose & Appearance
The colour resembles a fruity floral honey, very oily in the glass. Slightly floral scent at the beginning in the nose. The alcohol is not noticeable at all despite the cask strength of 54.2%. Very fine bourbon cask aromas. Malty with distinct sweetness - caramel and honey. The fruit changes from stewed pears to a juicy orange over time. The fruit component is underpinned by a nice vanilla note. At the very end of the nose, the oak also appears, which it is allowed to do after 21 years.

After the first sip, the nose changes. Aromas of nut and the dark chocolate from the finish are now also present in the smell. On the fruit side, it also becomes darker, more in the direction of figs and dates.


Taste
Nice creamy, almost buttery mouthfeel. The Cardhu starts with a distinct sweetness of caramel and honey. A surprising ginger and cinnamon note combines with the sweetness at times, then takes over more and more towards the finish. There is already a real spiciness! Could be the oak. Fruit is now only perceptible subliminally. With water, the spiciness is reduced, but the sweetness also decreases. Then fruit flavours appear as well.

Finish
The "pepper" drags into the finish. Bitter notes of black coffee or dark chocolate are added. The ensemble becomes somewhat drier and astringent towards the end. At the very end, the pear from the smell changes to their skin. The finish is not too long.

Conclusion
I am pleasantly surprised. The nose, with a little time in the glass, is quite complex. On the palate, that distinct honey sweetness, coupled with that oak sharpness is not unpleasant. With the addition of water, the malt becomes more harmonious, especially in the mouth, but also loses a little of its punch. It depends on the mood of the day, what I like more and when. This time I would prefer it without water.

A really good malt that shows what Cardhu could do if the distillery increased its alcohol content from 40%. On the other hand, it also shows more and more how well I like pure bourbon cask maturations. I see a tendency there. :-)

Would I buy this limited edition 21-year-old Cardhu? The answer is no. For the current price of at least € 190, the PLV is too high for me. However, I would gladly take it as a gift at any time!

Donnerstag, 15. April 2021

Kilkerran 12y

 


Es wird Zeit, diese echte Wissenslücke zu schließen - Campbeltown, die letzte schottische Whiskyregion, von der ich noch keinen Malt im Glas hatte. Den Beginn macht der Kilkerran 12 Jahre von Glengyle, der jüngsten Distillery in der Region. Mit 46% Alkohol in der Flasche reifte der 12y in einer Fasskombination aus 70% Bourbon und 30% Sherry.

Nase & Aussehen
Die Farbe vom 12jährigen ist, einem Süßwein nicht unähnlich, ein sattes Gelb. Sofort eine deutliche Assoziation von süßem Zitronenkuchen. In der ersten Nase nur subtile Noten von einem Rauch - nur ein Hauch davon. Leicht „schmutzige“ Aromen mit deutlichem maritimen Touch. Als würde man auf einer Wiese stehen und der Wind würde den sanften Geruch vom nahen Meer herüber wehen. Frisch fruchtiger Gesamteindruck am Anfang. Helle gelbe und grüne Kernobstsorten, kombiniert mit Aromen von Nadelwald. Mit der Zeit wandeln sich die Früchte zu Erdbeeren mit Vanille, ähnlich des Fruchtikus „Erdbeer Vanille“ von Darbo.

Geschmack
Ein angenehm öliges Mundgefühl. Der Rauch nimmt zu und bekommt Unterstützung von einer aromatischen Torfnote. Weiterhin der Zitronenkuchen aus der Nase - nun mit Vanillezucker. Weiterhin salzig, maritimer Grundcharakter. 
Etwas blumiges, wie Heidekraut - Highland Park nicht unähnlich - kommt hinzu. Die Würze vom Eichenfass nimmt zu, damit auch eine leichte pfeffrige Note. Aber nicht unangenehm, dient als schöner Kontrast zur anfänglichen Süße. Die Nadelbäume aus dem Geruch wandeln sich in Küchenkräuter.


Abgang
Der Rauch ist weiterhin präsent am Gaumen. Die Zitronenfrucht entwickelt sich nun zur Schale im Finish. Nun im Vordergrund sind würzige und zugleich bittere Noten von der Eiche. Mit der Zeit kommen auch Leder und Tabak zum Vorschein. Im Großen und Ganzen ein mittel bis langer Abgang.

Fazit
Ein sehr guter Standard. Für seine 12 Jahre durchaus komplex. Der für mich in der Nase eher subtile Rauch wird im Geschmack deutlicher und untermalt sehr schön die anderen Aromen. Mein erster wirklicher Besuch in Campbeltown hat sich gelohnt. Glengyle sieht mich garantiert wieder.

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English Version

It's time to fill this real gap in my knowledge - Campbeltown, the last Scotch whisky region from which I have not yet had a malt in my glass. The Kilkerran 12 year from Glengyle, the youngest distillery in the region, makes the start. With 46% alcohol in the bottle, the 12y was matured in a cask combination of 70% bourbon and 30% sherry.

Nose & Appearance
Not unlike a sweet wine, the colour of the 12y is a rich yellow. Immediately a distinct association of sweet lemon cake. On the first nose, only subtle notes of a smoke - just a hint of it. Slightly "dirty" aromas with a clear maritime touch. As if you were standing in a meadow and the wind was blowing the gentle scent from the nearby sea. Fresh fruity overall impression at the beginning. Bright yellow and green pome fruits combined with aromas of coniferous forest. With time, the fruit changes to strawberries with vanilla, similar to Darbo's "Strawberry Vanilla" fruit flavour.

Taste
A pleasantly oily mouthfeel. The smoke increases and is supported by an aromatic peat note. Still the lemon cake from the nose - now with vanilla sugar. Still salty, basic maritime character. 
Something floral, like heather - not unlike Highland Park - is added. The spiciness from the oak barrel increases, with it a slight peppery note. But not unpleasant, serves as a nice contrast to the initial sweetness. The conifers from the smell turn into kitchen herbs.

Finish
The smoke continues to be present on the palate. The lemon fruit now develops into zest on the finish. Now in the forefront are spicy yet bitter notes from the oak. With time, leather and tobacco also emerge. On the whole, a medium to long finish.

Conclusion
A very good standard. Quite complex for its 12 years. The smoke, which for me is rather subtle on the nose, becomes more pronounced on the palate and underpins the other flavours very nicely. My first real visit to Campbeltown was worthwhile. Glengyle will definitely see me again.

Mittwoch, 7. April 2021

Four Roses Single Barrel & 2020 Limited Edition Small Batch



Dieses Jahr habe ich tatsächlich noch keinen Bourbon verkostet. Es wird mal wieder Zeit dafür. Und in meiner Sampleliste zwei interessante Kandidaten von Four Roses entdeckt. Bin sehr gespannt.

Four Roses Single Barrel 50%

Das Alter der Fässer, aus denen der Single Barrel abgefüllt wird, soll sich laut Herstellerangaben zwischen 7 und 9 Jahren bewegen. Der Bourbon ist eine Mischung aus 60% Mais, 35% Roggen und 5% Gerstenmalz. Abgefüllt wird immer mit 50% oder 100 Proof (eine in den USA immer noch gebräuchliche Maßeinheit für den Alkoholgehalt).


Nase & Aussehen
Der Bourbon zeigt sich mit einem dunklen Gold, dass schon in Richtung Kupfer tendiert. Ein dünner Film haftet am Glasrand, wenige Legs. Die erste angenehme Erkenntnis - keine Klebernote, die häufig bei Bourbons anfangs in der Nase zu finden ist. Insgesamt ein sehr weicher Geruch. Süß mit einer ordentlichen Portion Vanille und Karamell. Eine sehr schöne klassische Bourbon-Nase. Aromen von süßem Popcorn. Neben Zimt und Muskat kommt auch die typische Würznote vom Roggen deutlich zum Vorschein - vor allem mit mehr Zeit im Glas nimmt der Roggen markant zu. Alkohol ist schön eingebunden, die 50% Alkohol sind in der Nase nicht zu merken. Die Fruchtseite ist für mich wenig ausgeprägt, eine spezifische Frucht kann ich schwer ausmachen.


Geschmack
Der Bourbon eröffnet mit einem sehr süßen Antritt und einem cremigen Mundgefühl. Zu Beginn eine leichte Säure die sich schnell in die Roggenwürzmischung aus der Nase wandelt. Eine leichte Pfeffer- und Ingwernote gesellt sich hinzu - es bleibt aber alles im Rahmen. Die leichte Schärfe harmoniert gut mit der deutlichen Süße. Nach dem zweiten Schluck nimmt die Karamellsüße sowie die Vanille sogar noch leicht zu. Interessanterweise kommt nun auch ein Kirschkräuterzuckerl zum Vorschein.


Abgang
Würzig und wärmend geht es in Richtung Finish. Die Eiche und der Rye sind nun die dominanten Aromen. Auch der Mais gesellt sich nochmals kurz dazu. Ganz zum Ende bekomme ich noch eine Schale von roten Äpfel. Der Abgang ist wohlwollend mittel bis kurz.


Fazit
Ein sehr süffiger Bourbon ohne der oft erwähnten Klebernote in der Nase. Sehr mild und viel weniger Eichenpower als beispielsweise beim Elijah Craig Small Batch oder dem Wild Turkey Rare Breed. Gefällt mir. Sehr gut zum nebenher süffeln.

2020 Four Roses Limited Edition Small Batch 55,7%

Die Limited Edition Small Batch Flaschen sind Jahresabfüllungen. Die 2020iger Version ist eine Vermengung von vier verschiedenen Mashbill- und Hefe-Rezeptmischungen mit Altersangaben zwischen 12 und 19 Jahren (Nähere Informationen zu den verschiedenen Mashbill-Rezepten von Four Roses und welche für den 2020iger verwendet wurden). Daraus ergab sich eine Alkoholstärke von 55,7%.


Nase & Aussehen
Farblich schon ein deutlicher Unterschied zum Single Barrel mit einem kräftigen dunklen Kupferstich. Wow! Ein sehr kräftiger, voluminöser Geruch, der sogleich in die Nase steigt. Starke Vanille- und süße Milchkaramellnoten gleich zu Beginn. Gemeinsam mit einem ordentlich gehäuften Teelöffel Zimt und Muskat. Deutlich weniger Roggeneinfluss als beim Single Barrel. Der Alkohol ist durch ein leichtes Mintaroma wie After Eight merkbar. Als Frucht kann ich neben einer saftigen Blutorange und deren Zesten auch etwas von einem reifen, süßen roten Apfel ausmachen. Bei der Nase bewirkt für mich Wasserzugabe keine signifikante Veränderung oder gar Verbesserung.


Geschmack
Ein kräftiger und zugleich mundfüllender Antritt. Sehr süßer und zugleich intensiv würziger Geschmack. Die Würzigkeit, gepaart mit dem Zimt und der Muskatnuss aus der Nase, könnte vom Fass kommen. Der Roggenanteil wird im Mittelteil als Kräuternote erkennbar. Karamell und eine diffuse Fruchtnote sind ebenfalls präsent. Ich kann die Fruchtkomponente nicht ganz auseinander dividieren. Mit etwas Wasserzugabe wird das Geschmacksessemble weicher, die unterschiedlichen Teile harmonisieren sehr schön miteinander.


Abgang
Die süßen Ansätze, zusammen mit der intensiven Eichenfracht bleiben lange im Finish präsent. Sehr schöne aromatische Eiche. Da zeigen sich die älteren Fässer mit 19 Jahren. Wie schon beim Single Barrel erscheinen zum Ende hin Schalen von roten Äpfel. Der Abgang ist deutlich länger als beim Single Barrel präsent.


Fazit
So viele Bourbons hatte ich zwar noch nicht im Glas, aber der Limited Edition Small Batch 2020 von Four Roses ist sicherlich der bislang beste Bourbon, den ich kosten konnte. Die Dichte und Intensität in Nase und Geschmack sind sehr schön. Insgesamt ist der Limited Edition im Vergleich zum Single Barrel voluminöser und kräftiger. Dieser Bourbon verlangt nach Aufmerksamkeit, die er auch verdient.


Wenn man an Four Roses denkt, haben die meisten von uns, ich eingeschlossen, die Flasche mit dem gelben Etikett aus dem Supermarkt vor Augen, der sich als Alkzusatz für eine Cola halbwegs eignet.
Aber sowohl der Single Barrel und vor allem der Limited Edition Small Batch zeigen nachdrücklich, was in den Lagerhäusern von Four Roses schlummert und welche guten Bourbons die Jungs dort produzieren.


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