Mittwoch, 25. Juni 2025

Jack Daniel's Bonded Rye

 

Whiskybase

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Der Jack Daniel’s Single Barrel Rye mit seinen 45 % Vol. gehört für mich ganz klar zu den Top 3 Ryes, die ich bisher verkostet habe. Umso größer war die Freude, als die Brennerei Ende 2023 den neuen Bonded Rye mit 50 % Vol. auf den Markt gebracht hat – und das zu einem wirklich fairen Preis.


Was bedeutet eigentlich „Bonded“?
„Bonded“ ist kein bloßes Marketing-Wort. Dahinter steckt das Bottled-in-Bond Act von 1897, eines der ersten Verbraucherschutzgesetze in den USA. Es sollte damals für mehr Klarheit und Qualität bei der Whiskeyherstellung sorgen. Damit ein Whiskey als „Bonded“ durchgeht, muss er:

  • - aus einer einzigen Brennerei stammen,
  • - innerhalb einer Saison (Januar–Juni oder Juli–Dezember) destilliert worden sein,
  • - mindestens vier Jahre in einem staatlich überwachten Lagerhaus gereift sein,
  • - und mit exakt 50 % Vol. (100 Proof) abgefüllt werden.


Reifung & Herstellung
Wie Chris Fletcher, der Master Distiller von Jack Daniel’s, verraten hat, durfte der Bonded Rye rund sieben Jahre in klassischen amerikanischen Weißeichenfässern reifen. Die Mashbill ist typisch für Jack Daniel’s Rye: 70 % Roggen, 18 % Mais und 12 % gemälzte Gerste.

Auch hier wurde der berühmte Lincoln County Process angewendet – das Markenzeichen von Tennessee Whiskey. Dabei durchläuft das Destillat vor der Fassreifung eine Holzkohlefilterung, genauer gesagt eine Schicht aus Ahornholzkohle, die mit 70-prozentigem Jack Daniel’s Whisky getränkt wurde.

Beim Rye allerdings hat man festgestellt: Weniger ist mehr. Statt wie beim regulären Tennessee Whiskey durch 10 Fuß Holzkohle zu laufen, passiert das Destillat hier nur eine 3 Fuß dicke Schicht.

Fotocredit: whiskybase.com


Aussehen
Schöner Kupferton mit leicht rötlichem Einschlag


Nase
Süße Kirschmarmelade trifft auf Schalenstücke von Grapefruit. Dazu gesellen sich klassische, würzige Rye-Aromen – geröstetes, dunkles Roggenbrot und frischer Eukalyptus. Die sonst oft dominante Pfefferminznote hält sich dezent im Hintergrund und bildet eine angenehme Basis. Bourbon-Vanille und frisches Karamell verleihen der Nase einen süßlich-cremigen Touch, der für Jack Daniel’s typisch ist. Eine feine, aromatische Holznote rundet das Profil ab. Die 50 % Vol. machen sich anfangs durch eine gewisse alkoholische Schärfe bemerkbar, die jedoch rasch verfliegt. Zurück bleiben die fein abgestimmten Aromen, die mich stark an die 45%ige Single Barrel Variante erinnern – hier allerdings mit deutlich mehr Wucht.


Geschmack
Im Mund legt der Bonded Rye richtig los – kräftig und mit vollem Mundgefühl. Er belegt den gesamten Gaumen mit intensiven Zimt- und Muskatnoten, begleitet von einer angenehm würzigen, auf der Zunge prickelnden Pfeffernote. Ob diese Schärfe eher vom Alkohol oder der Eichenwürze stammt, lässt sich schwer sagen. Zu den orientalischen Gewürzen gesellt sich der Geschmack von Kirschbonbons mit einem deutlichen Anteil Pfefferminze. Dominant ist aber vor allem der Holzeinfluss, der besonders im Abgang nochmal ordentlich nachlegt. An Zungenspitze, Gaumen und Wangeninnenseiten zeigt sich eine adstringierende Trockenheit.


Abgang
Die herb-bitteren Tannine des Eichenholzes prägen das Finish. Hinzu kommen nochmals kirschige Noten mit Pfefferminze sowie ein Hauch Karamell. Das Finale ist lang anhaltend und intensiv.


Fazit
Schon ein paar Tropfen Wasser wirken wahre Wunder! Der Alkoholeinfluss in der Nase sowie die intensive Würze und Schärfe im Geschmack werden spürbar abgemildert. Der Rye öffnet sich merklich: Vanille, Karamell und Kirschmarmelade treten stärker hervor. Das Beste daran: Seine Kraft und Vollmundigkeit bleiben trotz Wasserzugabe erhalten.

Ohne Wasser wirkt er auf mich fast ein wenig unausgewogen und ruppig. Mit Wasser ist er hingegen eine absolut gelungene, höherprozentige Alternative zu meinem geliebten Single Barrel Rye.

Montag, 23. Juni 2025

Jamaica Navy Strength 5 Jahre, 57% (CDI)

 

Rum-X-Eintrag

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Aussehen
Dunkles Strohgelb.


Nase
Kaum die Nase ans Glas gehalten, steigt einem sofort eine intensiver Duft reifer Bananen entgegen – die Sorte, die fast schon nach Kuchen ruft, mit einigen überreifen Exemplaren darunter, deren Schale sich schon dunkelbraun verfärbt hat. Dazu gesellen sich frische Zitrusnoten, vor allem Zitrone und eine feine Vanille, die das Ganze schön abrundet. Besonders spannend finde ich diese frische Mentholnote – sie erinnert mich stark an die zwölfjährige Jamaica-Abfüllung von Mezan, und das im besten Sinne.

Es bleibt aber nicht nur bei süßen Früchten: Da sind auch stark angegrillte Ananasscheiben, die für eine leicht rauchige Röstnote sorgen. Ein paar geräucherte Kräuter und eine dezente Schärfe von buntem Pfeffer bringen eine würzige Tiefe mit rein. Der typische Jamaica-Funk und die Ester sind klar da, aber angenehm dosiert – nicht so wild und überschwänglich wie bei den Hochester-Kalibern. Das macht die Nase insgesamt sehr harmonisch und rund. Und obwohl wir hier bei satten 57% Vol. liegen, drängt sich der Alkohol überhaupt nicht unangenehm in den Vordergrund. Im Gegenteil – er trägt die Aromen, ohne sie zu überlagern.

Mit ein paar Tropfen Wasser verändert sich das Bild: Die Vanille tritt zunächst stärker hervor, wird dann aber bald von einer intensiveren Esterwelle abgelöst. Die Röstaromen und die Würze rücken dabei etwas in den Hintergrund. Für meinen Geschmack bleibt die unverdünnte Variante in der Nase aber ausdrucksstärker und spannender.


Geschmack
Am Gaumen gibt der Rum dann sofort Vollgas. Der Alkohol meldet sich mit ordentlich Power und bringt eine hitzige Schärfe mit – eine Mischung aus Pfeffer und ein paar feinen Chiliflöckchen. Das Ganze wird begleitet von einer kräuterigen Würze, die dem ersten Eindruck Tiefe verleiht. Doch keine Sorge, schon kurz darauf öffnet sich der Rum und zeigt seine süße, fruchtige Seite: Eine Welle aus Honig, tropischem Obst und funky Estern rollt über die Zunge. Vanillesauce, Ananaskompott, zerdrückte Bananen – alles da, begleitet von einem Hauch frischer Minzblätter, der dem Ganzen einen angenehmen Frischekick verpasst.

Irgendwie scheint sich hier ein kleiner Tipp-Fehler am Label eingeschlichen zu haben :-)

Die anfängliche Hitze verfliegt schnell und macht Platz für ein vollmundiges, kräftiges Aromenspiel, das lange präsent bleibt. Mit ein wenig Wasser wird der Alkohol deutlich gezähmt, was den süßen und fruchtigen Noten mehr Raum gibt. Im Gegensatz zur Nase, wo ich ihn pur bevorzuge, finde ich im Geschmack die verdünnte Variante tatsächlich reizvoller – da kommen Vanille, Honig und Frucht einfach noch klarer und länger zur Geltung.


Abgang
Der Abgang bleibt dem Stil treu: Die Ester bleiben präsent, jetzt begleitet von einer leicht herben Note von Eichenholz. Vanille und Banane verabschieden sich nur langsam und sorgen für einen angenehm langen Nachhall.


Fazit
Wer auf der Suche nach einem Jamaica-Rum mit mittlerem Esterprofil ist, dürfte hier ziemlich glücklich werden. Der „Jamaica Navy Strength“ von CDI bietet ein richtig gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und zeigt eindrucksvoll, wie viel Charakter ein fünfjähriger Rum haben kann. Mir macht er richtig Spaß – er ist ein weiterer Schritt auf meiner Reise durch die wunderbare Welt des Jamaica Rums mit all seinem Funk. Und das Beste: Er ist trotz seiner Stärke erstaunlich süffig und einfach lecker.

Donnerstag, 19. Juni 2025

6 Spey Malts im Glas - Online Tasting

 

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Am 11. Juni abends fand die 7. Ausgabe der Youtube Online Tasting Reihe "Simple Sample meets The Spirits Alchemist" statt. Steffen und Oli von Simple Sample führten gemeinsam mit Sebastian Büssing, Gründer von The Spirits Alchemist, durch den Abend. Inhalt des Tastings waren sechs ausgesuchte Abfüllungen der Speyside Distillery. Die Brennerei vertreibt ihre Single Malts unter der Marke Spey. Seit Anfang Mai diesen Jahres ist die bisherige Brennerei zu einer Ghost Distillery geworden. Glasgow Whisky, aktueller Eigentümer der Brennerei, legte die Anlage still und hat bereits mit dem Umbau und Modernisierung der Brennerei begonnen. Der Schwerpunkt liegt bei diesem Projekt vor allem auf eine umweltfreundliche und energiesparende Produktion. 


Für mich war dies eine hervorragende Gelegenheit mich mit den Malts dieser vormals kleinen urigen Brennerei erstmals so richtig auseinander zu setzen. Folgende Single Malts waren im Line-up:

1. Spey 10y

2. Spey Tenné

3. Spey Trutina

4. Beinn Dubh The Black

5. Spey Trutina Cask Strength Batch 4

6. Spey Fumare Cask Strength Batch 4



01. Spey 10y, 46%

Whiskybase

Der einzige Malt in diesem Tasting mit Altersangabe lag seine gesamte Reifezeit in Ex-Bourbonfässern. Nur 3.000 Flaschen kamen bei dieser limitierten Abfüllung im Herbst 2022 auf den Markt. Es kam keine Kühlfiltration noch künstlicher Farbstoff zum Einsatz. 


Farbe
Strohgelb.


Nase
Leichte alkoholische Spitzen, prickelnd und frisch – erinnert an Schaumwein mit Birne, Apfel und einem Hauch Zitrus. Mineralisch und knackig, wie ein trockener Grüner Veltliner. Ein klassischer Speysider mit Bourbonfass-Reifung: grüne, grasige Noten, frische Kräuter, insgesamt aber fruchtbetont und recht ausgewogen. Der Alkohol bleibt auch mit mehr Luft und Zeit im Glas spürbar, ohne jedoch zu stören.


Geschmack
Kräftiger Auftakt, der sich in zwei Richtungen entfaltet: auf der einen Seite eine feine, puderzuckrige Süße, auf der anderen eine prägnante Würze, die an geriebenen Ingwer und Chiliflocken erinnert. Die Frucht aus der Nase tritt in den Hintergrund – eher die herben Schalen als das Fruchtfleisch sind präsent. Die Kräuter wirken nun getrocknet. Ein Schuss Wasser rundet den Geschmack ab und reduziert den Einfluss vom Alkohol, bringt die Süße stärker hervor und lässt die Birne wieder deutlicher hervortreten.


Abgang
Im Finish übernehmen herbe, bittere Noten die Kontrolle. Die Eichenfass-Einflüsse dominieren – als würde man auf Birnenschale und Kerngehäuse kauen.


Fazit
Ein klassischer Sommerwhisky aus der Speyside – hellfruchtig mit zarter Mineralität. Die zehn Jahre Reifung wirken nicht ganz überzeugend, er erscheint vor allem im Geschmack jünger. Bei einem Preis von über € 70,- ist das Gebotene leider etwas dünn.



02. Spey Tenné, 46%

Whiskybase

Diese NAS-Abfüllung lag für seine Basisreifung mindestens acht Jahre in Ex-Bourbonfässern und erhielt danach ein sechs Monate langes Finish in Tawny Port Fässern. Insgesamt wurden 18.000 Flaschen davon mit 46% ohne Kältefiltration und Farbstoff abgefüllt.


Farbe
Dunkles Kupfer.


Nase
Alkohol ist sehr gut eingebunden. Cremige Süße mit fruchtiger Opulenz: Erdbeerkonfitüre mit Fruchtstücken, dazu Heidel- und Himbeeren. Ergänzt durch Milchschokolade, geröstete Haselnüsse, Vanillecreme und Nougat. Eine sehr einladende, süße und vielschichtige Nase.


Geschmack
Vollmundig, cremig, sehr süß. Die Früchte wirken nun dunkler – neben Erdbeeren auch intensiv eingekochtes Pflaumenmus. Die Schokolade ist dunkler, der Kakaoanteil höher, die Nüsse stärker geröstet. Rosinen und Toffee runden das Bild ab. Der Holzeinfluss vom Fass ist spürbar – Bitterstoffe setzen einen guten Kontrapunkt zur Süße.


Abgang
Mittellang bis lang. Pflaumenmus, Rosinen, etwas Holz und feine Tabaknoten prägen das Finale.


Fazit
Eine gelungene Tawny-Port-Abfüllung, die mit 46% Vol. wunderbar harmoniert. Die intensive Erdbeer-Note in der Nase ist dabei die Überraschung. Geschmacklich dunkler und fassbetonter, aber durchaus stimmig. Für etwa € 40,- eine klare Preis-Leistungs-Empfehlung für Freunde intensiver Port-Finishes.



03. Spey Trutiná, 46%

Whiskybase

Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "die Balance". Der NAS Whisky reifte unbestimmte Zeit in Ex-Bourbonfässern und wurde ohne Kühlfiltration und künstlichem Farbstoff in 18.000 Flaschen abgefüllt.


Aussehen
Helles Goldgelb.


Nase
Sehr weich und cremig mit floralen, beinahe parfümierten Noten. Vanillesauce trifft auf exotische Früchte wie Mango und Litschi. Dazu grüne Äpfel, gelbe Birnen und im Hintergrund sommerliche Wiesenblumen. Der Alkohol ist sanft integriert. Für einen NAS-Whisky wirkt die Nase bemerkenswert stimmig – angenehmer als beim 10-Jährigen.


Geschmack
Kräftiger Einstieg, der in ein weiches, volles Mundgefühl übergeht. Honigsüße, intensive Vanille und tropische Früchte (Ananas, Mango, Passionsfrucht) dominieren. Ein feines Spiel aus Süße, Säure und Frucht. Weißer Pfeffer sorgt für einen würzigen Ausklang.


Abgang
Zart, eher kurz, aber geschmacklich voll. Weiße Schokolade mit Zitronenzeste, dezente Würze.


Fazit
Im direkten Vergleich zur 10-jährigen Variante deutlich überzeugender. Trotz fehlender Altersangabe zeigt sich hier eine intensive, harmonische Bourbonfass-Reifung mit tollem Fruchtprofil. Für ca. € 35,- eine hervorragende Wahl – ein echter Geheimtipp für Liebhaber von puren Ex-Bourbon-Reifungen in Trinkstärke.



04. Beinn Dubh The Black, 43%

Whiskybase

Das Kuriosum des Abends. Beinn Dubh kommt aus dem Gälischen und bedeutet Schwarzer Berg. Präsentiert wurde dieses fast schwarze Destillat 2015 im Rahmen Europas größten Harley Davidson Ralley. Der Whisky lag seine nicht näher bekannte Reifezeit in Portfässern die extra stark getoastet wurden. Trotz dieser Behandlung wird der Malts nachträglich gefärbt und wahrscheinlich auch kühlgefiltert. 


Aussehen
Dunkles Nussbraun – fast wie Cola. Starker Einsatz von Zuckerkulör.


Nase
Massive Rosinennote, dazu Minze, Pflaumenmus, getrocknete Tabakblätter und balsamische Noten. Schwer, fast sirupartig. Mit mehr Zeit zeigen sich säuerlich-fruchtige Beerennoten und leicht verbranntes Karamell. Alkohol ist kaum wahrnehmbar.


Geschmack
Anfangs etwas dünn, dann weiches sanftes Mundgefühl. Weniger süß als erwartet. Tabak, Rosinen, Melasse und erneut das bittere Karamell prägen das Bild. Würzig mit einer Prise schwarzem Pfeffer. Die Frucht ist fast verschwunden, bittere Noten dominieren.


Abgang
Kurz. Röstaromen, dunkle Schokolade und bitteres Karamell – nicht viel mehr.


Fazit
Ein intensiver, eigenwilliger Whisky mit sehr speziellem Charakter. Die Nase ist spannend, aber der Geschmack enttäuscht: zu bitter, zu unausgewogen. Der Portwein-Einfluss ist kaum präsent. Die Whisky-Typizität fehlt fast völlig. Könnte auch ein gespriteter Portwein sein.



05. Spey Trutina Cask Strength Batch #4, 59,4%

Whiskybase

Aussehen
Helles Goldgelb.


Nase
Zunächst sticht der Alkohol spürbar in der Nase. Dann erscheinen Getreide- und Müsliaromen, junger Weißwein mit prickelnder Säure, Hefe – fast wie Sake. Hellfruchtige Noten: Ringlotten, grüner Apfel, Kriecherl. Mit mehr Zeit zieht sich der Alkohol angenehm zurück und gibt die Bühne frei für ein interessantes Aromenspiel.


Geschmack
Trotz der Stärke sehr gut eingebundener Alkohol. Seidiges, cremiges Mundgefühl. Startet mit Honigsüße, danach folgen helle Früchte und Vanillecreme. Sehr klare Bourbonfass-Aromen. Zum Ende hin leichte Bitterstoffe vom Holz.


Abgang
Nicht übermäßig lang, aber sehr aromatisch. Honig, Apfel, Birne und ein Hauch Pfeffer begleiten den angenehmen Ausklang.


Fazit
Wie schon die 46%-Variante sehr überzeugend – aber hier nochmals mit mehr Tiefe und Präsenz. Klassische Bourbonfass-Reifung, schön umgesetzt. Für ca. € 60,- bis € 65,- ein klarer Tipp – Preis-Leistung top.



06. Spey Fumare Cask Strength Batch #4, 58%

Whiskybase

Die Brennerei produzierte 2 Wochen im Jahr mit 20 ppm getorfter Gerste rauchigen New Make. Das Ergebnis war mit dem Fumare die einzige rauchige Abfüllung der Brennerei. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet sinngebend "Rauch". Der NAS-Whisky reifte ausschließlich in Ex-Bourbonfässern. Für das Batch 4 dieser Einzelfass-Reihe wurden 1.500 Flaschen ohne Färbung und Kühlfiltration herausgebracht.


Aussehen
Reifer Weißwein, fast schon in Richtung Süßwein.


Nase
Feiner Rauch von Stein- und Holzkohle, leicht medizinisch-phenolisch. Dahinter Zitronen, gegrillte Ananas, Honigmelone. Getrocknete Kräuter sorgen für Würze. Alkohol gut eingebunden. Erinnerungen an klassische Islay-Raucher mit Bourbonfassreifung.


Geschmack
Kräftig, aber ausgewogen. Rauchig, torfig, aschig – aber auch süß mit Honig, Vanille und Zitrone. Die gegrillten Früchte und Kräuter kommen gut zur Geltung. Der Rauch verliert mit der Zeit an Dominanz, die Frucht tritt dadurch stärker hervor.


Abgang
Der Rauch bleibt präsent, begleitet von Ananas und aschigen Kräutern. Langanhaltend und würzig.


Fazit
Eine sehr gelungene Variante eines rauchigen Speysiders mit schöner Balance zwischen Frucht, Süße und Rauch. Für € 60,- bis € 65,- ist sie eine echte Alternative zu fassstarken Islay-Vertretern.


Die drei Jungs hatten immer wieder während des Tastings ihren Spaß.


Gesamtfazit des Abends

Die Chemie zwischen den drei Jungs stimmt perfekt – lockere Sprüche und spontane Gags sorgen für eine angenehm entspannte Atmosphäre. Man hat ausreichend Zeit die Malts ausgiebig zu verkosten. Die Auswahl der Abfüllungen war absolut passend - auch der Beinn Dubh (wo ich das Glas nicht leeren konnte :-)) war eine interessante Erfahrung. Einzig - wenn verfügbar gewesen - wäre die Cask Strength Version vom Tenné noch spannend gewesen. Insgesamt ein kurzweiliger, sympathisch moderierter Abend, der Lust auf mehr solcher Veranstaltungen macht.

Was die Single Malts der nun alten Speyside Distillery angehen, waren der Tenné und der Trutina (sowohl in Trinkstärke als auch in Fassstärke) die positive Überraschung des Abends. Ich finde die Whiskys haben ein tolles Preis/Leistungsverhältnis und bieten in ihren Fassreifungssegmenten gute bis sehr gute Qualität.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Glengoyne 16y (ADoS)

 

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Glengoyne ist in den Flaschen-Serien vom Brühler Whiskyhaus ein eher seltener Gast – was allein schon Grund genug war, mir schnell ein Sample dieser Abfüllung zu sichern. Der andere Grund: pure Neugier. Glengoyne harmoniert bekanntlich hervorragend mit Sherryfassreifung; in der Brennerei kommen sowohl Oloroso- als auch PX-Fässer zum Einsatz.

In letzter Zeit hat sich mein Geschmack allerdings gewandelt – reine Bourbonreifungen reizen mich zunehmend mehr. Bei Sherry- oder Weinfass-Einflüssen achte ich inzwischen besonders darauf, dass das Fass den Whisky nicht überlagert.

Genau das ist jedoch bei Abfüllungen vom Brühler Whiskyhaus eher die Ausnahme. Marco Bonn bevorzugt intensive Fassprägung – süß, kräftig und aromatisch. Oft gerät dabei der Whisky selbst etwas in den Hintergrund.

Der Glengoyne reifte vollständig in einem PX Sherry Hogshead und wurde mit 52,6 % vol. in 271 Flaschen abgefüllt. Ich war gespannt, was mich hier erwartet.

Fotocredit: whiskybase.com


Aussehen
Dunkles Mahagoni.


Nase
Unverdünnt zieht der Alkohol beim ersten Schnuppern ordentlich in die Nase. Mit etwas Zeit im Glas legt sich dieser erste Eindruck, und eine klassische Sherry-Nase entfaltet sich – klassisch im besten Sinne des Wortes. Neben einem fein eingekochten Zwetschkenröster zeigen sich getrocknete Datteln, Feigen und Aprikosen. Die Früchte ruhen in einer cremigen, karamellisierten Milchschokoladenmasse mit gerösteten Haselnussstücken. Überraschend: Die erwartete PX-Süße bleibt dezent im Hintergrund – von einem Zuckerschock keine Spur.

Dazu kommen würzige Noten wie getrocknete Tabakblätter, Zimt, Gewürznelken und Eichenholz. Nach dem ersten alkoholischen Schub präsentiert sich eine klassische, angenehm ausgewogene Sherryreifung.

Geschmack
Hier zeigt sich der Alkohol noch präsenter als anfangs in der Nase. Sehr pikant, fast schon mit Chilischärfe vergleichbar, überrollt der Whisky den Gaumen und wärmt kräftig den Rachen. Die eigentlichen Aromen haben es schwer – herbe Holztöne und ein leicht seifiger Eindruck (Veilchenseife?) drängen sich in den Vordergrund. Da hilft nur Wasser.

Und tatsächlich: Mit ein paar Tropfen Wasser wird die Schärfe gezähmt und der Whisky deutlich zugänglicher. Nun kommen endlich auch die vermissten Sherrynoten zum Vorschein – Marillenmarmelade, Pflaumenmus mit Zimt, geröstete Nüsse. Die herben Holzaromen bleiben jedoch weiterhin präsent, ebenso diese störende Seifigkeit. Kann die vom Fass kommen?


Abgang
Der Nachklang ist eher kurz. Bittere, herbe Eichennoten bleiben erhalten, begleitet von einem Hauch Apfelschale und etwas Pflaumenmus. Leichte Tabakreste verweilen auf der Zunge.


Fazit
Der Alkohol ist hier das Hauptproblem – nicht gut eingebunden und zu dominant. Die Vollreifung im PX-Fass über 16 Jahre bringt zwar eine schöne Nase hervor, lässt aber im Geschmack zu viele bittere Holztöne zu. Mit Wasser wird es besser, doch der Whisky bleibt für mich unausgewogen.

Während die Nase Lust auf mehr macht, bleibt der Geschmack deutlich dahinter zurück. Der seifige Eindruck stört, und auch Wasser bringt hier keine klare Rettung. Für mich leider keine rund gelungene Abfüllung – wir werden wohl keine Freunde.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Laphroaig Càirdeas 2025 Lore Cask Strength

 

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Eigentlich gibt es bei mir nur zwei feste Größen, wenn es um Whisky geht. Der eine Fixstern sind neue Abfüllungen aus der Cask Exploration Series von Port Charlotte. Ich liebe einfach diese faszinierende Kombination aus spannenden Fassreifungen und der intensiven, eigenwilligen Rauchigkeit, für die die rauchigen Bruichladdichs bekannt sind. Jedes Jahr aufs Neue ein Highlight.

Der zweite Pflichttermin ist das Fèis Ìle Festival auf Islay – genauer gesagt: der Moment, in dem Laphroaig seine jährliche Càirdeas-Abfüllung präsentiert. Die Frage nach dem eingesetzten Fasstyp ist jedes Mal spannend – und bisher wurde ich noch nie enttäuscht.


Der Càirdeas 2025 ist da
Kaum war der diesjährige Càirdeas im Online-Shop für die „Friends of Laphroaig“ verfügbar, hatte ich ihn auch schon bestellt. Und weil – wie schon im letzten Jahr bei der „Cask Favourites“-Abfüllung – die Flasche mit Freunden geteilt wird, war sie natürlich schnell geöffnet und einer ersten Verkostung unterzogen.

Die diesjährige Festivalflasche trägt den Namen Lore Cask Strength – und damit ist im Grunde schon viel gesagt: Es handelt sich um eine fassstarke Version der beliebten Lore-Abfüllung. Und „fassstark“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn mit satten 59,6 % Vol. Alkohol ist dies die bisher stärkste Càirdeas-Abfüllung überhaupt.


Was macht den Lore aus?
Der Lore lebt von der Kombination verschiedener Altersstufen und – noch entscheidender – von der Auswahl und Komposition fünf unterschiedlicher Fasstypen. Zum Einsatz kommen neben Virgin European Oak, First Fill Bourbon Casks auch Refill Bourbon Casks, Quarter Casks und Oloroso Sherryfässer. Die exakte Fassverteilung bleibt wie immer Laphroaigs Geheimnis.


Aussehen
Dunkles Bernstein, sattes Kupfer.


Nase
Ich beginne mit dem unverdünnten Dram. Noch bevor meine Nase das Glas erreicht, weht mir eine massive Rauchwand entgegen – kraftvoll, phenolisch und mit einem Aroma, das an schmutziges Getriebeöl erinnert. Roh, kompromisslos, geradezu brachial: ein echter „in your face“-Start. Und was für einer! Der Rauch ist intensiv und charakterstark – neben dem markanten Phenol zeigen sich maritime Noten, Jod, eine mineralische Kante und eine unterschwellige Süße, die an Karamell erinnert.

Hat man sich erst einmal durch die erste Rauchattacke geschnuppert, treten weitere Facetten zutage: angekohlte Holzreste wie aus einem abgebrannten Lagerfeuer und eine Karamellnote, die sich zunehmend mit fruchtigen Sherryeinflüssen verbindet – rote Beeren, getrocknete Aprikosen, aber auch leicht säuerliche Nuancen von Ribiseln oder unreifen Heidelbeeren. Dazu kommen dezente Kräuteranklänge und eine angenehme Holzwürze, die das Aromenspiel abrunden. Eine tiefgründige, typische „Laphi“-Nase, die sich an den Wurzeln der Marke orientiert.

Mit ein paar Tropfen Wasser bleibt der Rauch angenehm präsent. Zusätzlich tritt eine Vanillenote in den Vordergrund – vorher nur im Abgang wahrnehmbar – und die beerige Fruchtigkeit wird spürbar intensiver.


Geschmack
Ein fulminanter Einstieg: kraftvoll, ölig, den gesamten Mundraum auskleidend. Der phenolische Rauch legt sich dominant auf den Gaumen, begleitet von einem Hauch kalter Steinkohleasche. Eine aromatische Pfeffernote folgt, nicht bloß scharf, sondern vielschichtig und ausgewogen. Würzige Akzente, die an geräuchertes Paprikapulver erinnern, sorgen für Spannung.

Dann der Umschwung: Die Süße übernimmt mit Noten von weichem Karamell, eingekochtem Beerenkompott, Pflaumen und Aprikosenmarmelade. Fruchtig, cremig, komplex – und überraschend vielschichtig. Trotz der hohen Alkoholstärke lässt sich der Whisky hervorragend pur genießen. Besonders gefällt mir das harmonische Wechselspiel aus Rauch, Würze und Fruchtigkeit – letzteres hätte ich so intensiv aus der Nase nicht erwartet.

Mit Wasser wird der Dram äußerst süffig. Die cremige Textur bleibt erhalten, der Rauch dominiert weiterhin den Auftakt, doch Süße und Frucht treten stärker hervor. Die Würze bleibt präsent und verankert den Geschmack im kräftigen Grundcharakter.


Abgang
Wärmend und lang anhaltend gleitet der Whisky den Rachen hinunter. Der phenolische Rauch und die Asche verweilen eindrucksvoll lange am Gaumen. Zugleich hält sich eine milde Süße, nun verstärkt durch feine Vanillenoten, bis weit in den Nachhall hinein.


Fazit
Beim letztjährigen Cask Favourites gingen die Meinungen unter den Fans auseinander: Für die einen war er zu wenig medizinisch-rauchig und zu sherry-lastig, für die anderen war gerade die dominante Sherry-Note genau richtig. Ich persönlich mochte ihn durchaus – allerdings wurde mir gegen Ende der Flasche die kräftige Verbindung von Sherry und Rauch fast ein wenig zu viel.

Ganz anders präsentiert sich die aktuelle Abfüllung. Hier lautet das Motto klar: „Back to the roots“. Markanter, medizinisch-phenolischer Rauch, kräftig, robust, beinahe rau – genau das, was man sich als Liebhaber klassischer Laphroaigs wünscht. Und dennoch: Die Sherrynoten fehlen nicht. Sie sind da, klar erkennbar, aber subtiler eingebunden – sowohl in der Nase als auch im Geschmack.

Unterm Strich eine rundum gelungene Festivalabfüllung. Ich bin froh, dass ich mir ein Exemplar sichern konnte – auch wenn ich sicher bin: Bis zum nächsten Fèis Ìle wird diese Flasche wohl nicht überleben. Dafür ist sie einfach zu süffig – und zu gut.

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