Donnerstag, 30. April 2020
Balblair 1990/2014 2nd Release
Whiskybase
Nase & Aussehen
Der Balblair zeigt sich in einem tiefen Bernstein, fast schon in Richtung Kupfer gehend. Die Tränen, mittlerer Anzahl, rinnen gemächlich hinab. Sofort kommt ein schöner Fruchtmix aus roten Äpfel und Orangen. Deutliche Süße am Anfang in der Nase. Aromatische Holz, fast wie Sandelholz, ganz leicht im Hintergrund. Mit Ausnahme der Orange ist der Beginn der Nase eher in Richtung Bourbonfass konzentriert. Nach ein paar Minuten im Glas werden die Aromen schwerer. Die Orange wird zur Orangenmarmelade, aber ohne den Zesten darin. Es erscheinen Karamellbonbons auf der Bildfläche.
Nach dem ersten Schluck verblasst auch in der Nase die Honigsüße und auch hier werden die Gewürze wahrnehmbarer. Die Orange bleibt. Es ähnelt einem Orangenchutney.
Geschmack
Überraschend würziger Beginn im Mund. Ein eher wässriges Mundgefühl zu Anfang. Von der Süße ist beim ersten Schluck recht wenig zu merken. Es übernehmen sofort Gewürze wie Zimt, Muskat und Ingwer die Kontrolle. Beim zweiten Schluck wird es öliger. Die Gewürze bleiben. Etwas Zitrone, Grapefruit kommt hinzu. Die Orange aus der Nase ist nun dahin.
Abgang
Würzig, dunkle Schokolade mit dezenter Bitterkeit. Zitrone ist auch dabei. Schöne aromatische Eichenfracht. Finish ist nicht übermäßig lang. Gegen Ende hin übernimmt die Eiche deutlich das Kommando.
Fazit
Ich bin ein wenig zwiegespalten. Die Nase vom Balblair ist wirklich sehr fein und schön. Eher weniger Sherry, dafür mehr auf der Bourbenseite. Im Mund haben mir jedoch diese Aromen aus der Nase, allen voran die Honigsüße und diese Orangenmarmelade gefehlt. Da hatte ich von meinem ersten Balblair insgeheim mehr erhofft. Nicht falsch verstehen, er ist ein guter Malt. Aber leider auch nicht mehr. Vielleicht liegt es auch nur an meiner Tagesform. Ich werde dem Balblair sicherlich noch die eine und andere Chance geben, mich auch beim Geschmack mehr abzuholen.
Mittwoch, 22. April 2020
Lagavulin DE 2002/2018
Whiskybase
Nase & Aussehen
Leider ist der Lagavulin durch Zuckerkulör gefärbt. Ansonsten wäre das dunkle Bernstein in meinem Glas sehr schön gewesen. Dafür rinnen die Legs angenehm langsam und ölig am Glasrand hinab. Süßer Rauch mit Trockenfrüchten. Fruchtig. Leichter aromatischer Holzrauch. Auch etwas Asche. Als wäre man abends am Strand und würde ein Lagerfeuer anfachen. Seeluft. Was toll ist, der Rauch übertüncht nicht die anderen Aromen, er untermalt sie und verwebt sie eher noch miteinander. Der Sherryeinfluss ist deutlich erkennbar. Auch etwas zitroniges ist ganz leicht wahrnehmbar, etwas frisches. Der Alkohol ist gut eingebunden. Sanft, absolut nichts sticht in der Nase. Nach dem ersten Schluck nimmt der Rauch mehr ab und es bleibt die Asche, gemischt mit den anderen Aromen in der Nase.
Geschmack
Schön kräftiges und zugleich cremiges, volles Mundgefühl. Gleich zu Beginn im Mund eine schöne Torf-Note. Leichte Asche-Assoziation. Das Prickeln von der Eiche ist am Ende im Mund auch wahrnehmbar. Beim zweiten Schluck wird es süßer und auch ein wenig zitruslastiger, mit abgeriebener Zitronenzeste kombiniert. Die Sherrykomponenten sind die ganze Zeit im Mund präsent. Sie sind nicht omnipräsent, aber sie runden den Geschmack homogen ab.
Abgang
Die Eiche setzt sich im Finish fort und zeigt sich mit einer schönen dunklen Espressocrema. Der Torf wird weniger, dafür nimmt die Asche immer mehr seinen Platz ein. Und die bleibt, zusammen mit dem Espresso schön lange im Mund liegen. Am Ende hin kommt der Malt etwas trockener daher. Die Asche trocknet immer mehr aus.
Fazit
Mein erster Lagavulin und dann gleich eine Distillers Edition. Sehr überraschend und zugleich überzeugend ist dieser schöne fruchtige Sherryrauch gleich zu Beginn in der Nase. Mit der Zeit wird die Nase immer aromatischer. Ich bin mir nicht sicher, aber ich hatte sogar das Gefühl kurz so etwas wie Kirsche oder Pfeiffentabak wahrzunehmen. Ob es zu früheren Ausgaben geschmackliche Unterschiede gibt, kann ich aus Mangel an Vergleichsmöglichkeit nicht nennen. Mir hat diese Abfüllung gefallen.
Donnerstag, 16. April 2020
Glenrothes American Oak 1995/2017
Whiskybase
Nase & Aussehen
Die Farbe ist ein schönes kräftiges Gold. Sehr ölige Schlieren sind am Glasrand zu sehen. Der allererste Eindruck - Rosinen. Süßer Rosinenkuchen mit Karamel. Und dazu doch deutliche Sherryaromen. Dörrpflaumen, dunkle rote Früchte. Geröstete Nüsse. Unglaublich intensive Nase. Würzige, fast schon eine florale Nase. Sehr tief. Interessanterweise bekomme ich nach einiger Zeit im Glas als Fruchtnote auch so etwas wie reife Zuckermelone, italienische Urlaubsfeeling inklusive.
Geschmack
Sehr cremiges und weiches Mundgefühl. Spritzig und zugleich süßer Antritt. Eine schöne harmonische Würzigkeit von der Eiche ist sofort präsent im Geschmack. Die Fruchtaromen, die ich in der Nase hatte, sind jetzt vor allem den Gewürzen, wie Zimt und Muskat und der Süße gewichen. Auch die gerösteten Nüsse von der Nase sind weiterhin präsent. Der Alkohol mit 45% Alkohol ist super eingebunden.
Abgang
Intensive Eichenwürzigkeit auch am Ende. Wenig Bitterkeit jedoch von der Eiche. Es kommt ganz am Schluss eine herbe Note, jedoch wirkt sie eher von Traubenkernen oder eben den Nüssen aus der Nase, als von einem Kakao oder dunkler Schokolade. Sehr langes Finish. Die Eiche macht sich richtig breit im Mund und verweilt eine lange Ewigkeit dort.
Fazit
Die Nase ist ein Traum. Kann man stundenlang dran schnuppern. Wer auch Eiche steht, ist hier im Paradies. Aber wir sprechen oder besser schmecken hier vor allem von der aromatischen, süßen, vanilligen Eiche. Nicht von der bitteren herben europäischen. Der gefällt mir ausnehmend gut. Der ist ein Großflaschenkandidat, würde es hier von noch eine Flasche zu einem akzeptablen Preis geben.
Samstag, 11. April 2020
Maker's 46
Whiskybase
Nase & Aussehen
In der Farbe zeigt sich der 46 gegenüber seinem Kollegen Marker‘s Mark schon gesetzter. Das Bernstein im Glas ist sichtbar dunkler. Und das setzt sich in den Aromen fort. Von der bei Bourbons so beliebte Klebernote ist hier nichts zu erkennen. Im ersten Eindruck ist er eher unaufdringlich, aber nicht fad. Im Gegenteil. Elegant. Zu der Süße vom Vanillezucker gesellen sich Orangensaft und ein wenig Orangenabrieb dazu. Könnte man fast mit einer Crème Brûlée, flambiert mit Orangenlikör, assoziieren. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, da brennt nichts in der Nase.
Geschmack
Wow. Toller Antritt. Nicht zu brutal. Aber deutlich spürbar. Dazu aber weiterhin die süße Vanillecreme mit Orangenschalen, schön würzig aber nicht bitter. Auch im Mund ist der Alkohol gut verwoben. Wasser ist absolut nicht nötig - im Gegenteil.
Foto: Marker's Mark Distillery |
Wärmender Abgang mit Gewürzen und einer tollen Amarenakirsche(!), die dann langsam in eine schöne holzige Eichennote übergeht. Der Abgang an sich ist mittellang.
Fazit
Toller Bourbon. Von der Nase bis zum Abgang sehr stimmig und lecker. Die 47% passen und reichen vollkommen. Gegenüber dem Maker‘s Mark eine deutliche Steigerung. Das beide aus dem selben Haus kommen ist erkennbar. Der 46 ist jedoch deutlich reifer und gesetzter in seinen Aromen. Die plus 2% Alkohol merkt man und tun dem Malt gut. Den merke ich mir!
Marker's Mark
Foto: Marker's Mark Distillery |
Nase & Aussehen
Der Malt glänzt mit einer schönen satten Bernsteinfarbe im Glas. Ein Hauch der für Bourbon typischen Klebernote ist in der Nase vorhanden. Jedoch in keinster Weise so stark, wie bei anderen Bourbons. Gleich hinter dieser Note kommt eine karamellartige Süße. Auch die Vanillecreme ist deutlich vorhanden. Eine schöne weiche Nase. Der Alkohol mit 45% macht sich nicht bemerkbar.
Geschmack
Der süße Beginn im Mund verwandelt sich zügig in eine leichte aromatische Pfeffernote. Gefolgt von ein paar Gewürzennoten. Etwas Maiskuchen schwingt mit.
Abgang
Eher von kurzer Dauer ist das Ende. Wenige Aromen schwingen im Abgang mit. Die Eiche vom Fass ist, wenn überhaupt, nur in minimaler Form anhand einer leichten Bitterkeit am absoluten Ende zu bemerken.
Fazit
Ein sehr süffiger Bourbon mit einer netten süßen und überaus weichen Nase. Im Mund überraschend würzig mit der Pfeffernote. Abgang leider eher nichtsagend. Da sind keine Ecken und Kanten. Daher würde ich ihn sogar eher als gemütlichen Trinkwhisky als einen Cocktailspirit sehen. Denn ob er sich gegenüber den anderen Zutaten durchsetzt? Für diese Aufgabe sehe ich den Bulleit mehr geeignet.
Donnerstag, 9. April 2020
Glenburgie 1995 SV 24y
Whiskybase
Der Glenburgie bekam nach 23 Jahren noch eine 15monatige Nachreifung in Oloroso Sherryfässer spendiert. Viele Signatory Vintage Abfüllungen hatte ich noch nicht im Glas und beim Glenburgie ist es sowieso eine Prämiere.
Nase & Aussehen
Als Farbe glänzt ein schönes, sattes Bernstein im Glas. Ganz langsam rinnen die Legs hinab. Der erste Eindruck präsentiert sich sehr aromatisch und fruchtig. Zuerst habe ich schöne, deutliche aber nicht aufdringliche Sherryfruchtaromen in der Nase. Dazu gesellt sich etwas Vanille. Es ist auch eine bestimmte Süße zu spüren. Aber weniger eine honig- oder zuckergleiche, eher kommt sie von der zu riechenden Fruchtigkeit. Nach dem Sherryeinfluss erscheint eine volle reife Saftorange. Keine Schale sondern das pure Fruchtfleisch.
Zarte blumige Parfumdüfte wehen im Hintergrund vorbei. Könnte dies vom Eichenfass kommen? Mit wenigen Tropfen Wasser tritt die Vanille in den Vordergrund und er riecht wie ein Orangenkuchen.
Foto: Kirsch Whisky |
Hier zeigt der Glenburgie gleich ein anderes, neues Gesicht. Überraschend würzig ist er gleich von Anfang an. Das Mundgefühl ist cremig. Er präsentiert sich mit einem vollen, kräftigen Körper. Die Eiche zeigt dich als leichtes spritziges Gefühl auf der Zunge. Der Geschmack wird herber, aber nicht bitterlastiger. Eher wie eine herbe Schokolade oder ein nicht allzu starker Kaffe, wie ein kleiner Brauner bei uns in Österreich. Der Alkohol von 47,1% ist aber gut eingebunden.
Mit wenig Wasser wird er spürbar weicher. Die Würzigkeit tritt in den Hintergrund. Die Schokolade bleibt.
Abgang
Die leicht bittere Komponente ist auch beim Finish präsent. Wärmend und kräftig gleitet der Malt hinab. Aromatische Eiche bleibt auch am Ende. Der Abgang ist mittel bis lang.
Fazit
Das ist so ein Nasenschmeichler. Da sind alle Aromen miteinander im Einklang. Zu einem schönen Gemeinsam verbunden. Da sticht nichts wirklich heraus bzw. hervor. Aber er ist auch ein Chamäleon. So weich und fruchtig er sich in der Nase gibt, so - fast schon jugendlich - kräftig, vollmundig und spritzig würzig zeigt er sich im Mund. Und da setzt auch ein wenig mein Kritikpunkt an. Ich vermisse die schöne Fruchtigkeit, die Orange aus der Nase im Mund. Der Malt ist trotzdem ein schönes Erlebnis.
Mittwoch, 1. April 2020
Craigellachie 17y
Whiskybase
Nase & im Glas:
Der Unterschied zum Craigellachie 13y in der Farbe ist deutlich. War der 13jährige noch im hellgoldenen Farbbereich, ist der vier Jahre ältere deutlich dunkler im satten Rotgold beheimatet. Die Legs rutschen ölig langsam herunter.
Wow! Beim ersten Hineinschnuppern bekomme ich eine Schwefelnote in die Nase! Die hatte ich beim 13er nicht. Habe ich bisher noch nie so deutlich empfunden. Ich gebe dem Malt mal mehr Zeit im Glas.
Langsam bekomme ich Frucht und Malz, die miteinander verwoben sind. Bei der Frucht bin ich mir nicht sicher, ob ich hier einen Mix aus sehr reifen Birnen mit etwas Banane bekomme. Auf jeden Fall ist die Nase voller Aromen. Schwer für mich, sie auseinander zu dröseln.
Mit ein paar Tropfen Wasser macht der Malt spürbar mehr auf. Der Geruch nimmt mehr malzige, getreidigere Nuancen an.
Geschmack:
Ich hab den Schwefel auch leicht im Mund. Dahinter aber eine sehr deutliche Würzigkeit. Kräftiger Antritt, leichtes Prickeln im Mund. Mit Wasser wird er deutlicher süßer und runder im Mund. Deutlich besser. Und der Schwefel verschwindet oder ich habe mich schon daran gewöhnt. Je länger ich ihn im Glas habe, desto besser wird die Nase!
Abgang:
Leicht bitter im Abgang. Jetzt etwas Eiche und die Würze bleibt etwas länger im Mund. Ebenfalls mit Wasser wird er auch im Abgang anders, die getreidige Würze wird milder aber dafür die Eiche mehr und bleibt auch im Gaumen länger spürbar.
Fazit:
Ja. Der ist ein Arbeitsmalt. Da muss ich hart daran arbeiten, damit ich den analysiert bekomme. Der Junge braucht Zuwendung und Zeit und Wasser. Er ist deutlich intensiver in seinen Aromen, als der jüngere Bruder. Aber ich finde ihn auch weniger süffig. Ist vielleicht sich nicht sein Anliegen. Mit Wasser wird er wirklich deutlich besser. Und auch mit der Zeit.
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